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Veröffentlicht am 20.05.2025

Die Trägheit der Idealisten

Fabian
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Zum Inhalt:

Dr. Jacob Fabian ist Germanist und arbeitet als Werbetexter in Berlin. Er stürzt sich in erotische Abenteuer, trinkt mit Reportern und versucht, im stürmischen Treiben der Großstadt an seinen ...

Zum Inhalt:

Dr. Jacob Fabian ist Germanist und arbeitet als Werbetexter in Berlin. Er stürzt sich in erotische Abenteuer, trinkt mit Reportern und versucht, im stürmischen Treiben der Großstadt an seinen Idealen festzuhalten. Doch die Stadt bewegt sich im Zickzack und die demokratischen Grundlagen der Weimarer Republik geraten zunehmend ins Wanken. Als Fabian die junge Anwältin Cornelia in einem Bildhaueratelier kennenlernt, verändert sich sein Leben und die beiden verlieben sich – doch ihre Liebe soll nicht von Dauer sein.


Mein Eindruck:

Ich habe in diesem Wintersemester ein Seminar zu Erich Kästner belegt und dafür dieses Buch gelesen, doch das Cover ist mir schon eine ganze Weile vorher gelegentlich in der Buchhandlung aufgefallen, weswegen es mich gefreut hat, es auf der Lektüreliste zu finden.

Besonders nach ‚Emil und die Detektive und Emil und die drei Zwillinge‘ und ‚Das fliegende Klassenzimmer‘ war ich gespannt darauf, wie anders Kästner für seine erwachsene Leserschaft geschrieben hat und ein Unterschied war definitiv erkennbar. Wo in seinen Kinderbüchern die Hoffnung und die Kraft des Guten einen großen Raum einnehmen, ist diese in ‚Fabian‘ so gut wie gar nicht zu finden. Mir ist bewusst, dass es sich um eine gesellschaftskritische Perspektive handelt und es gefiel mir, wie unverblümt er manche Umstände und Situationen geschildert hat. Doch irgendwie wurde die triste Atmosphäre, in der selbst die kleinste Flamme der Hoffnung sofort erlischt, nach einigen Seiten langweilig und fade. Sie deprimierte und frustrierte mich, da Fabian kein flacher, schlecht konstruierter Charakter ist. Er hätte die Umstände, die seinen Alltag geprägt haben, definitiv verändern können, wenn er es genug gewollt und die Energie dafür aufgebracht hätte.

Fabian hat interessante Ansichten in Bezug auf das Leben und die Gesellschaft, deshalb war es für mich nicht ganz verständlich, warum er tatenlos zugesehen hat, wo er doch genau wusste, was die Probleme sind. Das hat die Authentizität seiner Ideale für mich aufgehoben, denn er hat sich so verhalten, als wäre die Tatenlosigkeit zu bequem für ihn und die Aussicht auf Besserung seine Energie nicht wert. Es hat den Eindruck erweckt, er würde sich dieser Welt, die er kritisch betrachtet, nicht wirklich zugehörig fühlen – als wäre er ein unbeteiligter Beobachter.

Genau da hat Kästner meiner Meinung nach alles richtig gemacht, denn die Geschichte hat mich mehrmals zum Nachdenken angeregt. Gleichzeitig hat es sich für mich so angefühlt, als hätte er es sich mit diesem Werk zu leicht gemacht und als würde ein bedeutender Teil zur endgültigen Vollendung fehlen. Hier sollte ich erwähnen, dass ich die zensierte Version und nicht ‚Fabian oder Ein Gang vor die Hunde‘ gelesen habe. Vielleicht würde meine Einschätzung anders ausfallen, hätte ich diese Version gelesen – wer weiß.

‚Fabian‘ zu lesen war auf jeden Fall interessant, besonders im Hinblick auf den Kontrast zu seinen Kinderbüchern. Kästners Schreibstil strahlt eine gewisse Intelligenz aus, was mir sehr gut gefällt, doch in diesem Werk hat mir, wie bereits erwähnt, einfach etwas gefehlt, um es genauso gut finden zu können, wie die anderen Bücher, die ich bereits von ihm kenne. An Fans seiner Arbeit würde ich es auf jeden Fall weiter empfehlen.



(https://book-souls.com/2025/05/19/fabian-von-erich-kaestner/)

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Gewalt über Freiheit

Die Räuber
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Zum Inhalt:

Karl wird aufgrund einer Täuschung und aus Protest gegen die Schwächen der gesellschaftlichen Ordnung zum Anführer einer „Räuberbande“ und findet sich kurze Zeit später in seiner Heimat wieder. ...

Zum Inhalt:

Karl wird aufgrund einer Täuschung und aus Protest gegen die Schwächen der gesellschaftlichen Ordnung zum Anführer einer „Räuberbande“ und findet sich kurze Zeit später in seiner Heimat wieder. Dort versucht sein Bruder Franz seinen Anspruch auf Macht durchzusetzen, indem er sich gegen die eigene Familie stellt und seine Umwelt mit hinterlistigen Lügen täuscht. So trifft der idealistische Verbrecher auf den Widerstand des eigennützigen und letztendlich müssen beide den Fehler ihres Handelns erkennen.


Mein Eindruck:

Ich habe bisher zwei Werke von Schiller gelesen und plane, in Zukunft weitere von ihm zu lesen, doch sein erstes Drama ‚die Räuber‘ konnte mich nicht wirklich überzeugen.

Es ist gut geschrieben, lässt sich trotz der schweren gesellschaftlichen und politischen Thematiken gut lesen und hat einige spannende Szenen zu bieten. Besonders der Konflikt zwischen den Brüdern Karl und Franz stellt einen bedeutenden Teil der Handlung dar und bildet auch die Ursache für viele Entscheidungen der beiden während der Handlung. Zwischen ihnen besteht ein starker Kontrast, den Schiller meisterhaft in ihrem Charakter und ihren Taten ausdrückt, was mir sehr gefallen hat. Allgemein hat dieses Buch viele spezielle Figuren zu bieten.

Neben den Brüdern gibt es noch die Figur Spiegelberg, der manipulativ, zielorientiert und egoistisch vorgeht und die Räubergruppe in vielen Situationen nicht sonderlich positiv zu beeinflussen weiß. Amalia, die einzige Frauenrolle in diesem Werk, ist beeindruckend. Ihr Mut und ihr Kampfgeist halten eine ganze Weile an, trotz der Mitteilung, dass ihr Geliebter gefallen ist. Sie ist clever genug, um hinter ein paar der Intrigen zu kommen und scheut sich nicht, ihre Meinung kundzutun.

Was mich wirklich überrascht hat, war das Ende. Ich hatte einige Wendungen der Handlung bis zu diesem Punkt vorhersagen können, doch mit dieser Heftigkeit hätte ich nicht gerechnet. Es fällt mir schwer, einen Standpunkt zu dem Ende zu formulieren, denn ich kann mich nicht darauf festlegen, ob es mir gefallen oder mich enttäuscht hat. Während des Lesens hatte ich immer wieder den Eindruck, dass mir etwas fehlt, doch ich konnte nicht herausfinden was.

Wenngleich dieses Buch nicht mein liebstes Werk von Schiller sein mag, hat es dafür, dass es sein erstes Werk ist, auf jeden Fall Respekt und Anerkennung verdient.


(https://book-souls.com/2025/05/20/die-raeuber-von-friedrich-schiller/)

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Von Korruption und verletztem Stolz

Der Besuch der alten Dame
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Zum Inhalt:

Mit einem großzügigen Angebot für die Güllener Bewohner kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian zurück in ihre Heimatstadt, doch sie hat nicht vor die Wohltäterin zu mimen, sondern sinnt ...

Zum Inhalt:

Mit einem großzügigen Angebot für die Güllener Bewohner kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian zurück in ihre Heimatstadt, doch sie hat nicht vor die Wohltäterin zu mimen, sondern sinnt nach Rache. Rache an ihrem damaligen Liebhaber Ill, der ihr das Herz gebrochen und ihre Ehre durch den Schmutz gezogen hat. Für eine große Summe Geld fordert sie die Bewohner der Stadt dazu auf, Ill für sein Vergehen mit dem Tod zu bestrafen. Sie erfährt zunächst Zurückweisung, doch durch ihre anhaltende Präsenz werden die Bewohner zunehmend in Versuchung gebracht, ihr Angebot anzunehmen.


Mein Eindruck:

Dieses Buch ist mir bereits häufiger in der Schullektüre-Abteilung der Buchhandlung aufgefallen und ich habe seitdem mit dem Gedanken gespielt, es zu lesen. Wie es der Zufall so wollte, befand es sich auf einer Lektüreliste für die Uni und ich wählte es kurzerhand aus.

Da die Handlung wie ein Theaterstück aufgebaut ist, ließ es sich zügig lesen und es war leicht, einen Überblick über die verschiedenen Figuren und Geschehnisse zu behalten.

Claire ist eine von Rachsucht getriebene alte Frau, die der Meinung ist, sich alles erkaufen zu können. Sie hält an ihrer Wut von damals fest und vernachlässigt dadurch das Leben, das sie in der Gegenwart haben könnte. Doch ich würde sie nicht als große Antagonsistin der Geschichte einordnen. Diese Rolle fällt meiner Meinung nach vielmehr den Bewohnern der Stadt zu, die im Laufe der Handlung ihre Moral über Bord werfen und eine bizarre Vorstellung von Gerechtigkeit ausleben.

Mir gefallen der gesellschaftskritische Unterton der Geschichte und auch das Zusammenspiel aus Humor, Skurrilität und Schock. Moral und Gerechtigkeit werden in dieser Stadt vergeblich gesucht und ich finde diese schleichende Veränderung der Stimmung, parallel zur Veränderung des Verhaltens der Bewohner gegenüber Ill, super spannend und genial umgesetzt. Ich habe mit Ill mitgefühlt und seine steigende Angst absolut verstehen können.

Das Ende empfand ich als sehr frustrierend, aber nicht als schlecht und kann das Buch aus diesem Grund besonders Fans von bizarren Geschichten empfehlen.



(https://book-souls.com/2025/05/20/der-besuch-der-alten-dame-von-friedrich-duerrenmatt/)

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Benebelt von Tagträumereien

Aus dem Leben eines Taugenichts
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Klappentext:

Nichts ist ihm so fremd und so verhasst, wie ein Leben, orientiert an Sicherheit und eigenem Vorteil. Der Taugenichts verkörpert nichts anderes als die Sehnsucht nach Ferne, die Leichtigkeit ...

Klappentext:

Nichts ist ihm so fremd und so verhasst, wie ein Leben, orientiert an Sicherheit und eigenem Vorteil. Der Taugenichts verkörpert nichts anderes als die Sehnsucht nach Ferne, die Leichtigkeit des Seins, die sich in Träumereien zeigt und die erst durch den Unmut des Vaters zum Handeln aktiviert wird.

Mein Eindruck:

Die Novelle wurde mir von einem Freund empfohlen und ist gleichzeitig in die Kategorie ‚Unilektüre‘ gefallen. Von Joseph von Eichendorff hatte ich bisher kein Werk gelesen, doch ich werde mir vermutlich weitere von ihm ansehen, denn diese Novelle hat mir sehr gefallen.

Der Taugenichts ist ein sehr naiver und verträumter Charakter, der die Natur zu schätzen weiß und seine Liebe zur Musik auslebt. All diese Eigenschaften haben ihn für mich sympathisch gemacht und es fiel mir leicht, ihm Gutes zu wünschen.

Eichendorffs Schreibstil spiegelt diese Verträumtheit und Wertschätzung der Natur, lässt sich äußerst angenehm lesen und hat natürlich viele musikalische Passagen vorzuweisen. Die Geschichte wird ausschließlich auf die Perspektive des Taugenichts begrenzt, womit der Autor in seinem Erzählstil spielerisch umgeht und damit den Plot raffiniert in Szene setzt. Mich hat er mit dieser Taktik und der naiven Einstellung des Taugenichts erfolgreich täuschen können, weshalb ich den Plot nicht hab kommen sehen. Ich muss gestehen, danach meine allgemeine Fähigkeit der Textrezeption hinterfragt zu haben.

Es ist gleichermaßen eindrucksvoll und beschämend, so einfach an der Nase herumgeführt worden zu sein und ich kann mich nur an wenige Bücher erinnern, die es ebenfalls geschafft haben.

Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen und denke, dass es besonders den Romantikern unter uns gefallen wird.


(https://book-souls.com/2025/05/20/aus-dem-leben-eines-taugenichts-von-joseph-von-eichendorff/)

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Veröffentlicht am 23.03.2025

Parole Emil!

Emil und die Detektive & Emil und die drei Zwillinge
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Zum Inhalt:

Emil…

… und die Detektive: Erstmals wird Emil erlaubt, alleine nach Berlin zu reisen, um seine Großmutter und seine Cousine Pony Hütchen zu besuchen. Aber Emil wird nicht am Treffpunkt ankommen, ...

