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Veröffentlicht am 24.10.2023

Unzählige kleine Weisheiten zwischen zwei Buchdeckeln

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle
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Sallys Leben besteht daraus, Rollen zu erfüllen. Sie verkörpert die Tochter, um die man sich keine Sorgen machen muss, die Freundin, die sich für ihren Freund die Beine rasiert, die stille Zuhörerin, die ...

Sallys Leben besteht daraus, Rollen zu erfüllen. Sie verkörpert die Tochter, um die man sich keine Sorgen machen muss, die Freundin, die sich für ihren Freund die Beine rasiert, die stille Zuhörerin, die ihre eigene Meinung nur mit sich selbst teilt.
Keine diese Versionen fühlt sich für Sally nach dem an, was sie wirklich sein will, doch sie begnügt sich mit den Minuten des Tages, die sie in der Badewanne verbringt, um sie selbst zu sein und verhält sich den Rest der Zeit, wie es ihr Umfeld von ihr erwartet. Bis Leni, die Volontärin ihrer Mutter, bei ihnen zu Hause einzieht und Sally plötzlich mit Gefühlen konfrontiert ist, die in keine ihrer Rollen passt und die sich doch echt anfühlen. Doch Leni ist eine Mitarbeiterin ihrer Mutter, was nur einer der Gründe ist, die gegen all die Empfindungen sprechen, die sich nach und nach in ihrem Herzen einnisten. Und so wird Sally mit der Frage konfrontiert, ob etwas richtig ist, wenn es von außen betrachtet so aussieht oder wenn es sich im Inneren richtig anfühlt- und, ob sie endlich eine Rolle gefunden hat, die sich nicht wie eine anfühlt.

„Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle” war mein erster Roman von Anne Freytag und ich kann ohne zu übertreiben sagen, dass dieses Buch zu den Überraschungen meines bisherigen Lesejahres zählt.
Anne Freytag, die mit ihren Jugendromanen regelmäßig die Spiegel Bestseller Liste stürmt, ist bekannt für ihren schlichten und ebenso emphatischen Stil, mit dem sie kleine und große Lebensweisheiten transportiert und nach dem Lesen dieses Buches, kann ich mich dieser Aussage nur anschließen.
Der Autorin gelingt es hier auf einzigartige Weise ihre Charaktere nicht nur authentisch darzustellen, sondern lässt sie beinahe wie reale Menschen erscheinen. Dass diese Grenze zwischen Fiktion und Realität beim Lesen so sehr verschwimmt, liegt mit Sicherheit daran, dass die Autorin Themen anspricht, die mitten aus dem Leben gegriffen sind.
Corona Pandemie, Schönheitsideale, Familiendiskussionen und über allem die Frage, wer man selbst eigentlich ist- das sind Probleme, die nicht nur Sally und Leni betreffen, sondern mit denen auch ich als Leserin mich auseinandersetzen muss, was mich die Geschichte viel intensiver hat erleben lassen.
Neben den langsam aufkeimenden Gefühlen zwischen den beiden, die Anne Freytag in unfassbar treffende Worte gepackt hat, fand ich vor allem die Entwicklung von Sally faszinierend.
Über das gesamte Buch hinweg ist man als Leser sehr nah an ihren Gedanken dran, was dazu führt, dass man die kleinen, aber bedeutungsvollen Veränderungen, die Sallys Zeit mit Leni in ihrem Inneren auslöst, sofort mitbekommt. Als besonders inspirierend habe ich empfunden, wie aus ihren Zweifeln langsam der Mut gewachsen ist, für sich einzustehen und für das zu kämpfen, was ihr etwas bedeutet.
Auf der Handlungsebene sollte man keine allzu großen Wendungen oder Spannung erwarten, doch für mich persönlich war das absolut in Ordnung, da der Fokus deutlich auf dem tiefen Einblick in das Innenleben der Protagonisten lag.
In Kombination mit Anne Freytags klarem, aber ungemein authentischem Schreibstil liest sich dieses Buch nicht bloß wie eine Geschichte, sondern erinnert viel mehr an einen Ratgeber, der einem auf leichte Art und Weise vermittelt, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Als ich das Buch nach der letzten Seite zugeschlagen habe, war ich einige Post its ärmer und dafür viele Weisheiten reicher, von denen sich einige auch nachhaltig in mein Bewusstsein eingeprägt haben.

„Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle“ zu lesen, ist wie das Erleben einer Reise, auf der ein junges Mädchen zu sich selbst findet.
Eine Reise, die nicht perfekt, aber dafür umso echter ist und letztlich nicht nur Sally neue Erkenntnisse bringt, sondern auch für den Leser unsagbar wertvolle Ratschläge bereithält.
Eine Reise, an deren Ende ich nur noch sagen kann, dass bitte noch ganz viele andere Menschen zu diesem Buch greifen und sich auf sie begeben sollen!

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein absoluter Pageturner!

Count On You
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Daisy Coleman steht kurz vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums und scheint auf dem Höhepunkt ihrer Karriere alles zu haben, was man sich wünschen kann. Aber dem Megastar fehlt in ihrer Welt aus ...

Daisy Coleman steht kurz vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums und scheint auf dem Höhepunkt ihrer Karriere alles zu haben, was man sich wünschen kann. Aber dem Megastar fehlt in ihrer Welt aus Fotoshootings und Auftritten auf dem roten Teppich ausgerechnet er:
Thomas Kalberg, der Junge, der in ihr nie mehr als eine kleine Schwester gesehen hat und für den Daisy schon seit 10 Jahren Gefühle hegt.
Als Thomas dann ihr neuer Bodyguard wird, steht für ihn von Anfang an fest, dass er alles tun wird um Daisy zu beschützen und Emotionen dabei keine Rolle spielen sollen. Doch während Daisys Leben von einem mysteriösen Stalker zunehmend bedroht wird, muss Thomas sich fragen, ob er seine aufkeimenden Gefühle unterdrücken kann oder überhaupt will…
Mit „Count on you“ liefert Morgane Moncomble nach „Bet on you“ die ersehnte Fortsetzung ihrer Reihe und erzählt ihren Lesern nach der Geschichte von Rose und Levi nun auch die Geschichte von Thomas und Daisy, die entschlossen ist sein Herz zu öffnen…

