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Veröffentlicht am 03.07.2025

Sensibler Kurzroman über die Liebe im Besonderen

Die Geschichte des Klangs
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Gibt es im Leben eines jeden Menschens diese eine Liebe, die das ganze Leben hindurch hält und deren Erinnerung wie ein Lebensfaden durch das Leben zieht? Beziehungsweise, diese Liebe mit all ihren Facetten ...

Gibt es im Leben eines jeden Menschens diese eine Liebe, die das ganze Leben hindurch hält und deren Erinnerung wie ein Lebensfaden durch das Leben zieht? Beziehungsweise, diese Liebe mit all ihren Facetten vergisst man nie?

Schon das Kennenlernen ist ein besonderes Erlebnis: Da sitzt einer am Klavier und spielt, selbstvergessen. Und ein anderer hört zu und sieht den Musiker, ist so angetan, dass er seine Freunde alleine weiterziehen lässt. Eine Männerfreundschaft beginnt. Eine kurzzeitige Männerliebe, auf musikalischem Boden. Der eine singt, der andere komponiert. Dann beginnt der Erste Weltkrieg.
Lionel muss zu Hause helfen, sein Bruder ist im Krieg (und kehrt nie wieder zurück), sein Geliebter David zieht auch in Krieg. Nach dem Krieg Juni 1919 kommt ein Brief „Mein lieber silberzüngiger Konföderierter....“ und der Einladung mit ihm und den Walzen 'auf Walz' zu gehen.
Herrliche zwei Monate lang ziehen die beiden jungen Männer durch die wilde Natur 'New Englands', sammeln Balladen, produzieren Phonographenwalzen. Sie lieben sich, übernachten unter dem freien Himmel und erleben eine schöne Zeit in der Natur, mit singenden Menschen vor Ort und vor allem mit sich. Beide sind bisexuell, lieben Männer wie Frauen gleichermaßen. Es gibt nur diesen einen Sommer! Und Davids Geheimnis. Und es wird nie wieder so sein wie in den herrlichen zwei Monaten. Am Ende seines Lebens tritt Lionel, inzwischen anerkannter Sänger und Autor einiger Musikbücher, in einer Fernsehsendung auf. Das ist nun der Auftritt von Annie in dem Buch und die Geschichte bekommt eine neue Wendung.

Es ist nicht nur aufregend von Phonographenwalzen zu hören (eine technische Errungenschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts), sondern auch von bemerkenswerten Musikern zu hören (die nach Gehör singen können, so wie Lionel, der sogar die Töne als Farben und Geschmack feststellt) und David, der überall seine Noten hinschreiben musste, die ihn ständig umwabberten (sogar auf Klowände). Die Geschichte von Lionel und David ist wortgewaltig, aber ausgesprochen sensibel und mit wunderschönen Sprachbildern beschrieben! Dass das Büchlein ein sehr dünnes ist, stört überhaupt nicht. Im Gegenteil, es ist komprimiert geschrieben, steckt voller Lebensweisheiten und es eignet sich ausgesprochen gut zum Wiederlesen.

Knackige 104 Seiten! Passt hervorragend in jede Tasche für Fahrten auf der Schiene.
„Die Geschichte des Klangs“, Ben Shattuck, Hanser Verlag

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Veröffentlicht am 03.07.2025

Der Wundergarten, der heilt und Segen bringt

Der Garten der kleinen Wunder
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Bei der Leseprobe hat mich der Text zu erst einmal sehr neugierig gemacht: Was steckt hinter diesen Frauen? Welches Schicksal? Was hat das alles mit dem Garten zu tun? Und wer ist dieses Mädchen am Zaun?

Bei ...

Bei der Leseprobe hat mich der Text zu erst einmal sehr neugierig gemacht: Was steckt hinter diesen Frauen? Welches Schicksal? Was hat das alles mit dem Garten zu tun? Und wer ist dieses Mädchen am Zaun?

Bei den Beschreibungen des Gartens wollte ich sofort losrennen, um diesen Wundergarten zu suchen. Wo ist er? Kann ich diese Zauberpflanzen, dieses märchenhafte Arrangement, diese tolle Atmosphäre auch erleben? Es gibt durchaus solch ähnliche Gärten in meiner näheren Umgebung zu besichtigen, gegen Eintritt und in der Gemeinschaft vieler zu betreten. Doch das ist ein käufliches Erlebnis für kurze Zeit und nicht zu vergleichen mit dem, was im Roman beschrieben wird. Die tiefe Ruhe, die Achtsamkeit, die Herstellung des seelischen Gleichgewichtes.
Also bleibt es eher mein Wunschtraum einem solchen Garten näher kommen zu dürfen.

Die Geschichte um die beiden Victorias (Vica und Toya), um Bär, Wille, Florian und Mickie ist ein schönes Leseerlebnis. Die heilende Natur, die Kraft der Pflanzen.

