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Veröffentlicht am 07.01.2025

Leider enttäuschend

Das Mörderarchiv
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Manchmal verstehe ich nicht, warum deutsche Verlage Originaltitel nicht eins zu eins übersetzen, sondern komplett abändern. Das ist zum Beispiel bei "Das Mörder-Archiv", das im englischen Original "How ...

Manchmal verstehe ich nicht, warum deutsche Verlage Originaltitel nicht eins zu eins übersetzen, sondern komplett abändern. Das ist zum Beispiel bei "Das Mörder-Archiv", das im englischen Original "How to solve your own murder" betitelt ist, der Fall - und auch wenn in dem Krimi ein "Mörder-Archiv" vorkommt, ist der Titel insofern irreführend, weil es keine zentrale Rolle spielt. Der deutsche Verlag hat sich also für diesen etwas irreführenden Titel entschieden - wahrscheinlich, weil er aus deren Sicht prägnanter ist (und ich fürchte, dass der Verlag arrogant genug ist, die Zielgruppe für zu dumm zu halten, um ihr einen längeren Titel zuzumuten).

Aber nun - endlich! - zur Qualität des Inhalts des Buches:

Die ist durchwachsen. Es handelt sich bei "Das Mörder-Archiv" um einen so genannten Cosy-Krimi. Fans harter Krimi- oder Thriller-Kost sollten also lieber ihre Finger von dem Buch lassen. Ich kann mit Cosy-Krimis durchaus etwas anfangen, bin aber ein bisschen enttäuscht von "Das Mörder-Archiv".

Das liegt zum einen an dem Schreibstil. Für mich fühlt sich die Ausdrucksweise unrund an. Ich mag es grundsätzlich, wenn bei Krimis oder Thrillers AutorInnen nicht plötzlich meinen, den inneren Thomas Mann in sich finden und zum Ausdruck bringen zu müssen. Aber die Ausdrucksweise der Ich-Erzählerin ist mir angesichts der Tatsache, dass diese gerne Krimiautorin wäre, doch etwas zu schlicht gehalten in dem Sinne, dass alles etwas monoton wirkt. Selbst der Höhepunkt zum Finale - Leben stehen immerhin auf dem Spiel! - wird so erzählt, dass ich als Leserin zwar zur Kenntnis nahm, was geschah, aber weder mitfieberte noch in irgendeiner Form Spannung empfand.

Ähnlich ging es mir mit den Charakteren: Kein Mensch in dem Roman ist interessant oder sympathisch genug, um mich emotional mitzunehmen. Ob Annabelle am Ende das Rennen um die Lösung des Falls gewinnt oder nicht, ob ihre Mutter weiter in dem Haus leben kann, in dem sie ihr Atelier hat und Annabelle aufgewachsen ist, ob Frances' Tod gesühnt wird oder nicht - es ist irgendwie alles egal. Das liegt natürlich auch daran, dass man - es ist schließlich ein Cosy-Krimi - ahnt, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Es liegt aber auch daran, dass die Autorin Kristin Perrin nicht in der Lage war, die von ihr geschaffenen Charaktere für die LeserInnen lebendig zu machen. Das ist aber gerade bei Cosy-Krimis extrem wichtig, eben weil viel vorhersehbar ist - vor allem, dass am Ende alles gut sein wird.

Der Wettbewerb zwischen Annabelle und Frances' Stiefneffen findet zwar statt, aber eher am Rande. Obwohl er eigentlich eine wesentlich stärkere Rolle spielen sollte, denn am Ende wird er plötzlich ganz wichtig.

Hinzu kommt, dass in dem Buch letztlich zwei Fälle gelöst werden: das Verschwinden Emilys in den 60er Jahren und Frances Ermordung in der Jetzt-Zeit. Nur ist für die LeserInnen ziemlich schnell klar, was es mit Emilys Verschwinden auf sich hat und wer dafür verantwortlich ist; außerdem ist die Lösung so offensichtlich, dass man sich fragt, warum Frances in mehreren Jahrzehnten angeblich intensiver Recherche nicht selbst auf die Lösung kam. Die Erklärung im Buch, weshalb sie nicht das Offensichtliche sah, ist eher mau.