Als ich das Buch aufgeschlagen habe, ist mir als erstes die Widmung ins Auge gesprungen.
„Dieses Buch ist den Menschen gewidmet, die sich verändern wollten, um der breiten Öffentlichkeit zu gefallen und die sich dabei selbst verloren haben.“
Nur dieser Satz hat mein Interesse für die Geschichte geweckt und ehe ich mich versah, hatte ich die ersten Kapitel bereits verschlungen, obwohl ich nur kurz reinlesen wollte.
Was dieses Buch für mich besonders ausmacht ist die Spannungskurve und die mitreißende Handlung voller Plot Twists, die ich so nicht unbedingt erwartet hätte.
Durch die ganze Geschichte zieht sich eine Grundspannung, die das Lesen zu einem einzigartigen Erlebnis macht und es mir kaum möglich machte das Buch aus der Hand zu legen.
Aber mal ehrlich eine spannende Handlung ist nichts ohne Protagonisten, die einen mitfiebern lassen und denen man das Happy End von Herzen gönnt, oder?
„Count on you“ beschreibt das Leben der Schauspielerin und Sängerin Daisy. Und der Autorin ist es wunderbar gelungen die zwei Seiten eines Lebens in der Öffentlichkeit darzustellen und vor allem deutlich zu machen, was die ständige Belagerung durch Paparazzi mit einer Person machen kann.
Ich habe Daisy als eine sehr ehrgeizige, aber herzensgute Protagonistin kennengelernt. In jeder der Szenen, die aus ihrer Perspektive geschrieben sind, merkt man wie sehr sie fürs Singen brennt. Doch genauso nimmt man beim Lesen teil an ihren Zweifeln und ihrer Angst nie genug für die Öffentlichkeit zu sein, wenn sie sie selbst ist.
Und genau an dieser Stelle tritt Thomas in ihr Leben und versucht ihr genau wie damals vor ihrem ersten Casting den Mut zu geben, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen und nicht denen von anderen auszurichten. Allgemein ergänzt Thomas Daisy auf eine so perfekte Art, das man die Dynamik zwischen den beiden einfach nur lieben kann.
Egal ob sie gemeinsam auf dem roten Teppich stehen oder sie Daisys Katze Tornado füttern (die Thomas ja BESONDERS gern hat)- bei den beiden habe ich das Gefühl, dass sie alles schaffen können.
Begleitet von Morgan Moncombles leichtem und zugleich spannendem Schreibstil fühlt sich das Lesen dieser Geschichte wie eine Reise an, auf der man nie weiß, wann einem das nächste Abenteuer begegnet.
Die Thematik aus Thomas Vergangenheit finde ich genau wie Daisys Probleme im Großen und Ganzen gut eingearbeitet und aufgelöst.
Allerdings muss ich sagen, dass mir an einigen Stellen die emotionale Bindung zu den Charakteren gefehlt hat. Ich kann nicht festmachen woran es liegt, aber vor allem in den intimen Szenen zwischen Thomas und Daisy konnte ich nicht so mitfiebern wie ich es mir gewünscht hätte und war ehrlicherweise manchmal froh, wenn entsprechende Szenen vorbei waren.

Aber das ist meine persönliche Empfindung und tut der Tatsache, dass „Count on you“ ein sehr empfehlenswertes Buch ist keinen Abbruch. Morgan Moncomble hat einen Pageturner geschaffen, der einem die Tränen in die Augen treibt und im nächsten Moment eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Emotionsstark, mitreißend und tiefgründig-ein Buch mit Highlightpotenzial!

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Humorvoll, weihnachtlich, herzergreifend schön!

From Tokyo with Love
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„From Tokio with Love“-Julia K. Stein

Hailee hat einen großen Traum. Sie will als Musikerin mit ihren eigenen Songs durchstarten. Doch bis es soweit ist, muss sie ihrem Manager vertrauen und andere Lieder ...

