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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2018

Wer eher subtile Spannung liebt, wird diesen Psychothriller mögen

Dein Leben gegen meins
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Zuerst dachte ich, ist ja blöd, dass der Klappentext schon so viel her gibt. Aber andererseits hätte ich dann wahrscheinlich die subtile Spannung im ersten Teil nicht wahrgenommen und einige Szenen ganz ...

Zuerst dachte ich, ist ja blöd, dass der Klappentext schon so viel her gibt. Aber andererseits hätte ich dann wahrscheinlich die subtile Spannung im ersten Teil nicht wahrgenommen und einige Szenen ganz anders interpretiert und nicht gedacht, dass da oft mehr Schein als Sein ist.

Zuerst dachte ich, ist ja blöd, dass Daphnes Sicht der Dinge erst so spät im Buch geschildert wird. Ich mag Bücher mit mehreren Perspektiven, aber vor allem, wenn dieselben Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Allerdings hätte es hier einiges an Spannung und Andeutungen einfach viel zu klar gemacht, wenn Daphnes und Ambers Sicht parallel gelaufen wären.

Das Buch ist wirklich gut zu lesen. Die beiden können gut schreiben. Die Übersetzung hat leider ein paar Fehler hinterlassen, aber das hat meinen Lesespaß zum Glück nur wenig gestört. Die Spannung im Buch ist, wie oben schon geschrieben, eher subtil, es gibt keine Leichen und kein Blut und man muss sich darauf einlassen, nicht sofort zu erfahren, was warum passiert und was warum schief läuft. Ein Thriller ist es ganz sicher nicht, aber ein richtig guter Psychothriller.

Wer gern rätselt und auch mal hinter die Fassade schauen und sich bis zur Auflösung etwas gedulden kann, der wird diesen Psychothriller genau so gern lesen, wie ich es getan habe.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Anders als erwartet, aber trotzdem erstaunlich gut.

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Wer bei diesem Buch eine lustige Familienstory aus der Sicht eines Teenagers erwartet – so wie es der Klappentext vermuten lässt – der ist falsch beraten. Es ist die Geschichte einer Familie, die aus den ...

Wer bei diesem Buch eine lustige Familienstory aus der Sicht eines Teenagers erwartet – so wie es der Klappentext vermuten lässt – der ist falsch beraten. Es ist die Geschichte einer Familie, die aus den Perspektiven der verschiedenen Familienmitglieder und unter anderem mit Rückblicken erzählt wird.

Auf Schenkelklopfer-Humor mit lauten Lachern wartet man leider auch vergeblich, obwohl ich auch das nach Lesen des Klappentextes und der Lobesmümnen vermutet hätte.

Dennoch bin ich keineswegs enttäuscht. Dem Autor gelingt es durch die Perspektiv- und Zeitwechsel sehr gut, nach und nach ein Gesamtbild zusammen zu setzen. Man lernt die Protagonisten wirklich gut kennen. Und sie sind nicht ganz einfach. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen, so richtig glücklich scheint niemand zu sein. Aber die Familie ist tatsächlich erstaunlich, fast jeder von ihnen hat eine übersinnliche Fähigkeit, und sie sind herrlich chaotisch. Und dazu kommt noch eine Verstrickung mit der Mafia.

Die Puzzleteile, die der Autor uns durch die ständigen Perspektivwechsel hinwirft, ergeben am Ende ein tolles Gesamtbild, das sich in einem fulminanten Finale entlädt. Es werden immer wieder Fragen aufgeworfen, Fragen beantwortet, langsam setzt sich ein Gesamtbild zusammen und trotzdem war ich immer wieder überrascht von der nächsten Wendung.

Das Buch lässt sich super flüssig lesen. Es ist ein hintergründiger, nicht so extrem offenkundiger lol-Humor, der mich oft hat schmunzeln lassen. Außerdem hat es etwas herrlich nostalgisches, da die Haupthandlung in den 1990er Jahren angesiedelt ist. Wer sich noch an AOL-CDs und Spielhallen mit Flipperautomaten erinnert, wird hier auf seine (nostalgischen) Kosten kommen.

Alles in allem: Ein tolles Buch, unterhaltsam und spannend, über eine außergewöhnliche, chaotische und absolut liebenswerte Familie, das sich in keine Schublade stecken lässt, weil es ein bisschen von allem hat – Fantasy, Krimi, Familiensaga… Wer ein ungewöhnliches Buch lesen möchte, darf dieses hier nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 16.12.2017

Max Heller lässt nicht locker

Tausend Teufel
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Der Krieg ist vorbei, Dresden ist von Sowjets besetzt und es ist mal wieder Winter. Die Verhältnisse haben sich unter der Besatzungsmacht nicht wesentlich verbessert. Ein paar haben von allem zu viel, ...

