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Veröffentlicht am 15.09.2016

Toll geschrieben: Dystopie und Jugendbuch, ohne (nur) die Klischees beider zu erfüllen

Spiegelriss
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Wieder schreibt Alina Bronsky ein dystopisches Jugendbuch, das "selbst ich" gut finde - und ich fremdele (und das ist zurückhaltend ausgedrückt) eher mit beiden Genres.

Warum fremdeln? Jugendbücher ...

Wieder schreibt Alina Bronsky ein dystopisches Jugendbuch, das "selbst ich" gut finde - und ich fremdele (und das ist zurückhaltend ausgedrückt) eher mit beiden Genres.

Warum fremdeln? Jugendbücher waren mir selbst, als ich noch in dem Alter war, häufig zu flach und zu romantisierend (eher mehr "Die Welle" zum Nachdenken). Und ich mag schon als Film wenig Fantasy/SciFi, dann aber bitte nicht auch noch pessimistisch (Star Trek geht gerade noch, bei "Highlander" mit Christopher Lambert waren die Titel von Queen toll und die Schnitte vom See auf die Oberfläche des Aquariums - aber nein danke bei Matrix, Vampirserien, Übersinnlichem...).

Warum dann hier? Juli ist eine weibliche Hauptfigur, gegen die sich nicht alles in mir sträubt, im Gegenteil: Heldin eher widerwillig, keine "Tussi", Denken durchaus erwünscht, Vorurteile werden auf den Prüfstand gestellt - und das alles ohne Attitüde von "Teenager müssen dauer-bockig sein" oder "ich sitze hier und hoffe, dass er mich liebt, heul" oder "sehe ich gut aus?". Ja, ich mag keine Bücher für Mädchen, in denen eine Passivität proklamiert wird wie in den 50er-Jahre-Versionen von unserem Dachboden!

Dystopisches? Gibt es. Gefühlt weniger dezent als im Vorgänger "Spiegelkind", der sich erst nach genauerem Hinsehen offenbarte, aber immer noch mit genug "Ausgleichselementen", um mir trotzdem zu gefallen: der tolle Schreibstil der Autorin, die poetischen Elemente wie der Wald, der sich seinen Raum zurück erobert, und besonders die Möglichkeit, Themen im Buch zu übertragen: die Angst vor dem Fremden, die Ausgrenzung und Verfolgung bestimmter Gruppen, "entartete Kunst",... man möchte das eigentlich auf keinen Fall in die Hände von Lehrern für Deutsch oder Sozialkunde geraten lassen.

Im Gegensatz zum Vorgänger, der auch für sich allein stehen konnte, benötigt dieser zweite Band der noch unvollständigen Trilogie nach meiner Meinung das erste Buch, beide schließen aber immerhin nicht mit Cliffhangern (mein Abwahlkriterium).

Teils sehr düster und eher nicht für jüngere Teenager geeignet (Isolationshaft, Obdachlosigkeit, Dauer-Verhöre, Bedrohung mit Hinrichtung,...), dadurch aber durchaus einiges an Tiefe.

Hinsichtlich der geradezu poetischen Bilder und Anspielungen tatsächlich noch besser als Spiegelkind, dafür aber mir in einigen Elementen etwas zu mystisch-abgehoben (Zeitebenen, das Quadrum - wobei das schon Charme hat) und irgendwie auf mich einen Hauch zu unfertig wirkend - ja, das Genre - daher einen halben Punkt schlechter bewertet als Band 1. Band 3 hätte ich dann aber dennoch und deswegen auch mal ganz gern auf dem Markt gesehen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

„Die richtige Art Leben führen“ – „Weil er er war; weil ich ich war“

Und damit fing es an
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Rose Tremains Buch über die lebenslange Freundschaft von Gustav Perle und Anton Zwiebel wurde 2016 sowohl in deutscher Sprache als auch im englischen Original „The Gustav Sonata“ veröffentlich. Der Roman ...