„From Tokio with Love“-Julia K. Stein

Hailee hat einen großen Traum. Sie will als Musikerin mit ihren eigenen Songs durchstarten. Doch bis es soweit ist, muss sie ihrem Manager vertrauen und andere Lieder singen um über die Runden zu kommen. Dann kommt ihre große Chance. Sie darf als Warm Up Act bei zwei Weihnachtskonzerten von Finn Wolfcraft in Tokio auftreten. Hailee ist begeistert. Allerdings ist sie Finn gegenüber mehr als skeptisch. Medienberichten zu Folge soll er es wohl nicht für nötig erachten seine Fans mit Respekt zu behandeln. Also ist er wohl ein ziemlich überheblicher und unsympathischer Megastar. Oder etwa doch nicht? Gibt es vielleicht einen Grund für sein Verhalten? Auch wenn Hailee und Finn nicht den besten Start miteinander haben, ist das Knistern zwischen ihnen nicht zu leugnen. Bei einer Sightseeingtour durchs winterliche Tokio erzählen sie einander von ihren größten Geheimnissen und es entwickeln sich Gefühle, die keiner von beiden je für möglich gehalten hätte.
Ich habe mich riesig gefreut, als bekannt wurde, dass mit „Tokio with Love“ der dritte Weihnachtsroman von Julia K. Stein erscheinen wird. Die beiden anderen Bücher habe ich mit Freude gelesen und sie konnten mich vor allem durch ihre für mich perfekte Mischung aus Tiefgrund und Humor überzeugen.
Auch mit ihrem neusten Roman ist es der Autorin gelungen, diese Balance zu halten.
In „Tokio with Love“ begleitet man die neunzehnjährige Hailee bei dem wahrscheinlich bisher größten Abenteuer ihres Lebens. Auf den ersten Blick ist Hailee selbstsicher, cool und lustig. Doch bei näherem Betrachten merkt man, dass hinter Hailees unnahbarer Fassade eine unsichere Persönlichkeit steckt, die an sich selbst und ihren Songs zweifelt. Diese Ängste geben Hailees Charakter etwas Echtes, das mich auf jeden Fall abholen konnte. Ihre Liebe zur Musik zeichnet sie aus, man merkt auf jeder Seite wie sehr Hailee für ihre Leidenschaft brennt und kann gar nicht anders als mit ihr zu fiebern.
Spätestens ab der Szene mit dem Pancake Werbespot muss man diese Frau einfach in sein Herz schließen. ;)
Aber auch Finn hat mich sofort überzeugt. Als megaerfolgreicher Musiker kursieren Gerüchte über fehlendes Interesse an seinen Fans. Doch aus der Perspektive des Lesenden wird schnell klar, dass Finn keinesfalls so gefühlskalt ist wie ihn die Presse darstellt. Im Gegenteil, er ist ein sensibler, einfühlsamer Mann, der im Endeffekt genauso unsicher wie Hailee ist. Zwar spielt er seine Songs stets mit Leidenschaft auf der Bühne, aber er hat mit der Belagerung von Paparazzi und dem Gefühl ständig ausgenutzt zu werden zwar andere aber nicht weniger große Probleme als Hailee. Als diese Welten aufeinander prallen, ist Spannung quasi vorprogrammiert. Zusammen geben die beiden ein außergewöhnliches Paar ab, das man einfach gern haben muss. Durch ihre Augen durfte ich Tokio kennenlernen, egal ob Love Hotel oder KFC mit den beiden ist eine Sightseeingtour auf jeden Fall ein Abenteuer, das es sich zu erleben lohnt.
Zwischen den beiden stimmt von Anfang an die Dynamik, die Dialoge sprühen beinahe vor Witz und Schlagfertigkeit und nicht selten musste ich beim Lesen schmunzeln.
Natürlich sind die tollen Dialoge nicht nur den detailliert ausgearbeiteten Charakteren zu verdanken, sondern in erster Linie Julia K. Stein.
Mit ihrem einzigartigen, humorvollen und dennoch tiefgründigen Schreibstil schafft sie es, dass man sich eher wie ein Teilnehmer am Geschehen, als ein Leser fühlt. Nebenbei gelingt es ihr noch fabelhaft, einige interessante Fakten über die Kultur in Tokio mit in den Text einzuflechten.
Das Ende von „Tokio With Love“ ist ziemlich vorhersehbar, was meiner Begeisterung für die Geschichte aber keinen Abbruch tut.
Ich habe mich beim Lesen sehr unterhalten gefühlt und die Wendungen kamen überraschend, sodass es beim Lesen nicht langweilig wurde.
Im Übrigen haben diese tollen Charaktere auch wirklich nichts anderes als ein Happy End verdient. :)
Das Buch liest sich super leicht, was ja im Grunde genommen eine positive Eigenschaft ist. Nur liest man ehe man sich versieht schon die letzte Seite, obwohl man noch gar nicht bereit ist, Hailee, Finn und das weihnachtliche Tokio zu verlassen.
Die Geschichte wird mir als durch ihr Setting und die Protagonisten als ein Buch in Erinnerung bleiben, dass ich mit Freude und einem Lächeln auf den Lippen verschlungen habe.
Julia K. Stein ist es geglückt, selbst im Oktober schon richtig Lust auf Weihnachten zu verbreiten. Außerdem wandert ein Besuch zur Weihnachtszeit in Tokio nun definitiv auf meine Bucket List.
Vielleicht gehe ich dann sogar zu einem gemeinsamen Konzert von Hailee und Finn, man weiß ja nie…

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