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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2025

Wenn Erinnerungen bleiben

Nichts als Tage
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In diesem Roman mit seinen hellen und schweren Momenten entfaltet sich eine Geschichte, die nach und nach immer stärker berührt. Im Mittelpunkt steht Frida, deren Leben von der Liebe zu Theo geprägt wird, ...

In diesem Roman mit seinen hellen und schweren Momenten entfaltet sich eine Geschichte, die nach und nach immer stärker berührt. Im Mittelpunkt steht Frida, deren Leben von der Liebe zu Theo geprägt wird, der viel zu früh stirbt. Die gemeinsamen Jahre auf dem Hof am Rand des Schwarzwalds bilden ein festes Fundament, das ihr über die Jahre einen Halt gibt.
Die Kriegsjahre und die Zeit danach sind spürbar, bestimmen den Ton jedoch nicht komplett. Stattdessen zeigt sich eine Familie, die trotz Entbehrungen zusammenhält. Frida meistert den Alltag mit den gemeinsamen Kindern, sorgt dafür, dass sie morgens gut versorgt sind, hilft bei den Arbeiten auf dem Hof und bewahrt das Andenken an Theo. Kleine Momente, wie die gemeinsame Feldarbeit oder Spaziergänge mit der Enkelin Sissi, bringen Wärme und Nähe in den oft entbehrungsreichen Alltag. Dabei wird deutlich, wie sehr Frida sich nach Sicherheit und Zusammenhalt sehnt und wie tief die Erinnerung an Theo in ihr verankert bleibt.
Der frühe Verlust von Theo liegt wie ein stiller Schatten über allem, doch die Autorin schildert das sachlich und einfühlsam. Fridas Weg als Mutter und später als Großmutter zeigt, welche Stärke in ihr steckt. Die Verbindung zwischen den Generationen wirkt glaubwürdig und fein gezeichnet, besonders wenn alte Geschichten wieder in Erinnerung kommen. Man spürt, wie sehr Frida Verantwortung für ihre Familie trägt und gleichzeitig kleine Freuden findet, die ihr weiterhin Kraft geben.
Die klare und einfache Sprache macht die Szenen sehr authentisch. Viele Momente treffen gerade durch ihre Schlichtheit mitten ins Herz. Die Autorin hat ein gutes Gespür dafür, wie die Vergangenheit in den Alltag hineinwirkt. Der Roman bleibt nah an den Figuren und lässt gleichzeitig Raum, eigene Gedanken zu entwickeln.
Am Ende entsteht ein rundes Bild einer Familie, die trotz schwerer Verluste ihren Weg findet. Der Roman berührt ohne große Worte und hinterlässt einen warmen Nachklang. Ein starkes Debüt, dem ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Wiener Gefühl mit Biss und Wärme

Bussi Bussi - Kein Kind von Traurigkeit
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Zwischen Champagnerlaune und kleinen Rissen im eigenen Lebensentwurf entwickelt sich eine Geschichte, die eine lebendige Atmosphäre aufbaut. Der Blick fällt auf eine Frau, die ihr Leben gern glatt und ...

Zwischen Champagnerlaune und kleinen Rissen im eigenen Lebensentwurf entwickelt sich eine Geschichte, die eine lebendige Atmosphäre aufbaut. Der Blick fällt auf eine Frau, die ihr Leben gern glatt und kontrolliert hält, doch diese Fassade beginnt früh zu bröckeln. Der Druck der Arbeit, die große Chance rund um den Opernball und ein Angebot, das moralisch an Grenzen geht, zeigen, wie unsicher der schöne Schein sein kann.
Zwischen lustigen Szenen und gefühlvollen Augenblicken entsteht ein angenehmes Gleichgewicht. Die Autorin führt locker durch Situationen, die oft chaotisch wirken, aber immer wieder Platz für nachdenkliche Momente lassen. Die Begegnung mit einem Künstler, der Carmens gewohnte Haltung durcheinanderbringt, sorgt für Szenen, die amüsieren und gleichzeitig etwas in ihr anstoßen. Dass vieles schief läuft, macht die Figuren nahbar und lebendig.
Die Rückkehr der Schwester und die kleinen Spannungen aus früheren Jahren fügen sich stimmig ein, ebenso die Gespräche mit den Freundinnen, die ihren Alltag meistern. Dadurch wirken die Protagonisten nahbar und lebendig.
Die Stadt spielt dabei ganz nebenbei eine Rolle. Wien taucht immer wieder in kleinen Bildern auf und gibt der Geschichte einen warmen Rahmen. Das Flair der Stadt mischt sich unauffällig, aber spürbar in den Erzählton und verstärkt die Lebendigkeit der Szenen. Am Ende zeigt sich eine Frau, die sich nach und nach öffnet und ihren eigenen Weg findet. Diese Entwicklung bleibt glaubwürdig und angenehm zurückhaltend.
Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Band rund um Eva, Marina und Carmen, und auch die beiden Vorgängerbände habe ich mit großem Vergnügen gelesen.
Eine humorvolle, warm erzählte Lektüre, die leicht wirkt und trotzdem viel Gefühl mitbringt. Fünf Sterne sind hier auf jeden Fall angebracht.

