Profilbild von StefanieFreigericht

StefanieFreigericht

Lesejury Star
offline

StefanieFreigericht ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit StefanieFreigericht über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mir fehlt ein wenig die Stringenz...

Der Nordseespuk
0

Hinweis(e):
1. Am ENDE des Buches gibt es ein Personenverzeichnis – dort zuerst hinzusehen ist durchaus sinnvoll. So um Seite 30 hatte ich selbst damit begonnen, eines anzulegen – und dafür nochmals am ...

Hinweis(e):
1. Am ENDE des Buches gibt es ein Personenverzeichnis – dort zuerst hinzusehen ist durchaus sinnvoll. So um Seite 30 hatte ich selbst damit begonnen, eines anzulegen – und dafür nochmals am Anfang angefangen – teils scheinen nur die Funktionen der Personen relevant zu sein (z.B. der Polizist, der Bürgermeister) – es wird aber teils der Name, teils die Funktion beim späteren Erscheinen genannt. Andere (Anna ab S. 21, Lena ab S. 43, der zunächst namenlose Fischer Sörensen) werden über ihre Funktion eingeführt, sind aber persönlich relevant.
2. Darüber hinaus zeigt das Deckblatt des Buches eine (Land-)Karte, die die Lage Husums in der Region zeigt – inklusive der für die Handlung wichtigen Pohnshallig und Nordstrand, mit damaligen Grenzen und Verwaltungsbezirken. Darüber hinaus hatte ich irgendwann auch Straßennamen notiert und empfehle dem Leser die Lokalisierung auf einer geeigneten Seite im Internet (Routenoptionen mit mehreren Haltepunkten) – z.B. für: Süderstraße, Großstraße, Hafen, Schloß, Hohle Gasse, Neustadt, Zingel,…

Hm. Üblicherweise schreibe ich bei der Lektüre ein paar Zitate heraus, mache mir Notizen für die spätere Rezension. Hier hatte ich mehr Notizen als sonst, weil es mir einfach schwerfiel, ansatzweise wichtige Information von unwichtiger zu trennen. Wenn ich bei etwa der Hälfte der Lektüre in anderen Rezensionen nachsehe, bedeutet dass, das ich vom Buch verwirrt bin. Bin ich.
Beim Klappentext dachte ich zunächst, der Name „Theodor Storm“, Anwalt, sei eine zufällige Koinzidenz mit dem Dichter und Autor des „Schimmelreiter“. Nein, eben dieser ist gemeint.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Storm - eine Vorab-Lektüre schadet nicht.
Er WAR Anwalt und aus Husum. Die im Buch handelnde Cousine Constanze ist ebenso real wie seine vorkommenden Eltern. Die im Buch beschriebene Periode entspricht der Zeit vor seiner ersten Ehe mit erster Anwaltstätigkeit, seinem „Brotberuf“. Ja, natürlich kennen wir die genauen Dialoge nicht.
Die Historizität gilt auch für weitere Teile der Handlung, was im Nachwort ab S. 252 noch erwähnt wird: die Mystikerin Antoinette de Bourignon ist historisch belegt, ebenso ihre Anhänger in Husum, speziell die Brüder Marten und Wolbert Andresen. Für den Neffen hat der Autor den Namen geändert vom mit dem Onkel, wohl der Pate, gleichlautenden „Marten“ zu Sönke, um Verwechslungen auszuschließen – sehr nachvollziehbar - sowie den nicht genannten Namen für den dritten Bruder, Hauke, ergänzt. Soweit alles gut.

