Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kann der Dämon noch gestoppt werden?

Zwölf Wasser, Buch 3: Nach den Fluten
0

Vor zahlreichen Zehnen haben sich die Undae mit ihren Begleitern auf den Weg gemacht, um die zwölf wichtigsten Quellen des Kontinents aufzusuchen. Alle drei Reisegemeinschaften haben inzwischen herbe Rückschläge ...

Vor zahlreichen Zehnen haben sich die Undae mit ihren Begleitern auf den Weg gemacht, um die zwölf wichtigsten Quellen des Kontinents aufzusuchen. Alle drei Reisegemeinschaften haben inzwischen herbe Rückschläge hinnehmen und sich von liebgewonnenen Gefährten verabschieden müssen. Doch nun scheint alles vergebens gewesen zu sein, denn dem Dämon Asing ist es gelungen, im Körper Babus die Stadt Agen zu besetzen. Nun brennt die Stadt, und Asing plant die nächsten Schritte, um ihren Einfluss auszubreiten. Kann sie noch gestoppt werden?

Auf die Veröffentlichung des finalen Bandes der Zwölf Wasser-Trilogie habe ich lange gespannt gewartet, denn das Erscheinen des zweiten Bandes liegt inzwischen anderthalb Jahre zurück. In der Zwischenzeit sind meine Erinnerungen an den Vorgänger leider ziemlich verblasst. Beim Durchblättern des zweiten Bandes sind die wichtigsten Dinge allerdings schnell wieder präsent geworden, und auch kurze Erinnerungen zu Beginn des dritten Bandes halfen mir, in die Geschichte zurückzufinden. Wer nun welche Quelle mit welchem Ergebnis aufgesucht hat, habe ich leider nicht vollständig rekapitulieren können – hier wäre eine Übersicht im Anhang schön gewesen – doch aufgrund der Rückkehr Asings ist diese Aufgabe nun sowieso aufgegeben worden.

Dieser finale Teil der Trilogie fokussiert sich demnach ganz auf den Dämon Asing und das Bestreben, sie zu vernichten. Dazu muss man allerdings erst einmal schaffen, in ihre Nähe zu kommen und dabei nicht gleich von ihrem Blick getötet zu werden. Felt und Reva wollen das Unmögliche wagen und sind daher auf dem Weg nach Agen. Diese Reise und die zählreichen Hindernisse und Herausforderungen werden ausführlich beschrieben. Dabei wird Felts innere Zerrissenheit, sein Schwanken zwischen Verbitterung und Entschlossenheit, intensiv thematisiert. Ein wenig frischen Wind gibt es durch neue Charaktere in Agen, zum Beispiel den Hüter Soovend und die kleine Min. Beide entwickeln sich im Laufe des Buches zu wichtigen Charakteren, die man immer besser kennen lernt und deren Handeln von großer Bedeutung sein wird.

Die anderen beiden Reisegruppen rund um Kersted und Marken/Smirn geraten aufgrund der Geschehnisse in Agen stark in den Hintergrund. Diese Handlungsstränge werden eher schnell abgehandelt, offenbar um mehr über die Vorgänge im Brennpunkt Agen erzählen zu können. Immerhin leisten Mitglieder aus beiden Gruppen noch einen Beitrag zum Endergebnis der Trilogie und geraten so nicht gänzlich in Vergessenheit.

Schließlich nähert sich das Buch der großen Entscheidung, mit der ich leider nicht ganz glücklich geworden bin. Es war sehr mystisch und die Autorin hat es sich in meinen Augen ein wenig zu einfach gemacht, indem sie viele Vorgänge unerklärt ließ. Auch ein paar abschließende und aufschlussreiche Erklärungen zur Bedeutung der Quellen hätte ich schön gefunden. Immerhin erfährt der Leser so manches über das Schicksal der Hauptcharaktere des Buches, was meine Neugier befriedigen konnte. In dieser Hinsicht haben mich die letzten Seiten noch einmal berühren können.

