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Veröffentlicht am 02.10.2017

Eine starke Frau im 17. Jahrhundert

Das blaue Medaillon
1

Alessa ist eine überaus beeindruckende junge Frau. Mit ihren 21 Jahren ist sie bereits eine Meisterdiebin, die mit ihrem Großvater im Venedig des 17. Jahrhunderts lebt. Ihr Großvater, ebenfalls ein begnadeter ...

Alessa ist eine überaus beeindruckende junge Frau. Mit ihren 21 Jahren ist sie bereits eine Meisterdiebin, die mit ihrem Großvater im Venedig des 17. Jahrhunderts lebt. Ihr Großvater, ebenfalls ein begnadeter Langfinger, hat ihr alle Tricks schon beigebracht. Außer ihm hat Alessa nur noch ihre Tante, die allerdings sehr krank ist. Zu Beginn der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse. Alessa verliert erst ihre Tante und kurz darauf ihren Großvater. Ihre Tante hinterlässt ihr ein blaues Medaillon, das der Schlüssel zu einem großen Geheimnis ist. Doch hinter diesem Medaillon sind auch andere her. Ein gefürchteter Auftragsmörder will es in seinen Besitz bringen. Alessa kann ihm entkommen, doch sie muss aus Venedig fliehen. Ihr einziger noch lebender Verwandter ist der Sohn ihrer Tante, der in Deutschland lebt. Um dorthin zu gelangen, schließt sich Alessa einer Schauspieltruppe an, die nach Celle reist, um dort am herzoglichen Hof zu spielen.
Auf dieser Reise erleben Alessa und ihr Medaillon einige Abenteuer. Es bleibt gefährlich für sie, denn der Killer ist ihr bereits auf den Fersen.

Eine interessante und bis zum Schluss spannende Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt. Ein kleines Manko ist die in meinen Augen etwas übertrieben dargestellte Heldenhaftigkeit der Protagonistin. Sie ist eine starke junge Frau, die sich durchsetzen kann. So weit, so gut. Allerdings gibt es einige Szenen, die mir fraglich erscheinen. Da werden Alessa Fähigkeiten zugeschrieben, die mich zu sehr an eine Superwoman erinnern. Auch eine starke Frau kann meiner Ansicht nach nicht so übermächtig sein. Zumindest sollte das so nach meiner Auffassung nicht in einem historischen Roman vorkommen. Da wäre etwas weniger sicher mehr gewesen.
Abgesehen davon ist der Rest durchaus stimmig und gut in Szene gesetzt. Die Aufarbeitung am Schluss ist etwas knapp gehalten, aber das sollte sicher so sein. Ein paar Fragen bleiben am Ende offen, so dass eine Fortsetzung sich möglicherweise irgendwann anschließen könnte.

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  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 14.08.2017

Ein gefährlicher Präsident

Der Präsident
1

Diese Geschichte ist deshalb hochinteressant, weil sie so dicht am aktuellen politischen Geschehen in den USA spielt. Der Präsident wird nie bei seinem Namen genannt, doch jeder Leser weiß sofort, um wen ...

Diese Geschichte ist deshalb hochinteressant, weil sie so dicht am aktuellen politischen Geschehen in den USA spielt. Der Präsident wird nie bei seinem Namen genannt, doch jeder Leser weiß sofort, um wen es geht. Das Kopfkino funktioniert. Die Gestalt auf dem Buchcover (die in der englischen Originalausgabe übrigens nicht vorhanden ist) kommt einem auch irgendwie bekannt vor.
Ein gewisser Mr. T. könnte jetzt behaupten, er sei doch gar nicht so schlimm wie beschrieben. Zugegeben, einiges ist überspitzt dargestelt, doch es ist, wie ich finde, auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Der Präsident löst fast einen Atomschlag gegen Nordkorea und China aus. Das kann gerade noch verhindert werden. Stabschef Kassian und Verteidigungsminister Bruton sind sich einig: Dieser Mann an der Spitze ist äußerst gefährlich. Doch was kann man tun, um ihn zu bremsen? Sie entschließen sich zu drastischen Maßnahmen.
Maggie Costello, die im Weißen Haus arbeitet, ist ebenfalls keine Anhängerin des Präsidenten. Doch sie dient nach ihrer Auffassung dem Amt und nicht dem Mann, der es gerade ausübt. Ebenso unerträglich erscheint ihr der Chefberater des Präsidenten, McNamara, der ein ziemliches Ekel ist. Er ist allerdings ihr Vorgesetzter. Und der beauftragt sie nach dem Tod des Arztes Dr. Frankel, dem Leibarzt der Präsidenten, die Umstände seines Todes zu untersuchen. Maggie nimmt entgegen den Erwartungen von McNamara ihre Aufgabe sehr ernst und entdeckt Ungeheuerliches. Sie kommt einem geplanten Attentat auf die Spur, das auf den Präsidenten verübt werden soll. Kann sie es verhindern? Ihre Ermittlungen bringen sie ihn Gefahr, die Situation spitzt sich zu. Wem kann sie noch trauen? Welche Rolle spielt ihr Liebhaber Richard? Sie versucht, stets das Richtige zu tun, auch wenn es nicht leicht für sie ist. Doch am Ende stellt sich alles etwas anders dar, als man es zunächst vermutet hätte.
Eine sehr spannende Geschichte mit aktuellen Bezügen, die keinen Zweifel daran lässt, auf welche Personen hier angespielt werden soll. Trotzdem ist es natürlich nur ein Roman, aber der liest sich wirklich gut. Kleine Schwächen in der Story sind vorhanden, doch sie schmälern den Lesegenuss keineswegs. Hat mir sehr gefallen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 29.04.2024

Soll ich die Kiste öffnen?

Quanten-Bullshit
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Na ja, an neuen Informationen über die Quantenphysik konnte ich dem Text nicht viel entnehmen. Da waren andere Sachbücher gehaltvoller. Infomativ vielleicht die Erkenntnis, dass die Quanten heutzutage ...

Na ja, an neuen Informationen über die Quantenphysik konnte ich dem Text nicht viel entnehmen. Da waren andere Sachbücher gehaltvoller. Infomativ vielleicht die Erkenntnis, dass die Quanten heutzutage für alles mögliche missbraucht werden. Das kann für den Verkauf von manchen Wundermitteln oder Heilmethoden sinnvoll sein, weil keiner so richtig weiß, worum es dabei eigentlich geht. Streckenweise humorvoll, allerdings über den ganzen Text hinweg für mich zu viel angestrengte Lustigkeit. Ein wenig zu übertrieben selbstverliebt, aber vielleicht hatte ich auch zu viel erwartet. Ich glaube nicht, dass man mit Quantenphysik sein Leben ruinieren kann, aber mit dem Begriff wird tatsächlich viel Bullshit betrieben. Seriöse Sachbücher zum Thema sind möglicherweise wirklich etwas zu trocken, und reihenweise Formeln mag auch nicht jeder lesen. Insofern ist wohl der Versuch einer etwas „leichteren“ Darstellungsweise schon lobenswert. Und vielleicht sogar hilfreich. Ich werde gleich mal nach meiner Katze sehen...

Veröffentlicht am 24.01.2024

Wissenschaft und Wahrheit

Im Spiegel des Kosmos
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Mit Galileo würde ich Tyson jetzt nicht gerade vergleichen, aber er versteht es, Wissenschaft verständlich zu erklären. Mehr Objektivität und weniger subjektive Voreingenommenheit, dafür tritt der Autor ...

Mit Galileo würde ich Tyson jetzt nicht gerade vergleichen, aber er versteht es, Wissenschaft verständlich zu erklären. Mehr Objektivität und weniger subjektive Voreingenommenheit, dafür tritt der Autor in diesem Buch ein. Keine neue Erkenntnis, aber vermutlich ist es gut, immer wieder darauf hinzuweisen. Diese Welt wäre vielleicht ein besserer Ort, wenn wir Fakten vor Emotionen stellen würden. Aber das ist schwer, denn wir Menschen sind nicht alle rational denkende Wissenschaftler, und selbst unter denen gibt es gelegentlich Vorurteile gegen abweichende Meinungen/Theorien/Fakten. Der Mensch ist ein subjektiv denkendes Objekt, der den Vorteil von rationalem Denken und Handeln durchaus versteht, der sich aber trotzdem oft irrational verhält.

Was die Ausführungen mit dem Kosmos zu tun haben, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Es ist mehr ein Loblied auf die Erkenntnisse der Wissenschaft, die ja laut Tyson eindeutig wahr sind. Dann ist ja alles klar: Bevor wir uns ein Vorurteil bilden, müssen wir recherchieren und die Fakten prüfen. So erkennen wir die Wahrheit. Eigentlich wissen wir das ja schon. Neue Erkenntnisse sind das nicht, aber Erinnerungen. Manchmal muss man wohl an etwas erinnert werden, das man möglicherweise auch mal vergessen kann...

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Nicht schön, aber spannend!

Ein Fluss so rot und schwarz
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Vielleicht hätte ich nicht unmittelbar zuvor „Der Wald“ von Tibor Rode lesen sollen – dieser Thriller von Anthony Ryan setzt meiner Meinung nach nochmal eine Horrorstufe drauf. Auf jeden Fall sehr spannend ...

Vielleicht hätte ich nicht unmittelbar zuvor „Der Wald“ von Tibor Rode lesen sollen – dieser Thriller von Anthony Ryan setzt meiner Meinung nach nochmal eine Horrorstufe drauf. Auf jeden Fall sehr spannend geschrieben und schwer aus der Hand zu legen, ich war bis zum Ende gefesselt. Eher ungewohnt war das nur wenige Seiten umfassende dünne Buch, da war ich von den umfassenden Trilogien des Autors anderes gewohnt. Doch von der ersten Seite an baut sich hier Spannung auf, die bis zum Ende anhält.

Sechs Menschen erwachen auf dem Meer in einem Boot, eine weitere Person ist tot. Ihnen fehlt jede Erinnerung an vorheriges Geschehen, alle haben einige Operationsnarben. Diese Erkenntnis lässt Spekulationen zu, hilft aber nicht wirklich weiter. Auch ihre Namen kennen sie nicht, allerdings sind auf ihren Armen Namen tätowiert, die möglicherweise ihre sind.
Das Boot wird ferngesteuert, es gibt keine Möglichkeit, die Steuerung zu übernehmen. Eine mysteriöse Stimme meldet sich an einem Telefon, die ihnen Aufgaben erteilt, die sie übernehmen sollen. Sie erkennen bald, dass sie auf die Themsemündung zufahren und danach London erreichen werden. Ein zerstörtes London, aus dem seltsame Schreie zu hören sind. Was hat das zu bedeuten? Natürlich spekulieren die Protagonisten ein wenig, doch zu starke Versuche, sich an Vergangenes zu erinnern ist mit erheblichen Schmerzen verbunden. Und die Telefonstimme ist für ein besseres Verständnis ihrer Situation auch nicht hilfreich.

Wenn man sich als Leser auf die Geschichte einlässt, spekuliert man natürlich auch mit. Was kann da passiert sein? Warum sind gerade diese Personen auf dem Boot? Warum ist einer schon tot? Es gibt einige vorstellbare Szenarien, das macht es um so spannender, den Akteuren zu folgen.
Ich fand diese Geschichte trotz ihrer Kürze sehr spannend und durchaus gelungen!

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