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Nelchen77

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2017

Charmant den Spiegel vorhaltend

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Lena Greiner und Carola Padtberg haben in diesem Buch wieder Anekdoten gesammelt. Dieses Mal sind nicht die Schüler, sondern die Eltern das Thema. Angefangen von der Schwangerschaft bis hin zum Studium ...

Lena Greiner und Carola Padtberg haben in diesem Buch wieder Anekdoten gesammelt. Dieses Mal sind nicht die Schüler, sondern die Eltern das Thema. Angefangen von der Schwangerschaft bis hin zum Studium kümmern sie sich um den Nachwuchs. Einige übertreiben es mit dem Brutpflegeverhalten jedoch gewaltig, so dass dieses sehr unterhaltsame Buch entstehen konnte.

Dieses Buch soll in erster Linie unterhalten und das tut es definitiv.
Eingebettet in einleitende und erklärende Texte sorgen die Geschichten von Hebammen, Lehrern bis hin zu Professoren für viele Schmunzler, das eine oder andere laute Auflachen bis hin zu ungläubigem Kopfschütteln. Vieles hat man schon live erlebt, manches kann man sich kaum vorstellen. Natürlich ist manch eine Geschichte interessanter und lustiger als die andere, aber der Großteil ist wirklich unterhaltsam.

Am Ende folgen noch ein paar wenige Seiten, auf denen Kinder, Eltern und ein Psychologe zu Wort kommen. Das Buch kann und will sicher nicht den Zweck eines Sachbuches erfüllen. Trotzdem bringt es mich als Mutter zum Nachdenken über die eigenen Erziehungsmethoden und damit hat es sicher schon etwas erreicht. Ich hielt mich bisher selber manchmal für einen kleinen Helikopter. Nach diesem Buch weiß ich, dass ich glücklicherweise doch ein blutiger Anfänger auf diesem Gebiet bin!

Fazit: Heiter präsentiert, manchmal sicher überzogen, trotzdem mit einem wahren Kern. Ein bisschen über das eigene Verhalten nachzudenken schadet sicher niemandem, deshalb kann ich das Buch allen Eltern, die mal wieder lachen möchten, aber auch „Betroffenen“ durchaus empfehlen.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Mein Buch des Jahres!

Ein Gentleman in Moskau
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Graf Rostov wird im Jahr 1922 zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol verurteilt. Zudem verliert er alle Privilegien. Doch anstatt verbittert, wütend oder verzweifelt zu sein, nimmt der herzensgute, ...

Graf Rostov wird im Jahr 1922 zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol verurteilt. Zudem verliert er alle Privilegien. Doch anstatt verbittert, wütend oder verzweifelt zu sein, nimmt der herzensgute, immer respektvolle und optimistische Graf die Situation an, wie ein echter Gentleman. Vor seinem Fenster herrschen wilde Zeiten, aber auch der Graf schafft es im Inneren Leben zu verändern und dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Durch ihn lernt der Leser vom Hotelpersonal bis zu hochrangigen Gästen verschiedene Personen kennen und nimmt an interessanten Gesprächen teil.

Obwohl ich normalerweise nur Bücher lese, die in der heutigen Zeit spielen, hat mich dieses Buch von der ersten Seite an begeistert. Der Graf als Mittelpunkt und Herz der Geschichte ist einfach eine wunderbare Figur. So positiv, charmant, mit Witz, Intelligenz und Neugier möchte man ihn immer weiter kennenlernen und die Welt durch seine Augen beobachten. Aber auch die Nebendarsteller wie Nina überzeugen auf ganzer Linie. Man fühlt sich selbst als Teil dieser Geschichte, so dicht ist man dabei und den Figuren so nah. Zudem bekommt man indirekt einen Eindruck vom Russland der damaligen Zeit.

Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 19.08.2017

Eines seiner frühen Werke

Der Sandmaler
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Stefan und Elisabeth verbringen Anfang der 70er Jahre zwei Wochen Urlaub in Afrika. Er, arroganter Sohn reicher Eltern, schaut sehr auf die Einheimischen herab und fühlt sich eindeutig überlegen. Elisabeth ...

Stefan und Elisabeth verbringen Anfang der 70er Jahre zwei Wochen Urlaub in Afrika. Er, arroganter Sohn reicher Eltern, schaut sehr auf die Einheimischen herab und fühlt sich eindeutig überlegen. Elisabeth dagegen interessiert sich zunehmend für das Land, die Menschen und ihre Probleme.

Henning Mankell hat dieses Buch im Alter von 26 Jahren veröffentlicht. Dies ist das erste Werk, das ich von ihm lese. Ich würde ihm noch eine Chance geben, da ich davon ausgehe, dass er sich im Laufe seines Lebens weiterentwickelt hat. Dieses Buch von ihm hat mich allerdings nicht restlos überzeugt.

Auf der einen Seite hat es nach fast 50 Jahren kaum an Aktualität eingebüßt. Es gibt sicher immer noch verschiedene Arten von Reisenden, wobei der ignorante Pauschaltourist genauso zu finden ist, wie der an Kultur und Menschen interessierte echte „Reisende“. Die Warnungen, die er ausspricht, haben sich zum Teil in die Realität verwandelt und manches ist genau so gekommen. In gewisser Weise sind manche Touristen heute sogar noch schlimmer als damals.