Rose Tremains Buch über die lebenslange Freundschaft von Gustav Perle und Anton Zwiebel wurde 2016 sowohl in deutscher Sprache als auch im englischen Original „The Gustav Sonata“ veröffentlich. Der Roman ist in drei Teile gegliedert, ein Inhaltsverzeichnis ist hintangestellt; der erste Teil beschreibt die sehr unterschiedliche Kindheit und Freundschaft der beiden Jungen im Schweizer Matzlingen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, der zweite die Vorgeschichte Emilies und ihres Ehemanns Erich, und der dritte Teil berichtet mit Rückblicken über die beiden als Erwachsene.

Gustavs Kindheit ist geprägt von Armut und der Verbitterung seiner Mutter durch den sozialen Abstieg der Familie und den frühen Tod des Vaters Erich – dieser hatte die Arbeit bei der Polizei verloren, weil er vor dem Nationalsozialismus in die Schweiz geflohenen Juden geholfen hatte. Die Mutter erzieht Gustav dazu, er müsse wie die Schweiz sein: „Du musst dich zusammenreißen und mutig und stark sein und dich heraushalten. Dann wirst du die richtige Art Leben führen.“ S. 13 Gustav verinnerlicht ihre Prinzipien und verschließt seine Ängste. Anton hingegen, der Sohn eines Bankiers, ist empfindsam und ein begabter Klavierspieler. „Natürlich ist er ein Jude“ meint Emilie über ihn. „Die Juden sind die Leute, wegen denen dein Vater gestorben ist, als er sie retten wollte.“ S. 31. Dieser freudlosen Kindheit Gustavs gegenüber stehen die Besuche bei Antons Familie, die Gustav mitnimmt zum Schlittschuhlaufen, in den Urlaub und als der begabte Anton am Klavier vorspielen soll. Aber Anton kann vor großem Publikum sein Talent nicht zeigen.

Die Autorin erzählt die Familiengeschichte, in beiden veränderten die Tode von Kindern das Leben der Eltern. Besonders Emilies Hoffnungen, aus ihrer ärmlichen, freudlosen Herkunft zu einem besseren Leben zu kommen, zerbrachen. "Wenn man jung ist, glaubt man, dass man noch eine Menge Zeit vor sich hat, dass man alles, was man plant, auch tun kann. Man merkt nicht, wie die Zeit vergeht, das ist das Schwierige daran. Denn sie vergeht trotzdem." S. 70 Der Leser erfährt bei Emilies Ehe vom Versuch, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wo nichts mehr ist, von rücksichtslosem Begehren, von Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit, Verlust, Aufgeben.

Als Erwachsener versucht Anton die Lieblosigkeit seiner Mutter zu verdrängen: „Sie hatte sich für die Person, die er war, im Grunde blind gestellt.“ Er wird Hotelbesitzer, bereitet anderen ein Heim fern der Heimat, sieht sich als „Sklave für anderer Leute Bedürfnisse und Wünsche“ S. 261, das Hotel wird ihm zur Zuflucht gegen die Kälte. Anton wurde Musiklehrer, bis er feststellt, dass er mit dem Aufgeben seines Traums, Konzertpianist zu werden, nie versöhnt war. Er erhält eine späte Chance. Gustav ist längst bewusst, „dass eine unerfüllte heimliche Leidenschaft zwangsläufig zum körperlichen Zusammenbruch führt.“ S. 294. Irgendwann wird klar: „Wir müssen die Menschen werden, die wir hätten sein sollen“ S. 327.


Der Roman liest sich leicht und zog mich schnell in seinen Bann – beim ersten Mal bin ich so schnell hindurchgeflogen, dass mir das Material für eine Zusammenfassung fehlte. Bei der zweiten Lektüre merkt man besonders das Talent der Autorin zu unterschwelligen, (fast) versteckten Andeutungen. So deutet Tremain den vergangenen Nationalsozialismus an in den Ängsten von Antons Mutter: in ihrer Reaktion auf das Wort Lager, als die Jungen nur von ihrem Versteck im Wald berichten, oder auf Eisenbahnsignale, wenn der Ehemann sie beruhigen muss, dass der Zug nur deshalb halte. Wenn beim Klavierwettbewerb der Familienname statt Zwiebel als Zwebbel gesprochen wird, schwingt ein weiterer Unterton mit. Im späteren Verlauf berichtet ein Gast des Hotels Gustav von der Befreiung Bergen-Belsens. Das ist geschickt gemacht, der weitere Sinn für die Geschichte erschließt sich jedoch nicht.