Tja, und zur Lösung der Ermordung von Frances: Jep, ist okay, kann man machen. Aber ein Knaller ist's halt auch nicht. Auch keine Überraschung. Es ist ganz nett. Mehr aber auch nicht.

Alles in allem habe ich "Das Mörder-Archiv" als eher durchschnittliche Cosy-Krimi-Kost empfunden. Das Buch ist ganz nett, man kann es lesen, aber es ist definitiv kein Muss-Buch. Mir persönlich ist vieles zu unausgegoren gewesen.

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Veröffentlicht am 03.01.2025

Wunderbare Geschichte mit tollen Bildern

Moor Myrte und das Zaubergarn
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"Moor Myrte und das Zaubergarn" ist ein Kinderbuch, dass ab einem Alter von 8 Jahren empfohlen wird. Da einige Stellen ein bisschen düster und fast gruselig sind, stimme ich dieser Einschätzung zu.

In ...

"Moor Myrte und das Zaubergarn" ist ein Kinderbuch, dass ab einem Alter von 8 Jahren empfohlen wird. Da einige Stellen ein bisschen düster und fast gruselig sind, stimme ich dieser Einschätzung zu.

In lernen wir die zwei Schwestern Beatrice und Magnolia kennen. Sie könnten nicht gegensätzlicher sein: Beatrice ist gutherzig und liebt alles und jeden, während Magnolia durch und durch griesgrämig ist, mit Vorliebe Spinnen quält und an nichts Freude hat. Eines Tages beschließt Beatrice, ihrer Schwester einen Wollpullover zu stricken und durch einen schönen Zufall bekommt sie von der titelgebenden Moor Myrte ein Zaubergarn geschenkt...

So viel zum Inhalt.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Auch wenn das Buch vor allem für Kinder gedacht ist, kann ich mir vorstellen, dass auch deren Eltern und anderen vorlesenden Personen viel Spaß bereitet.

Die Bilder sind wundervoll. Auf den ersten Blick wirken sie eher schlicht, aber nicht ohne Raffinesse. Der Stil hat mir sehr gefallen und wirkte auf mich - auch wenn die Bilder kindgerecht sind - sehr professionell, ohne auf reine Niedlichkeit zu setzen. Insofern sind sie für Menschen jedes Alters ansprechend.

Die Konsum- und Ausbeutungskritik ist nicht gerade subtil und ZynikerInnen werden Sid Sharp wahrscheinlich Naivität vorwerfen, aber genau das macht für mich den Zauber des Buches aus. Im Kern dürfen sich die Vorlesenden die Frage stellen, was für eine Welt sie ihren Kindern eigentlich wünschen. Dieses Buch bezieht eindeutig Position und hebt sich allein dadurch schon von der Masse der alljährlich erscheinenden Kinderbücher ab.

"Moor Myrte und das Zaubergarn" ist nicht belanglos, sondern regt dazu an, mit Kindern darüber zu diskutieren, was in dem Buch erzählt wird, aber auch, was für eine Welt wir uns wünschen und wie wir selbst sein möchten.

Dass Sid Sharp bei alldem auch noch mit viel Witz und Charme erzählt, hat meinem Sohn und mir besonders viel Freude bereitet.

Fazit: Aus meiner Sicht ist das Buch sehr empfehlenswert, auch weil man es meiner Meinung nach immer wieder zu Hand nehmen und (vor-) lesen kann.

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Veröffentlicht am 31.12.2024

Blutig, witzig, sehr unterhaltsam

Kannibalen und Liebe
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Grandiose Mischung aus blutigem Horror und (schwarzem) Humor

Ich gebe zu: Ich hatte nicht erwartet, dermaßen gut unterhalten zu werden.

