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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2025

Großartig

Wild wuchern
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Der Klappentext beginnt mit dem Satz „Marie rennt panisch einen Berg hinauf.“ Von Beginn an entwickelt der Roman von Katharina Köller einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. In meist kurzen Sätzen ...

Der Klappentext beginnt mit dem Satz „Marie rennt panisch einen Berg hinauf.“ Von Beginn an entwickelt der Roman von Katharina Köller einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. In meist kurzen Sätzen wird Marie bei ihrer Flucht begleitet. Warum und vor wem sie flieht, bleibt unklar. Fest steht, dass es etwas wichtiges sein muss, denn sie sucht ausgerechnet bei ihrer Cousine Johanna Schutz, die sie seit Jahren nicht gesehen hat.

Es ist die Geschichte der beiden ungleichen Frauen Marie und Johanna, die Katharina Köller ganz wunderbar erzählt. Auf der einen Seite ist die blonde Marie, die sich auch selbst als „Goldmarie“ bezeichnet. Sie entspricht dem Bild, das sich die anderen von ihr machen und erfüllt deren Anforderungen nahezu perfekt. Ihr gegenüber steht die dunkelhaarige Johanna, die ein völlig anderes Naturell hat. Beide Frauen haben ihre Traumata, die die Autorin sehr gut beschreibt. Sie bringt die Kindheit und Jugend von Marie und Johanna kurz und prägnant auf den Punkt, es ist kein Wort zu viel, aber auch keins zu wenig.

Der ungewöhnliche Schreibstil, den ich als Alltagssprache bezeichnen würde, passt ausgezeichnet. Die österreichischen Anklänge haben mich als Norddeutsche nicht gestört, sie machten die Kulisse und das Leben der beiden Protagonistinnen lebendig. Jede Beschreibung, jedes Bild entsteht unmittelbar. Obwohl der Roman nicht in Kapitel unterteilt ist, wird sofort deutlich, ob es sich um eine Rückblende oder die Geschehnisse der Gegenwart handelt.

Fazit: ein großartiger und bildgewaltiger Roman, eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Gute Unterhaltung

Middletide – Was die Gezeiten verbergen
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Elijah Leith kehrt nach Jahren in seine Heimat zurück. Seinen Traum, Schriftsteller zu werden, konnte er nicht verwirklichen. Er hat die Hütte seines Vaters geerbt, die er vollständig wieder herstellt. ...

Elijah Leith kehrt nach Jahren in seine Heimat zurück. Seinen Traum, Schriftsteller zu werden, konnte er nicht verwirklichen. Er hat die Hütte seines Vaters geerbt, die er vollständig wieder herstellt. Für seinen Traum hat er auch seine Jugendliebe Nakita zurückgelassen, die er nun wieder für sich gewinnen will. Doch dann wird die junge Ärztin Erin Landry tot aufgefunden. Zunächst sieht alles nach Suizid aus, dann jedoch finden sich Indizien für einen Mord. Elijah gerät unter Verdacht.

Das etwas kitschig anmutende Cover widerspiegelt die Stimmung am See und passt so gut zum Inhalt.

Sarah Crouchs Debütroman ist einem flüssigen und gut lesbaren Stil geschrieben. Besonders die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft. Das trifft auch auf die Beschreibungen von Elijahs erster Zeit zurück in Point Orchards zu. Detailliert beschreibt die Autorin, wie Elijah vorgeht, um aus der verfallenen Hütte ein gemütliches Zuhause zu machen. Es ist schwer für ihn, sich das Scheitern einzugestehen, bis er feststellt, dass es die anderen nicht interessiert. So findet er langsam zurück in die Gemeinschaft.
Geschickt nutzt Sarah Crouch die verschiedenen Zeitebenen, um die Geschichte zu erzählen. Diese sind gut gekennzeichnet, allerdings war die Reihenfolge mitunter etwas verwirrend.
Spannung bezieht die Geschichte vor allem daraus, wer die Tat begangen hat.