„Zwölf Wasser: Nach den Fluten“ fokussiert sich auf die Ereignisse rund um Agen, wo der Dämon Asing im Körper Babus zurückgekehrt ist. Neue Charaktere in Agen sorgen für frischen Wind, während die Handlung fernab von Agen zur Nebensache wird. Die Wortgewandtheit der Autorin konnte mich erneut beeindrucken, dennoch hat das Buch sein Spannungspotenzial nicht voll ausgeschöpft. Die letzten Seiten fand ich schließlich noch einmal richtig gelungen, so dass ich dem Finale der Zwölf Wasser-Trilogie solide drei Sterne gebe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jede Frau sollte sich Zeit für ihre Schönheit nehmen

Bella Clara (Die Jahrhundertwind-Trilogie 3)
0

Berlin, 1906: Clara hat es endlich geschafft, sich von ihrem Mann Gerhard Gropius scheiden zu lassen, der ihr gegenüber in den letzten Jahren immer gewalttätiger geworden ist. Doch der Preis dafür ist ...

Berlin, 1906: Clara hat es endlich geschafft, sich von ihrem Mann Gerhard Gropius scheiden zu lassen, der ihr gegenüber in den letzten Jahren immer gewalttätiger geworden ist. Doch der Preis dafür ist hoch: Für die Scheidung musste sie eine andauernde Affäre inszenieren, bei der ihr Mann sie in flagranti ertappt hat. Als Konsequenz verliert sie die Apotheke ihrer verstorbenen Eltern und das Sorgerecht für die Kinder an ihren Mann. Auch findet sie mit ihrem Ruf und ohne Ausbildung in Berlin keine Anstellung in einer Apotheke. Mit Josefines Unterstützung wagt Clara schließlich einen Neuanfang. In Meersburg am Bodensee kann Clara im Hotel von Josefines alter Freundin Lilo unterkommen und findet auch endlich eine Anstellung. Kann sie sich fernab der Heimat ein neues Leben aufbauen?

Das Buch startet bedrückend mit dem Beschluss von Claras Scheidung im Gerichtssaal. In den Vorgängerbänden konnte man als Leser erleben, wie Clara unter den physischen und psychischen Misshandlungen ihres Mannes Gerhard immer mehr litt, und so hätte die Scheidung eigentlich ein erleichternder Moment sein sollen. Doch entgegen ihrer Erwartungen verliert Clara alles, was ihr etwas bedeutet hat und steht vor den Scherben ihres Lebens. Wie soll es nun weitergehen? Zum Glück hat sie Freundinnen wie Josefine und Isabelle, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. So ist es schließlich auch Josefine, die ihr den Neuanfang in Meersburg vorschlägt.

In Meersburg habe ich mich sehr über ein Wiedersehen mit Lilo gefreut, die trotz ihres beruflichen Erfolges ihre gewitzte Art nicht verloren hat. Auch sie eine geschiedene Frau, deren Scheidung aber vorteilhafter verlaufen ist als Claras. Mit ihrer Unterstützung wendet sich für Clara sehr schnell das Blatt und es beginnt ein beeindruckender beruflicher Aufstieg. Seit zwei Büchern kenne ich Clara schon als Nebenfigur, deren Selbstvertrauen unter der Fuchtel ihres Mannes immer stärker gesunken ist. Ich freute mich daher gemeinsam mit ihr riesig über jeden Schritt in Richtung Erfolg, der auch ihr Selbstvertrauen wieder stärkt. Während Josefine und Isabelle gelegentliche kurze Gastauftritte haben, lernt man auch wieder einige neue Figuren kennen, zum Beispiel Therese, die ein Frisiergeschäft betreibt und unter den männlichen Gästen in Meersburg stets nach der großen Liebe sucht und den Haarhändler Roberto, der dem Leben, das seine Eltern für ihn geplant haben, entkommen möchte.

Thematisch steht nach dem Velofahren und der Champagnerherstellung in den ersten zwei Bänden nun die Herstellung von Produkten für die Schönheit im Vordergrund. Claras Grundsatz ist, dass jede Frau sich täglich eine halbe Stunde für sich selbst und ihre Schönheit nehmen sollte. Bis vor kurzem wäre das noch undenkbar gewesen, was wieder einmal zeigt, dass der Jahrhundertwind in den Büchern kräftig bläst. Erstaunt hat mich allerdings, dass es Clara nur mit den Notizen ihres Vaters und ihrer mehrere Jahre alten Erfahrung gelingt, Produkte herzustellen, die alles Dagewesene übertreffen. Erst spät stellt sie Spezialisten ein, um ihre Produkte weiter zu verbessern. Auch weitere Figuren eignen sich unerwartet schnell erstaunliche Kompetenzen an, die Claras Produkte zum Erfolg führen. Insgesamt machte es mir großen Spaß, Claras Aufstieg zu verfolgen, gleichzeitig lief alles aber ein wenig zu glatt ab und die meisten Probleme wurden im Handumdrehen aus dem Weg geräumt.

