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Veröffentlicht am 03.12.2024

Eine futuristische Weihnachtsgeschichte

Das verborgene Weihnachtskind
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In nicht allzu ferner Zukunft möchte die schüchterne Julia einen Brief schreiben, denn sie hat sich in den alleinerziehenden Nachbarn mit der kleinen Tochter verliebt. Die benötigte Hilfe erbittet sie ...

In nicht allzu ferner Zukunft möchte die schüchterne Julia einen Brief schreiben, denn sie hat sich in den alleinerziehenden Nachbarn mit der kleinen Tochter verliebt. Die benötigte Hilfe erbittet sie von einem weiteren Nachbarn, einem älteren Mann, der der hauseigenen KI keinen Zugang zu seiner Wohnung erlaubt.

Gewohnt flüssig beschreibt Titus Müller die Situation, die entsteht, als drei Männer das Mädchen entführen wollen, um den Vater zu erpressen, natürlich ebenfalls mit Hilfe von KI. Die hauseigene KI wird empathisch dargestellt. Sie sammelt so viele Informationen über die Bewohner des Hauses wie möglich, um sie in allen Situationen unterstützen zu können. So kann sie auch dem kleinen Mädchen helfen und zahlt dafür einen hohen Preis.

Titus Müller spricht in seiner nur 100 Seiten schmalen Geschichte viele Themen an. Im Vordergrund steht natürlich die KI mit ihren Vor- und vor allem Nachteilen. Aber auch die Themen Alter, Geschenke, Bücher und natürlich Weihnachten und sein Ursprung kommen nicht zu kurz. Nicht zu vergessen sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die in dieser Geschichte völlig unterschiedliche Personen vereinen können – zumindest für einen Abend.

Fazit: eine wunderbare Geschichte, ein Mix aus Science Fiction, Krimi und dem Ursprung und dem Geist der Weihnacht, die sich ausgezeichnet als Geschenk eignet

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Das Bild hinter dem Bild

Das Bild des Gregor Blame
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Matthias Lange hat mit „Das Bild des Gregor Blame“ einen Genremix aus Mystery und Horror veröffentlicht. Cover und Titel erinnern an Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ - sicher nicht zufällig, ...

Matthias Lange hat mit „Das Bild des Gregor Blame“ einen Genremix aus Mystery und Horror veröffentlicht. Cover und Titel erinnern an Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ - sicher nicht zufällig, genauso wenig wie der Name des Protagonisten.

1885 erhält der Nervenarzt Dr. Keneth Brown ein Telegram, das ihn zu einer der angesehensten Adressen in London bittet. Er kommt diesem Wunsch nach und findet sich als Teil einer mysteriösen Geschichte wieder.

Mit dem ersten Satz baut Matthias Lange Spannung auf. In den ersten drei Kapiteln wiederholt sich die Szenerie – aber nur scheinbar, denn die Details machen den Unterschied. Dr. Brown tritt als Ich-Erzähler auf, was das Ganze noch undurchschaubarer macht, denn der Leser weiß nicht mehr als er. Das, was er weiß, ist mehr als verwirrend, was den Reiz ausmacht.

Die Protagonisten sind gut vorstellbar, auch wenn man nicht weiß, welche Rolle sie hier genau spielen. Welche Rolle spielt eigentlich der titelgebende Gregor Blame?Was hat es mit seiner Tochter genau auf sich? Und wer ist die mysteriöse Frau, die Keneth so gar nich t zuordnen kann? Fragen über Fragen, die am Schluss zufriedenstellend gelöst werden.

Cover und Titel weisen auf einen wichtigen Aspekt hin: die Gemälde, die die Tochter malt. Sie führen ein merkwürdiges Eigenleben, sie verändern sich, sie zerfließen und sie scheinen die Geschichte zu verändern.

Interessant sind vor allem die Passagen über die ärztlichen Behandlungen Ende des 19. Jahrhunderts, die unvorstellbar grausam waren.

Fazit: Matthias Lange hat einen spannenden, mysteriösen und auf die Details bedachten Genre-Mix geschrieben, der mich gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 20.11.2024

Eine Tasse Kaffee, die alles verändert

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Das sehr schön gestaltete Cover mit der Silhouette einer Japanerin, die hier wohl eher Kaffee als Tee serviert und dem übergroßen Fensterausschnitt gefiel mir sofort. Auch Klappentext und Leseprobe versprachen ...

Das sehr schön gestaltete Cover mit der Silhouette einer Japanerin, die hier wohl eher Kaffee als Tee serviert und dem übergroßen Fensterausschnitt gefiel mir sofort. Auch Klappentext und Leseprobe versprachen eine Wohlfühl-Geschichte über Fehlentscheidungen, die zutiefst bereut werden und dank der magischen Fähigkeiten der Barista Hayari diese korrigieren können. Das 240 Seiten lange Buch ist sehr hochwertig gemacht und mit einem Lesebändchen versehen.

Im Mittelpunkt steht Himari, eine Schülerin, die nach einem Unfall ihre Hand nur noch eingeschränkt benutzen kann. Ihre Mutter ist mit ihr und ihrer Schwester nach Sapporo gezogen, wo sie aufgrund ihrer Verletzung später in die neue Klasse kommt. Himari fürchtet sich, allein in einer Klasse zu sein, wo Freundschaften bereits geschlossen wurden und sie die Außenseiterin ist. Auf ihrem Weg trifft sie Frau Sugiura, der es gelingt, Himari Mut zu machen. Von ihr erfährt sie auch von Hayaris Café.