Die Kurzgeschichten dieser Sammlung bieten kurzweilige Unterhaltung. ...

Grandiose Mischung aus blutigem Horror und (schwarzem) Humor

Ich gebe zu: Ich hatte nicht erwartet, dermaßen gut unterhalten zu werden.

Die Kurzgeschichten dieser Sammlung bieten kurzweilige Unterhaltung. "Psycho" und "Die Verwandlung" werden ebenso kurz und knackig verpackt wie Nazi-Zombies, Lovecrafts Cthulhu und zahlreiche weitere bekannte und (mir) unbekannte Vertreter des Genres. Die Fusion von Horror und Humor funktioniert super, auch wenn nicht jeder Gag zündet.

Richtig gepackt hat mich aber die finale und längere Geschichte "Kannibalen und Liebe", die so abgefahren, witzig und blutig ist, dass mir das Herz aufging. Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen, eine solch wahnwitzig-blutige Mischung zu lesen.

Den Abschluss bildet ein ziemlich blutiges Gedicht, das wie der Rest des Buches herrlich zu lesen ist.

Der Vorteil von Kurzgeschichten ist, dass man sie relativ schnell lesen kann. So lässt sich das Buch gut einteilen und man muss nicht alles am Stück lesen. Noch besser ist, dass man das Buch immer wieder zur Hand nehmen kann, um nur noch die Geschichte(n), auf die man gerade Lust hat.

Großartig sind auch die Zeichnungen, die die Geschichten begleiten. Es sind nicht übermäßig viele, aber sie tragen viel zum Charme des Buches bei.

Alles in allem wurde ich prächtig unterhalten und empfehle dieses Büchlein allen, die Kannibalen, Zombies, Chtuluh, Hannibal Lecter und Co. sowie viel Blut und Witz nicht abgeneigt sind.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Schönes Geschenkbuch

Kintsugi
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Kintsugi ist ursprünglich eine japanische Reparaturmethode für Keramik, aus der sich im Lauf der Zeit aber auch eine Lebensphilosophie entwickelt hat. Diese Philosophie feiert die Schönheit des scheinbar ...

Kintsugi ist ursprünglich eine japanische Reparaturmethode für Keramik, aus der sich im Lauf der Zeit aber auch eine Lebensphilosophie entwickelt hat. Diese Philosophie feiert die Schönheit des scheinbar Unperfekten und kann dazu führen, die Widerstandsfähigkeit einzelner Personen zu steigern.

arsEdition hat dieser Lebensphilosophie einen kleinen Band gewidmet, der sich vor allem als Geschenkbuch oder als Coffee-Table-Buch eignet. Zwischen dem Softcover befinden sich etwas weniger als 100 Seiten, auf denen jeweils ein (wie ich finde schönes und gut gewähltes) Bild nebst einem kurzen Ratschlag oder einer kurzen Weisheit befinden.

Allzu viel sollte man von dem Buch nicht erwarten. Es ist vor allem ein Geschenkbuch, definitiv kein Sachbuch im herkömmlichen Sinne. Wer wirklich etwas über Kintsugi erfahren möchte, muss zu anderen Büchern greifen.

Insofern empfinde ich die Buchbeschreibung als etwas irreführend. Denn die Beschreibung lässt den Eindruck aufkommen, es handele sich um eine Art Ratgeber oder Lehrbuch zum Thema Kintsugi. Dafür ist das Buch aber viel zu oberflächlich.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Ein typischer Deaver

Rachejäger
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Ein typischer Deaver: nicht wirklich schlecht, nicht wirklich gut und der Twist am Ende gehört bei ih dazu, egal ob er Sinn ergibt oder nicht. Er ist quasi der M. Night Shyamalan des Buchs.

Ein typischer Deaver: nicht wirklich schlecht, nicht wirklich gut und der Twist am Ende gehört bei ih dazu, egal ob er Sinn ergibt oder nicht. Er ist quasi der M. Night Shyamalan des Buchs.

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