Profilbild von SotsiaalneKeskkond

SotsiaalneKeskkond

Lesejury Star
offline

SotsiaalneKeskkond ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SotsiaalneKeskkond über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2024

Eine Durststrecke

Die Hexe von Nassau
0

Hexenverfolgung ist ein Subgenre innerhalb der historischen Romane, das vor gut 10 Jahren zu Hauf ausgeschlachtet wurde, und auch wenn ich nicht besonders viel dazu gelesen habe, war dennoch dieser Roman ...

Hexenverfolgung ist ein Subgenre innerhalb der historischen Romane, das vor gut 10 Jahren zu Hauf ausgeschlachtet wurde, und auch wenn ich nicht besonders viel dazu gelesen habe, war dennoch dieser Roman für mich immer eine Art aushängeschild. Darüber hinaus vertraue ich dem Knaur-Verlag sehr was deren Verlagsprogramm bezüglich historischer Romane anbelangt. Und dementsprechend hatte ich mehr oder minder die Erwartung, einen absoluten Banger vor mir zu haben.

Leider musste ich aber schon auf den ersten 100 Seiten erkennen, dass dem nicht so war. Langeweile ist es, was mir am stärksten missfallen hat. So würde man meinen, dass Hexenverfolgung, Folter und Mord, und auch der Hauch einer aufblühenden Liebe genug Spannung in die Geschichte bringen würden. Dem ist aber weit gefehlt. Die Autorin hält sich bei Beschreibungen von Hinrichtungen und Folter zurück, soweit nicht so schlimm, wenn es die Protagonistin geht, wird aber drei mal hintereinander die gleiche Szene gebracht, ohne dass sich auch nur ansatzweise irgendetwas ändern würde. Die Langeweile wurde mir dann zu viel und ich pausierte das Buch für mehrere Monate, um letztendlich festzustellen, dass die zweite Hälfte nicht viel spannender ist, als die erste. Ansonsten passieren noch ein paar Iny-Lorentz-Stile Zufallsbegegnungen und Schicksalserrettungen, von denen ich zwar kein Fan bin, die aber dennoch gut in einen Roman dieses Genres passen können. Hier war mir das ganze dann aber ein wenig zu viel.

Neben der Langeweile hatte ich auch mit den Protagonist:innen zu kämpfen. Die Autorin verzichtet nämlich großzügig darauf, diese mit einem interessanten Wesen und einem facettenreichen Charakter auszustatten. Katharina sticht aus der Langeweile nur heraus, dass sie nervig und naiv ist, die beste Freundin hätte man getrost weglassen können, und bei einem Teil der Protagonist:innen war ich mir nie gerade sicher, um wen es sich eigentlich gerade handelt, weil diese sich einfach so sehr ähnelten, dass sie zu einem Einheitsbrei verschwammen.

Kurzum, Langeweile und schlechte Charaktere auf 640 Seiten. Die Zeit kann man definitv besser investieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2024

Eine Flucht vor der Realität

Kamnik
0

Der junge Anton möchte das Elend des slowenischsprachigen Südkärnten, in dem er aufgewachsen ist, hinter sich lassen und versucht sich als Auswanderer in Argentinien durchzuschlagen. Gleichzeitig bricht ...

Der junge Anton möchte das Elend des slowenischsprachigen Südkärnten, in dem er aufgewachsen ist, hinter sich lassen und versucht sich als Auswanderer in Argentinien durchzuschlagen. Gleichzeitig bricht August Kamnik auf eine ganz andere Art und Weiße aus der kärntner-slownischen Heimat aus. Jahre Später hat Anton es zu einem geregelten Leben geschafft, dem nicht viel fehlt, auch wenn immer wieder Schatten der Vergangenheit in die Gegenwart eindringen.

Vom Klappentext war ich als gebürtiger Kärntner sofort angesprochen, als ich das Buch gebraucht gefunden habe, hatte jedoch ein wenig Bauchschmerzen, da ich vom Autor bereits das 2022 erschienene Vegetarianer gelesen hatte, was mir leider als sehr langatmig, wenn auch thematisch interessant in Erinnerung geblieben ist. Und so hatte ich die Befürchtung, dass auch hier der äußerts spannende inhaltliche Kontext durch sprachliche Schwere erdrückt zu werden droht. Dem war allerdings nicht so. Das Buch nimmt stellenweise regelrecht sogar Fahrt auf und man kommt in einem guten Tempo voran, und vor allem die Dialoge und das immer wieder einfließende Slowenisch haben mir sehr gut gefallen.