Befremdlicherweise war diese historische Korrektheit für mich eher überraschend, da ich schon an der – frei erfundenen – Detektiv-Spielerei Storms hängen geblieben war: Einige Mit-Rezensenten beurteilten den Untertitel als „Theodor-Storm-Krimi“ als Mogelpackung. Nun, ja, die Handlung wird aus der Sicht von Söt als Ich-Erzähler beschrieben. Ja, Söt ermittelt. Storm aber auch. Für mich besteht die „Mogelpackung“ weniger daraus, Storm statt Söts zu nennen (da eben beide ermitteln) – sondern vielmehr daraus, Storm überhaupt zum Hobby-Detektiv zu machen, wenn man doch sonst Wert auf die genannte Historizität legt: Söt allein ermitteln zu lassen und diesem als Schreiber vom historischen Dichter-Anwalt Storm ein Gehalt zu geben – Storm aber ansonsten nicht zu einer Hauptfigur zu machen, meinetwegen soll er gerne gelegentlich Kontakte herstellen oder Anekdoten zur Klärung von sich geben – hätte für mich weniger mentalen Spagat bedeutet. Dass Storm involviert ist, wirkt auf mich zu gewollt. Im historischen Frankfurt-Krimi „Die Farbe von Kristall“ von Nikola Hahn fand ich solche Themen bedeutend besser gelöst, dort gibt es zum Beispiel einen „Auftritt“ der historischen Person Dr. Alzheimer zu seinem Fachgebiet – das passt so. Auch merkt man dem letzteren Roman eher das zeitliche und lokale Kolorit an – mit breiter hessischer Mundart bei den einfacheren Leuten und Beschreibungen vom Aufwand des damaligen Waschtags, der Einschränkungen für Frauen usw. Storm und Söt würden wohl auch heute bei den auf einer Husum-Karte sichtbar kurzen Wegen kein Auto nutzen; provokativ könnte man sagen, zur Jetzt-Zeit fehlt ihnen fast nur das Smartphone (nein, die oft beschriebene Beleuchtung allein machte es für mich nicht). Einem Agatha-Christie-Roman aus den Zwanzigern merkt man die zeitliche Zuordnung deutlicher an. Gerade die sich quasi aufdrängenden Fakten, dass Söt nicht aus der Gegend ist oder dass zu damaliger Zeit wohl auch jemand katholischen Glaubens in der Region einen schweren Stand gehabt hätte, geschweige denn eine Sekte, werden nicht genutzt für eine weitere Ausarbeitung. Auch hätte ich gerne noch mehr Informationen zu damaligen politischen Situation mit Dänemark im Text gehabt, was speziell ein Politikum für den historischen Storm war, aber man kann das ja an anderer Stelle nachlesen.

Ein weiterer Kritikpunkt war für mich die Informationsdichte. Bei der Übersicht meiner vielen vielen Notizen stelle ich fest, dass sie vom Ende des Buches aus gesehen fast alle wichtig sind das Verständnis: die verbrühte Hand Söts durch Katharina, seine unglückliche Liebe zu Botilla, jeder einzelne Rückblick zu Antoinette, Lenas Geschichten, ihre Mutter im Nebenzimmer, der Fischer, der die Leiche meldet,…und das stammt nur aus dem Abschnitt bis Seite 50. Jedoch nützt keine der Informationen dem Leser auch nur im Ansatz, um mitermitteln zu können, der Theorie nach ein üblicher Grundzug des Genres.

Einige Teile der Handlung waren mir dann auch zu viel des Guten, so der „Biowaffen-Anschlag“, die geheime Botschaft – ein wenig à la „Da-Vinci-Code“ – und immer noch ein weiteres Geheimnis.

Positiv fand ich Cousine Charlotte, auch die Sprache war flüssig zu lesen (sobald ich nicht mehr an der Vielzahl von Informationen und Namen hakte). Insgesamt nichts, was man lesen muss oder was ich ein zweites Mal lesen würde. Allerdings scheint der Vorgänger deutlich besser bewertet zu sein. Wer ein spannendes Buch für einen Nordseeurlaub haben oder verschenken möchte, dem würde ich vielmehr zur Ostfriesen-Reihe von Klaus-Peter Wolf raten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich habe mich leider ein bisschen verliebt...

