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Veröffentlicht am 24.07.2025

Montalbanos Ende

Riccardino
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In ,Riccardino‘ von Andrea Camilleri reißt ein früher Anruf Commissario Montalbano aus dem Schlaf, doch er reagiert nicht, da er den Anrufer, einen gewissen Riccardino, nicht kennt.

Allerdings bekommt ...

In ,Riccardino‘ von Andrea Camilleri reißt ein früher Anruf Commissario Montalbano aus dem Schlaf, doch er reagiert nicht, da er den Anrufer, einen gewissen Riccardino, nicht kennt.

Allerdings bekommt er es am nächsten Tag mit genau diesem Mann zu tun, allerdings als Leiche.

So nimmt Montalbanos bekanntermaßen letzter Fall Fahrt auf und die Handlung, ihre Schauplätze und der perfekt gewählte Sprecher dieses Hörbuchs versetzen den Lesenden rasch mitten ins Geschehen nach Sizilien.

Der interessante Umgang des Commissarios mit seinen Vorgesetzten und anderen unliebsamen Personen wie dem Bischof oder der Wahrsagerin sorgen für Abwechslung, gelegentlich aber auch für Verwirrung und die Geschichte wirkt mitunter unberechenbar und fahrig.
Dies wird zusätzlich bedingt durch den eigentlich gelungenen Schachzug des Autors, selbst auch mit Montalbano, dem Kommissar zu kommunizieren, der aber extrem stark ausgereizt wird und somit zusätzlich von Hauptstrang der Handlung ablenkt.

Dadurch erhält der Lesende eher das Gefühl eines lustlosen Autors, der das Ende der erfolgreichen Krimireihe um den gealterten Commissarios sehnlichst herbeisehnt.

Schade, denn das hat Montalbano nach etlichen gut und spektakulär gelösten Fällen nicht verdient.

Allerdings helfen die angenehme Stimme, die tolle Sprache und der unterhaltsame Vortrag des Sprechers sowie viel italienisches Flair über Schwächen dieses letzten Falls und dessen abruptes Ende hinweg.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Sprecher
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 14.07.2025

Schmunzel-Krimi mit Fernwehattitüde

Inspector Pescadores und der Tote im Pool
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Daniel Verano bringt uns mit ,Inspector Pescadores und der Tote im Pool‘ nach Gran Canaria und dort treffen wir seine netten Protagonisten, allen voran Ex-Kriminal-Hauptkommissar Markus Fischer, Lottogewinner ...

Daniel Verano bringt uns mit ,Inspector Pescadores und der Tote im Pool‘ nach Gran Canaria und dort treffen wir seine netten Protagonisten, allen voran Ex-Kriminal-Hauptkommissar Markus Fischer, Lottogewinner und Auswanderer und seine Freunde Petra, Marianne…. , alles deutsche Auswanderer und Charaktere, wie die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Der Autor führt seine Personen mit sehr viel Herz, Hirn und Humor ein.
Der deutsche Ex-Kommissar kommt nicht dazu, sich wie geplant zur Ruhe zu setzen: der Mordfall, ein vorverurteilter Sohn der Anlagenbesitzerin, viele Verdachtsmomente, viele Besserwisser und auch Mitwisser???

Dazu gibt es einen Hauch von Musik und Spannung, aber auch eine gehörige Portion Humor und dazu eine Prise Urlaubsfeeling vor der wunderschönen Kulisse Gran Canarias.
Obwohl am Ende doch einige Fragen offen bleiben, gelingt es dem Autor mit einem gefühlten Lächeln auf den Lippen und einem gefühlt zwinkernden Auge sehr, sehr gut, den Lesenden ebenso ein Lächeln ins Gedicht zu zaubern und Urlaubsstimmung zu verbreiten. Unterstützt von Rezepten im Buch, die für hervorragenden Geschmack sorgen!

Man darf keinen extrem gerissenen Kriminalfall erwarten, aber einen humorvollen, teils schrägen und auch witzigen Sommer-Wohlfühlkrimi für entspannte, spannende aber auch verträumte
Lesestunden. Der flüssige Schreibstil verführt stetig zum Weiterschmöketn.

Aber Achtung: Jede Menge Lokalkolorit sorgt bei Liebhabern der Insel für das Aufkommen und stetige Zunehmen von Fernweh!
Für mich ein gelungener Auftakt für die Gran-Canaria-Reihe.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 02.07.2025

Isolierter Ehrgeiz inmitten eines schlechten Sozialgefüges

Emotional Female
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Yumiko Kadota, Autorin und Protagonistin des Buches ‚ Emotional Female’ gleicht sicher dem Traum vieler asiatischer Eltern:
Ein ehrgeiziges Vorzeigekind, ausgestattet mit hoher Intelligenz und enormer ...