Doch was mich dabei störte ist das "ihr und wir". Es gibt viele schüchterne Menschen
(die stille Menschen genannt werden, oder Introvertierte, doch das ist eher so ein Fachbegriff). Es gibt schüchterne Menschen, die sich mit der Zeit zu sehr selbstbewußten Menschen entwickeln, die dann vielleicht als die Lauten bezeichnet werden, doch eher die Kraft gefunden haben sich zu behaupten. Mal sind Menschen schüchtern, still, in sich zurückgezogen. Mal sind sie laut und setzen sich massiv durch. Das Einseitige ist das einzige, was mich stört. Ihr da, wir da.
Natürlich gibt es diejenigen, die anscheinend schon immer wie Bulldozzer durch die Gegend walzen und andere umfahren. (Vielleicht etwas zu viele in den letzten Jahren). Doch wer aufmerksam sich umschaut und Blicke wechselt, findet diejenige mit dem verschmitzen und süßen Lächeln. Findet Vica, Toya, Bär, Wille.

Das Cover finde ich sehr ansprechend und rückt das Buch sofort in das Genre 'Wohlfühlbuch', durch die Farben, durch die Zeichnungen. Das richtige Buch für ein verregnetes Pfingstwochenende.

Frau Patricia Koelle – Wolken wird als bekannte Autorin bezeichnet. Für mich ist es ihr erstes Buch, was ich von ihr gelesen habe. Ich finde den Stil ganz angenehm, wenn auch manchmal leicht ausschweifig.

„Der Garten der kleinen Wunder“, Patricia Koelle – Wolken, Verlag Rowohlt

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Veröffentlicht am 03.07.2025

Anna!

Anna oder: Was von einem Leben bleibt
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Zuerst einmal muss ich mich bei dem Autor dafür bedanken, dass er dieses interessante Thema aufgriff und über seine eigene Urgroßmutter recherchierte und schrieb: Damit das Leben unserer Vorfahren nicht ...


Zuerst einmal muss ich mich bei dem Autor dafür bedanken, dass er dieses interessante Thema aufgriff und über seine eigene Urgroßmutter recherchierte und schrieb: Damit das Leben unserer Vorfahren nicht verloren geht.

Denn wer denkt bei diesem Text nicht an die eigene Oma, Uroma und den vor ihnen gewesenen Mütter. Was für ein Leben führten sie, wie sind sie mit der historischen Situation zu recht gekommen, was hat sie im Leben bewegt. Wenn Tagebücher vorhanden – großartig. Ist aber meist nicht der Fall. Auch eine meiner Omis war sehr bemerkenswert, wenn auch widerspenstig und eigensinnig (zum Teil auch im Negativen, aber wer kann denn schon immer gut sein?) Die andere, fällt mir gerade auf, die war auch sehr eigensinnig, doch leider zu meinem Nachteil.

Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts. Lehrerinnen Zölibat. Kriege, Zwischenkriegszeit, Spanische Grippe. Beginn der NaziZeit. Wie setzt sich eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen, ärmlich, Waise, durch mit ihrem Wunsch nach mehr. Sie wird Lehrerin in einem kleinen Dorf. Und verliebt sich ausgerechnet in den Dorfprinzen. Und noch schöner, er sich in sie. Vier Jahre Altersunterschied, sie ist die Ältere. Der Vater des Dorfprinzen verbietet die Liaison. Zwölf Jahre Warten, doch das Glück währt nicht lange. Immerhin ein Sohn. Dann, Jahre später, der zweite Ehemann (und Uropa des Verfassers), auch dieses Mal ein Skandal. Großartig! Was für eine Frau!

Das Cover passt natürlich optimal zu diesem Buch, vor allem das Verwischte. Ein 204 Seiten starkes Büchlein: Gut recherchiert und noch besser geschrieben, denn dass der Urenkel schreiben kann hat der erfahrene Journalist bewiesen.

Eine traurige Geschichte einer bemerkenswerten Frau und ihr Urenkel hat ihr nun ein schriftliches Denkmal gesetzt. Gut getan!

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Kokoro, Japanische Weisheiten für ein gelungenes Leben

Kokoro
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Japanologin Beth Kempton macht eine Pilgerreise durch das ländliche Japan. Sie hinterfragt ihr Leben und sucht (Ruhe und Schönheit im Chaos. Vergangenheit loslassen. Nicht mehr um die Zukunft zu sorgen).
Dieses ...


Japanologin Beth Kempton macht eine Pilgerreise durch das ländliche Japan. Sie hinterfragt ihr Leben und sucht (Ruhe und Schönheit im Chaos. Vergangenheit loslassen. Nicht mehr um die Zukunft zu sorgen).
Dieses wunderschön gestaltete Büchlein (vom Einband her und auch der Griffigkeit in der Hand) mag lebensbegleitend sein für andere Suchende. Wer sich für Japan interessiert oder beginnen möchte, sie mit dem Land und der Kultur Japans mehr zu beschäftigen – dies ist der beste Einstieg.