Shiori Ota bezieht sich auf das Stück 4:33 von John Cage, ein wunderbarer Einfall. Genau diese Zeit braucht Hayari, um ihren Gästen einen besonderen Kaffee mit der French Press zuzubereiten. In dieser Zeit verlieren diese sich in der Vergangenheit und können die Entscheidungen, die sie bereuen, rückgängig machen. Es sind meist emotionale Geschichten, denn natürlich bereuen wir zumeist Dinge, die wir unseren Liebsten angetan haben. Nicht nur, denn Erinnerungen können auch trügerisch sein oder aber die Folgen unserer Entscheidungen so ganz anders als gewünscht.

Dennoch ist es ein ruhiger Roman, der Schreibstil mit den kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede trägt dazu bei. Als Erzählperspektive wählte Shiori Ota die Sicht der jungen Himari, die auf der einen Seite eben noch Kind ist, auf der anderen Seite sehr erwachsen reflektiert.
Anemone Bauer hat den Roman aus dem Japanischen übersetzt und, wo nötig, Erklärungen eingefügt.

Fazit: ein unterhaltsamer, ruhiger, japanischer Roman mit vielen guten Ideen

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Veröffentlicht am 09.11.2024

Jesus und seine Jünger

The Chosen: Bei mir findest du Ruhe
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Der dritte Band der Reihe „The Chosen“ basiert auf der dritten Staffel der gleichnamigen Serie.
Bereits auf den ersten Seiten ist der Leser in Kapernaum im Jahr 24 n. Chr. und taucht ein in das Leben ...

Der dritte Band der Reihe „The Chosen“ basiert auf der dritten Staffel der gleichnamigen Serie.
Bereits auf den ersten Seiten ist der Leser in Kapernaum im Jahr 24 n. Chr. und taucht ein in das Leben Jesus und seiner Jünger.

Jerry B. Jenkins erzählt die Geschichte auf seine Weise. Detailreich und mit vielen Emotionen erleben wir die Heilungen der Betroffenen, die Demütigungen, denen sie ausgesetzt waren, das Leid, das sie erfahren haben. Eines wird deutlich: Jesus sieht sie, jeden einzelnen.

Erzählt wird auch von denjenigen, die Jesus bedingungslos folgen. Obwohl sie davon überzeugt sind, dass sie das richtige tun, tragen sie doch die Bürde ihrer Vergangenheit. Sie haben Probleme, sind nicht frei von Neid und zweifeln. Auch ihre Angehörigen müssen zurück stecken. Als Beispiel stehen Simon und seine Frau Eden. Eden hat ihr Kind verloren und wünscht sich Unterstützung von Simon, der davon nichts wissen konnte und sich völlig überfordert fühlt.

Die Menschen und ihre Beziehungen untereinander stehen hier im Vordergrund und ziehen sich durch diesen dritten Teil, der in einem gut lesbaren und verständlichem Stil geschrieben ist. Der amerikanische Autor schreibt aus seiner Sicht. Nicht alles kann ich nachvollziehen, weil ich es für mich nicht glaubhaft ist.

Der Roman ist gut lesbar und bildhaft beschrieben. Er kann einen Einstieg sein, sich mehr mit dem Leben Jesus auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Die kulinarische Reise geht weiter

Anisbrot in Antiochia
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Die Fortsetzung von „Bittermandel in Byzanz“ ist im Jahr 1190 angesiedelt. Kaiser Barbarossa ist tot, sein Kreuzritterheer löst sich auf. Ritter Diethelm ist schwer erkrankt, kann jedoch der hochschwangeren ...

Die Fortsetzung von „Bittermandel in Byzanz“ ist im Jahr 1190 angesiedelt. Kaiser Barbarossa ist tot, sein Kreuzritterheer löst sich auf. Ritter Diethelm ist schwer erkrankt, kann jedoch der hochschwangeren Delikatessköchin Alkmene und ihrem Mann, dem Eunuchen Pares eine Nachricht zukommen lassen. Sie machen sich auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg zu Diethelm.

Das schön gestaltete Cover ist nahezu identisch mit dem des ersten Bandes, Granatäpfel und Anis zeigen den direkten Bezug auf.

Wie bereits im ersten Band ist jedem Kapitel ein Rezept vorangestellt, das Bezug auf den jeweiligen Inhalt nimmt.

Die Protagonisten sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur, während das so ungleiche Paar Alkmene und Pares fiktive Charaktere sind. Alkmene ist eine leidenschaftliche Köchin und weiß für jeden die passende Speise zuzubereiten. Auf ihrer Reise nutzt sie jede Gelegenheit, in Küchen zu arbeiten und von den dortigen Köchen zu lernen.

Diethelm ist ebenfalls ein interessanter Charakter. Er ist Kind seiner Zeit und fürchtet, dass sein Bruder ihn verflucht hat. Von der Mission des Dritten Kreuzzuges ist er überzeugt. Überrascht muss er in Jerusalem feststellen, dass die ihm zugetragenen Berichte jeglicher Grundlage entbehren. Und ihn erwartet eine zweite Überraschung, die ich hier jedoch nicht spoilern möchte.

Ein Ausblick auf den dritten Teil der Trilogie, ein Personenverzeichnis und Worterklärungen runden das Buch ab.

Fazit: ein flüssig erzählter spannender Roman des 12. Jahrhunderts

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