Yumiko Kadota, Autorin und Protagonistin des Buches ‚ Emotional Female’ gleicht sicher dem Traum vieler asiatischer Eltern:
Ein ehrgeiziges Vorzeigekind, ausgestattet mit hoher Intelligenz und enormer Anpassungsfähigkeit klettert die schulische und studentische Karriereleiter mühelos empor und verwirklicht sich ihren beruflichen Traum. Sie schildert viele Stationen des Lernens und Weiterkommens, jedoch erlebt sie scheinbar wenig von dem, was eine gute, erfahrungsreiche Kindheit und Jugend ausmacht. Doch dies schien ihr ja auch nicht bewusst zu sein. Sie führt ein schnörkelloses Leben, das sie ebenso schnörkellos und sachlich, wie eine Außenstehende, erzählt.

Dann gerät sie in ihrem Traumberuf als Ärztin trotz all ihrer Bemühungen um Akzeptanz rasch in einen Strudel aus Missachtung, Provokation etc. inmitten eines von Männern dominierten, sexistischen und ausbeuterischen medizinischen Umfeldes ihrer Klinik. Dies führt bald zum völligen Zusammenbruch, sie erleidet einen Burn Out.
All dies schildert sie sachlich, dabei wird das Gesundheitssystem schonungslos durchleuchtet und es tun sich Missstände auf, die den Leser hoffen lassen, dort weder als Arbeitender noch als Patient Zeit verbringen zu müssen.
Diese realistische Darstellung liest sich gut und beeindruckend und Yumiko Dakota ist eine gewissenhafte Ärztin, wie man sie sich nur wünschen kann.
Doch bleibt mir das ganze Buch zu sehr an der Oberfläche.
Wie kann es sein, dass eine intelligente, junge Frau, die als Ärztin sicher auch Grundlagen der Psychologie vermittelt bekam, die eigenen Symptome so lange nicht wahrhaben will, so blind ins eigene Verderben rennt und kaum Zeit für Reflexion aufbringen mag?
Wie kann es sein, dass sie so mit sich alleine ist? Mir fehlenden dieser Klinik zum Beispiel erfahrene, gestandene Frauen oder auch Männer mit Weitsicht und Herz. Wo bleiben helfende Institutionen und vor allem: Was ist mit einem privaten, sozialen Umfeld, mit Familie und Freunden? Gab es da keine lauten Skeptiker?
Das auffangende Netz fehlte und ein Yoga-Retreat als Ersatz dafür? Na ja, meiner Meinung nach kaum zielführend.
Durch all diese fehlenden Korrektiva bleibt die Autorin natürlich immer nur mit sich selbst: Zu sachlich bis zum ‚geht nicht mehr‘.
Mir fehlte die Auseinandersetzung, die mögliche Fürsorge, die Emotion, von der der Titel ja viel verspricht.
Dies soll die berührende Geschichte und das Leid der Autorin nicht schmälern , doch bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass sie sich für die Zukunft mehr auf positive Ausstrahlung von Menschen als auf Stieglbräugasse und Anerkennung konzentriert und den Wert wahrer Freundschaft noch erfahren lernt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 03.06.2025

Nicht nur Esel können herzerweichend stur sein

Sommer auf dem kleinen Eselhof
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In dem Roman ‚Sommer auf dem kleinen Eselhof‘ von Angelina Bach kommt Anna, eine junge, stylische Grafikdesignerin aus der Stadt nach Niederbayern auf den Eselhof ihrer Mutter.
Sie will dort im Home-Office ...

In dem Roman ‚Sommer auf dem kleinen Eselhof‘ von Angelina Bach kommt Anna, eine junge, stylische Grafikdesignerin aus der Stadt nach Niederbayern auf den Eselhof ihrer Mutter.
Sie will dort im Home-Office tätig sein und nebenbei ihrer Mutter, die wegen einer Beinverletzung an Krücken geht, bei der Arbeit unter die Arme greifen.

Sicherlich eine fordernde berufliche Doppelbelastung, die jedoch im Verlauf der Geschichte irgendwie keine Rolle spielt.
Ich hatte eher den Eindruck, dass Anna auf Urlaub dort ist oder sich eine Auszeit nimmt.

Egal wie, man kann sich sowohl die Mutter, eine unkonventionelle Dame mit alternativem und viel generellem Anti- Gedankengut und bunten Ökoklamotten wie auch ihren kleinen Eselhof mit Pension im Kontrast zur konventionellen niederbayrischen Landwirtschaft und zu einem Nobel-Wellnesshotel nur allzu gut vorstellen.

