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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2024

Berührende Geschichte einer Frau

Ava liebt noch
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Ava ist 43, Ehefrau, Mutter von drei Kindern und hat sich im letzten Jahrzehnt irgendwie selbst verloren. Als sie dem 19 Jahre jüngeren Kieran begegnet, ist sie sofort Feuer und Flamme. Sie beginnt eine ...

Ava ist 43, Ehefrau, Mutter von drei Kindern und hat sich im letzten Jahrzehnt irgendwie selbst verloren. Als sie dem 19 Jahre jüngeren Kieran begegnet, ist sie sofort Feuer und Flamme. Sie beginnt eine Affäre mit ihm, was nicht folgenlos bleibt.

Ich fand es sehr erfrischend, einen Roman aus der Perspektive einer Mittvierzigerin mit mehreren Kindern zu lesen. Nachvollziehbar schildert die Autorin, wie es zur Affäre kommt, ohne dies zu entschuldigen. Doch dabei bleibt der Text nicht stehen. Wir begleiten Ava über viele Jahre hinweg und entgegen der möglichen Klischees bei einer solchen Erzählung kam es zu einigen Entwicklungen, die ich nicht vorher gesehen habe und ich war immer gespannt, was wohl noch passieren würde.

Vera Zischke fängt im Buch so viele Momente im Leben einer Mutter ein, mit denen ich mich identifizieren konnte. Sie beschreibt den Alltag mit Kindern und warum dieser häufig so schlaucht. Sie benennt die Mehrfachbelastung und ungleiche Verteilung von Aufgaben, den Mental Load, das ständige Einfordern der eigenen Aufmerksamkeit, die vielen Unterbrechungen bei Tätigkeiten oder Gedanken. Wie man unsichtbar wird für andere Menschen.

Hätte ich Kierans Perspektive und seinen Hintergrund gebraucht? Nicht unbedingt, denn für mich ist es weniger eine Liebesgeschichte als die Geschichte von Ava, einer relativ „normalen“ (ja, über den Begriff kann man lange diskutieren) Frau, die ihr Leben lebt, Höhen und Tiefen begegnet, viele Fehler macht, sich mehrfach verliert und wieder findet. Ein Buch, das ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 25.07.2024

Von Monstern in Familien

Kleine Monster
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Pia erhält diesen einen Anruf aus der Schule, den alle Eltern fürchten: Es gab einen Vorfall, in den ihr siebenjähriger Sohn Luca involviert war. Diese Nachricht versetzt Pia und ihren Mann Jakob in Aufruhr ...

Pia erhält diesen einen Anruf aus der Schule, den alle Eltern fürchten: Es gab einen Vorfall, in den ihr siebenjähriger Sohn Luca involviert war. Diese Nachricht versetzt Pia und ihren Mann Jakob in Aufruhr und führt zum kritischen Hinterfragen ihrer Erziehungsstile. Gleichzeitig denkt Pia immer mehr über ihre eigene Vergangenheit und insbesondere ihr Aufwachsen in ihrer Herkunftsfamilie nach. Was führte zum Bruch der Familie mit ihrer Schwester Romi und zum Tod ihrer Schwester Linda?

„Kleine Monster“ ist ein Roman, der sich mit den komplexen und häufig schwierigen Dynamiken innerhalb von Familien auseinandersetzt. Besonders eindrucksvoll ist für mich, wie Jessica Lind die Perspektive von Pia als Mutter und Tochter schildert. Als Lesende erleben wir ihre Ängste, Zweifel und die tiefgehende Reflexion über ihre eigene Kindheit. Die Autorin baut eine dichte Atmosphäre des subtilen Horrors auf. Die Spannung steigt kontinuierlich, während sich Pia zunehmend immer unsicherer wird, wie zuverlässig ihre Erinnerungen sind.

Diese Mischung aus spannender Handlung und tiefgehender Reflexion zu Familiensystemen machen "Kleine Monster" zu einem sehr empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Familiengeschichte mit Märchenelementen

Cascadia
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Elena und Sam sind Schwestern, Ende zwanzig und leben zusammen mit ihrer schwer kranken Mutter auf einer idyllischen Insel im Nordosten der USA. Die Familie ist durch die Krankheit der Mutter und die Folgen ...

Elena und Sam sind Schwestern, Ende zwanzig und leben zusammen mit ihrer schwer kranken Mutter auf einer idyllischen Insel im Nordosten der USA. Die Familie ist durch die Krankheit der Mutter und die Folgen der Pandemie verschuldet. Sams Job auf einer Fähre und Elenas Arbeit in einem Golfclub reichen kaum aus, um sie über Wasser zu halten. Eines Tages taucht ein Bär auf der Insel auf. Auch Sam und Elena begegnen ihm, und ihre unterschiedlichen Reaktionen darauf bringen alles aus dem Ruder.

"Cascadia" hat märchenhafte Züge und nutzt reichlich Symbolik. Schon zu Beginn wird aus "Schneeweißchen und Rosenrot" zitiert. Die Kindheit der Schwestern, in der sie die malerische Natur erkundeten und sich in ihrer Fantasie verloren, wird immer wieder thematisiert. Typische Motive wie die schöne Mutter, ein Leben in Armut und ein möglicher Retter tauchen ebenfalls auf. Und natürlich der Bär, der für die eine Schwester Hoffnung und für die andere eine Bedrohung darstellt.

Die Autorin nimmt sich Zeit, die märchenhafte Atmosphäre aufzubauen, und steigert erst gegen Ende das Tempo.
Ich hatte einen anderen Abschluss der Geschichte erwartet und bin mir nicht ganz sicher, wie ich das tatsächliche Ende finde. Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen, denke aber selten daran zurück.

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