Es ist ein ruhiger Roman, eine Mischung zwischen Liebesroman und Krimi.

Zu Beginn des Romans weist die Autorin in einer Anmerkung darauf hin, dass das die Inspiration für das Sacred Mountain Reservat und die Squalomah auf persönlichen Erfahrungen basiert. Das Reservat und auch die Lebensweise der First Nations kommen nur am Rande vor. Das finde ich irreführend, zumal ich diesen Hinweis anders verstanden habe.

Übersetzt wurde der Roman von Lena Kraus.

Fazit: ein ruhiger Roman, den ich gern empfehle

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Frauen in Irland - gelungenes Debüt

Coast Road
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Alan Murrin erzählt in seinem Debütroman „Coast Road“ die Schicksale von drei Frauen im Jahr 1994/1995, als eine Scheidung im katholischen Irland nahezu unmöglich war.
Eine dieser Frauen ist Colette Crowley, ...

Alan Murrin erzählt in seinem Debütroman „Coast Road“ die Schicksale von drei Frauen im Jahr 1994/1995, als eine Scheidung im katholischen Irland nahezu unmöglich war.
Eine dieser Frauen ist Colette Crowley, die ihre Familie verlassen hat und nun ihre Kinder nicht mehr sehen darf. Nach einer gescheiterten Beziehung ist Colette in die kleine Küstenstadt zurückgekehrt und bewohnt das Cottage von Dolores und Donal Mullen. Donal Mullen betrügt seine junge Frau, wann immer sich eine Möglichkeit ergibt.
Izzy Keaveney ist mit einem Lokalpolitiker verheiratet, der sich für die Legalisierung der Scheidung einsetzt. Ihre Beziehung ist nicht ohne Probleme, denn Izzy möchte gern arbeiten, ihr Mann ist strikt dagegen.

Insbesondere die drei Frauen, aber auch ihre Männer und weitere Figuren sind lebendig und authentisch beschrieben, genauso wie die Schauplätze. Die Probleme der Frauen sind realistisch und nachvollziehbar. Alan Murrin schreibt über den Alltag, die Gedanken und Gefühle seiner Protagonistinnen, was ihm ausgezeichnet gelungen ist. Vordergründig passiert also nicht viel, der Blick hinter die Fassaden, der mit dem Riss im Schutzumschlag genial wiedergegeben wird, zeigt jedoch, dass es ganz anders ist.

Übersetzt wurde der mit dem „Newcomer of the Year“ Irish Book Awards 2024 ausgezeichnete Roman von Anna-Nina Kroll.

Fazit: ein wunderbarer Roman über Frauenleben in Irland in den 1990er Jahren

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Veröffentlicht am 04.02.2025

Aktuell, brisant, spannend

Von Schafen und Wölfen
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Achim Zons stellt seinem neuen Thriller zwei Sätze voran, die es perfekt zusammenfassen:
„Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert.“

Vor allem den zweiten Satz musste ich mir ...

Achim Zons stellt seinem neuen Thriller zwei Sätze voran, die es perfekt zusammenfassen:
„Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert.“

Vor allem den zweiten Satz musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn das, was der Autor sich da ausgedacht hat, erscheint erschreckend real.
Im Mittelpunkt steht der Sturm auf das Kapitol, der, wie wir alle wissen, am 6. Januar 2021 stattgefunden hat. Die für den Thriller wichtigen Personen sind allerdings rein fiktiv, ebenso wie ihre Aufgabe. Es gibt weitere Szenen bzw. Verbindungen, die sicher nicht ganz rein zufällig gewählt wurden.

Nach einem Prolog beginnen die Geschehnisse zehn Tage zuvor. Sehr langsam entwickelt Achim Zons ein Szenario mit vielen Akteuren und scheinbar unzusammenhängenden Ereignissen. Nach und nach werden die Informationen konkreter und die Beziehungen untereinander klarer. Einige der Protagonisten erscheinen naiv oder zumindest gutgläubig. Das trifft vor allem auf Emma Bricks und vermutlich auch auf Helen Christensen zu, die bis zuletzt die Überzeugung vertritt, dass sie trotz einer Anteilsübernahme ihrer „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ durch einen US-amerikanischen Medienkonzern volle Entscheidungsfreiheit über die Inhalte behält. Emma Bricks, eine junge ehrgeizige und taffe Journalistin, wittert eine Sensationsstory, die sie sich nicht entgehen lassen will. Sie ahnt nicht, worum es tatsächlich geht.
Andere Protagonisten hingegen verfolgen rücksichtslos ihre eigenen Ziele. Häufig gibt es jedoch jemanden, der auch ihnen das Handwerk legt. Und sei es die Tatsache, dass noch kaum etwas geschieht, was nicht von irgendeiner Kamera aufgezeichnet wird.

Der Schreibstil ist sachlich, nüchtern, journalistisch und passt perfekt zur Story. Mir hat es gefallen, aus den vielen einzelnen Teilen ein stimmiges Bild zu erstellen. Ein Personenverzeichnis ist für mich nicht notwendig, da einzelne Personen zwar wichtige Informationen vermitteln, insgesamt jedoch eine Nebenrolle einnehmen.

Es ist der dritte Band um den Journalisten David Jakubowicz. Die beiden Vorgängerbände kenne ich (noch) nicht, für mich ist es zum Verständnis nicht notwendig.

Das Titelbild weist auf eine Szene hin, die sich im Verlauf des Thrillers als bedeutsamer erweist als zunächst angenommen.

Fazit: ein brillant geschriebener Thriller, bei dem Fiktion und Realität miteinander verwoben sind

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Veröffentlicht am 03.02.2025

Ein Dorf im Piemont, kulinarische Genüsse und ein Mord

Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo
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Sofia Dalmasso hat von ihrer Großmutter nicht nur das kleine Café geerbt, das sie betreibt, sondern auch das Kochen und Backen und vor allem hat sie die „Gabe“ - sie kann Kaffeesatzlesen. Als ein fremder ...

Sofia Dalmasso hat von ihrer Großmutter nicht nur das kleine Café geerbt, das sie betreibt, sondern auch das Kochen und Backen und vor allem hat sie die „Gabe“ - sie kann Kaffeesatzlesen. Als ein fremder junger Mann sie darum bittet, sieht sie den Tod. Sie warnt ihn, kann aber den Tod nicht verhindern.

Sofias schlechtes Gewissen veranlasst sie, sich im Dorf umzuhören. Dabei stößt sie auf eine große Verschwiegenheit, auch ihre Eltern und deren Freunde wollen nichts sagen. Dennoch findet Sofia heraus, dass es einen Zusammenhang mit einem Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht ungefähr 20 Jahre zuvor gibt.

In einem gut lesbaren, flüssigen Stil wechselt Anna Merati zwischen Gegenwart und Vergangenheit. In der Vergangenheit lässt sie diejenigen Dorfbewohner, die den getöteten jungen Mann in der Nacht gesehen haben, ihre Beobachtungen erzählen. In der Gegenwart unterstützt Sofia den ermittelnden Commissario Alessandro Ranieri mit dem, was sie herausgefunden hat. Bereits bei der ersten Begegnung der beiden knistert es. Zunächst jedoch gilt es, den Täter zu finden und sich ohne weitere Beweise nicht mit demjenigen zufrieden zu geben, der möglicherweise ein Motiv gehabt hätte.

Das Dorf, die Landschaft, der Lago Maggiore, die bereits im Titel genannten lokalen Produkte und natürlich das wunderbare italienische Essen spielen eine große Rolle in diesem ersten Band. Ich habe diesen Cosy-Crime an einem grauen Tag gelesen und so ein wenig Sonne tanken können.

Fazit: ein unterhaltsamer, kurzweiliger Cosy-Crime mit Italien-Flair

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