Anna hat viel zu tun, zudem auch noch ihre nicht erwachsen werden wollende Schwester wie auch eine Horde von Ferienkindern zusätzliche Aufmerksamkeit erfordern.

Jeder ist eigen, auf spezielle Art, doch die Sturheit der Esel, allen voran Don Quijote, ist durch nichts zu überbieten.
Dieses Tier löst meist riesiges Chaos aus und zeigt Anna von Beginn an ihre Grenzen auf- allerdings- er führt auch gleich zu Beginn der Geschichte zum Aufeinandertreffen mit dem gutaussehenden und charmanten Hotelbesitzer Nico .

Die beiden verlieben sich und es scheint eigentlich eine schöne Zeit der Gefühle für beide zu sein, gelegentlich unterbrochen von Eseleien und anderen Herausforderungen des Landlebens.

Man liest eine nette, angenehm vor sich hinplätschernde Geschichte, doch plötzlich, meiner Meinung nach im Verlauf des Buches arg spät, ziehen dunkle Wolken am Himmel der Verliebtheit von Anna und Nico auf.

Aber was soll’s, eine Prise Liebeskummer mit einer Überdosis an urkomischen Verwicklungen,
lustige Esel und viel ländliches Lokalkolorit ergeben zielsicher noch ein schönes Happy End.

Mit einem recht einfachen, aber flüssigem Schreibstil und einer gehörigen Portion Humor kreiert Angelina Bach einen gefühlvollen Roman, der Liebhaber des Landlebens und besonders Eselfreunde ganz gewiss abholt.

Mir hat das Buch gefallen, allerdings war es mir mitunter etwas zu detailverliebt. Ich persönlich hätte gerne mehr zwischen den Zeilen gelesen und etwas mehr Raum für individuelle Vorstellungskraft benötigt.

Einziger Kritikpunkt für mich war die Verwendung des bayrischen Dialektes ausgerechnet nur bei Streitigkeiten wie bei dieser Suffszene oder beim Zwist mit dem Landrat. Das bayrische Sprachgefüge hätte meiner Meinung nach mehr Würdigung verdient als nur Zweck für Beschimpfungen zu sein, die im Dialekt so wohl nicht mehr oft verwendet werden,

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 13.05.2025

Schietwetter und Gegenwind zur Entschleunigung

Herzfischer - Strandträume in Greetsiel
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Anja Seefelds Roman ,Herzfischer -Strandträume in Greetsiel‘ lädt mit einem farbenfrohen, maritimen Cover zum Lesen ein.

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Einblick in das Leben der Hauptprotagonistin ...

Anja Seefelds Roman ,Herzfischer -Strandträume in Greetsiel‘ lädt mit einem farbenfrohen, maritimen Cover zum Lesen ein.

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Einblick in das Leben der Hauptprotagonistin und Anwältin Katharina aus Düsseldorf. Eigentlich scheint ihr Weg zur Juniorpartnerin in einer renommierten Düsseldorfer Kanzlei bereits geebnet, doch ein unverhoffter Karriereknick befördert sie an die Küste nach Greetsiel. Sie empfindet es mehr oder weniger als Zumutung, sich in dieser für die befremdlich wirkenden, windigen Dorfgegend um einen Grundstücksverkauf kümmern zu müssen, anstatt große Prozesse zu führen.

So ist sie zuerst wenig empfänglich für die traumhaft beschriebene Nordseeatmosphäre, erliegt jedoch Dank Jasper, dem wortkargen Krabbenfischer mit den meerblauen Augen sowohl seinem Charme als auch dem Reiz der Insel.
Jo, soweit alles gut; man meint, die Geschichte könnte äußerst vorhersehbar und romantisch dahinplätschern. Doch dem ist nicht so.
Der Grundstücksverkauf steht den beiden im Weg, schließlich handelt es sich um Jaspers Grundstück.

Der Roman bietet so einiges an Verwicklungen und Verwirrungen und es bleibt bis zum Ende hin spannend.
Anja Seefeld gelingt ein traumhaftes Setting, sie führt ihre Protagonisten behutsam ein und lässt sie sich enorm entwickeln. Dabei wird der Leser von einer leichten Sprache, wie von einer leichten, frischen Brise, durch das Buch getragen, gewürzt mit friesischen, wortkargen Sprüchen.

Ein absoluter Wohlfühl- oder Wellnessroman mit der richtigen Mischung aus romantischen und humorvollen Facetten. Man fühlt, leidet und lacht mit. Eine Einladung zum Träumen und Verweilen!

Das Buch macht Lust auf Urlaub, Meer und mehr, nämlich auf eine Fortsetzung.

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