Profilbild von Spatzi79

Spatzi79

Lesejury Profi
offline

Spatzi79 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Spatzi79 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Routinierter Pageturner

Das Joshua-Profil
0

Max Rhode ist Schriftsteller. Sein Debütroman „Die Blutschule“ war ein Bestseller, doch seitdem kann er beruflich nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Sein Bruder ist ein verurteilter Sexualstraftäter. ...

Max Rhode ist Schriftsteller. Sein Debütroman „Die Blutschule“ war ein Bestseller, doch seitdem kann er beruflich nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Sein Bruder ist ein verurteilter Sexualstraftäter. Die Ehe mit seiner Frau Kim steht kurz vor dem Aus. Alles in allem kein besonders toller Zustand. Aber da ist noch seine Pflegetochter Jola, die ihm mit ihrer Intelligenz und Aufgewecktheit immer große Freude bereitet. Umso schlimmer wird es für Max, als Jola angeblich durch sein Verschulden zu Schaden kommt und noch dazu das Jugendamt auftaucht und vorhat, Jola wieder zu ihren leiblichen Eltern zurückzugeben.

Was haben all diese Ereignisse mit dem mysteriösen Selbstmörder zu tun, der Max zu sich ans Sterbebett gerufen hat und ihn eindringlich davor gewarnt hat, nicht straffällig zu werden? Wer oder was ist Joshua, vor dem der Sterbende Max gewarnt hat?

Nachdem ich eine Woche zuvor „Die Blutschule“ gelesen habe und von diesem Fitzek unter Pseudonym eher enttäuscht war, war ich nun natürlich umso neugieriger auf „Das Joshua-Profil“. Und hier wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht, schon der Einstieg gestaltet sich rasant und rätselhaft und genauso geht es auch weiter. Das Tempo ist von Anfang an hoch und wird immer wieder weiter gesteigert. Es werden viele spannende und teilweise erschreckende Themen angeschnitten, über die man nachdenken und diskutieren kann. Im Nachwort geht der Autor hier auch noch auf einiges im Detail ein und auch die Danksagungen sind bei Fitzek immer äußerst unterhaltsam.

Ob die Story an sich aber nun glaubwürdig und bis ins letzte Details logisch ist, kann man sicher ebenfalls diskutieren. Aufgrund des rasanten Tempos der Handlung bleibt meist nicht viel Zeit zum Hinterfragen. Im Nachhinein gab es für mich schon die eine oder andere Logiklücke, wo ich mir noch etwas mehr Erklärung und Beschreibung gewünscht hätte, aber während der Lektüre selbst wollte ich einfach immer nur wissen, wie es weitergeht und was als nächstes passiert und habe mich daher nicht mit solch kleinen Kritikpunkten aufgehalten und auch über eher unwahrscheinliche Zufälle hinweggesehen.

Insgesamt für mich ein spannender Pageturner, aber auch ein relativ routinierter Fitzek und daher kein absolutes Highlight.
Die Marketingmaßnahmen in Zusammenhang mit „Die Blutschule“ fand ich amüsant. Man muss das unter Max Rhode veröffentlichte Buch nicht zwingend lesen, wer es doch tun will, dem empfehle ich, es vor dem Joshua-Profil zu lesen, dann greifen die Bücher besser ineinander.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Als Marketing-Gag eine großartige Idee

Die Blutschule
0

Die Firma von Marks und Simons Vater ist pleite gegangen. Nun bleibt der Familie nichts anderes übrig, als aus Berlin nach Brandenburg zu ziehen, wo der Vater das leerstehende Haus einer entfernten Verwandten ...