In „Bella Clara“ begibt sich nach Josefine und Isabelle auch die dritte der drei Freundinnen auf die Suche nach beruflichem und privatem Erfolg. In Meersburg am Bodensee kann Clara ihren Traum verwirklichen, Produkte für die Schönheit der Frau herzustellen. Klar im Vordergrund steht der Lesespaß ohne allzu große Dramatik statt historischer Fakten und Beschreibungen der Produktion von Cremes und Seifen. Wer Lust hat auf eine Geschichte, in der eine Protagonistin durch den Aufbau ihres Geschäfts zu neuem Selbstbewusstsein kommt und auch Freundschaft und Liebe nicht zu kurz kommen, der wird mit „Bella Clara“, dem Abschluss der Jahrhundertwind-Trilogie, kurzweilige Lesestunden verbringen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie soll man sich bei so vielen Männern bloß entscheiden?

Maybe You? Entscheide sich, wer kann!
0

Die 26-jährige Annika hat ein großes Problem: Sie kann sich nie entscheiden, egal, worum es geht. Hose oder Rock? Pommes oder Pasta? Seit sie von ihrem Auslandsaufenthalt in Neuseeland zurückgekehrt ist, ...

Die 26-jährige Annika hat ein großes Problem: Sie kann sich nie entscheiden, egal, worum es geht. Hose oder Rock? Pommes oder Pasta? Seit sie von ihrem Auslandsaufenthalt in Neuseeland zurückgekehrt ist, arbeitet sie dank ihrer besten Freundin Steffi als Praktikantin in der Online-Redaktion eines Fernsehsenders. Diesem Job hat sie es zu verdanken, dass sie Bekanntschaft mit dem attraktiven Schauspieler Malik Ünal macht. Der pöbelt sie beim ersten Zusammentreffen zwar an, ist beim nächsten Mal aber schon viel netter. Ob sie sich auf ihn einlassen soll? Doch da ist auch noch ihr Ex-Freund Tim, der sie zurückgewinnen will. Und der Überlebenskünstler Kuschi, dem sie aus der Patsche geholfen hat und der sich revanchieren möchte. Wie soll sie sich da bloß entscheiden?

Als ich mir das Konzept des Buches durchgelesen habe, war ich gleich begeistert. Ein interaktiver Chick-Lit-Roman, bei dem man selbst bestimmen darf, mit wem die Protagonistin es versucht? Das klang für mich ziemlich witzig. Die Dicke des Buches hat mich dann aber erst einmal sehr erstaunt. Ein Chick Lit-Roman mit 660 Seiten? Uff!

Das Geheimnis hinter der Dicke des Buches ist aber schnell gelüftet, es liegt an der Wahl, die man als Leser zwischen verschiedenen Handlungsalternativen hat. Heißt: Nach 50 Seiten Einführung, in denen der Leser Malik, Tim und Kuschi kennen lernt, darf er wählen, mit wem Annika es versuchen soll. Dementsprechend gibt es drei verschiedene Handlungsstränge, die man lesen kann. Schließlich darf noch ein zweites Mal entschieden werden, ob Annika bei ihrer Wahl bleibt oder wechselt.

In der Einführung lernte ich als Leserin Annika schnell als ziemlich chaotische Person mit einem massiven Entscheidungsproblem kennen. Mit ihrer Unfähigkeit, sich selbst für Kleider oder Essen zu entscheiden, wurde mir Annika schnell sympathisch. Leider wirkten die drei Männer, zwischen denen sie sich entscheiden kann, im ersten Eindruck auf mich persönlich leider alle nicht sonderlich begehrenswert. So entschied ich mich aus dem Bauch heraus an der ersten Entscheidungsstelle für Malik.

