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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2023

Hochbrisanter dystopischer Thriller

Im Sturm der Macht
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Finnland im Jahr 2028. Die Welt steht Kopf – der Nationalsozialismus ist auf dem Vormarsch, der Klimawandel beeinträchtigt die Welt, enorme Flüchtlingsströme spalten das Land und treiben den Radikalismus ...

Finnland im Jahr 2028. Die Welt steht Kopf – der Nationalsozialismus ist auf dem Vormarsch, der Klimawandel beeinträchtigt die Welt, enorme Flüchtlingsströme spalten das Land und treiben den Radikalismus auf ein neues Hoch. Als die amtierende Ministerpräsidentin bei einem Staatsempfang ermordet wird, spitzt sich die ohnehin schon politische Lage immer weiter zu.
Genau in dieser Lage kehrt der Ex-Ministerpräsident Leo Koski nach Helsinki zurück und wird zum Spielball mächtiger Männer. Mit Hilfe einer jungen angehenden verdeckten Ermittlerin erkennt er, dass ein Staatsstreich geplant ist, der das gesamte Land in den politischen Abgrund werfen würde. Das muss natürlich mit allen Mitteln verhindert werden und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde der Lesejury lesen und wurde direkt in den Bann gezogen. Das Cover mit den düsteren Tönen und dem tollen Farbschnitt ist sehr passend und gut gelungen. Die Handlung baut sich langsam auf – das Buch ist in drei Teile unterteilt und die Perspektiven der verschiedenen Stränge werden zwischenzeitlich immer wieder gewechselt. Anfangs versteht man die Zusammenhänge noch nicht – doch im letzten Teil fügt sich dies dann schlussendlich auf dramatische Weise.

Meiner Meinung nach sind die Charaktere sehr glaubhaft und gut durchdacht. Man sympathisiert mit dem ein oder anderen und das macht es einfach, der Handlung zu folgen – immer mit der Hoffnung, dass das Gute am Ende siegen wird. Die Geschichte nimmt zum Ende des zweiten Teils immer mehr Fahrt auf und fesselt einen immer mehr, bis hin zum dramatischen Schluss.

Der Ausgang war dann doch etwas unerwartet und hätte ich mir doch etwas anders gewünscht. Der Epilog macht es dann aber für mich etwas kaputt. Völlig unnötig, wirr und unpassend meiner Meinung nach!

Auch verliefen einige Dinge zu glatt – so konnten Sarah und Leo ohne Probleme und Zwischenfälle zweimal trotz Fahndung nach Leo und verschärften Polizeikontrollen an ihre jeweiligen Ziele gelangen. Ist zwar gut für den Verlauf der Geschichte, ist aber eher unglaubwürdig.

Auch empfehle ich den Vorgänger vorab zu lesen – es tut zwar ohne die Kenntnisse des ersten Teils der Geschichte an sich nichts ab, jedoch versteht man dadurch nicht alle Anspielungen und Gedankengänge.

Alles in allem ist das Buch jedoch erschreckend nah an der Realität und thematisch aktueller denn je. Sehr spannend was der Autor daraus gemacht und dies in einen wahrlich spannenden Thriller verpackt hat!

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Hochspannende Verfolgungsjagd um das Schicksal Europas

Die Windsor-Akte
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Ein rätselhafter Besucher stellt das Leben des jungen Studenten Ajax Doggerton auf den Kopf. Als erfolgreicher Ruderer in Cambridge wird er vom britischen Geheimdienst als Spion beim abgedankten König ...

Ein rätselhafter Besucher stellt das Leben des jungen Studenten Ajax Doggerton auf den Kopf. Als erfolgreicher Ruderer in Cambridge wird er vom britischen Geheimdienst als Spion beim abgedankten König Edward rekrutiert. Dort sei er als Bediensteter getarnt in Paris, wo Edward mit seiner bürgerlichen Ehefrau Wallis lebt, um einem schlimmen Verdacht nachgehen. Die Hinweise verdichtet sich, dass der ehemalige König sich mit Adolf Hitler und den Nazis zu verbünden gedenkt. Dabei besteht die Gefahr, dass er Staatsgeheimnisse ausplaudert und somit Deutschland im zweiten Weltkrieg einen Vorteil gegenüber Großbritannien verschafft. Als Ajax dann in Paris eine falsche Entscheidung trifft, beginnt ein spannendes Tauziehen um Edward - denn sein Bündnis kann zur Zerreißprobe für Europa werden.