Die Firma von Marks und Simons Vater ist pleite gegangen. Nun bleibt der Familie nichts anderes übrig, als aus Berlin nach Brandenburg zu ziehen, wo der Vater das leerstehende Haus einer entfernten Verwandten geerbt hat. Hier hofft er, finanziell wieder auf die Füße zu kommen. Für die beiden Teenager-Söhne ist das natürlich keine verlockende Aussicht, aber ihnen bleibt keine Wahl und so wollen sie das Beste daraus machen, immerhin sind jetzt erstmal Sommerferien. Doch schon in den ersten Tagen im neuen Zuhause geschehen reichlich unangenehme Dinge. Nicht nur, dass ein verurteilter pädophiler Straftäter in der Nachbarschaft wohnt, auch die ortsansässige Jugendclique macht den Neuankömmlingen ziemlichen Ärger. Und dann beschließt ihr Vater ein Männerwochenende und der Horror fängt erst richtig an!

Ein Aufkleber auf dem Cover verrät es auch denen, die es nicht bereits durch Social Media Kanäle mitbekommen haben: Hinter Max Rhode steckt kein geringerer als Sebastian Fitzek. Das schürt natürlich die Erwartungen. Doch schnell wird klar, dass dieses gerade mal 250 Seiten dünne Buch kein klassischer Fitzek ist. Meiner Meinung nach soll es das auch gar nicht. Im Zusammenspiel mit dem nur wenig später erschienenen neuen Buch „Das Josuha-Profil“, dieses nun wieder unter dem Namen Sebastian Fitzek, scheint mir „Die Blutschule“ eher ein Marketing-Gag zu sein. Denn ein Max Rhode ist der Protagonist in „Das Joshua-Profil“ und auch ansonsten nimmt die Geschichte dort Bezug auf „Die Blutschule“. Eine interessante Idee, vor allem für diejenigen Leser, die beide Bücher lesen. Ich empfehle hierzu die Reihenfolge, also erst die Blutschule, dann das Joshua-Protokoll, einzuhalten. Andersherum ist es sicher auch möglich, aber man erfährt dann schon einiges vom Inhalt und einige Überraschungseffekte fallen wohl weg.

Leser, die wiederum nur die Blutschule lesen, dennoch aber eine ausgeklügelte und raffiniert-spannende Unterhaltung à la Fitzek erwarten, werden wohl eher enttäuscht sein. Die Handlung braucht zu lange, um wirklich in Fahrt zu kommen, dann geht es auf einmal Schlag auf Schlag und am Ende bleibt für meinen Geschmack zu viel unerklärt und somit der Spekulation überlassen. Am Anfang weniger, am Ende etwas mehr, dann hätte vielleicht eine runde Geschichte daraus werden können, so fühlte es sich für mich alles ziemlich abgehackt an. Aber, wie wir in „Das Joshua-Profil“ lesen können, ist Max Rhode ein größtenteils erfolgloser Schriftsteller – hat sich Sebastian Fitzek hier also extra Mühe gegeben, weniger gut zu schreiben? Das wäre ihm gelungen!

Mein Fazit: als Marketing-Gag eine großartige Idee, diese Verknüpfung der beiden Titel, als alleinstehende Geschichte allenfalls unteres Mittelmaß!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschichte der leisen Töne

December Park
0

Maryland, USA, 1994. Schon seit Monaten verschwinden Kinder und Jugendliche im beschaulichen Harting Farms. Während die ersten Fälle noch als Ausreißer abgetan wurden, steigt nach dem Auffinden der Leiche ...

Maryland, USA, 1994. Schon seit Monaten verschwinden Kinder und Jugendliche im beschaulichen Harting Farms. Während die ersten Fälle noch als Ausreißer abgetan wurden, steigt nach dem Auffinden der Leiche eines jungen Mädchens die Angst vor einem Serientäter.

Angelo Mazzone ist Sohn eines Polizisten und bekommt die Sorge seines Vaters über die Geschehnisse in der Stadt somit direkt zu spüren, obwohl vieles heruntergespielt wird, um die Bürger nicht zu sehr zu beunruhigen. Irgendwann fangen er und seine Freunde an, nach Spuren des Täters zu suchen. Was zu Beginn eher den Charakter einer lustigen Schnitzeljagd, wenn auch mit ernstem Hintergrund, hat, wächst sich nach und nach zu einer lebensgefährlichen Suche aus.