Thematisch deckt das Buch sehr viele Themengebiete ab, ohne sich auf eines zu sehr zu versteifen und dieses sehr ausführlich zu beschreiben. So wird einerseits der Alltag und die Schwierigkeiten der Auswanderer:innen in den 1920ern beschrieben und auch die wirtschaftlichen Disparitäten der Zwischenkriegszeit fließen am Rande immer wieder in die Geschichte mit ein. Hauptthema ist dennoch eindeutig die Germanisierung des ursprünglich slowenischsprachigen Unterkärntens. So haben wir mit Antons Bruder einerseits ein Beispiel für die Menschen, die zwar nicht aktiv dagegen ankämpften, dennoch sich ihre slowenischsprachige Identität bewahrten. Anton hingegen hält nicht sehr viel von den nationalen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Er möchte das mit Armut und sozialer Wertlosigkeit verbundene Slowenisch hinter sich lassen. Er will einfach nur Argentinier sein, ein neues Land, ein neues Leben. Doch rasch muss er feststellen, dass die meisten Auswanderer:innen die Gesinnungen von Zuhause mitgebracht haben. Die Deutschen bleiben unter ihresgleichen und die Österreicher unterwerfen sich zumeist auch hier dem Deutschnationalismus, der gerade im Trend liegt. Der Wunsch Antons mag durchaus nachvollziehbar sein, ist für mich persönlich dennoch verachtenswert. So unterwirft er sich ja trotzdem nur der deutschnationalen Stimmung im Land, in dem er einen Bruch zu den slowenischen Wurzeln tut, nur weil diese als minderwertig tituliert werden.

Noch viel verachtenswerter sind aber diejenigen wie Kamnik, die nemčurji, die es in der Zeit vor und nach dem Krieg zu Hauf gab. Menschen, die eindeutig slowenische Wurzeln haben, diese verleugnen um sich einer moralisch verwerflichen politischen und gesellschaftlichen Strömung anzubiedern. Verachtenswert. Und so gibt es auch im Kärnten des 21. Jahrhunderts noch genug Menschen, die sich immer wieder lautstark am Slowenenhass beteiligen, deren Nachnamen gerade aber auf solch eine Abstammung hinweißt. Und so fragt man sich oft, ob diese Menschen einfach nur dumm sind, oder ob ihnen die unabstreitbare Herkunft gar nicht bewusst ist.

Wie dem auch sei, gibt das Buch nicht nur einen guten Abriss über die Veränderungen, die Kärnten in der Zwischenkriegszeit durchmachte, sondern hat in vielen Aspekten immer noch Bedeutungspunkte für die Situation im 21. Jahrhundert, nicht nur was die Situation der Kärntner Slowen:innen angeht, sondern politische und gesellschaftliche Stömungen allgemein.

Für mich persönlich ein sehr intesantes und bedeutsames Buch, das sehr viel zum Nachdenken aber auch zum Verzweifeln anregt.


Im Übrigen möchte ich noch kurz meinen Unmut über das Cover äußern, dass weder inhaltlich passend ist, noch auf ästhetische Art und Weise überzeugen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.07.2024

Schwierig

Die Eispiraten
0

Alrik mit seinem Wikingerschiff und seiner bunt zusammengewürfelten Mannschaft segelt zwischen dem Ätna und der Fürstenstadt Ravenna hin und her. Geladen hat er dabei frisches Eis vom Gipfel des Vulkanes, ...

Alrik mit seinem Wikingerschiff und seiner bunt zusammengewürfelten Mannschaft segelt zwischen dem Ätna und der Fürstenstadt Ravenna hin und her. Geladen hat er dabei frisches Eis vom Gipfel des Vulkanes, dass ihm gutes Geld einbringt. Doch die hohen Herren der Dogenstadt Venedig werfen ein begehrliches Auge auf das schnelle Schiff. Sie brauchen es, denn sie wollen aus der Stadt Alexandria die Gebeine des Heiligen Markus holen, und sie nach Venedig bringen. Ein riskantes Unterfangen, das auf Alrik und seine Mannschaft zukommt.