An manchen Stellen wird dann doch wieder deutlich, wie alt das Buch ist. Das Rauchen im Flugzeug führte bei mir zu einem Schmunzeln, über Elisabeths Idee, von betenden Moslems ein Foto zu machen, konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich weiß nicht, ob Menschen heute noch so naiv und unwissend sind. Aber auch hier übertreffen heute manche Gaffer und Sensationsgierige das Beschriebene sogar noch.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Vor allem die bildhafte Sprache, ohne unnötig ausschweifend zu werden. Ich habe mich zum Teil in meine eigenen ersten Reisen zurückversetzt gefühlt. Manchmal hat mir etwas Tiefe und Kontur bei den Figuren gefehlt. An anderer Stelle waren mir die Belehrungen und Botschaften dann wieder zu direkt und zu wenig in die Geschichte verpackt. Etwas mehr Handlung wäre wünschenswert gewesen, da die Beschreibung der doch recht ereignislosen Urlaubstage ab der Mitte etwas ermüdend war. Wobei das Buch nur 160 Seiten aufweist.

Mein Fazit: Das Buch entspricht dem damaligen Stand der Zeit, der Einstellungen und Ansichten. Es ist nicht schlecht, wenn man im Kopf behält, wie alt das Buch ist. Ich habe mir mehrfach die Frage gestellt, ob Mankell wohl mit einer Neu-Veröffentlichung in der vorliegenden Version einverstanden gewesen wäre.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Auswirkungen einer Prophezeiung

Töte mich
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Graf Neville hat einige Sorgen. In wenigen Wochen wird er sein Schloss verlieren, eine Wahrsagerin prophezeit ihm, dass er während der letzten Garden Party einen Gast ermorden wird, und zu allem Übel stellt ...

Graf Neville hat einige Sorgen. In wenigen Wochen wird er sein Schloss verlieren, eine Wahrsagerin prophezeit ihm, dass er während der letzten Garden Party einen Gast ermorden wird, und zu allem Übel stellt sich seine jüngste Tochter Sérieuse freiwillig als Opfer zur Verfügung. Ja, sie fleht ihn geradezu an, sie zu töten.
Der Beginn dieses Buches hat mich sofort fasziniert. Ich fand die Sprache toll und man ist natürlich gespannt, was im weiteren Verlauf geschieht. Der Mittelteil hat sich anders entwickelt als gedacht, hat mir aber trotzdem gefallen. Der Leser erfährt viel über den Grafen, der die kommende Party über alles hebt, sowie seine Vergangenheit.
An der einen oder anderen Stelle hätte sicher die Möglichkeit bestanden, etwas mehr in die Tiefe zu gehen. So ist das Buch in 2 Stunden gelesen. Manchmal war ich unsicher, ob mir das Buch wirklich gefällt oder habe etwas mit der Ausdrucksweise der Autorin gekämpft und musste einen Satz zweimal lesen. Das Ende kam für mich etwas zu schnell und zu süß (im Klappentext wird bereits ein Happyend erwähnt, daher ist dies kein Spoiler).
Alles in allem hat mir das Buch trotz der Kritikpunkte sehr gut gefallen. Ist es ein Märchen, ist es Satire? In jedem Fall gehobene Literatur, ungewöhnlich und lesenswert.

Veröffentlicht am 29.07.2017

Zeit zum Heilen

Manchmal musst du einfach leben
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Maribeth Klein, berufstätige Mutter von Zwillingen, erleidet mit Anfang Vierzig einen Herzinfarkt, den sie nur knapp überlebt. Wieder zu Hause angekommen, stellt sie fest, dass sie keine Chance hat, sich ...

Maribeth Klein, berufstätige Mutter von Zwillingen, erleidet mit Anfang Vierzig einen Herzinfarkt, den sie nur knapp überlebt. Wieder zu Hause angekommen, stellt sie fest, dass sie keine Chance hat, sich wirklich zu erholen und fühlt sich von Tag zu Tag schlechter. Sie nimmt eine Tasche und geht.
Das Buch hat mich neugierig gemacht, weil ich mich einerseits sehr gut ihn Maribeths´ Situation hineinversetzen kann, gleichzeitig war ich empört, wie sie einfach ihre Kinder zurücklassen kann.
Der erste Teil des Buches hat mich sofort begeistert, weil ich genau spüren konnte, wie Maribeth sich fühlt. Vermutlich kann das jede berufstätige Mutter. Am meisten Druck macht sich sie selbst. Ab dem Zeitpunkt, als sie ihre Familie verlässt, konnte ich nicht mehr jeden ihrer Schritte nachvollziehen. Sich über Wochen nicht zu Hause zu melden, nachdem man einfach verschwindet, fand ich doch speziell. Schlussendlich nimmt die Geschichte aber solch einen Verlauf, dass sie für mich absolut rund ist und mir deshalb sehr gut gefallen hat. Das heißt nicht, dass am Schluss jede Frage geklärt ist, aber das muss ja auch nicht sein.
Über die Gefühle der verlassenen Familie erfährt man erst gegen Ende etwas, wobei es mir gefallen hat, dass Maribeth und ihre Lage das zentrale Thema sind. Die Nebencharaktere sind sehr schön dargestellt und runden das Buch ab.
Natürlich provoziert Gayle Forman mit diesem Buch ein Stück weit. Es wirkt fast egoistisch, dass eine Mutter ihre Familie verlässt, um selbst wieder gesund zu werden. Für die Protagonistin gibt es aber einfach keine andere Lösung. Das Thema Herzinfarkt bei jungen Frauen einzuarbeiten, fand ich gut und wichtig und zugleich sehr gut gelöst.
Fazit: Ein sehr schönes Buch, das ich rundum empfehlen kann.