Die Geschichte von Annika und Malik fand ich ganz unterhaltsam. Es kommt zu witzigen, skurrilen und brenzligen Situationen, weil Annika permanent in Fettnäpfchen tritt. Aber: Annikas beziehungsweise meine Entscheidung für Malik bedeutet nicht, dass man die anderen Männer nicht wiedertrifft. Nein, es macht fast den Eindruck, als sei München ein Dorf, denn auch Tim und Kuschi trifft Annika fast täglich mehr oder weniger zufällig wieder. Wirkten ihre Entscheidungsschwierigkeiten am Anfang noch witzig, ging mir ihre Sprunghaftigkeit in Bezug auf Männer allmählich auf die Nerven. Zum Glück gibt es noch Annikas Mitbewohnerin Kira, die ich sehr mochte. Und auch die abgedruckten Blog-Einträge von Annikas Ex-Neuseelandliebe Josh waren echte Highlights. Zu schade, dass der Gute auf der falschen Seite der Erde wohnt. Der Abschluss der Geschichte löst das Chaos dann doch weitestgehend auf, sodass ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Nachdem ich den Malik-Handlungsstrang ausgelesen hatte, wollte ich natürlich auch noch die anderen Optionen kennen lernen. Leider wurde ich hier ein wenig enttäuscht. In den anderen beiden Handlungssträngen erfährt man einige interessante Sachen, die man im ersten Strang nicht erfahren hat und Annika erlebt natürlich auch andere Dinge mit dem Mann ihrer bzw. meiner neuen Wahl. Insgesamt gab es für mich aber viel zu viele Parallelen, durch die ich das Gefühl hatte, fast das gleiche Buch noch einmal zu lesen und weshalb es sich für mich in die Länge zog. Die verschiedenen Alternativen hätten sich für mich noch stärker auseinander entwickeln müssen.

„Maybe you“ basiert auf der witzigen Idee, dass man als Leser bestimmen darf, mit welchem Mann Annika ihr Glück versucht. Die Zielsicherheit, mit der Annika kein Fettnäpfchen auslässt, war unterhaltsam, doch leider empfand ich ihre Sprunghaftigkeit als zunehmend anstrengend. Auch fand ich die drei Optionen Malik, Tim oder Kuschi nur mäßig begehrenswert. Durch viele sympathischer Nebenfiguren und witzige Zwischenfälle wird die Geschichte aber aufgelockert und insgesamt zu einer lockeren Lektüre für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Welchen Plan verfolgt Thomas?

Atemlos
0

Anna und ihre Familie sind endlich kein Teil des Zeugenschutzprogramms mehr, denn Sanchez, der Mann, vor dem sie sich verstecken mussten, ist tot. Doch das Gefühl von Freiheit währt nur kurz an. Auf einer ...

Anna und ihre Familie sind endlich kein Teil des Zeugenschutzprogramms mehr, denn Sanchez, der Mann, vor dem sie sich verstecken mussten, ist tot. Doch das Gefühl von Freiheit währt nur kurz an. Auf einer Party erhält Anna ihr Tagebuch zurück mit einer Nachricht von „T“ zurück, dass sie sich vielleicht eines Tages wiedersehen. Kurz darauf werden ihr Haus und Ethans Van durchsucht. Warum lässt der falsche Agent Thomas sie nicht in Ruhe, nachdem er sie hat laufen lassen? Was plant er? Agent Williams vermutet einen Maulwurf in den eigenen Reihen, weshalb sich Anna und Ethan mit ihren Familien in ein Jagdcamp zurückziehen, an dem Ethans Vater erst kürzlich Anteile erworben hat. Doch auch an diesem abgelegenen Winkel sind sie nicht vor Thomas sicher…

Nachdem „Spurlos“ damit endete, dass Anna ihr Tagebuch zurückerhält und damit ahnt, dass alles doch noch nicht vorbei ist, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Was hat der Killer Thomas vor, nachdem er Anna beim letzten Aufeinandertreffen nicht umgebracht hat, obwohl er die Gelegenheit dazu hatte? Der Einstieg ins Buch fiel mir leicht, denn es beginnt nur wenige Tage nach der Handlung von „Spurlos“ und es werden zunächst die wichtigsten Ereignisse rekapituliert. Auch wenn man das Buch dank dieser kurzen Zusammenfassung unabhängig vom Vorgänger lesen kann, empfehle ich trotzdem wärmstens, erst „Spurlos“ zu lesen, denn ihr werdet vieles noch besser verstehen.