Ostfriesenschwur
0

„Die Formalitäten waren friesisch kurz, mit fünf Worten erledigt:
‚Wann?‘
‚Jetzt.‘
‚Ihr zwei?‘
‚Jo.‘ “ S. 20
So beschreibt Autor Klaus-Peter Wolf eine Ostfriesland-typische Anreise zum Tatort. Der frühere ...

„Die Formalitäten waren friesisch kurz, mit fünf Worten erledigt:
‚Wann?‘
‚Jetzt.‘
‚Ihr zwei?‘
‚Jo.‘ “ S. 20
So beschreibt Autor Klaus-Peter Wolf eine Ostfriesland-typische Anreise zum Tatort. Der frühere Chef der Abteilung, Ubbo Heide, hat per Post einen abgetrennten Kopf auf den Frühstückstisch gesendet bekommen.
Ubbo. Solche Namen gibt es nur dort http://www.vorname.com/friesische,vornamen,1.html


Für mich ist dieser bereits zehnte Band der Reihe komplettes Neuland.
Im Wechsel wird aus der Sicht der Ermittler und eines namenlosen Täters berichtet, der stets seinen Flow sucht, während er aktiv ist. Oder beobachten wir hier noch etwas weiteres?


Ich konnte mich schnell in das Ostfriesland-Universum einfinden – der Autor erklärt nicht zu viel und nicht zu wenig. Ann Kathrin Klassen ist die „heimliche Chefin“ der Abteilung, sie sieht mehr als andere, analysiert messerscharf und es wird schnell klar, dass das anscheinend immer so war – sie ist so zwischen Sherlock Holmes und Patrick Jane in „The Mentalist“. Ihr früherer Chef sitzt noch nicht lange im Rollstuhl – nur wenig mehr wird zwischendurch erzählt und eigentlich braucht es das auch nicht. Ich gehe also davon aus, dass der Autor auch die Leser, die mehr aus der Reihe lesen, nicht mit Wiederholungen zu langweilen gedenkt: Wenn wir selbst neue Menschen kennenlernen, bekommen wir ja auch nicht gleich eine komplette Vita präsentiert.


Mein Herz gewonnen hatten Autor und Kommissarin Ann Kathrin Klassen, als er sie ihren neuen Chef Büscher korrigieren ließ, der sich in dem Beziehungsgeflecht vor Ort fremd fühlt und seine neue Mitarbeiterin zum Essen einlädt: Er bestellt sich dasselbe. Ann Kathrin bittet die Kellnerin: „Bring ihm lieber das Gleiche, nicht dasselbe.“ S. 95 Ich liebe es, wenn jemand, der Sprache nutzt, das auch wirklich entsprechend tun möchte – und die Art ist charmant genug.
Die Ermittler haben angenehm normale Macken, aber keine größeren „Beschädigungen“:
Ubbo Heide und Ann Kathrin Klassen haben Gewissensbisse, weil sie oft die Familie hintanstellen zugunsten der Gerechtigkeit für die Opfer, Klassens Lebensgefährte Weller eifersüchtelt ein wenig, Kollege Rupert hat so seine Probleme mit Frauen oder eher dem Feminismus oder doch nur mit sich,… Keine gebrochenen Ermittler, keine Super-Action, kein Eitel-Sonnenschein, keine Freaks – einfach so richtig normale Leute. Dabei gibt es einige „Running Gags“, wie den Tee mit Pfefferminze oder den Verhörgang der Kommissarin. Dazu kann Wolf Szenen auch wirklich witzig schreiben, ein etwas trockener Humor, er trifft es einfach gut:
„Sie dachte an Weller, als sie ihm von ihrer neuen Diät erzählt hatte und ihn zum Mitmachen motivieren wollte, hatte er sie grinsend gefragt: Woher wissen denn die Kohlenhydrate, wie spät es ist?“ S. 339