Der Krieg ist vorbei, Dresden ist von Sowjets besetzt und es ist mal wieder Winter. Die Verhältnisse haben sich unter der Besatzungsmacht nicht wesentlich verbessert. Ein paar haben von allem zu viel, viele haben von allem zu wenig. Und so ist es kein Wunder, dass es zu Verbrechen kommt. Und auch diesmal wird es Max Heller nicht leicht gemacht, in „seinem“ Mordfall zu ermitteln, denn die Sowjets haben die Leichen gleich erst mal abtransportiert und lassen ihn nicht ran. Und dann taucht der Kopf einer noch unbekannten Person auf. Hängen die Morde zusammen? Wer ist der Unbekannte? Wie kann Heller ermitteln, wenn ihm die Hände gebunden sind?

Auch in diesem zweiten Fall bleibt Max Heller sich treu und tritt nicht der Partei bei, sei es um weiter zu kommen, mehr zu essen zu haben oder irgendjemandem damit einen Gefallen zu tun. Die Entnazifizierung geht leider nicht so vonstatten, wie man sich es hätte erhoffen können. Genau, wie erwartet, behaupten die meisten, ja gar keine richtigen Nazis gewesen zu sein, sondern nur aus Bequemlichkeit der Partei beigetreten zu sein und außerdem gibt es zu wenig Leute, um alle Stellen zu besetzen. Und so hat es Max als bekennender Nicht-Nazi und bekennender Nicht-Kommunist wirklich schwer. Außerdem ist seine Vermieterin krank und es gibt keine Antibiotika. Somit hat er auf mehreren Fronten zu kämpfen.

Dem Autor ist es aus meiner Sicht hervorragend gelungen, die Stimmung zu beschreiben. Beim Lesen habe ich förmlich mit gefroren. Kleine Gesten haben es geschafft, die Stimmung noch authentischer zu machen – zum Beispiel wenn Max es kaum schafft, die Augen von einer warmen Tasse Tee seines Gegenübers zu lösen. Der Autor musste nicht schreiben, dass es dem Protagonisten extrem kalt war, er hat es geschafft, das auf einem indirekten Weg deutlich zu machen.

Und trotz aller Umstände hält sich Max nicht für etwas besseres, er schenkt sich nichts, geht sogar mit auf Streife, obwohl ihm sicher die Zehen abfrieren. Gegen alle Widerstände und Knüppel, die ihm in den Weg geworfen werden, versucht er die Morde und die scheinbare Verschwörung dahinter aufzuklären. Er bleibt sich treu und lässt nicht locker. So, wie ich es aus seinem ersten Fall schon kenne.

Fortsetzungen haben es häufig schwer, mit dem Debüt mitzuhalten. Aber aus meiner Sicht ist dem Autor hier wieder ein sehr gutes Buch gelungen. Der Protagonist ist aus dem ersten Teil wieder zu erkennen, die Umstände haben sich geändert, aber er ist, wer er ist, mit allen Konsequenzen. Das mag ihm nicht immer zum Vorteil sein, aber ich hoffe, dass seine Vorgesetzten das in den nächsten Büchern noch zu schätzen lernen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht und freue mich auf den nächsten Roman von Frank Goldammer über Max Heller.

Kleines Manko: Ein Glossar wäre manchmal hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Abgründe in Berlin

Dunkel Land
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Verena Hofer, arbeitslose Literaturdozentin und seit einem halben Jahr Adoptivmutter für ihre Nichte ist pleite. Deshalb hat sie für die Sommermonate einen vemeintlichen Babysitterjob für einen scheinbar ...

Verena Hofer, arbeitslose Literaturdozentin und seit einem halben Jahr Adoptivmutter für ihre Nichte ist pleite. Deshalb hat sie für die Sommermonate einen vemeintlichen Babysitterjob für einen scheinbar reichen Jungen in einem Dorf namens Wuthenow übernommen. Der Job ist gut bezahlt, ihre Nichte ist im dortigen Kindergarten versorgt und nach den Sommerferien hat sie einen Job an einer Privatschule in Aussicht.

