Leider enttäuschend
Das MörderarchivManchmal verstehe ich nicht, warum deutsche Verlage Originaltitel nicht eins zu eins übersetzen, sondern komplett abändern. Das ist zum Beispiel bei "Das Mörder-Archiv", das im englischen Original "How ...
Manchmal verstehe ich nicht, warum deutsche Verlage Originaltitel nicht eins zu eins übersetzen, sondern komplett abändern. Das ist zum Beispiel bei "Das Mörder-Archiv", das im englischen Original "How to solve your own murder" betitelt ist, der Fall - und auch wenn in dem Krimi ein "Mörder-Archiv" vorkommt, ist der Titel insofern irreführend, weil es keine zentrale Rolle spielt. Der deutsche Verlag hat sich also für diesen etwas irreführenden Titel entschieden - wahrscheinlich, weil er aus deren Sicht prägnanter ist (und ich fürchte, dass der Verlag arrogant genug ist, die Zielgruppe für zu dumm zu halten, um ihr einen längeren Titel zuzumuten).
Aber nun - endlich! - zur Qualität des Inhalts des Buches:
Die ist durchwachsen. Es handelt sich bei "Das Mörder-Archiv" um einen so genannten Cosy-Krimi. Fans harter Krimi- oder Thriller-Kost sollten also lieber ihre Finger von dem Buch lassen. Ich kann mit Cosy-Krimis durchaus etwas anfangen, bin aber ein bisschen enttäuscht von "Das Mörder-Archiv".
Das liegt zum einen an dem Schreibstil. Für mich fühlt sich die Ausdrucksweise unrund an. Ich mag es grundsätzlich, wenn bei Krimis oder Thrillers AutorInnen nicht plötzlich meinen, den inneren Thomas Mann in sich finden und zum Ausdruck bringen zu müssen. Aber die Ausdrucksweise der Ich-Erzählerin ist mir angesichts der Tatsache, dass diese gerne Krimiautorin wäre, doch etwas zu schlicht gehalten in dem Sinne, dass alles etwas monoton wirkt. Selbst der Höhepunkt zum Finale - Leben stehen immerhin auf dem Spiel! - wird so erzählt, dass ich als Leserin zwar zur Kenntnis nahm, was geschah, aber weder mitfieberte noch in irgendeiner Form Spannung empfand.
Ähnlich ging es mir mit den Charakteren: Kein Mensch in dem Roman ist interessant oder sympathisch genug, um mich emotional mitzunehmen. Ob Annabelle am Ende das Rennen um die Lösung des Falls gewinnt oder nicht, ob ihre Mutter weiter in dem Haus leben kann, in dem sie ihr Atelier hat und Annabelle aufgewachsen ist, ob Frances' Tod gesühnt wird oder nicht - es ist irgendwie alles egal. Das liegt natürlich auch daran, dass man - es ist schließlich ein Cosy-Krimi - ahnt, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Es liegt aber auch daran, dass die Autorin Kristin Perrin nicht in der Lage war, die von ihr geschaffenen Charaktere für die LeserInnen lebendig zu machen. Das ist aber gerade bei Cosy-Krimis extrem wichtig, eben weil viel vorhersehbar ist - vor allem, dass am Ende alles gut sein wird.
Der Wettbewerb zwischen Annabelle und Frances' Stiefneffen findet zwar statt, aber eher am Rande. Obwohl er eigentlich eine wesentlich stärkere Rolle spielen sollte, denn am Ende wird er plötzlich ganz wichtig.
Hinzu kommt, dass in dem Buch letztlich zwei Fälle gelöst werden: das Verschwinden Emilys in den 60er Jahren und Frances Ermordung in der Jetzt-Zeit. Nur ist für die LeserInnen ziemlich schnell klar, was es mit Emilys Verschwinden auf sich hat und wer dafür verantwortlich ist; außerdem ist die Lösung so offensichtlich, dass man sich fragt, warum Frances in mehreren Jahrzehnten angeblich intensiver Recherche nicht selbst auf die Lösung kam. Die Erklärung im Buch, weshalb sie nicht das Offensichtliche sah, ist eher mau.
Tja, und zur Lösung der Ermordung von Frances: Jep, ist okay, kann man machen. Aber ein Knaller ist's halt auch nicht. Auch keine Überraschung. Es ist ganz nett. Mehr aber auch nicht.
Alles in allem habe ich "Das Mörder-Archiv" als eher durchschnittliche Cosy-Krimi-Kost empfunden. Das Buch ist ganz nett, man kann es lesen, aber es ist definitiv kein Muss-Buch. Mir persönlich ist vieles zu unausgegoren gewesen.