Sprachlich ist Tremain zart, poetisch, melancholisch – bis, ja bis auf das zweite Kapitel, das von geradezu besinnungslosem Begehren erzählt in Vulgärsprache – ich mag diese Sprache nicht, finde aber – eher zu meiner Überraschung – dass sie hier passt zu dem von den zwei Nebenfiguren selbst so beschriebenen hauptsächlich animalischen Treiben. Insgesamt wegen der sonst beeindruckenden Sprache und unkitschigen Emotionalität 4,5 Punkte von 5

Veröffentlicht am 15.09.2016

Etwas leichter als das blaue Nonogramm-Buch - ich bitte um verbesserten "Nachschlag"

Nonogramm für Süchtige
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Erklärung wie in meiner ersten Rezension

Nonogramme sind Logik-/Kombinatorik-Rätsel im Kästchen-Schema - für jede Zeile und jede Spalte steht am Rand, wie viele der Kästchen zusammenhängend anzumalen ...

Erklärung wie in meiner ersten Rezension

Nonogramme sind Logik-/Kombinatorik-Rätsel im Kästchen-Schema - für jede Zeile und jede Spalte steht am Rand, wie viele der Kästchen zusammenhängend anzumalen sind - allerdings nicht, welche davon exakt: Hat eine Zeile zum Beispiel 30 Kästchen und links daneben steht "16", dann sind die mittleren 2 Kästchen zwingend anzumalen, denn egal, von wo man die 16 Kästchen zählt, sind diese immer "mit dabei". Am Ende ergibt sich ein Bild mit einem Muster wie im Kreuzstich.

Ich bin süchtig nach Nonogrammen - allerdings kannte ich sie nicht unter diesem Namen. In der Vergangenheit hatte ich von P.M. im Zeitschriftenhandel die "Kreativ"-Hefte gekauft, da hießen die "Logik-Puzzle". Die Hefte waren deutlich teurer, die Nonogramme waren teils größer, es gab wesentlich weniger davon - dabei war das Format A4.

Ich liebe also den Preis, den Fischer Taschenbuch hier vorgibt, und die schiere Stärke des Buches = Anzahl der Rätsel. Allerdings muss man, gerade bei der Seitenzahl in Kombination mit dem Format, das Buch beim Malen immer festhalten (oder einmal sehr nachhaltig brutal werden).

-> das Buchformat ist schlicht zu klein, um interessantere Nonogramme zu bieten, und lässt sich schlecht festhalten.

Was mich im Anfang irritiert hatte, war, die Lösungen direkt auf den Rückseiten zu platzieren - das finde ich jetzt geradewegs genial:

1. Wenn ich "spicken" will, ist es ziemlich egal, ob ich nach hinten blättere oder nur umblättere - es geschieht auch bei diesem Buchformat nicht häufiger (wenn man sich vertan hat, muss man ohnehin noch einmal sehr viele Schritte zurückgehen, nachzusehen hilft nur, wenn man komplett hängt)

2. Beim Ausmalen wird man immer etwas von der Farbe durchscheinen sehen - das ist jetzt dort sichtbar, wo es nicht stört, bei den Lösungen (und nicht bei einem noch frischen Motiv).

Mit mir selbst uneins bin ich noch beim Papier. Ich hatte mir eigentlich Filzmaler angewöhnt (ja, ich gehe auf Risiko - das geht bei diesem recht offenporigen Papier nicht (hat bei P.M. allerdings auch immer durchgeschienen). Am besten gefallen mir auf diesem Papier hier Wachsmalstifte - aber wirklich wichtig ist das für's Ziel auch nicht. Man merkt deutlich, ob man hibbelig ist bei den Nonogrammen...

Das Papier ist auf längere Sicht wirklich adäquat.