Beginnen tut das Buch mit einer Rückblende, wie es dazu kommen konnte, dass der Wikinger Alrik mit seinem Schiff nicht auf den Nordmeeren unterwegs ist. Intriegen und blutige Zwietracht werden angeschnitten, doch der Prolog hat für die gesamte restliche Geschichte absolut keine Bedeutung mehr, ist überflüssig, verspricht dennoch mehr Potential auf Spannung, als die eigentliche Geschichte im Endeffekt bereithält.

Wie dem auch sei, auf die eigentliche Geschichte möchte ich gar nicht so genau eingehen. Es fällt mir auch recht schwer, in meinem Kopf zusammenzufassen, welchen Verlauf die Handlung nun eigentlich nimmt. Was bleibt ist allerdings das Vorhandensein der einen oder anderen Logiglücke (Gipfel des Ätna - Ravenna innheralb eines Tages? I doubt it). Auch werden immer wieder Handlungsstränge angebrochen, die dann nicht mehr oder nur minder weiterverfolgt werden. Immer wieder tauchen Figuren auf, die für die Schatzjagd eine bedeutende Rolle spielen, wie es mit denen dann weitergeht interessiert den Autor dann aber widerum herzlichst wenig. Ingesamt ist für mich dann auch nur sehr wenig Spannung aufgekommen.

Da hat der sprachliche Stil des Autors leider auch nicht zum Lesevergnügen beigetragen. So wird inflationär mit Vergleichen herumgeschleudert, die einem beim Lesen wirklich die Augen wegtoasten.

"Gern hätte Alrik seinen Begleitern Ruhe geboten. Doch ebensogut hätte er veruschen können, das Meer zum Schweigen zu bringen. Ohnehin fiel die Gruppe im nächtlichen Alexandria auf, wie eine Horde weißer Affen. [...]denn der Brandgeruch lag über der Stadt wie der Gestank von Leichen über einem Schlachtfeld." (S. 218)

Das alles innerhalb einer einzigen Seite ist dann doch zu viel für mich. Auch verfällt der Autor so sehr dem Wahn seines literarischen Lieblingsstilmittels, dass er auf Seite 193 vollkommen zu vergessen scheint, dass im Mittelmeerraum des 9. Jahunderts der Anbau von Kürbissen sich als recht schwierig erwiesen haben dürfte.

Neben dem sprachlichen Debakel haben mir dann auch noch die Protagonist:innen den letzten Nerv geraubt. Klischeehaft und vor allem einer dümmer als der nächste. Allen voran Matelda, der Tochter des Dogen scheint es an Hausverstand und den primären Instinkten, die es zum Überleben braucht, zu mangeln. Und dann wird da auch noch beschrieben, dass sie schlauer als ihr Vater der Doge sei. Prost, Mahlzeit und Ende.

Insgesamt eine ziemliche Tortur. Möge lesen wer will, ich kann allen Menschen, die gerne sich in historischen Gefielden bewegen nur davon abraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2024

Abenteuer voraus!

Starbuck: Der Rebell
0

Nathaniel Starbuck ist der Sohn eines Predigers aus Neuengland, der den Süden und dessen Lebensstil aus Blut verabscheut. Doch der SOhn hat mit der puritanischen Strenge der Familie gebrochen. Nach einem ...

Nathaniel Starbuck ist der Sohn eines Predigers aus Neuengland, der den Süden und dessen Lebensstil aus Blut verabscheut. Doch der SOhn hat mit der puritanischen Strenge der Familie gebrochen. Nach einem skandalösen Eklat verschlägt es ihn nach Virginia, in die Heimat seines Jugendfreundes Adam. Dessen Vater nimmt in mit Freuden auf. Und in den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen zum Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges wird der junge Mann aus dem Norden auf der Seite des Südens in den Konflikt mit hineingezogen.