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Veröffentlicht am 21.11.2025

Ein Antiquariat voller Rätsel

Das Antiquariat am alten Friedhof
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Diese Geschichte entwickelt ihr ganz eigenes Tempo. Die Atmosphäre baut sich Stück für Stück auf. Alles fügt sich ruhig zusammen, vieles zeigt sich nach und nach. Das passt gut zu diesem besonderen Setting, ...

Diese Geschichte entwickelt ihr ganz eigenes Tempo. Die Atmosphäre baut sich Stück für Stück auf. Alles fügt sich ruhig zusammen, vieles zeigt sich nach und nach. Das passt gut zu diesem besonderen Setting, denn das Antiquariat wirkt wie ein Raum voller Schichten, die sich erst mit der Zeit öffnen.
Die beiden Zeitebenen greifen gut ineinander. Die frühen Jahre der vier jungen Männer im Graphischen Viertel zeigen, wie leicht sich Abenteuerlust und eine gewisse Orientierungslosigkeit zu etwas entwickeln können, das große Folgen hat. Kleine Hinweise auf ihre Suche nach besonderen Büchern, die nicht nur selten, sondern auch riskant sind, setzen Akzente, ohne die Handlung auszubremsen.
Die Rückkehr nach Leipzig nach dem Krieg hat einen ganz anderen Klang. Die zerstörte Stadt, die Unsicherheit und die Arbeit mit den geraubten Büchern verleihen der Geschichte eine spürbar schwerere Stimmung. Alte Wege kreuzen sich wieder, und Fragen, die lange verdrängt waren, stehen plötzlich im Raum. Dabei bleibt die Spannung eher ruhig, getragen von den inneren Konflikten und den Schatten früherer Entscheidungen.
Die Protagonisten wirken mit ihren Ecken und Kanten glaubwürdig. Ihre Entwicklung über die Jahre, die Risse in alten Freundschaften und der Umgang mit Schuld und Loyalität machen die Geschichte sehr anschaulich. Emotionen sind vorhanden, aber sie bleiben wohldosiert und sind nachvollziehbar.
Der Roman überzeugt weniger durch große Wendungen als durch die stetige Spannung, die zwischen den Zeilen entsteht. Historische Atmosphäre, menschliche Entscheidungen und leise Geheimnisse greifen ineinander und machen die Geschichte sehr lebendig. Einige Passagen ziehen sich etwas, was den Lesefluss spürbar bremst, dennoch bleibt die Geschichte insgesamt stimmungs- und eindrucksvoll.
4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Zwischen Freundschaft und Liebe

Nitnatsnok ist kein Palindrom
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Schon von den ersten Seiten an fällt die ruhige und einfühlsame Erzählweise auf. Konstantin und Hannah wirken sofort lebendig, ihre Welt ist nah und greifbar. Die beiden kennen sich schon seit Jahren, ...