Dier Geschichte hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Schon allein das Cover ist sehr gelungen und spiegelt die Atmosphäre und die Charaktere perfekt wider. Der Erzählstil ist flüssig und der Geschichte absolut angemessen. Allerdings finde ich diese manchmal ein bisschen zu „unangepasst“, da sich die Sprache nicht den unterschiedlichen Zeiten und Ständen der Personen unterordnet. So spricht der aus einfachen Verhältnissen stammende Ajax sowohl gegenüber Edward und Wallis genauso wie zu Lydie. Auch Edward als Aristrokat müsste meines Empfindens nach eine etwas gehobenere Sprache nutzen. Dafür benutzt der Autor jedoch im Allgemeinen eine sehr bildliche Sprache mit sehr treffenden Vergleichen, was das Lesen sehr angenehm macht.

Vor dem Lesen des Buches kannte ich die Windsor Akte noch nicht, wohl aber die Gerüchte um Edward und Wallis sowie auch die um seine eventuelle Affinität zum Nationalsozialismus. Die Historie wurde hier sehr treffend geschildert und durch die Verbindung mit Fiktion lebendig ausgearbeitet. Obwohl Ajax und Lydie im historischen Kontext nur Erfunden zu sein mögen, sind sie die wahren Helden der Geschichte. Lydie ist mein Lieblingscharakter mit ihrer Stärke und den von Liebe getriebenen Mut. Ajax ist mir persönlich zu vielschichtig und ungreifbar, aber dennoch durchaus sympathisch. Edward als fast schon Nebenfigur in dieser / seiner Geschichte und vor allem Wallis kommen dagegen gar nicht gut weg. Sie wirken sehr festgefahren, engstirnig und egoistisch; Wallis sogar manipulativ. Alle zusammen bilden eine bunte Mischung und verhelfen der Geschichte zu Vielschichtigkeit.

Das Lesen des Buches viel mir trotz der Deklarierung als Historischer Roman sehr leicht von der Hand und ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit während des Lesens verflogen ist. Das Tempo der Erzählung ist sehr hoch und spitzt sich immer dramatischer zu. Der Spannungsbogen ist sehr gut gelungen und das Ende fast schon eine tröstende Umarmung nach dem rasanten Verlauf der Ereignisse.

Auch wenn mir die Dramatik hier vielleicht zu überspielt war und für mich vor allem die Verfolgungsjagd von Katharina und Lydie viel zu glimpflich und unbeschadet verlief, bin ich doch froh um den Ausgang. Das Ende versöhnt mich etwas mit den unrealistischen Timings und Zufällen, die den beiden immer wieder zu Gute kommen. Das Buch verspricht Hochspannung und Tempo mit sympathischen Helden, die über sich hinauswachsen. Dieses Versprechen hat der Autor mehr als gehalten.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Ein Wohlfühlroman mit Charme ohne Kitsch

Das kleine Buchcafé an der Isar
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In dem neuen Roman von Emilia Thomas erschienen im beHEARTBEAT Verlag als ebook geht es um Marlene Baumgärtner, frisch gekürte Doktorandin der Literaturwissenschaften, die bei ihrer Suche nach einem Job ...

In dem neuen Roman von Emilia Thomas erschienen im beHEARTBEAT Verlag als ebook geht es um Marlene Baumgärtner, frisch gekürte Doktorandin der Literaturwissenschaften, die bei ihrer Suche nach einem Job als Aushilfe im unscheinbaren Buchcafé um die Ecke landet. Der kleine Laden liegt nahe der Isar, ist aber ziemlich in die Jahre gekommen und wird der eher mürrischen Lotte Eigner geführt. Doch genau dieser Ort gibt Marlene als Bücherwurm die Chance, sich auszuleben und ihre Ideen in dem Buchcafé auszuleben. So lernt sie bei der von ihr ins Leben gerufenen Schreibwerkstatt die junge im Rollstuhl sitzende Amelie kennen, mit der sie schnell Freundschaft schließt. Als eines Tages der gutaussehende Johannes im Buchcafé auftaucht und sich als Amelies Bruder herausstellt, ahnt Marlene noch nicht, wie sehr dieser Mann ihr Leben durcheinander wirbeln wird.

(SPOILER!)
Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und klar, sodass das Einfinden in die Geschichte um Marlene trotz direktem Einstieg in die Geschichte nicht schwer viel. Der Roman wird sehr seicht und lässt sich bei aktuell sehr herbstlichem Wetter super mit einer Tasse Tee in der Hand durchlesen.

Die Charaktere wirken alle sehr authentisch, jedoch fiel mir an manchen Stellen das durchdringen etwas schwer. Der Fokus lag meines Empfindens nach auf der Geschichte, sodass es mir persönlich schwer fiel Marlene und Co. so richtig zu greifen. So konnte ich Johannes‘ im Streit geäußerte Kritik an Marlene zu diesem Zeitpunkt der Geschichte nicht vollends nachvollziehen, da sich diese Eigenschaften für mich nicht deutlich rausgestellt haben. Trotz allem ist festzuhalten, dass die Autorin es aber auch geschafft hat, dass ich alle Figuren auf ihre und beabsichtigte Weise mochte oder wie im Falle von Kathrin eben auch nicht mochte.

Das Thema des Buches wurde im ersten Teil gut umgesetzt, verlor sich aber ein bisschen im zweiten Teil als mehr die Liebesgeschichte um Marlene und Johannes in den Fokus geriet. War das Buchcafé und die Liebe zu den Büchern anfangs noch sehr präsent, wechselte der Ort für Marlene eher zum Treffpunkt mit anderen Figuren oder ihr als Fluchtort vor ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Leider kam für mein Empfinden auch Lotte Eigner in der Geschichte etwas zu kurz, sowie auch der angekündigte Münchner Charme. Beide Aspekte verloren sich etwas im Verlauf der Geschichte.

Das ersehnte Happy End kam mir dann letztendlich etwas zu kurz und prompt. Vor allem das letzte Kapitel hat mich etwas enttäuscht. Der Schreibstil wechselte plötzlich in viele kleine Fragesätze mit wirren Gedankengängen und einem unverhofften Zeitsprung mittendrin. Es schien, als sollte die Geschichte endlich zum erhofften Happy End kommen, ohne am Ende ein richtig kitschiges Ende zu bereiten. Es war kein „Awww- endlich haben sie sich!“-Moment, sondern vielmehr ein „hmm – okay“ bei mir. Da hätte meiner Meinung nach ein Kapitel mehr und damit auch noch ein paar Momente mehr zwischen Johannes und Marlene gutgetan.

Alles in allem ist in der Geschichte zwar viel vorhersehbar, doch trotz allem in jedem Fall absolut lesenswert. Es ist kein klassischer Liebesroman, der mit völlig überzogenem Kitsch und Gefühlsduselei um die Ecke kommt. Besonders gut gefällt mir dabei das mehr als passende Cover sowie auch das jedes Kapitel mit einem Logo aus einer dampfenden Kaffeetasse mit einem eingesteckten Lesezeichen beginnt und somit das Buchcafé grafisch vereint. Mir hat das Lesen Freude bereitet und mich aus dem Alltag in die charmante Welt des Buchcafés an der Isar entführt.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Eine historische Familiengeschichte die mich leider nicht überzeugt

Geteilte Träume
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Berlin, 1992: Ingke Beerenhain ist gerade 18 Jahr alt und steht kurz vor ihren Abiturprüfungen als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern sie zu DDR-Zeiten als Baby adoptiert haben. Sie macht ...

Berlin, 1992: Ingke Beerenhain ist gerade 18 Jahr alt und steht kurz vor ihren Abiturprüfungen als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern sie zu DDR-Zeiten als Baby adoptiert haben. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Herkunftsfamilie. Damit beginnt für Ingke eine Reise durch die Geschichte ihrer Familie, durch die DDR-Zeit, Geheimnisse und Schicksale – die ihr am Ende zwei Familien beschert. Doch wie soll sich Ingke bloß zwischen ihrer leiblichen Mutter, der man nach einem gescheiterten Fluchtversuch das Baby wegnahm und ihren Zieheltern, die sie liebevoll und gut behütet großzogen, entscheiden? Wird sie mit beiden Familien ihren Weg finden? Muss sie sich tatsächlich entscheiden?

Ich hatte mich sehr auf die Leserunde mit diesem Buch gefreut, da ich selbst kurz vor der Wende in der DDR geboren wurde und danach mit meiner Familie in den Westen gezogen bin. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder versucht nachzuvollziehen, wie das Leben meiner Familie mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Überwachung und Pflichten/Zwängen des Regimes war. Ich erhoffte mir aufgrund der Buchbeschreibung auch etwas von diesen Aspekten wieder zu finden. Dabei wurden meine Erwartungen zwar nicht enttäuscht, jedoch anders erfüllt als ich es erwartet hatte.

Ingke als Hauptfigur steht in diesem Roman von Ulla Mothes gar nicht im Fokus. Vielmehr geht man als Leser mit ihr gemeinsam auf die Reise durch die Geschichten und Erlebnisse sowohl der leiblichen als auch der Adoptivfamilie. Jeder der Familienmitglieder von Ingke hat eine dabei eine negative Geschichte beizutragen, die manchmal scheinbar gar nichts mit der eigentlichen Geschichte um das Finden von Ingkes „Ich“ und ihrer wahren Familiengeschichte zu tun hat. Dies machte es mir sehr schwer mich in die Geschichte zu finden und ließ mich mit einigen Fragen im Regen stehen.

Meiner Meinung nach enthielten die Geschichten zudem durchweg negative Inhalte, die für Außenstehende schwer greifbar und ein teilweise verzerrtes Bild der DDR zu geben vermögen. Doch vielleicht ist es genau das, was das Buch ausmacht – es verleitet zum Nachdenken und beschäftigte mich als Leser immens. Es scheint vielmehr Ausnahmen von der Regel und Einzelschicksale zu beschreiben als ein allgemeines Bild der DDR zu vermitteln Diese Ausnahmen werden jedoch von der Autorin als absolute Wahrheit präsentiert und vermitteln somit ein völlig falsches Bild der damaligen Zeit. Besonders die Kinderbetreuung und die Bescheidenheit sowie der Zusammenhalt der Bevölkerung war stets sehr gut.

So richtig Emotionen wecken konnte das Buch im Allgemeinen bei mir nicht, denn die Schilderungen blieben recht sachlich. Als Leser ist man oftmals Beobachter und schaut nicht in die Köpfe der Erzählenden. Dies schafft Distanz. Daher kann ich mit keiner der Figuren sympathisieren und mich anfreunden. Dies liegt vielleicht auch am reißenden Schreibstil, mit dem die Autoren die Geschichten erzählen lässt.

Vielleicht hatte ich aufgrund des Titels und der Beschreibung einfach zu viele und falsche Erwartungen. Ich hatte darauf gehofft in Ingkes Kopf zu schauen. Was denkt sie wirklich über die Adoption? Was denkt sie über ihre leibliche Familie? Welche Gedanken schießen ihr durch den Kopf, wenn sie die teilweise tragischen Geschichten der Familie hört?

Gern hätte ich gelesen wie beide Familien um sie kämpfen statt sie schlicht emotional zu erpressen. Im Endeffekt wird ihr final die Entscheidung abgenommen. Das Happy End kam mir viel zu plötzlich und völlig unschlüssig daher.

Alles in allem hat mir „Geteilte Träume“ Lust auf weitere Bücher gemacht, die sich um das Leben in der DDR drehen. Wer sich für sachliche Familiendramen mit historischem Hintergrund interessiert, liegt bei diesem Buch nicht falsch. Lesern, die dabei Wert auf Emotionen legen, rate ich jedoch ab.

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