Small Town & Suspense funktionieren gut miteinander!
Harpers Ferry. Lose Me OnceHi ihr Lieben
Hi ihr Lieben<3
Small Town Romance und Suspense? Passt das in ein und die selbe Story? Dieses Buch hat die Antwort geliefert: ja!
Zur Info: Dies ist der erste Band einer Reihe lose zusammenhängender Bücher. Ihr könnt euch also an die Reihenfolge halten, müsst es aber nicht:)
Schreibstil:
Viele Beschreibungen und jede Menge cozy Vibes haben diese Geschichte zu einem richtigen Wohlfühlroman gemacht. Es wird ruhig erzählt und man kann der Story gut und flüssig folgen. Mir fehlte vielleicht noch etwas das Gefühl für die wirklich tiefgreifenden Worte.
Die Geschichte: Small Town Cozy Vibes, ein düsteres Geheimnis und jede Menge Fragen
Erzählt wird hier aus den Perspektiven von Emery und Luke, allerdings mit einem zusätzlichen Kniff: während Emery in der Gegenwart erzählt, spielt Lukes Handlung anderthalb Jahre vorher. Das bringt unheimlich viel Spannung in den Handlungsverlauf, weil man einerseits vor vollendete Tatsachen gestellt wird und andererseits erst abwarten muss, wie es dazu gekommen ist.
Ein wenig schwierig fand ich nur, dass beide Perspektiven emotional eher nüchtern blieben und die vollendeten Tatsachen sich auch dort durchzogen.
Emery – liebt töpfern, wohnt(e) bei ihrer Granny & ist in Harpers Ferry aufgewachsen
Sich mit Emery anzufreunden, war gar nicht mal so einfach, denn auch, wenn sie eigentlich viel Herzlichkeit in sich vereint und die Menschen um sich herum beschützen will, bleibt sie doch die ganze Zeit über etwas frostig. Ihre Gefühle lässt sie uns Leser:innen gegenüber lange im Dunklen. Als es dann doch soweit war, konzentriert sie sich aufs Körperliche und setzt sich irgendwie gar nicht so richtig mit ihren Gefühlen Luke gegenüber auseinander.
Und auch in Bezug auf sich selbst bleibt sie sehr verhalten. Ihre Träume und Wünsche kann man nur erahnen und dann werden sie auf einmal wahr. Ähnlich einfach, wie alles in diesem Buch, die Romance-Story betreffend, passiert. Was mir bei ihr gefehlt hat: die Leidenschaft. Ob in Bezug auf ihre Tätigkeiten oder ihre Liebe.
Luke – Architektenstudent aus NYC, hilfsbereit & Handwerker
Luke mochte ich total gerne. Er ist relativ einfach gestrickt, dadurch aber auch sehr authentisch. Dass er nicht Architekt werden will, wie es sich sein Vater für ihn vorstellt, ist ihm schnell klar. Und was er danach will, auch. Er gehört zu den typischen Menschen, die selber anpacken, wenn sie etwas wollen. Er möchte Emery, er möchte in Harpers Ferry bleiben und er möchte zu gerne, dass alles für sie alle gut wird. Und dafür macht er auch mal etwas, was nicht ganz so regelkonform ist.
Wie die beiden (wieder) zueinander – durch die Zeit, Love at First Sight, mit wenigen Worten
Während in der Vergangenheit quasi ihre Kennlerngeschichte erzählt wird, geht es in der Gegenwart darum, dass die beiden sich wieder annähern. Das Kennenlernen findet in Harpers Ferry statt und die Stadt lässt dabei ihren ganzen Charme spielen. Vielleicht ist es deshalb bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Nur ein paar Sekunden sind nötig, dass die beiden nie wieder an jemand anderen denken. Mir persönlich ging das etwas zu schnell. Eine kleine Kennlernphase, in der sich dann verliebt wird, hätte der Geschichte gut getan, denn eigentlich startet es fast mit Enemies to Lovers. Danach folgt ein verliebter Taumel, der mich wenig beeindrucken konnte. Dadurch, dass ihre Gefühle füreinander ja schon so „klar“ waren, wurde einfach nicht viel mehr erzählt.
Auch in der Gegenwart ist alles schnell durch ihre „unendliche Liebe“ geklärt. Geredet wird eher selten bzw. viel zu spät. Es kratzt am Trope Miscommunication und das ganz allein, weil die beiden es schaffen, miteinander im selben Raum zu sein, ohne den Elefanten anzusprechen, der mit ihnen darin steht. Das fand ich echt enttäuschend, weil es beide schon von morgens bis abends beschäftigt hat. Warum dann nicht gleich ansprechen?
Suspense – langsam, intensiv & psychologisch spannend
Die Krimi- bzw. Thrilleranteile dieser Geschichte fand ich tatsächlich sehr gut gemacht. Bereits im Prolog wird ein Verbrechen angedeutet, das durch den ganzen Handlungsverlauf schwingt. Dies passiert aber keineswegs gradlinig, sondern auf der Vergangenheits- wie Gegenwartsebene und aus verschiedenen Perspektiven. Die Erzählstruktur hat den Suspense-Charakter wirklich gut unterstrichen.
Statt nur einem Plottwist hat diese Geschichte gleich mehrere und nimmt einen so komplett (auf Suspense-Ebene) die Vorhersehbarkeit. Plötzlich änderte sich die Situation und ich war gezwungen, umzudenken. Das hat viel Spannung in die Erzählung gebracht und mich an die Seiten gebannt.
Nur zum Ende hin verlor sich ein wenig die Vielschichtigkeit der Handlung, indem es ein bisschen zu happy wurde. Da ging das Suspense in die Liebesgeschichte über und hat leider deren Vibe übernommen.
Small Town Setting – cozy, warm & herzlich bis weihnachtlich
Das Setting dieses Buches fand ich wirklich super schön. Selten habe ich so viel cozy Small Town Vibes verspürt und die Vor- wie auch Nachteile berücksichtigt gesehen. Die Menschen in Harpers Ferry wurden alle gut greifbar mit eigenem Charakter und haben sich ganz so benommen, wie man es von so einem kleinen herzlichen Dorf erwartet: empathisch, hilfsbereit, ein wenig übergriffig und beschützend. Besonders fand ich daran, dass offengelegt wurde, wann die Bewohner:innen sich wo eingemischt haben. Dass sie weitergedacht haben und sich gleichzeitig alle sehr froh in dieser Umgebung gefühlt haben. So waren die Hauptfiguren sich die ganze Zeit über sehr bewusst darüber, wo sie sich befinden und was in der Dorfgemeinschaft abgeht.
Spice – 1 von 5
Hier bleibt’s cozy nicht spicy:)
Fazit:
Eine sehr cozy Geschichte, die durch ihren Suspense-Charakter punktet. Es bleibt unvorhersehbar, spannend und so absolut Small Town Vibe – das Setting ist einfach super! Was mir ein wenig fehlte, war die Tiefe in der Liebesgeschichte und die Spannung darin allgemein. Mir hat nicht so gut gefallen, dass hier vieles durch Miscommunication passiert bzw. nicht passiert. Auf der anderen Seite war es eine Geschichte dieses Tropes, die bewiesen hat, dass hier auch mehr möglich ist.
Von mir gibt es 3 von 5 Sterne.
3 Gründe, weshalb du dieses Buch lesen solltest:
1. Weil Small Town Romance hier nicht kitschig, sondern authentisch erzählt wird
2. Weil der Suspense-Anteil wirklich überrascht
3. Weil das Buch zeigt, welches Potenzial im Genre steckt
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!
Liebe Grüße!