Das Dorf, in dem sie unterrichten soll, stellt sich jedoch als Landgut heraus und der etwa 12-jährige Junge als erwachsener und durchaus attraktiver junger Mann, der Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat. Wenn er schläft, vergisst er alles, was er bis dahin erlebt hat. Trotzdem möchte er sein Leben so normal wie nur eben möglich leben und das beinhaltet seine Arbeit als Berater für die Staatsanwaltschaft in Berlin. Da es Amelie sehr gut gefällt und Verena ja kaum eine Wahl hat, schließlich hat sie kein Geld und ihre Wohnung in Nürnberg untervermietet, lässt sie sich darauf ein. Sie unterstützt Carl von Wuthenow bei seinen Ermittlungen. Es gibt Tote im Strichermileu in Berlin. Und schon bald fällt ihr auf, dass ihr das, trotz der Grausigkeit der Verbrechen, besser gefällt, als erwartet. Somit ist eine Fortsetzung, obwohl sie das eigentlich ausschließt, mehr als wahrscheinlich und ich hoffe sehr, die kommt.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Verena Hofer geschrieben und so erfahren wir viel aus ihrer Gedankenwelt. Ein wenig erfahren wir auch über Carl von Wuthenow, als sie einmal seine Notizen liest, die er sich jeden Abend anfertigt um am nächsten Morgen sein Kurzzeitgedächtnis „aufzufrischen“.

Der Schreibstil ist spannend und ich habe das Buch wirklich gut lesen können. An einigen Stellen schien es mir aber eine sehr emotionslose Schilderung der Ereignisse zu sein, was mich etwas im Lesefluss gestört bzw. beim Lesen irritiert hat.

Sehr schnell hatte ich einen Verdacht, wer wohl für die Morde verantwortlich sein könnte, die Autorin versteht es aber, Zweifel zu streuen und den Verdacht auf andere zu lenken.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten und die Entwicklung darin – sowohl was Verenas Interesse an ihrem Job angeht, als auch die Beziehzung zwischen Carl und Verena – schreit geradezu nach einer Fortsetzung. Für meinen Geschmack schreit es sogar ein bisschen zu sehr danach. Dennoch würde ich gern wissen, wie es weiter geht und würde die Fortsetzung gerne lesen.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Von der Sucht nach dem Happy End

Wir sehen uns beim Happy End
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Emilia/ Ella lebt glücklich mit ihrem Verlobten in einem kleinen gemütlichen Haus in Hamburg. Sie managt sein Leben und seinen Haushalt und ist für ihn da. Nebenbei hat sie einen Blog, „Better Endings“, ...

Emilia/ Ella lebt glücklich mit ihrem Verlobten in einem kleinen gemütlichen Haus in Hamburg. Sie managt sein Leben und seinen Haushalt und ist für ihn da. Nebenbei hat sie einen Blog, „Better Endings“, auf dem sie unter anderem alternative Enden für Filme, Bücher und Geschichten postet – alle mit einem Happy End. Sie ist der Überzeugung: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“

Eigentlich eine schöne Vorstellung. Nur leider ist das Leben eben kein Wunschkonzert und es spielt sich nicht nach einem vorgefertigten Skript ab. Das muss auch Ella feststellen, als sie in einem Mantel einen Brief findet, aus dem hervor geht, dass ihr geliebter Verlobter offensichtlich mit einer anderen Frau geschlafen hat und dieser auch noch erzählt hat, dass ihn Ellas Träumereien eigentlich stören. Sie rät ihm, die Hochzeit abzusagen.

Spontan beschließt Ella, das Haus zu verlassen und ihrem Traumprinzen etwas Zeit zu geben, sich zu besinnen, so dass sie doch am Ende ihr Happy End mit ihm bekommen kann. Zuerst kommt die Prüfung, dann das Happy End. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Ella ist ein interessanter Charakter. Früh stellt sich heraus, dass sie ihre Happy-End-Sucht irgendwie von ihrer Mutter hat. Wie das genau zusammen hängt, erklärt sich allerdings erst recht spät. Und das finde ich auch gut so. Ella verhält sich manchmal so total daneben, schwindelt, ist übergriffig, bevormundet, hängt sich in Sachen rein, die sie so gar nichts angehen… Das macht sie sogar fast ein bisschen unsympathisch, wenngleich sie das alles gut meint. Aber gut gemeint ist eben selten gut gemacht. Ich fand ihre Handlungen dennoch immer nachvollziehbar und zu Ellas verkorkster Art passend.

Die Geschichte ist in sich stimmig, Ellas Entwicklung gut erzählt, ihre Beweggründe ausreichend spät erklärt und auch die Wendungen, die das Schicksal nimmt, fand ich genau richtig. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen und hatte eine schöne Zeit damit. Besonders die Blogeinträge, die immer wieder im Buch auftauchen, haben das ganze sehr schön aufgelockert und Einblick in Ellas Innerstes gegeben.

Fazit: Ein sehr schönes Buch nicht nur für Fans von Happy Ends.

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