Zum Inhalt:

Emil…

… und die Detektive: Erstmals wird Emil erlaubt, alleine nach Berlin zu reisen, um seine Großmutter und seine Cousine Pony Hütchen zu besuchen. Aber Emil wird nicht am Treffpunkt ankommen, denn er ist in eine spannende Verfolgungsjagd verwickelt. Er verfolgt einen Dieb durch die laute, befremdliche Großstadt, der im Zug sein ganzes Geld gestohlen hat. Zum Glück findet Emil bald Unterstützung bei Gustav mit der Hupe und den Kindern der Umgebung. Zusammen hecken sie einen Plan aus, wie sie den Dieb stellen können.

… und die drei Zwillinge: Emil und die Detektive sind nun beste Freunde, nachdem sie erfolgreich den Dieb gestellt haben. In den Sommerferien treffen sie sich endlich wieder: Der Professor hat ein Haus geerbt und Emil, Gustav, Pony und den kleinen Dienstag zu sich eingeladen, um gemeinsam an die Ostsee zu fahren. Dort haben sie eine schöne Zeit und viel Spaß zusammen, doch als sie die akrobatischen Byron-Zwillinge treffen und mehr über diese in Erfahrung bringen, finden sie sich plötzlich mitten in einem neuen Fall wieder.


Mein Eindruck:

Dieser Sammelband hat aus mehreren Gründen den Weg in mein Bücherregal gefunden. Zum einen belege ich in diesem Wintersemester ein Seminar zu Erich Kästner und ‚Emil und die Detektive‘ steht, neben anderen Werken, auf der Lektüreliste. Zum anderen habe ich die Story noch grob vom letzten Jahr, in dem ich ein Seminar zu deutscher Kinder- und Jugendliteratur belegt habe, in Erinnerung und bin deshalb auch an der Fortsetzung interessiert.

Es hat mich ein wenig erschrocken, wie viele Details ich innerhalb des letzten Jahres vergessen habe, doch auf diese Weise ist es einem ersten Leseeindruck sehr nah gekommen. Erich Kästners Schreibstil lässt sich problemlos und flüssig lesen. Der Witz und seine mehr oder weniger subtil versteckten Belehrungen verleihen seinen Büchern einen gewissen Charme, der vermutlich der Grund dafür ist, dass auch Erwachsene Freude an seinen Werken für Kinder verspüren können. Er schafft es problemlos den Geist eines Kindes einzufangen und uns die Welt aus dessen Augen sehen zu lassen. Dabei verleiht er jeder Figur einen aussagekräftigen Charakter, den man anhand seines Verhaltens und seiner Handlungen problemlos wiedererkennen kann.

Emil ist ein intelligenter, pflichtbewusster Junge mit viel Mut und einem Sinn für Abenteuer. Ihm als Protagonisten durch beide Bücher zu folgen hat mir viel Freude bereitet, weil Kästner ihn auch älter und somit reifer werden lässt. Seine Art zu handeln und sich auszudrücken, wie auch seine Sorgen und Ängste, werden an das jeweilige Alter angepasst, was mir definitiv positiv aufgefallen ist. Dasselbe macht er auch mit den anderen Hauptfiguren rund um Emil (Gustav, der Professor, der kleine Dienstag, etc.), wodurch die Dynamik innerhalb der Freundesgruppe authentischer wird und sie zusammen an ihrem neuen Abenteuer wachsen.

Der erste Band ist lehrreich, lustig, verspielt, abenteuerlich und handelt von einer Gruppe intelligenter Jungs in der schnelllebigen Hauptstadt von Deutschland und der zweite behält einige dieser Aspekte bei, fügt neue hinzu und spielt an der Küste, fernab von Stress und Lärm. Dafür behandelt er tiefgründige Themen, die in Familien auftreten können und ist wie bereits erwähnt, an das Alter der Jungs angepasst.

Natürlich darf auch die Intertextualität der Texte nicht unerwähnt bleiben. Kästner hat sich spielerisch zu einem Bestandteil seiner Geschichte gemacht und auch im zweiten Band seinen Auftritt nicht verpasst, mit dem er garantiert die Verfilmung von ‚Emil und die Detektive‘ bewerben wollte.

Allgemein kann ich sagen, dass mich seine Kinderbücher bisher nie enttäuscht haben und ich, besonders die Geschichten rund um Emil und seine Freunde, als äußerst lesenswert erachte und wärmstens weiterempfehlen kann – egal ob an Groß oder Klein.

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