Dieses Buch hat schlicht zu leichte Nonogramme, vor allem, da etliche in großen Teilen symmetrisch sind - dann kann ich auf einer Seite abzählen und muss das nur noch übertragen - das ist nur (überschaubare, da kleines Format) Fleißarbeit, kein Knobeln. Auch mehrfarbige Nonogramm hätten den Spaß erhöht, finden sich aber nicht. Schick finde ich auch Kombi-Rätsel, bei denen man zuerst ein Nonogramm in Labyrinth-Form erknobeln muss, um sich dann noch durch das Labyrinth zu navigieren, wobei man evtl. an Buchstaben vorbeikommt, die ein weiteres Rätsel bilden. Ich hatte aufgrund des Titels die Hoffnung, hiermit den schwierigeren der zwei Bände vorliegen zu haben, jedoch ist dieser hier noch leichter.

Was sich allerdings geändert hat- inzwischen nutze ich die Vorlagen genauso zum Sticken (Bügelperlen will ich auch noch ausprobieren, habe mir allerdings noch keine zugelegt).

Edit: Bügelperlen habe ich inzwischen auch ausprobiert...Motiv ist allerdings aus dem ersten Band. Wieder ein Lesezeichen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verhalten der Protagonistin UND Buch hirnrissig bis gefährlich

Neongrüne Angst
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Absoluter Flop. Und das ärgert mich. Ich lese gerne Klaus-Peter Wolfs Ostfriesen-Krimis. Das hier ist nun eher für Jugendliche geschrieben, was aber nicht wirklich im Vordergrund steht, wenn man vom Alter ...

Absoluter Flop. Und das ärgert mich. Ich lese gerne Klaus-Peter Wolfs Ostfriesen-Krimis. Das hier ist nun eher für Jugendliche geschrieben, was aber nicht wirklich im Vordergrund steht, wenn man vom Alter seiner Protagonisten absieht. Das Buch ist gut geschrieben, lässt sich flüssig lesen. Warum trotzdem ein Flop? Na ja, weil der rote Faden der Haupthandlung total hirnrissig ist bis gefährlich.


Da bekommt Schülerin Johanna Rosen geschenkt, anonym, dann ruft ein Unbekannter an, um sich mit ihr zu verabreden. Sie hält das ganze für eine Art „Treuetest“ ihres Freundes, der wegziehen musste, und ignoriert die Aufforderung entsprechend. Am nächsten Tag erfährt sie, dass es nachts nahe des Treffpunktes Todesfälle gab, weil jemand Mülleiner auf die Fahrbahn warf. Der Unbekannte ruft wieder an und bekennt sich zu der Tat. In der Folge fordert der anonyme Anrufer immer wahnwitzigere Aktionen von der Gymnasiastin, droht mit Konsequenzen (immer ohne Beweise für seine Behauptungen) für die Allgemeinheit, dann auch für ihre Familie – und die, mit Verlaub, komplett dusselige Trine lässt sich weitgehend darauf ein. Wie idiotisch ist das? Wir reden hier nicht von Mobbing in einer Gruppe, der man schwer entfliehen kann, wir reden von EINEM Anrufer gegenüber einer als intelligent geschilderten Oberstufenschülerin. Wir reden von teils gefährlichen, teils kriminellen „Liebesproben“ wie nackt nur einen Mantel anzuziehen und eine Straße entlang zu laufen und den Mantel bei jedem Anruf zu öffnen oder Lebensmittel zu stehlen. Johanna vertraut sich zwar ihrem Freund an, aber keiner kommt auf den Gedanken, die Polizei hinzuzuziehen, einen Lehrer, Eltern, Freunde, Beratungsstellen, die Patentante,…


Ja, die Eltern sind hier eher mit sich beschäftigt, von den Polizisten (es gibt Tote, die der Stalker für sich beansprucht) ist maximal einer zu ertragen, mit Lehrern sprechen Teenager vielleicht eher nicht (Beratungslehrer? anonyme Hotline?) – aber Freund Leon hat zum Beispiel einen netten Chef, den er schätzt und das auch noch bei der Presse. Vielleicht hätte ich die Geschichte geglaubt, wenn die Herleitung etwas langsamer gewesen wäre, also erst mehr Geschenke, mehr Schmeicheleien, dann eine langsame Steigerung von Mutproben? Denn genau dieses Vorgehen scheint sowohl für Islamisten als auch für Pädophile zu funktionieren, was mich aber auch nicht tröstet.


Selbst zum Schluss, als Leon klar ist, dass Johanna konkret in Gefahr ist, als er weiß, wer der „Verehrer“ ist und wo sich die beiden befinden – selbst da postet seine Begleitung, deren Schwester das gleiche passiert war, lieber auf Facebook, als die Polizei zu rufen? Nicht einmal mit einer Art Notlüge, dort brenne es, Einbrecher, Drogen oder was auch immer? Nein, KEINE Aufforderung zu Fehlalarmen, hier ist die Gefährdung eindeutig (die Schwester von Leons Begleitung hat Selbstmord begangen, weil sie die Anrufe nicht mehr aushielt).


Leider auch kein Schlusswort mit Hinweisen zu Stalking, einer Telefonhotline für Schüler, Beratungsstellen, irgend etwas - nichts.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jugendroman, Dystopie: und so poetisch, dass ich es (trotzdem! nicht mein Genre!) wunderschön finde

Spiegelkind
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…das war jetzt überraschend bis unfreiwillig: ich kann dieses Buch echt gut leiden. Das ist seltsam, dann ich lese – eigentlich – keine Fantasy (das Wort Dystopie habe ich sogar erst hier kennengelernt), ...

…das war jetzt überraschend bis unfreiwillig: ich kann dieses Buch echt gut leiden. Das ist seltsam, dann ich lese – eigentlich – keine Fantasy (das Wort Dystopie habe ich sogar erst hier kennengelernt), keine Young Adult / Jugendromane (ich lese vielleicht einmal eines meiner alten Enid-Blyton-Bücher beim Umräumen) und ich hasse es wie die Pest, wenn Bücher mit einem Cliffhanger enden.
Aber ich hatte Baba Dunja gemocht – nicht alles, aber der Schreibstil war so toll – und dann hat mir hier Buchraettin so leidenschaftlich dieses Buch und das folgende empfohlen, dass ich dann kapituliert habe.


Die Geschichte ist wunderschön poetisch, leicht melancholisch, ziemlich spannend – und geschickterweise gibt es erst einmal nicht sehr viele phantastische Elemente, die sich im Leben von Juliane genannte Juli klar zeigen. Sie ist ein Teenager, 10. Klasse, die Eltern sind geschieden und wechseln sich wöchentlich damit ab, bei Juli und den zwei jüngeren Geschwistern, den Zwillingen Jaro und Kassie (Jaroslaw und Kassandra) im Haus der Familie zu wohnen. Als Juli eines Tages früher von der Schule heimkommt, ist die Mutter verschwunden, das Haus im Chaos, es ist Polizei da und dann beginnt etwas befremdliches: die Polizisten räumen auf. „Ich dachte außerdem noch, dass man nach einem Verbrechen keine Spuren vernichten darf?“ Ich sagte es leise, aber sie hatten es trotzdem gehört. Es fühlte sich an, als ob es im Zimmer schlagartig kälter geworden wäre.“ S. 12 Dann fällt auf, dass da noch etwas anderes, seltsames erwähnt wird – „die Zeit der Normalität“.


Dieses Buch handelt von einer Gesellschaftsform, in der gibt es „die Normalen“ (Julis Familie, erst einmal), die „Freaks“ und …die „Pheen“. Die verstörte Juli findet heraus, dass es mehr über ihre Mutter zu wissen gibt, als sie geahnt hatte, dass man bestimmte Fragen in der Gesellschaft nicht stellen darf und dass auch ihr Vater seine Geheimnisse hat.

Gleichzeitig erfährt sie unerwartete Freundschaft, lernt, den Mut aufzubringen, „anders“ zu sein, übernimmt Verantwortung für ihre Geschwister, lernt den Wert von Hilfsbereitschaft, begegnet Kunst,... . Ein Buch, das anhand des phantastischen Anteils die Furcht von Gesellschaften vor denen thematisiert, die anders sind, ich will das gar nicht weiter exemplifizieren, so schön poetisch tut das Alina Bronsky, so angenehm genau ohne belehrenden Ton. Leider endet das Buch im Ungewissen – aber ich habe schon den Folgeband hier liegen.