Hustle von Julia Bähr
HustleIch habe gerade Hustle von Julia Bähr gelesen – und es war ein Buch, das mich mehr beschäftigt hat, als ich am Anfang erwartet hätte. Ganz ehrlich: Die ersten 100 Seiten waren für mich ein Anlauf. Ich ...
Ich habe gerade Hustle von Julia Bähr gelesen – und es war ein Buch, das mich mehr beschäftigt hat, als ich am Anfang erwartet hätte. Ganz ehrlich: Die ersten 100 Seiten waren für mich ein Anlauf. Ich musste erst mit der Protagonistin Leonie warmwerden, ihre Routinen, ihre Zweifel und ihr eher unspektakuläres Leben verstehen, bevor die Handlung für mich an Fahrt aufgenommen hat. Aber genau dieser langsame Einstieg hat im Nachhinein Sinn ergeben: Er schafft den nötigen Kontrast zu den späteren Wendungen und zu den moralischen Fragen, die das Buch aufwirft.
Womit ich mich anfreunden musste ist der literarische Stil. Julia Bähr schreibt direkt und präzise, ohne unnötige Schnörkel, manchmal kein Wort zu viel.
Manche Szenen sind scharf beobachtet, fast bissig, andere wieder leise und nachdenklich. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich immer wieder innehalten musste – manchmal um zu lachen und manchmal zum nachdenken! Das fand ich super das einem dieser Stil zum innehalten „zwingt“
Besonders stark fand ich die Darstellung von Girlhood: Freundschaften zwischen Frauen werden hier realistisch und vielschichtig gezeigt – unterstützend, kompliziert, manchmal voller Reibung. Genau das hat die Figuren für mich lebendig und glaubwürdig gemacht.
Am stärksten bleibt mir aber das Grundthema im Kopf: die Frage nach Geld, Erfolg und Moral. Wie weit geht man, um ein gutes Leben zu führen? Was ist man bereit zu riskieren? Und was ist es einem wert, aus Routinen auszubrechen? Das Buch gibt keine einfachen Antworten – und genau deshalb hallt es nach.
Insgesamt ist Hustle für mich kein leicht konsumierbarer Pageturner, sondern ein Roman, der bewusst Zeit braucht, um seine Wirkung zu entfalten. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt mit einer Geschichte, die sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt – über Freundschaft, Selbstbestimmung und die Zwänge, in denen wir alle mehr oder weniger stecken.