Profilbild von Malaika

Malaika

Lesejury Star
offline

Malaika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Malaika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2017

Eine starke Protagonistin im Kampf um die Freiheit

Im Feuer der Freiheit
0

Als Fannys Onkel Breedenbeck stirbt, wird sie Georg von Alvesloh als Mündel zugeteilt. Fanny hasst es kontrolliert zu werden und treibt Alvesloh mit ihren Aktionen fast in den Wahnsinn. Währenddessen ist ...

Als Fannys Onkel Breedenbeck stirbt, wird sie Georg von Alvesloh als Mündel zugeteilt. Fanny hasst es kontrolliert zu werden und treibt Alvesloh mit ihren Aktionen fast in den Wahnsinn. Währenddessen ist die politische Lage in Hamburg ziemlich unruhig: Napoleons Truppen versuchen Hamburg zu besetzen und sowohl Alvesloh als auch Fanny probieren alles, um die Franzosen aus der geliebten Stadt erst zu verjagen und später ihre Rückkehr zu verhindern.

Fanny stellt eine “starke" Protagonistin dar - im Laufe des Buches ist dies manchmal sehr ausgeprägt und andere Male kann man es kaum erkennen. Ich hätte eine etwas gleichmässigere Entwicklung der Protagonistin erwartet: eine ‘starke’ Fanny, die Gefühle hat, anstatt manchmal stark zu sein, manchmal voll und ganz impulsiv und manchmal sogar etwas naiv zu agieren.

Auch wenn mich die Geschichte am Anfang nicht wirklich fesseln konnte und die Charaktere mir zum Teil irgendwie “oberflächlich" vorkamen, konnte mich die Geschichte ab einer guten Hälfte des Buches voll und ganz in den Bann ziehen.

Ich persönlich habe gar nicht gewusst, dass Hamburg einmal von den Franzosen besetzt wurde… Ich finde, dass die Autorin die politische Situation und historische Hintergründe sehr gut überbracht hat und konnte ihr gut folgen.

“Im Feuer der Freiheit” ist in historischer Roman, der von mir vier Sterne bekommt und nur deshalb, weil ich am Anfang irgendwie nicht wirklich in die Geschichte abtauchen konnte. Absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 24.10.2017

Einfach wunderschön

Das letzte Jahr
0

Elfi möchte später im Zirkus arbeiten und übt dafür schon auf ihrem roten Fahrrad, das sie zum Geburtstag bekommen hat. Sie liebt es über die Hügel zu rasen und die Gegend zu erkunden. Ihre Eltern machen ...

Elfi möchte später im Zirkus arbeiten und übt dafür schon auf ihrem roten Fahrrad, das sie zum Geburtstag bekommen hat. Sie liebt es über die Hügel zu rasen und die Gegend zu erkunden. Ihre Eltern machen sich keine Sorgen, wenn sie mit ihren neun Jahren herumfährt, weil in der kleinen Stadt sowieso nichts passieren kann. Falls etwas passiere, würde irgendjemand die Mutter sofort holen.
Die zweite Option, die sie für die Zukunft hat, ist, um nach Amerika auszuwandern, um den “Indianern” zu helfen. Das sagt sie ihrer Mutter aber noch nicht, weil die wahrscheinlich nichts davon halten würde…

Ilse Tielschs Schreibstil hat mich von Anfang an an Ilse Aichinger erinnert. Als sich dieses Gefühl der Bekanntheit immer mehr versterkt hat, habe ich ein bisschen recherchiert und es hat sich heraus gestellt, dass mein Gefühl gar nicht soweit hergeholt war.

So schreibt Hans Weigel zum Erscheinen des Buches "Ein Elefant in unserer Straße":
»Wenn der Kafka und der Orwell als gemeinsame Tochter die Ilse Aichinger gehabt hätten, und die wiederum eine Verbindung mit Herzmanovsky-Orlando eingegangen wäre, dann wäre die Ilse Tielsch-Felzmann herausgekommen, mit Mark Twain als Vater.«

Dieser Verbindung kann ich nur zustimmen. Wo Ilse Aichinger vieles ausführlich beschreibt, sind Ilse Tielschs Beschreibungen minimalistischer, aber haben den gleichen Charme.

Elfi ist eine wunderbare Protagonistin. Sie ist so gut beschrieben, dass sie zum Greifen nah ist. Sie könnte einfach aus dem Buch spazieren und ein wirklicher Mensch sein. Nicht jede Autorin oder Autor schafft es, die Charaktere in einem Buch so plastisch zu beschreiben, aber Ilse Tielsch hat es gemeistert!
Man sieht die Welt durch die Augen der Neunjährigen: die Veränderungen der Zeit, die sie nur nach und nach zu verstehen lernt; die Versuchung, alles ohne nachzudenken nachzuplappern, was die Leute behaupten, aber letztendlich doch zur Vernunft zu kommen.

Auch wenn mir normalerweise dieser Coverstil nicht gefallen würde, finde ich, dass er wunderbar zum Inhalt passt, einfach und kompliziert zugleich - genau wie die Geschichte selbst.

Auch wenn ich verstehe, dass der Roman aufgehört hat, wo er aufhört, finde ich es schade…

Ilse Tielschs Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und Elfi ist mir sehr ans Herz gewachsen. Da ich noch nie zuvor von Ilse Tielsch gehört habe, was eigentlich für mich als Österreicherin sehr erstaunlich ist, werde ich mich nach diesem tollen Buch ihren anderen Büchern widmen.
Ich kann nur hoffen, dass ihr das Gleiche tut.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Invita die Kriminalbeamtin

Die Legion des Raben
0

Invita, die Kriminalbeamtin, versucht einen Mord aufzuklären, um einen ganzen Sklavenhaushalt vor der Hinrichtung zu bewahren. Nur ist Innvita leider keine Beamtin sondern eine junge Sklavin in der Römerzeit. ...

Invita, die Kriminalbeamtin, versucht einen Mord aufzuklären, um einen ganzen Sklavenhaushalt vor der Hinrichtung zu bewahren. Nur ist Innvita leider keine Beamtin sondern eine junge Sklavin in der Römerzeit. Sie ist zwar sehr clever aber wird durch ihren Status nicht sehr ernst genommen.
Auf Invitas Reise nach der Wahrheit passieren mehrere unerwartete Dinge. Wird sie es schaffen, rechtzeitig mit Beweisen aufzutauchen, um den Sklavenhaushalt zu retten?

Das Buch ist sehr aktionsreich, man langweilt sich keine Minute. Es ist eigentlich das zweite Buch in einer Serie über die clevere Sklavin, aber ich konnte ihm, ohne den ersten Band gelesen zu haben, problemlos folgen.

Der Schreibstil von Maria W. Peter ist sehr angenehm, man kann sich alles sehr plastisch vorstellen, ohne das es unheimlich wird.

“Die Legion des Raben” ist ein historischer Krimi, in dem man in die Vergangenheit abtauchen kann und zusammen mit Invita auf die Suche nach den Mörder geht.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Zwei verrückte Protagonisten

Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt
0

Seid gewarnt, das Buch nimmt einige sehr unerwartete Wendungen und das Ende ist ein richtiger Cliffhanger. Ich kann nur hoffen, dass es einen Folgeroman geben wird… Wenn euch das gefällt, dann seid ihr ...

Seid gewarnt, das Buch nimmt einige sehr unerwartete Wendungen und das Ende ist ein richtiger Cliffhanger. Ich kann nur hoffen, dass es einen Folgeroman geben wird… Wenn euch das gefällt, dann seid ihr hier genau richtig.

Im Laufe des Buches findet Kira heraus, dass sie eine Zwillingsschwester namens Zoe hat. Beide sind Teil eines Programmes für eine Marssimulation. Doch Zoe wird schwanger und scheidet aus dem Programm aus.
Kira ist fest davon überzeugt, dass es irgendeinen großen Plan gibt, in den sie nicht eingeweiht ist. Auch schreibt sie jeden Astronautenfehler, dem sie auf die Spur komen kann, auf, etwas, dass sie nicht gerade beruhigt. Zoe hingegen denkt sich dauernd etwas ausgefallene Kunstprojekte aus.

Ein großer Teil des Buches ist etwas verwirrend, da es oft nicht wirklich deutlich ist, worüber es in dem spezifischen Moment geht. Aber genau das macht es wieder interessant, da es einem zum Nachdenken anregt.

Ich fand das Buch einfach genial, da es sowohl lustig als auch spannend ist; es einem über den Mensch an sich nachdenken lässt und unser Leben. Ein Buch mit sehr vielen Schichten, die eine nach der anderen enthüllt werden.

Ein ideales Buch für Leute, die gerne beim Lesen spekulieren und etwas verrückte Protagonisten mögen.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Die Suche nach der Identität

Wenn der Weg nicht das Ziel ist
0

Ritter Wirich von Nesselrath macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Auf dem Kreuzzug erwarten ihn sowohl Triumphe als auch Niederlagen.
Währenddessen wohnt Yasemins Familie im 21. Jahrhundert in Deutschland. ...

Ritter Wirich von Nesselrath macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Auf dem Kreuzzug erwarten ihn sowohl Triumphe als auch Niederlagen.
Währenddessen wohnt Yasemins Familie im 21. Jahrhundert in Deutschland. In Deutschland werden sie als die “Türken" und in der Türkei als die “Deutschen” angesehen. Yasemin schwankt zwischen Identitäten - in ihrer Schule, später auf der Uni, bei ihrer Familie und in der Türkei. Nirgends gehört sie hundertprozentig hin. Niemand versteht sie…

Yasemins und Wirichs Geschichten werden durch geschichtliche Texte verbunden, die sehr informationsreich sind, aber nach einiger Zeit schaltet mein Gehirn durch die vielen Jahreszahlen ab…

Am Anfang interessierten mich beide Geschichtssträhnen gleich viel, aber nach einer Zeit zog mich vor allem Yasemins Geschichte in den Bann. Ich weiss zwar nicht genau, wieso mich ihre Geschichte so fasziniert hat, aber ich vermute, dass ich mich zum Teil darin selbst erkenne. Die Suche nach Identität, das Gefühl, nirgends wirklich dazuzugehören und zu guter Letzt die Tatsache, dass sie im 21 Jahrhundert lebt, haben dazu beitragen, dass ihre Geschichte noch viel mehr bei mir angekommen ist.

Die Idee des Buches finde ich genial. Die Kombinationen zwischen Mittelalter und der heutigen Zeit, dem Islam und dem Christentum, Gut und Böse kommt nicht oft vor, auch wenn sie noch so logisch sind.

Leider hatte ich in manchen Teilen des Buches das Gefühl, dass die Autorin dem Islam gegenüber etwas kritisch war und die christliche Religion als “modern" beschrieben hat. Dabei kennen beide Religionen extremistische Gruppierungen und eher modernere…

Das Ende fand ich ziemlich abrupt. Das viel mir besonders auf, da im ganzen Buch kaum riesige Zeitsprünge stattfanden aber in den letzten Kapiteln Jahre in ein paar Seiten gepresst wurden.
Auch hatte ich das Ende irgendwie anders erwartet.

Ein interessantes Buch über Religionen, Kultur, Geschichte und die Suche nach sich selbst. Ein absolutes Muss für jeden, der etwas zum Nachdenken lesen möchte.