Es handelt sich um ein Buch der leisen Töne. Wer wilde Actionszenen oder atemberaubenden Horror erwartet, wird hier wahrscheinlich enttäuscht werden. Der Horror liegt hier eher in der Alltäglichkeit, die Geschichte entwickelt sich langsam, der Autor gibt seinem Setting und seinen Figuren viel Raum und Zeit. Amüsant hierbei sind auch die Erinnerungen an die 90er Jahre.

Zu Beginn hatte ich Assoziationen zu manchem Titel von Stephen King, das legte sich aber im weiteren Verlauf aufgrund der oben beschriebenen langsamen Entwicklung und des fehlenden Horrors.

Das Hauptthema ist eigentlich Freundschaft. Die wunderbare, tiefe Freundschaft dieser Jungs-Clique hat mich beim Lesen immer wieder sehr berührt. Angelo und drei der Jungen kennen sich schon von klein auf, bei ihnen verwundert das nicht so sehr, aber auch Adrian, der Neue in der Stadt, findet bei ihnen Anschluss und wird in ihre Gruppe aufgenommen. Der Zusammenhalt der Jungs untereinander ist immer wieder Thema und so stehen sie die Sache bis zum Ende gemeinsam durch, egal was sie herausfinden und was ihnen bei ihrer Suche alles geschieht!

Grundsätzlich hat mir das Buch gefallen, allerdings hatte es auch ein paar Längen, an einigen Stellen hätte die Geschichte vielleicht etwas gestrafft werden können. Die Jungs ermitteln anfangs sehr planlos, immer wieder finden sie etwas, was sich dann doch nicht als relevant herausstellt, dann geschieht wieder scheinbar etwas, was dann im Nachhinein doch nicht so ist, wie es zuerst aussieht und all das wiederholt sich doch einige Male.

Die Auflösung kam für mich sehr überraschend und nicht wirklich glaubwürdig. Hier war ich zum ersten Mal wirklich unzufrieden mit der Geschichte, denn hier klafften für mich doch große Lücken in Logik und Nachvollziehbarkeit.

Das Ende machte mich, gerade im Hinblick auf das den Roman durchziehende Freundschaftsthema, ziemlich wehmütig – dennoch ist es eine schöne Schlussszene, die ich mir wunderbar verfilmt vorstellen könnte!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bisschen Zauber im Leben

Die erstaunliche Wirkung von Glück
0

Dorle ist zwar offiziell nicht die Concierge des Hauses, aber sie lebt in der Concierge-Wohnung im Souterrain. Dementsprechend wird sie von den Bewohnern als solche angesehen und behandelt. Und da Dorle ...

Dorle ist zwar offiziell nicht die Concierge des Hauses, aber sie lebt in der Concierge-Wohnung im Souterrain. Dementsprechend wird sie von den Bewohnern als solche angesehen und behandelt. Und da Dorle nur sehr schlecht Nein sagen kann, Putzen außerdem als beruhigende Beschäftigung empfindet und sich nicht gut gegen andere Menschen behaupten kann, erfüllt sie eben klaglos alle Aufgaben, die ihr so aufgeladen werden. Dabei scheint sie gar nicht zu bemerken, dass sie ausgenutzt und teilweise wirklich unverschämt behandelt wird.

Aber jemand anderem fällt dies auf: Frau Sonne im oberen Stockwerk macht es sich zur Aufgabe, Dorle aus ihrem Kellerdasein herauszuholen. Sie bittet Dorle, drei Monate lang ihre Wohnung zu hüten und bietet ihr dafür eine großzügige Bezahlung. Es gibt nur zwei Bedingungen, Dorle darf nicht in ihre Wohnung zurückgehen und sie muss die gelegentlich per Fax eintreffenden Aufträge von Frau Sonne erfüllen. Dorle sagt zu und eine spannende Entwicklung setzt ein.