Schon von den ersten Seiten an fällt die ruhige und einfühlsame Erzählweise auf. Konstantin und Hannah wirken sofort lebendig, ihre Welt ist nah und greifbar. Die beiden kennen sich schon seit Jahren, doch ganz langsam verändert sich etwas in ihrer Freundschaft. Diese Veränderung zeigt sich Schritt für Schritt in den Momenten, die sie miteinander teilen.
Viele Szenen wirken harmonisch und vertraut. Ein Blick, ein kurzes Lächeln oder ein stiller Augenblick sagen oft mehr als Worte. Auf der Klassenfahrt nach Berlin wird das besonders deutlich. Die Stadt bleibt nur im Hintergrund und gibt den beiden Zeit, ihre Gefühle leise entstehen zu lassen.
Der Autor vermittelt sehr ehrlich, wie unsicher diese ersten Emotionen sein können. Konstantin und Hannah begegnen sich auf Augenhöhe, offen und verletzlich. Und sie beginnen dem anderen gegenüber dünnhäutig zu werden.
Die Geschichte erzählt leise und klar von Freundschaft, vom ersten Verliebtsein und davon, wie es Mut braucht, seinen eigenen Weg zu gehen. Alles wirkt echt und glaubwürdig. Am Ende bleibt eine angenehme Wärme zurück und die Erinnerung daran, wie besonders die ersten Momente der Nähe sein können.
Fazit:
Dieses Buch kann auch wunderbar von Erwachsenen gelesen werden. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.11.2025

Ein eindrucksvoller Abschluss

Die Berghebamme – Zeit der Kinder
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Die Geschichte führt noch einmal in das Bergdorf und begleitet eine Frau, die vieles erreicht hat und dennoch mit einer großen Lücke leben muss. Maria arbeitet inzwischen sicher und geachtet in ihrem Beruf ...

Die Geschichte führt noch einmal in das Bergdorf und begleitet eine Frau, die vieles erreicht hat und dennoch mit einer großen Lücke leben muss. Maria arbeitet inzwischen sicher und geachtet in ihrem Beruf und steht auch in ihrer Ehe stabil da. Doch der unerfüllte Kinderwunsch wirkt schwer. Diese Spannung zwischen äußerem Glück und innerer Unsicherheit ist sehr einfühlsam erzählt und macht den Einstieg berührend und nah.
Nachvollziehbar werden die Sorgen um die vielen jungen Frauen geschildert, die damals ohne Unterstützung dastanden. Der Wunsch, für sie ein Schutzhaus zu schaffen, entsteht nicht plötzlich, sondern wächst aus Marias Erfahrungen und ihrer eigenen Verzweiflung heraus. Die Reaktionen im Dorf sind glaubwürdig geschildert. Zwischen Verständnis, Ablehnung und offenen Anfeindungen entsteht ein klares Bild der damaligen Zeit, in der ledige Mütter kaum Rechte hatten und oft allein gelassen wurden. Manche Szenen gewinnen gerade dadurch an besonderer Wirkung, weil sie ohne große Dramatik auskommen und zeigen, wie viel Mut es brauchte, sich gegen die vorherrschende Meinung zu stellen und den Frauen einen sicheren Ort zu geben.
Die Erzählung macht deutlich, wie gefährlich die Lage für Frauen werden konnte, die keinen Ausweg sahen und zu heimlichen Mitteln griffen. Es entsteht ein Gefühl von Beklemmung und Respekt vor ihrer Not. Gleichzeitig gibt es immer wieder kleine Gesten der Solidarität, die der Geschichte Wärme verleihen. Manche Unterstützer kommen unerwartet und wirken gerade dadurch glaubwürdig.
Der Roman lebt von seiner ruhigen Art. Die Figuren sind vertraut, ihre Entscheidungen nachvollziehbar und die Stimmung bleibt durchgehend menschlich und nah. Der Blick auf Maria ist liebevoll und zeigt, wie sehr sie ringt, zweifelt und dennoch Schritt für Schritt vorangeht. Auch die Beziehung zu Georg fügt sich ruhig in die Handlung ein.
Das Finale der Saga ist rund erzählt. Es fühlt sich an wie ein würdiger Abschluss, der die Entwicklung der Figuren respektiert und gleichzeitig noch einmal zeigt, wie viel Kraft notwendig war, um in einer festgefahrenen Umgebung neue Wege anzustoßen. Die Geschichte wirkt dadurch sehr echt und bleibt gut in Erinnerung. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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