Das Buch nimmt schnell an Tempo auf, denn schon nach wenigen Seiten hat nicht nur Annas Vater das FBI aufgrund des Tagebuchfunds eingeschaltet, sondern die Bedrohung wird konkreter, als ein Unbekannter Annas Haus durchsucht. Die Ungewissheit, was Thomas nun plant, nagt an Anna und machte auch mich neugierig darauf, mehr über seine Motivation herauszufinden. Die Flucht aus der Stadt mag zunächst wie eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme wirken, doch es dauert nicht lange, bis Thomas tatsächlich wieder persönlich auf der Bildfläche auftaucht.

Nachdem im Vorgänger Annas Leben im Zeugenschutzprogramm beleuchtet wurde, geht dieses Buch auf das Thema Entführung ein. Ich fand die Begründung, warum es zur Entführung gekommen ist, etwas haarsträubend. Es geht nicht um Lösegeld, sondern um etwas viel komplexeres, dass man nur nach und nach begreift und erst ganz zum Schluss wirklich durchschauen kann. Annas Gefühle als Gefangene wurden aber gut vermittelt und ihre Verzweiflung wurde spürbar gemacht.

Durch die Gesamtsituation ist die Atmosphäre während des gesamten Buches angespannt. Immer wieder kommt es durch brenzlige Situationen und mutige Wagnisse zu Spannungsspitzen. Dazwischen werden Anna und dem Leser aber auch Verschnaufpausen eingeräumt, in denen Gedanken sortiert, Vermutungen angestellt und neue Pläne geschmiedet werden können. Zum Ende hin holt die Autorin dann noch einmal alles aus ihrer Geschichte heraus. Es gibt eine große Überraschung, einen schmerzhaften Abschied und auch Schüsse fallen. Für mich war der Abschluss des Buches absolut gelungen.

In „Atemlos“ muss Anna feststellen, dass mit ihrem Verlassen des Zeugenschutzprogramms noch nicht alles vorbei ist. Als Entführungsopfer geht sie durch die Hölle und muss sich gleichzeitig fragen, welche Rolle sie überhaupt im großen Plan spielt. Setzte der Vorgänger vor allem auf untergründige Spannung, ging es in diesem Buch noch mehr zur Sache. Einige Begründungen für das Verhalten bestimmter Personen fand ich allerdings unglaubwürdig. Insgesamt konnte mich diese temporeiche Geschichte aber mitreißen und unterhalten, sodass ich eine klare Leseempfehlung für Fans von Jugendthrillern ausspreche!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Pikays Lebensweg vom Dschungel Indiens bis nach Schweden

Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr...
0

Als Pikay als kastenloses Kind im Dschungel Indiens geboren wird, scheint ein Regenbogen über seinem Dorf, und ihm wird prophezeit, dass er als Erwachsener mit Farben arbeitet wird. Außerdem würde er sich ...

Als Pikay als kastenloses Kind im Dschungel Indiens geboren wird, scheint ein Regenbogen über seinem Dorf, und ihm wird prophezeit, dass er als Erwachsener mit Farben arbeitet wird. Außerdem würde er sich mit einem Mädchen verheiraten, dass nicht aus dem eigenen Land kommt. Die Prophezeiung wird sich einmal als erstaunlich zutreffend beweisen, doch zu seiner Geburt ahnte wohl noch keiner, was Pikay auf dem Weg dorthin erlebt. In der Schule wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt verliert er doch nie seinen Durchhaltewillen. Schließlich schafft er es als Künstler nach Neu-Delhi. Doch auch hier erwartet ihn ein Leben der Extreme zwischen Anerkennung und Armut. Dieses wird völlig auf den Kopf gestellt, als er eines Tages der Schwedin Lotta begegnet. Um mit ihr zusammen zu sein, begibt er sich auf eine waghalsige Reise.