Ich wusste zu Beginn überhaupt nicht, wohin mich dieses Buch führen wird. Die Hausbewohner haben mich von Anfang an furchtbar aufgeregt, genauso aber auch Dorle selbst, die sich so behandeln lässt und nicht einmal wirklich aufbegehrt. Im Verlauf des Buches wuchs mir Dorle aber immer mehr ans Herz, man erfuhr mehr über sie und konnte besser verstehen, warum sie so ist, wie sie ist.

Die Hausgemeinschaft ist ziemlich verrückt, auf ganz unterschiedliche Weise. Es gibt Bewohner, die waren bis zum Ende hin einfach nur grässliche Gestalten, andere entpuppten sich als gar nicht so schlimm und hatten doch das Herz am rechten Fleck.

Frau Sonne und ihre Mitarbeiterin Henriette Schräubchen bleiben dabei relativ mysteriös und schwer greifbar, auch darf man nicht alles, was hier geschieht, bis ins allerletzte Detail hinterfragen und nach logischen Erklärungen für alles suchen. Manches muss man einfach hinnehmen und auf sich wirken lassen.

Ein bisschen Zauber im Leben tut uns doch allen gut und so war das Buch wirklich eine zauberhafte Geschichte, die gleichzeitig aber auch an vielen Stellen zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rasanter Endspurt!

Das Lied der Elfen
0

Endspurt! Im dritten und letzten Teil der Weltenmagie-Reihe kämpfen Leána, Kayne und Rob ums Überleben und darum, irgendwie aus der verfluchten Welt Sharevyon zu entkommen, ohne den grausigen Mysharen ...

Endspurt! Im dritten und letzten Teil der Weltenmagie-Reihe kämpfen Leána, Kayne und Rob ums Überleben und darum, irgendwie aus der verfluchten Welt Sharevyon zu entkommen, ohne den grausigen Mysharen die Gelegenheit zu geben, ebenfalls ein Portal zu durchqueren. Dabei treffen sie auf unerwartete Verbündete, aber auch immer wieder neue Schwierigkeiten. Können die Mysharen überhaupt besiegt werden? Je mehr wir über sie erfahren, desto hoffnungsloser sieht die Lage aus.

Parallel hierzu spitzt sich die Situation in Albany zu. Der mysteriöse Bärtige und seine Anhänger machen weiterhin Jagd auf Nebelhexen und arbeiten am Sturz von Königin Kaya. Doch wer steckt hinter der Maske? Zwei Verdächtige haben sich im Lauf der Geschichte herauskristallisiert, ist es einer dieser beiden oder doch jemand ganz anderes? Wie kann man den Täter entlarven?

Wie immer spielen nicht nur die Protagonisten eine wichtige Rolle, auch die Nebenfiguren haben ihre Platz und sind teilweise entscheidend für den Fortlauf der Handlung. Auch ein Auftritt von Zwergenopa Horac darf natürlich nichts fehlen, sonst wird das sowieso alles nix!

Der zweite Teil ist noch nicht so lange her und dementsprechend schnell habe ich wieder in die Handlung hineingefunden. Die Figuren sind bekannt, neue Charaktere kommen kaum noch hinzu, es geht nun darum, die verschiedenen Handlungsfäden zusammenzuziehen und die offenen Fragen zu beantworten. Und das gelingt hervorragend.

Ich habe diesen Abschlussband als äußerst temporeich und spannend empfunden. Mehr als einmal lässt die Autorin uns Leser um Figuren zittern und bangen und schreckt dabei auch nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere sterben zu lassen. Die Spannung bleibt bis zum Ende hoch, die Frage nach der Identität des Bärtigen bis fast zum Schluss ungelöst.

Das Ende ist dann dennoch ein versöhnliches, es ist ein guter Abschluss, lässt aber auch Raum für eine eventuelle Rückkehr nach Albany, auch wenn hierzu momentan laut Autorin nichts geplant ist. Aber man weiß ja nie!