Bernard Cornwell vermag es sowieso, die für mich spannendsten historischen Epochen in seinen Romanen aufzurollen und gerade eine Abenteuerroman im Sezessionskrieg hat das Potential, mich an das Buch zu fesseln. Und so geht die Geschichte auch schon sehr rasant los. Wie schon typisch für Cornwell haben wir eine lange Vorlaufzeit, die sich immer weiter zu einem Sturm hin aufrollt, sodass wir uns unversehens mitten in einer blutigen Schlacht wiederfinden. Zwar dauert dieser Anlauf bei diesem Roman recht lange, das Finale gestaltet sich dann aber überraschend blutrünstig und spannend, sodass die Seiten nur so geflogen sind. Der Recht ruhige Teil davor ist meiner Meinung nach auch notwendig, ob die verschiedenen Protagonist:innen erst einmal so richtig kennenzulernen. Und so haben wir mit Nathaniel einen etwas schwierigen, moralisch stabilen Charakter, der mir so manches Fragezeichen ins Gesichte gezaubert hat, der jedoch innerhalb dieses ersten Bandes schon eine beachtliche charakterliche Veränderung durchlauft. Doch umso interessanter sind für mich Washington Faulconer oder aber auch dessen Schwager "Pecker". Auf jeden Fall vermag es Cornwell die Figuren vielschichtig und mit einzigartigen charakterlichen Zügen zu versehen, sodass diese für mich besonders authentisch herüberkommen. Und so bestehen die ersten Beiden Drittel überwiegend daraus, die Leserschaft in Figuren und Setting einzuführen, einen Überblick über die politische Lage im Land zu geben - ohne dabei zu stark auszuschwefen - viele historische Fakten in wenig Raum zu packen. Man mag dafür zwar einen langen Atem brauchen, doch die Entlohnung erfolgt reichlich. Und außerdem erfolgt diese Einführungsveranstaltung für alle vier Bücher der Reihe, wodurch die restlichen drei nur noch rasanter zu lesen sein werden.

Wie dem auch sei: Blutrünstigkeit, Setting und Figuren haben meinen Geschmack getroffen. Bitte mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2024

philosophisch mytologischer Reigen

Elyssa, Königin von Karthago
0

Heimatlos und vertrieben strandet eine Gruppe von Trojanern unter der Führung des Helden Aeneas an der Küste unweit der Stadt Karthago. In der noch jungen Stadt regiert Elyssa, die sich versucht in der ...

Heimatlos und vertrieben strandet eine Gruppe von Trojanern unter der Führung des Helden Aeneas an der Küste unweit der Stadt Karthago. In der noch jungen Stadt regiert Elyssa, die sich versucht in der Männerdomäne durchzusetzen und ihr Reich gegen seine Nachbarn zu stärken. Und so werden die Neuankömmlinge mit wenig Freude begrüst. Doch zwischen Elyssa und Aeneas entsteht eine Verbindung, deren Grundlage das Schicksal als Vertrieben auf der Suche nach Prosperität, Friede und Sicherheit ist. Doch das Schicksal ist unberechenbar.

Eigentlich sind Nacherzählungen griechischer Mythologien nicht gerade mein bevorzugtes Metier, doch da ich die Geschichte rund um Elyssa und Aeneas nicht kenne, konnte ich mich sehr gut darauf einlassen. Sprachlich konnte mich die Autorin schon von Beginn an abholen. Wunderbar atmosphärisch, beschreibend, und gleichzeitig von erstaunlicher Ruhe und Leichtigkeit entsteht vor dem geistigen Auge ein fantastisches Gemälde. Auch wird die Geschichte aus unterschiedlichen perspektiven erzählt, wodurch man beim Lesen auch einen erfrischend anderen Blick auf die Geschehnisse bekommt. Dennoch bleibt die Geschichte recht nahe an der Oberfläche und verliert sich nicht in zu vielen Details, was ich sehr genossen habe. Viel mehr spielen die Überlegungen und philosophisch, emotionalen Gedanken der Figuren eine leitende Rolle.

Inhaltlich hat das Buch nicht sehr viel mit beispielsweise einem Liebes- oder Abenteuerroman gleich, sondern wirkt kurz und ungebunden, was für mich gerade in Kombination mit der philosophisch-atmosphärischen Sprache sehr gut funktioniert. So habe ich gerade rückwirkend betrachtet das Gefühl, ein Bühnenstück gelesen zu haben, das in Prosa verfasst ist.

Mir fehlen ein wenig die Worte zu beschreiben. Auf alle Fälle ein für mich gelungenes, leichtes und dennoch bedeutungsschweres und anregendes literarisches Werk, das Lust zum Träumen über eine besser Welt macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere