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Veröffentlicht am 01.08.2023

Raupe im Kokon

Paradise Garden
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Elena Fischer erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte der 14-jährigen Billie, einer naiven, irgendwie altklugen und eigensinnigen Protagonistin. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Billies Mutter gestorben ...

Elena Fischer erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte der 14-jährigen Billie, einer naiven, irgendwie altklugen und eigensinnigen Protagonistin. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Billies Mutter gestorben ist, aber da die Autorin in Schleifen rückwärts erzählt tut das der Dramatik absolut keinen Abbruch. Wir erfahren aus Billies Sicht wie sie aufgewachsen ist, in einer kleinen Wohnung in einem Hochhauskomplex, die Mutter Marika versucht mit 2 Jobs ihnen „ein gutes Leben“ zu ermöglichen. Trotzdem ist das Geld immer knapp, Billie hat nicht viele Kleider und am Monatsende gibt es meist nur Nudeln mit Ketchup oder Kartoffelbrei aus der Tüte. Reich macht Billie aber die Fantasie ihrer Mutter, ihre starke Liebe und der Zusammenhalt unter den Nachbarn.
Über ihre Herkunft erzählt Marika Billie allerdings nichts, sie weiß nicht wer ihr Vater ist und hat auch keinen Kontakt zur Familie ihrer Mutter in Ungarn. Eines Tages steht allerdings die ungarische Großmutter vor der Tür und bringt so einiges ins Rollen und die Vergangenheit an den Tag. Billie sieht plötzlich auch die Fehlbarkeit ihrer Mutter, dennoch möchte sie lieber wieder ihr Mutter-Tochter- Leben zu zweit zurück, bis ein schrecklicher Unfall Billies Mutter das Leben kostet. Völlig verloren macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater und ein verrückt, melancholischer Roadtrip zur Nordsee beginnt. Ob sie ihn findet, möchte man nicht verraten. Jedenfalls aber entwickelt sich Billie in ihrem Kokon der Trauer und findet die Bedeutung der Herkunft und ihren Platz im Leben und…

Fischer schildert gekonnt aus der Sicht eines Teenagers wie soziale Ungerechtigkeit und Armut heute aussehen - besonders in den Szenen mit Billies Freundin Lea und deren Familie wird die Spalte zwischen Mittel- und Unterschicht deutlich - das alles wird aber nicht mit Zeigefinger erzählt. Gut gefallen haben mir auch Billies literarische Schreibambitionen, die gekonnt durch kurze Notizbucheinträge eingeflochten werden und die Schilderung der starken innigen Mutter-Tochter-Beziehung. Mit Billie wütend wurde ich aber auch über das Verschweigen von Billies Vater - das verantwortlich war für das große Loch in das sie nach dem Tod der Mutter gefallen ist. Ich empfehle das Buch jedem der über den Verlust eines geliebten Menschen lesen will, jedem der gerne eine besondere coming-of-age-Geschichte lesen möchte und jedem der Geschichten mit gutem Ende liebt.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Realer und packender Socialmedia-Thriller

Shelter
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5 Freunde beschließen nach einer Party, angestoßen durch Partygäste die Anhänger einer Verschwörungstheorie sind, selbst eine absurde Verschwörungstheorie in den sozialen Medien zu verbreiten: „Außerirdische ...



5 Freunde beschließen nach einer Party, angestoßen durch Partygäste die Anhänger einer Verschwörungstheorie sind, selbst eine absurde Verschwörungstheorie in den sozialen Medien zu verbreiten: „Außerirdische wollen die Macht auf der Erde übernehmen, die ersten Zeichen (das Cover-Symbol OC)dafür wären bereits überall zu sehen.“ Nach einer turbulenten Nacht, in der die Clique an vielen Stellen der Stadt das Symbol gezeichnet und mit mehrern Fake-Accounts die „Nachricht“ in den sozialen Medien verbreitet hat, verselbständig sich die Geschichte schnell und findet immer mehr Anhänger. Liv, Psycholgiestudentin, nutzt diese Gelegenheit gleichzeitig für ihre Semesterarbeit.

Was aber als harmloser Gag beginnt wird für alle aus der Clique bald zum Horrortrip. Plötzlich taucht ein Antagonist namens Octavio auf, wandelt die Theorie zu seinen Gunsten um und findet immer mehr Anhänger. Die Freundschaft von Liv, Benni, Nando, Till und Darya wird auf eine harte Probe gestellt. Sie werden verfolgt, erpresst, terrorisiert und sogar ein Giftanschlag wird auf einen verübt.

Der einzige Ausweg scheint darin zu lieben, dass Benni Octavio in der realen Welt auffinden muss um den “Shelter-Wahn“ zu stoppen.

Mehr sei hier aber nicht verraten.

Fazit:

Ursula Poznanski schafft es sehr gut, aufzuzeigen wie völlig irrationale Theorien sich im Internet verbreiten und immer mehr Anhänger finden. Zeigt Beweggründe warum manchen Menschen so leicht auf diese Theorien hereinzufallen ohne sie überhaupt mal auf Echtheit zu hinterfragen. Gleichzeitig nimmt sie auch alltägliche Probleme im Leben junger Erwachsener mit auf, Leistungsdruck im Studium, FOMO, finanzielle Schwierigkeiten etc.

Besonders gefallen haben mir die Szenen in denen Benni seine Monolog für das Theater probt bzw. diese als Therapie für sein traumatisches Erlebnis und der damit verbundenen Panik mit dem Autofahren einsetzt. Auch die Szenen in der Klinik waren super spannend und toll geschrieben.

Am Ende wurde mir etwas zu schnell und oberflächlich aufgelöst, aber ich kann das Buch jedem Jugendlich uneingeschränkt empfehlen. Das könnte einige Missverständnisse verhindern oder zumindest sensibel für Fake News machen.

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