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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2018

Spannender Pageturner

Invisible
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Während einer OP rammt ein bekannter Chirurg einem Patienten ein Messer ins Herz. Nina Salomon und Daniel Buchholz werden zu den Ermittlungen gerufen und auch wenn im ersten Augenblick der Fall mehr als ...

Während einer OP rammt ein bekannter Chirurg einem Patienten ein Messer ins Herz. Nina Salomon und Daniel Buchholz werden zu den Ermittlungen gerufen und auch wenn im ersten Augenblick der Fall mehr als klar zu sein scheint, stehen die Ermittler vor einem Rätsel, denn warum sollte ein Mann seine Familie und seine Karriere aufs Spiel setzen. Der Chirurg gibt an, er wäre provoziert worden, doch ist das wirklich der Grund. Als kurze Zeit später ein weiterer brutaler Mord geschieht und hier das Motiv beinahe gleich klingt, werden die Ermittler hellhörig. Jedoch lässt sich keinerlei Verbindungen feststellen und die Mordserie geht weiter. Wer oder was steckt dahinter?
Meine Meinung
Nach Anonym erschien mit Invisible der zweite Fall für die beiden Ermittler Daniel Buchholz und Nina Salomon und wie bereits der Vorgänger konnte mich auch dieser Teil wieder völlig überzeugen. Der Schreibstil des Autorenduos Poznanski und Strobel passt einfach perfekt zueinander und das Buch lässt sich schnell und flüssig lesen. Stilistisch konnte ich hier keine Unterschiede feststellen und ständen da nicht zwei Autoren auf dem Cover, hätte es auch von nur einer Person erzählt werden können.
Die Geschichte ist schon mit dem Einstieg, bei dem wir dem Chirurg sozusagen beim Mord über die Schulter schauen, unheimlich spannend. Gemeinsam mit den Ermittlern tappt auch der Leser lange Zeit mit im Dunklen und ist auf die vielen kleinen Puzzleteile angewiesen, die die Ermittler herausfinden. Egal, wie sehr man miträtselt, man hat zwar eine Idee, aber was und warum bleibt beinahe bis zum Schluss unklar. Ich mag es sehr, wenn ich rätseln kann und doch nicht auf die Lösung komme, denn das treibt die Spannung immer mehr in die Höhe und so war es auch hier. Auch aus dem Privatleben der beiden Ermittler bekommen wir wieder einiges mit und dementsprechend lernt man diese auch immer besser kennen.
Der Fall an für sich ist unheimlich spannend, da man einfach so gar keine Verbindung zwischen den einzelnen Morden findet, zwar sind die Motive ähnlich, aber ansonsten fehlen lange Zeit Zusammenhänge. Erst so nach und nach kommt man dahinter, womit das alles zusammenhängt. Letzten Endes ist der Fall zwar logisch und durchdacht, aber ich hoffe, auch noch ein wenig weiter her geholt. Nichts desto trotz, es ist mitreißend und spannen und auch vorstellbar.
Wie auch im Vorgänger erzählen die beiden Ermittler Alomon und Buchholz in der Ich-Perspektive, hin und wieder bekommt man noch Handlungen einer dritten Person mit, die zwar dem Leser zu verstehen geben, dass es Zusammenhänge gibt, aber ansonsten noch mehr zu Spannung und miträtseln beitragen.
Die beiden Ermittler sind hier auch die Protagonisten und konnten mich durchweg überzeugen, denn sie sind einfach facettenreich und glaubwürdig. Auch wenn sie zwei so unterschiedliche Persönlichkeiten sind, so passen sie doch rein ermittlungstechnisch wunderbar zusammen und ergänzen sich perfekt. Dieses Mal hat Daniel Buchholz vor allem im privaten Bereich so einiges, was ihm Schwierigkeiten macht und je mehr der Fall voranschreitet, desto gereizter wird er. Nina ist da hingegen das absolute Gegenteil und ja, auch wenn sie es versprochen hat, so beginnt sie doch immer mal wieder Alleingänge.
Neben den beiden Ermittlern gibt es noch den ein oder anderen weiteren Nebencharakter, die soweit ausgearbeitet sind, dass sie authentisch wirken. Alles in allem sorgen diese für die nötige Abwechslung und Spannung.
Mein Fazit
Ein mehr als spannender Thriller rund um Manipulationen durch psychische Mittel. Man tappt lange Zeit mit den Ermittlern im Dunkeln, wird tief in das Geschehen gezogen und kann einfach das Buch nicht aus der Hand legen, bis man bei der Lösung angekommen ist. Sympathische und facettenreiche Protagonisten runden das sehr gute Gesamtbild ab – für alle Leser der Thriller der beiden Autoren eine perfekte Lektüre, aber auch für Krimi- und Thrillerfans perfekt und für die mit schwachen Nerven sei gesagt: die Details werden nicht allzu blutig.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Konnte mich fesseln und überzeugen

Palace of Glass - Die Wächterin
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London im Jahre 2054 – seit mittlerweile einigen Jahren sind Berührungen unter den Menschen nicht mehr gestattet und dienen lediglich noch der Fortpflanzung. All das wird den Magdalenen angelastet, denn ...

London im Jahre 2054 – seit mittlerweile einigen Jahren sind Berührungen unter den Menschen nicht mehr gestattet und dienen lediglich noch der Fortpflanzung. All das wird den Magdalenen angelastet, denn diese können mit der bloßen Berührung von Haut Gedanken lesen und kontrollieren. Die junge Rea Emris gehört zu den Magdalenen, doch bisher ist sie unentdeckt geblieben. Tagsüber arbeitet sie als Schneiderin, doch in der Nacht wagt sie es und nimmt ihre Handschuhe ab, um im Ring gegen andere zu kämpfen. Aber der britische Geheimdienst ist Rea, die davon nichts ahnt, bereits auf der Spur und eines Nachts wird sie an den Königshof entführt. Ihr Auftrag: als Leibwächterin des Kronprinzen zu dienen, allerdings undercover.

Meine Meinung

Bereits beim Stöbern in den Neuerscheinungen fiel mir dieses hübsche, glänzende Cover auf und machte mich neugierig. Der Klappentext verspricht obendrein eine Geschichte, die ich in solch einer Form noch nicht gelesen habe und noch einmal mehr neugierig werden lässt.

Schon der Einstieg, der mitten im Geschehen stattfindet, zieht den Leser in seinen Bann. Wobei ich schon sagen muss, dass C. E. Bernard einen eher ungewöhnlichen Schreibstil hat. Mit einer Mischung aus klarer und direkter Sprache und vielen, anschaulischen Details, versetzt sie den Leser direkt in das zukünftige London und fesselt diesen an das Geschehen.

Dadurch das die Autorin dem Leser zu Beginn einen klaren Einblick in das Leben der Menschen im Jahr 2054 liefert, kann man sich sehr genau in die Geschichte versetzen. Das Worldbuilding wirkt durchdacht und ungewöhnlich. Es fühlte sich für mich beim Lesen an wie eine Mischung aus moderner Welt, denn es gibt allen technischen Schnickschnack, den wir auch kennen, und einer rückständigen Welt, denn allein die Kleidung und das Auftreten der Menschen ließen mich an längst vergangene Zeiten denken. Das in Gedanken miteinander zu verknüpfen, war absolut ungewohnt und so manches der entworfenen Bilder ließ mich kurz innehalten und nachdenken: eine Frau mit hohem Kragen, langem Kleid und Handschuhe und dabei ein Smartphone in der Hand, das wirkte schon ein wenig verstörend, aber absolut ungewöhnlich, interessant und neu.

Auch die Geschichte entwickelt sich sehr schnell zu einem spannenden Pageturner und es kommt immer wieder zu Situationen, die ich nicht vorausahnen konnte und mich überraschten. Genauso ließ auch die gedankliche Suche nach dem Verräter die Seiten nur so vorbeifliegen und natürlich auch das Mitzittern und Mitfiebern, ob und wenn ja, wann Rea auffällt, all das konnte mich nicht nur hervorragend unterhalten, sondern ließ mich kaum los, bis das Buch beendet war.

Wir verfolgen die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Rea, die auch in der Ich-Form das Geschehen wiedergibt. Schnell fühlte ich mich mit der jungen Frau verbunden und konnte mit ihr mitfühlen. Rea ist ein sehr sympathischer Charakter und besitzt eine ihr ganz eigene Stärke. Auf der einen Seite hat sie Angst und auch Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit lassen sie immer mal wieder an ihrer eigenen Kraft und Stärke zweifeln, auf der anderen Seite ist sie mutig und scheut sich nicht bei Gefahren zu kämpfen.

Neben Rea gibt es eine ganze Menge Nebencharaktere, die allesamt sehr glaubwürdig wirken und facettenreich sind. Sei es der Kronprinz Robin oder die Duchesse Ninon, jeder Einzelne wirkt hier mit auf die Handlung ein und agiert so maches Mal unvorhersehbar. Auch hier konnte die Autorin mich so manches Mal überraschen, aber auch überzeugen.

Mein Fazit

Ein Buch, das mir spannende und ungewöhnliche Lesestunden brachte und defintiv bereits jetzt eins meiner Jahreshighlights ist. Tolle, lebendige und facettenreiche Charaktere, ein detailliertes Worldbuilding und eine fesselnde, bildreiche Sprache ließen die Seiten nur so vorbeifliegen und mich erst zur Ruhe kommen, nachdem ich es beendet hatte. Ein Showdown zum Schluss, so wie ein Cliffhanger lassen mich gespannt auf die Fortsetzung warten, die zum Glück nicht mehr allzu lange dauert. Eine Leseempfehlung an alle Freunde von Fantasy, aber auch Dystopie.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Gute Fortsetzung

Marthas Mission
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Achtung: Dieses Buch ist der zweite Band einer Trilogie, bei dem ich in der Zusammenfassung nicht umhin kann, den ersten Band zu spoilern. Solltet Ihr Band 1 noch lesen wollen, dann bitte nicht weiterlesen!

Niemand ...

Achtung: Dieses Buch ist der zweite Band einer Trilogie, bei dem ich in der Zusammenfassung nicht umhin kann, den ersten Band zu spoilern. Solltet Ihr Band 1 noch lesen wollen, dann bitte nicht weiterlesen!

Niemand hat daran geglaubt, dass es noch klappen könnte, dass Martha Honeydew der Todeszelle entkommen würde. Doch ihr Freund Isaac hat die Schuld, seinen eigenen Vater und bekannten Wohltäter der Stadt, ermordet zu haben. Nun sitzt Isaac in Zelle 1 und wartet auf die Abstimmung des Volkes über seine Hinrichtung oder auch nicht. Währenddessen versuchen Martha und ihre Freunde alles, um Isaac zu retten und die, in der Öffentlichkeit verdrehten Wahrheiten, klar zu stellen. Doch Marthas Gegner sind reich und mächtig und ihnen entgegenzuwirken ist alles andere als leicht. Schneller als gedacht, befindet sich Martha wieder auf der Flucht und auch ihre Freunde sehen sich immer größeren Schwierigkeiten gegenüber.

Meine Meinung

Schon der erste Band der Trilogie war eine meiner größten Überraschungen des vergangenen Jahres, denn das Buch habe ich förmlich in einer Nacht inhaliert. Dementsprechend neugierig war ich auch auf die Fortsetzung und kann gleich zu Beginn sagen, dass auch diese mich wieder fesseln konnte.

Der Schreibstil der Autorin ist jung und frisch und man fühlt sich schnell in die Geschichte gezogen. Dabei gelingt es auch dieses Mal, dass man hier allerlei emotionaler Höhen und Tiefen erlebt. Ich hätte auch dieses Mal vor lauter Wur über Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen schreien können, allerdings habe ich es dieses Mal nicht ganz so intensiv mitempfunden.

Die Spannung war auch hier gegeben, allerdings habe ich hier nicht so intensiv mitgefiebert, wie im ersten Band, allein aus dem Grund, dass ich ja wusste, was passiert ist. Trotzdem wurde ich hier an die Seiten gefesselt und wollte immer mehr wissen, wie es denn nun weitergeht und ob es Martha gelingen wird, Isaac zu befreien. Selbstverständlich passieren auch hier wieder zum Himmel schreiende Aktionen, denn Kerry Drewery setzt auch, wie schon in Band 1, wieder Themen wie Korruption, Machtgier, Kluften zwischen arm und reich und den Widerstand gegen diese Ungleichheiten in den Vordergrund. An so manch einer Stelle würde man am liebsten eingreifen und vor allem die Personen, die sich durch Fernsehshows, wie Death is Justice, berieseln lassen, einmal kräftig durchschütteln. Somit steht dann auch die Beeinflussung der Allgemeinheit durch Medien ebenfalls mit auf der Liste der Hauptthemen in diesem Buch.

Richtig gut gelungen finde ich die vielen Perspektiven, die die Autorin dem Leser bietet, denn so kann man sich ein wirklich gutes Bild der Gesamtsituation vorstellen. Wir wechseln, wie auch im Vorgänger, zwischen einzelnen Personen, wie z. B. Martha und Isaac, aber auch immer wieder in die Fernsehshows “Death is Justice” oder “Buzz for Justice”. Gerade diese Shows werden so gelungen eingesetzt, dass man teils fassungslos ist, wenn man die Reaktionen des Publikums erlebt. Allerdings gibt es dieses Mal auch eine sehr interessante Wendung, was die Moderation der Sendung betrifft. Aber dazu verrate ich an dieser Stelle nicht mehr.

Das Worldbuilding ist sehr greifbar und manchmal frage ich mich, inwieweit wir auf ähnliche Szenarien in der Zukunft zusteuern. Die Sensationsgier der Menschen ist groß und das macht sich die Autorin hier zu Nutze, in dem sie so schreckliche Shows erfindet. Doch genau das brachte mich auch zum Grübeln, denn wie wahrscheinlich wäre es, dass Menschen von solchen Shows begeistert wären. Auch die Kluft zwischen den Reichen und den Armen wird immer größer und schon heute hat man oft das Gefühl, dass man mit viel Geld fast alles kann.

Als Erzähler kommen hier verschiedene Stile zu tragen, zum einen gibt es die Ich-Perspektive, bei der der Leser Isaacs und Marthas Erlebnisse mitverfolgt und an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben darf. Durch einen Erzähler in der dritten Person erfährt man dann die weiteren Perspektiven, wie z. B. die Shows. Das ganze hat auch ein wenig auktoriale Funktion, denn manches Mal wissen wir schon mehr, als die gerade handelnde Aktion und man würde hier gerne Warnungen in die Geschichte rufen oder eingreifen und doch bleibt man der Beobachter.

Die Protagonistin Martha ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich hätte sie so gerne beschützt. Sie ist eine Mischung aus starker Persönlichkeit und hilfloser Schutzbedürftigen und ich bin immer wieder überrascht von ihren Handlungen. Doch durch die vielen Perspektivenwechsel und der vielen weiteren Charaktere der Geschichte fühlte ich mich eher wie ein Zuschauer und nicht ganz so stark integriert, wie im ersten Band. Allerdings wird hier auch sehr klar und deutlich dargestellt, wie wenig Macht man hat, gegen die korrupte Regierung zu agieren, geschweige denn nur zu Wort zu kommen.

Mein Fazit

Auch Band 2 der Jugendbuchreihe hat mir wieder gut gefallen und brachte spannende Lesestunden. Gelungen sind hier nach wie vor die Darstellung der Hilflosigkeit der Armen gegenüber den einflussreichen Reichen oder der Regierung. Emotional war ich nicht ganz so betroffen, wie in Teil 1, auch wenn ich hier natürlich immer wieder hätte platzen können vor lauter Ärger über diese Ungerechtigkeit und den Menschen aus der Bevölkerung, die einfach nur zusehen und diese “Shows” regelrecht genießen. Ich empfehle diese Reihe sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 23.03.2018

Nach starkem Beginn zu verworren

Seelenspiel
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Als Senna an ihrem 33. Geburtstag erwacht, ist nichts mehr, wie es für die Schriftstellring jemals war, denn sie befindet sich in einem fremden Bett, in einem völlig fremden Haus. Auch ein Blick nach draußen ...

Als Senna an ihrem 33. Geburtstag erwacht, ist nichts mehr, wie es für die Schriftstellring jemals war, denn sie befindet sich in einem fremden Bett, in einem völlig fremden Haus. Auch ein Blick nach draußen bestätigt: sie wurde entführt. In Panik beginnt sie einen Fluchtweg zu suchen und dem Raum, in den sie eingesperrt wurde, zu entkommen. Dabei stößt sie in einem weiteren Raum auf eine weitere Person: den Arzt Isaac, der allerdings an sein Bett gefesselt wurde. Nachdem Senna Isaac befreit hat, beginnen sie das Haus und die Räume zu durchsuchen, dabei wird ihnen eines klar, sie sind gefangen. Denn das Haus ist fest verschlossen, die Möbel auf dem Boden verschraubt und rund um das Haus ist nichts als Einöde. Wer hat sie entführt? Wo sind sie? Und vor allem, wie können sie entkommen?
Meine Meinung:

Ein schlichtes Cover, das allerdings allein schon wegen seiner Farbe meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte und mich neugierig machte. Es ist auf jeden Fall absolut passend zum Inhalt und für diesen, meiner Meinung nach, eher psychologischen Spannungsroman, zumindest passt das Wort Thriller hier für mich nicht so ganz.

Wie auch immer, der Beginn der Geschichte hatte mich ganz schnell an die Seiten fesseln können und dank des sehr eindringlichen Schreibstils verflogen die ersten hundert Seiten nur so beim Lesen. Man öffnet sozusagen gleich im ersten Moment gemeinsam mit Senna die Augen und ist genauso verwirrt und schockiert wie sie. Ich war hier auf jeden Fall völlig gefangen von der scheinbar ausweglosen Situation, in der sich die Protagonisten befanden und fieberte unheimlich mit. Gedanken wie: wer, warum und wo, kreisten permanent in meinem Kopf und ja, ich war hier sehr angetan von dem ganzen Geschehen. Es lässt sich auf jeden Fall sehr leicht und gut verständlich lesen und gefiel mir im ersten Abschnitt sehr gut.

Dann kam allerdings ein kleiner Cliffhanger, mit dem der erste Abschnitt endete und der Mittelteil, der einen Rückblick auf Sennas Leben gab und bei dem man herausfand woher Isaac und sie sich kannten, begann und damit leider auch die Ernüchterung. Denn hier begann es für mich immer etwas konfuser zu wirken. Man lernt hier durchaus verstehen, welche Persönlichkeit hinter Senna steckt, doch so manch eine Handlung schien mir hier eher für Verwirrung zu sorgen, ohne das mir diese irgendwann klar wurde. Auch die Spannung litt hier deutlich, denn ich hatte nur noch wenig Gelegenheit mitzufiebern.

In der Ich-Form wird die Geschichte durch Protagonistin Senna erzählt. Man erlebt alles durch ihre Augen, erkundet mit ihr Umgebung und ihren Mitgefangenen Isaac. Man spürt und fühlt und sieht alles, was sie selbst auch erlebt, allerdings hat mich das nur wenig mit der Protagonistin verbinden können, denn Senna ist eine Persönlichkeit, die ich kaum einzuschätzen vermochte. Von Beginn an machte sie einen extrem widersprüchlichen Eindruck auf mich und genau das hielt sich hier konstant. Ich habe selten einen solchen Abstand zu einem Hauptcharakter genommen, gerade auch durch die Ich-Erzählung fühle ich normalerweise schnell mit diesen mit, aber dieses Mal gelang das kaum bis gar nicht mehr.

Senna ist auf jeden Fall eine mehr als vielschichtige und unheimlich komplexe Persönlichkeit und mir nur wenig sympathisch. Die Autorin vermittelt hier ein sehr klares Bild von ihrem Charakter und dieser ist für mich nur sehr schwer verständlich. Auch ihre Beziehung zu Isaac ist alles andere als eine gewöhnliche Beziehung und sorgte ebenfalls des Öfteren bei mir für Unverständnis. Genauso wie Isaac bei mir nicht richtig sympathisch werden konnte. Man muss sich bei dieser Geschichte auf jeden Fall darauf einstellen, dass man sich hier sehr intensiv mit diesen beiden durchaus ungewöhnlichen Charakteren auseinandersetzen.
Mein Fazit:

Auch wenn diese Geschichte im Thrillergenre eingeordnet ist, habe ich das Buch eher als psychologischen Spannungsroman empfunden, denn einige Thrillerelemente fehlten mir hier, dafür gab es auf jeden Fall psychologisch ausgefeilte Charaktere. Der Schreibstil hingegen hat mir sehr gut gefallen und auch der komplette erste Teil des Buches las sich wie ein Highlight. Wer Bücher mit komplexen Charakteren mag, wird hier durchaus seine Freude beim Lesen haben, mir persönlich war vor allem der Mittelteil zu langatmig. Schnuppert hier aber einfach mal in die Leseprobe, denn die Geschichte ist durchaus anders.

Veröffentlicht am 17.03.2018

Viel zu viel auf einmal

Die Eishexe
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Dreißig Jahre ist es her, seit Marie und ihre damals beste Freundin Helen im Alter von dreizehn Jahren beschuldigt wurden, die damals vierjährige Stella in einem Waldstück getötet zu haben. Doch da sie ...

Dreißig Jahre ist es her, seit Marie und ihre damals beste Freundin Helen im Alter von dreizehn Jahren beschuldigt wurden, die damals vierjährige Stella in einem Waldstück getötet zu haben. Doch da sie Beide noch viel zu jung waren, wurde nie ein Urteil gesprochen. Trotz all dieser Umstände lebt Helen auch heute noch in Fjällbacka und Marie, die eine berühmte Schauspielerin wurde, kehrt zurück. Als kurz darauf die kleine Nea genau von dem Hof verschwindet, auf dem auch einst Stella lebte, wird die Vergangenheit lebendig. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und doch scheint man zunächst keinen Verdächtigen zu finden. Zum Glück behält Erica, die für ein Buch schon seit längerem zu dem Fall Stella recherchiert, einen kühlen Kopf. Was ist wirklich geschehen, sowohl mit Stella damals als auch mit Nea heute? Haben die Flüchtlinge, die in Fjällbacka untergebracht sind, etwas damit zu tun? Oder die Jugendlichen? Oder doch Marie und Helen? Immerhin ist Marie zurückgekehrt und schon verschwindet wieder ein kleines Mädchen.
Meine Meinung:
Mittlerweile ist mit "Die Eishexe" der bereits zehnte Fall für Erica Falck und ihren Mann Patrik Hedström erschienen und ich mag die Krimis der Autorin sehr. Denn eines ist Gewiss bei der Autorin Camilla Läckberg: sie kann einfach schreiben. Auch in diesem Band konnte sie mich mit ihrem klaren und flüssigen Schreibstil wieder völlig überzeugen. Sie beschreibt mit wenigen Details und doch hat man ein klares Bild vor Augen und es ist beinahe so, als würde ich wieder einmal zurück nach Fjällbacka kehren.
Allerdings habe ich dieses Mal das Gefühl gehabt, dass die Autorin in diesem speziellen Fall einfach viel zu viel auf einmal mit einbrachte und der eigentlich Fall dabei zu sehr in den Hintergrund geriet.
Dieser eigentliche Fall, nämlich der Mord an der gerade einmal vierjährigen Nea, macht durchaus betroffen. Gerade als Mutter eines Kleinkindes spürt man solche Geschichten tief im Herzen, doch das habe ich hier tatsächlich ein wenig vermisst. Stattdessen kommen noch einige Handlungsstränge hinzu, zum einen die Ereignisse von vor dreißig Jahren, als ebenfalls ein vierjähriges Mädchen ums Leben kam. Diese beiden Stränge waren für mich durchaus noch logisch und nachvollziehbar, doch dann kommen noch mehr hinzu und ab da wurde es einfach zu viel, zu unübersichtlich, zu langatmig. Auch wenn es absolut zeitgemäß ist, so ist das Thema Flüchtlinge doch in letzter Zeit sehr oft in Geschichten mit eingearbeitet. Auch Camilla Läckberg verpackt noch einmal diese Problematik, durchaus auch mit einem gewissen Maß an Einfühlungsvermögen, mit in ihren Krimi. Auch diesen hätte ich noch mit nachvollziehen können, auch wenn es hier durchaus schon fast zu einem eigenen Krimi gereicht hätte. Dann kommt noch ein weiterer Strang, über eine sehr zeitgemäße Problematik: Teenager und Mobbing und auch dieser passt zwar halbwegs mit ins Grundgerüst, aber hätte durchaus wieder ein eigener Krimi werden können. Aber auch das waren noch nicht alle Stränge, denn es folgt noch einer: nämlich eine Rückblende in die Zeit der Hexenverfolgung und einem Ereignis, was damals in Fjällbacka stattfand. Dieser passte eigentlich nicht so richtig mit zur Haupthandlung und ich wartete förmlich darauf, dass er mit in den Hauptstrang eingearbeitet wurde, das gelingt allerdings erst ganz zum Ende. All das zusammengefasst machte es mir einfach sehr schwer, hier am Ball zu bleiben. Ich glaube, der Geschichte hätte es gut getan, wenn hier weniger verpackt gewesen wäre, denn all diese Handlungsstränge wechselten viel zu schnell und teilweise auch zu unübersichtlich. Hatte ich eine Lesepause eingelegt, musste ich bei dem einen oder anderen Charakter durchaus überlegen, wer das nun gerade wieder war. Zu Gute halten muss ich der Autorin allerdings, dass sie hier in keinem ihrer Stränge den roten Faden verliert, nur leider fühlte es sich für mich so an, als wären hier mindestens vier Romane in einem zu lesen.
Ich mag kurze Kapitel und schnelle Perspektivenwechsel durchaus, denn diese sorgen meist für ein hohes Lesetempo, doch aufgrund der Anzahl der Handlungen war das hier so manches Mal verwirrend und ich musste zu oft überlegen, wer denn gerade handelt, vor allem, wenn ich die Namen nicht bereits aus vorangegangenen Geschichten kannte.
Charaktere gab es hier eine große Anzahl, doch gerade das machte es auch leider zu oberflächlich. Ich konnte mich in keinen richtig hineinversetzen, konnte wenig nachempfinden und vieles berührte mich auch nur oberflächlich und gerade bei solch einem Fall, der hier aber eher in den Hintergrund rückt, wäre ich eigentlich immer sehr berührt. Auch von Erica Falck erfährt man hier in diesem Band nur sehr wenig und auch Patrik Hedström bleibt, trotz Ermittlungsarbeiten, nur sehr selten im Vordergrund. Man trifft hier auf sehr viele bekannte Gesichter, viele neue kommen hinzu, aber auch das war mir alles zu viel des Guten.
Mein Fazit:
Wie bereits erwähnt, bin ich ein Fan der Falck-Hedström-Krimis und der Autorin Camilla Läckberg, aber diese Geschichte hatte mir einfach viel zu viel an Handlung, ohne dass irgendetwas davon tiefgründig wurde. Ja, sie weist auf aktuelle Ereignisse hin, die mit Sicherheit wichtig sind, aber all das lenkte von dem eigentlichen Fall ab. Auch die Rückblicke waren für mich eher nebensächlich und letzten Endes hätte all das gar nicht unbedingt mit in das Buch gemusst, denn es nahm dem eigentlich Fall nicht nur die Spannung, sondern auch das Mitgefühl, das man gerade bei solch einem Ereignis viel tiefer verspüren müsste.