Beth auf ihrer Suche nach den Weisheiten Japans fährt in den Norden Japans, wandert durch – uralte - Wälder, nimmt den Mond mythisch an. Und, das Wichtigste, begegnet vielen weisen Menschen, die sie einführen: Köchen, Taxifahrern, Kaffeehausbesitzern, Dichtern, Philosophen und auch – Achtung - Geistern, die das Land bewohnen. Die Suche heißt 'Kokoro' – achtsames Herz und die Verbindung von Körper und Geist.

Ihre Krise überwindet Beth Kempton mit dieser bedeutsamen Reise, zu sich, zur intensiven Kultur des Landes. Kokoro, sagt sie, ist der Anfang und das Ende für ein gelungenes Leben. Und das Schöne daran, es kann für jeden Menschen etwas anderes bedeuten. Es gibt keine Festlegung.

Das Buch regt an, die Reise in das einst so verschlossene Land zu wagen. Es auch Empfehlungen für die Reise nach Japan. Doch eigentlich ist es ein Ratgeber, für mich, mein Leben und sich mit fernöstlicher Weisheit zu beschäftigen. Nicht unbekannt mit Achtsamkeit und Mediation, gelang mir der Einstieg sehr gut. Es sind aber auch Themen erwähnt, die zeitweise schmerzlich sind.

Sogar Hinweise für die Verwendung des Japanischen und für die kulturelle Sensibilität enthält das höchst angenehme Buch. Es könnte unter das Genre Ratgeber eingeordnet werden, für mich ist es mehr – es enthält vielseitige Facetten, Einführung in das japanische Leben, ja auch ein bisschen Hilfestellung für ein erträgliches Reisen nach Japan. Ich werde meinem Wunsch, dorthin zu reisen, folgen...

Das Land der aufgehenden Sonne (weil das Land im Osten von China liegt) und ich war bereits mehrere Monate in China, ich war in Indien, ebenfalls mehrere Monate, jetzt folgt ein weiteres wichtiges asiatisches Land.
Danke für das Buch!

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Wiedersehen mit einer mir bekannten Region

Wilde Berge des Balkan
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Wilde Berge des Balkan, Ein Fernwander-Abenteuer der Bergfreundinnen, Antonia Schlosser, Katharina Kestler, Lina Bartelmus, Ullstein extra, Sachbuch

Klappentext und Ankündigung des Wanderbuches hören ...

Wilde Berge des Balkan, Ein Fernwander-Abenteuer der Bergfreundinnen, Antonia Schlosser, Katharina Kestler, Lina Bartelmus, Ullstein extra, Sachbuch

Klappentext und Ankündigung des Wanderbuches hören sich zuerst einmal gut an und macht neugierig. Es ist jedoch keine stille Alleinwanderung dreier Frauen, die sich durch die Wildnis schlagen müssen, sondern eine wohldurchdachte Expedition einer Wander- plus Filmgruppe von insgesamt acht Personen. Da ich bereits in der Region unterwegs war interessiert mich in erster Linie, was sie anders sehen als ich. Wobei ich auch keine Mehrtagewanderung unternommen habe, sondern lediglich Tagestouren (zu einer Zeit, wo nicht Bären oder Wölfe das größte Problem waren).

In echte Wildnis und unerschlossene Bergregionen. Dabei wollen sie Frauen treffen, deren Lebensrealität eine andere ist als die ihre (die drei Interviews sind sehr aufschlussreich und informativ, gut gemacht!). Sie machen den Dreiländer-Wanderweg „High Scardus Trail“, der durch Nordmazedonien, den Kosovo und Albanien führt. Dabei durchqueren sie sechs Nationalparks, fünf Gebirgszüge und eine Hochebene, „Little Mongolia“ genannt (nie davon gehört).

Zum Hintergrund: 'Bergfreundinnen' ist eine journalistische Produktion dreier Frauen, die gerne wandern. Das ist kein Jakobsweg mal eben loslegen auf dem Weg zu sich, sondern kalkuliertes Wandern (eigentlich sollte wandern immer gut vorbereitet sein). Doch es geht auf den Balkan! Dann war ich überrascht, dass sie versuchten in einem Sportladen in Pristina Bestandteile ihrer Tour zu kaufen. Ach ja, klar, sie sind angeflogen gekommen und Gaskartuschen darf man nicht im Flugzeug transportieren. Überrascht war ich auch über das Problem mit dem kaputten Schuh. Das ist doch eine der ersten Regeln beim Wandern, 'überprüfe gut dein Schuhwerk!'.
Interessant war auch zu erfahren, dass das Müllproblem in der Region immer noch immens ist. War schon damals so, wir sagten immer, die Blüten des Kosovos - die an den Bäumen hängenden dünnen Plastiktüten. In anderen Regionen der Welt sind sie schon viel rigoroser (ich erinnere an das Plastikverbot in Ruanda).

Während der zehn Tage erklimmen sie 10.000 Höhenmeter und legen 175 Kilometer zurück. Liest sich ganz gut, ist informativ. Obwohl ich als erfahrene Bergwanderin schon ganz andere Touren machte und meistens in sehr kleinen Gruppen, zu zweit oder höchstens zu viert.

Als Einstiegsbuch für Anfänger:innen ganz gut!

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