Der Titel des Buches legt nahe, dass sich zwischen den Buchdeckeln eine Liebesgeschichte mit einem langen Reisebericht verbirgt. Das ist nicht ganz falsch, jedoch erwartet den Leser noch sehr viel mehr. In diesem Buch wird die Lebensgeschichte Pikays erzählt, und deshalb beginnt die Geschichte auch mit dem Tag seiner Geburt im Dschungel Indiens.

Wenn ich an Indien denke, habe ich zunächst Bilder von Millionenstädten im Kopf. In den Dschungel Indiens einzutauchen war daher eine interessante Erfahrung, die mich das Land von einer neuen Seite hat kennen lernen lassen. Die Atmosphäre wurde vom Autor gut eingefangen. Weitab von den Millionenstädten wird dem Leser durch diverse Erlebnisse Pikays schnell ins Bewusstsein gerufen, dass hier das Kastensystem noch tief im Denken verwurzelt ist. Pikay wird als „Unberührbarer“ daher ständig als Mensch zweiter Klasse behandelt, was für ihn alles andere als einfach ist. Beeindruckend fand ich es, wie er sich trotz allen Schikanen nicht unterkriegen lässt.

Pikays außergewöhnliche künstlerische Begabung ist sicherlich nicht ganz unschuldig an dem Weg, den er einschlagen kann. Ohne diese hätte er es vermutlich nie bis nach Neu-Delhi geschafft, wo ihn eine gänzlich andere Welt erwartet. Die Millionenstadt steht in absolutem Kontrast zum Leben im Dschungel, und Pikays Status als „Unberührbarer“ interessiert hier nur eine Minderheit. Doch das schafft noch lange nicht alle Probleme aus der Welt. Der Leser begleitet Pikay bei einem Leben der Hochs und Tiefs, denn trotz der Aufmerksamkeit, die er sogar von hochrangigen Persönlichkeiten erhält, hat er immer wieder mit Armut und Obdachlosigkeit zu kämpfen. Auch emotional durchlebt Pikay daher Höhen und Tiefen und berichtet offen davon, mehrfach sogar kurz vor dem Selbstmord gestanden zu haben. Als sein Leben sich endlich auf einem stetigen Weg nach oben befindet, wirbelt sein Aufeinandertreffen mit Lotta alles einmal mehr durcheinander.

Das Buch ist vom Autor Per J. Andersson geschrieben und daher aus der dritten Perspektive verfasst. Dadurch hatte ich nicht das Gefühl, hautnah an Pikays Leben teilzuhaben. Dem Autor ist es aber gelungen, Pikay eine Stimme zu geben und mir den Eindruck zu vermitteln, als würde Pikay selbst mir seine Lebensgeschichte erzählen. In kurzen Zwischenkapiteln lernt man auch Lotta vor ihrer Begegnung mit Pikay kennen und es wird berichtet, wie sich ihre Faszination für das Land Indien entwickelt hat.

Die lang erwartete Fahrradtour nimmt schließlich das letzte Buchdrittel ein. Hier ist der Titel des Buches ein wenig irreführend, denn Pikay legt weite Strecken mit dem Fahrzeug zurück, nutzt aber auch Flugzeug, Bus und Bahn. Nichtsdestotrotz hat mich der Bericht über seine Reise beeindruckt, denn er hat auf dem Weg viel erlebt. Besonders interessant fand ich es, dass der Fokus nicht nur auf den Strapazen der Reise lag, sondern auch über die deutlichen Unterschiede in der Gastfreundlichkeit der Länder, durch die er reist. Nach Pikays Ankunft in Schweden wird seine Geschichte zügig zu Ende erzählt und konzentriert sich vor allem auf seine Gewöhnung an das fremde Land, während man zum Beispiel nur durch die Fotos am Ende des Buches erfährt, dass Pikay und Lotta in Schweden geheiratet haben.

„Vom Inder, der mit dem Fahrrad nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden“ erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte des Inders Pikay. Als „Unberührbarer“ im indischen Dschungel aufgewachsen, lässt er sich trotz Schikanen nicht unterkriegen und schafft es als Künstler bis nach Neu-Delhi, wo die Begegnung mit der Schwedin Lotta ihn zu einer einzigartigen Reise bewegt. Mich hat Pikays Lebensweg beeindruckt und mir interessante Einblicke in das Leben in Indien geboten, sodass ich es sehr gerne weiterempfehle!