Um es ganz klar zu sagen: das Buch ist kein Thriller, es ist ein ganz grundsolider Krimi. Man ermittelt und grübelt im Hinterkopf immer mit. Es gibt hier nicht DEN einen neuen bahnbrechenden Krimischachzug, das Buch ist einfach nur so richtig schön geschrieben und die Charaktere sind klasse. Einfach nur!
Ich gebe zu, ich habe mich da neu verliebt. Das war nicht so geplant. Wie erkläre ich das jetzt daheim, gegenüber meinem etwas vollen Regal?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fünfter Band um Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff

Wer Wind sät (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 5)
0

Oh, wie schön, so gewinnt eine Erzählung an Tempo – der Krimi beginnt mit dahingeworfenen Bröckchen an Handlung: da flieht eine Frau, eine tödliche Gefahr wird geschildert – bis es eine etwas andere Wendung ...

Oh, wie schön, so gewinnt eine Erzählung an Tempo – der Krimi beginnt mit dahingeworfenen Bröckchen an Handlung: da flieht eine Frau, eine tödliche Gefahr wird geschildert – bis es eine etwas andere Wendung gibt. Dann wehrt sich das anscheinend wandelnde Klischee eines wackeren Waidmannes gegen Rodungen im Wald.

Und jetzt darf man ins Buch einsteigen mit einer neuen Leiche für die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff im fünften Band der Reihe – und versuchen, die Eingangs-Bröckchen mit der Handlung – und weiteren Bröckchen - in Einklang zu bringen. Die offenen Handlungsbrocken sind in diesem Band sehr zahlreich und vielfältig, so dass der Einstieg in das Buch zwar vorangetrieben wird, aber durchaus zuerst nicht ganz leicht gerät – die ersten rund 100 Seiten sollte man schon am Stück lesen können.

Warum beschäftigte der Leiter eines Windkraftanlagen-Bauers einen Nachtwächter mit Alkoholproblemen? Was haben die drei Kinder eines Bauern, der in einer Bürgerinitiative gegen eine der Windkraftanlagen aktiv ist, und ein Tiergeschäft mit dem Fall zu tun? Was ist hier wirklich passiert?
Bald gibt es einen ersten vagen Hinweis – eine Person verbindet alle Handlungsstränge. Aber ist das schon die Lösung? Für Hauptkommissar von Bodenstein wird der Fall unerwartet persönlich – nicht nur, weil sich auch sein Vater in der erwähnten Bürgerinitiative engagiert. Und dann gibt es eine weitere Leiche und den Verdacht, dass in der Vorgeschichte der Ereignisse Vetternwirtschaft und Korruption eine Rolle gespielt haben dürften. Doch es kommt noch viel schlimmer.

Der Einstieg ist hier zwar etwas anstrengend und auch bei Fülle der Personen sollte man sich für den Beginn des Buches Zeit nehmen – am Stück gelesen war das kein Problem. Geschickt wechselt Neuhaus zwischen den verschiedenen Sichtweisen der Handelnden, passt sich stilistisch z.B. sowohl an den verbockten Jugendlichen als auch an den um Haltung bemühten Hauptkommissar an. Ohne Mühe spielt sie auf der ganzen Klaviatur des Genres zwischen Ermittlungsarbeit, Routinefall, persönlichen Problemen der Ermittler bis hin zu der Frage, welche von zwei Darstellungen hier denn die richtige sei, mündend in Verschwörungstheorien. Definitiv einer der stärksten Bände der Reihe!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Harter Krimi um Kindesmissbrauch und Vertuschung

Böser Wolf (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 6)
0

Nele Neuhaus liefert mit „Böser Wolf“ den sechsten Band ihrer Serie um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff.


Geschickt baut Neuhaus ein Geflecht aus zunächst scheinbar parallel verlaufenden ...

Nele Neuhaus liefert mit „Böser Wolf“ den sechsten Band ihrer Serie um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff.


Geschickt baut Neuhaus ein Geflecht aus zunächst scheinbar parallel verlaufenden Handlungssträngen auf, kontrastiert den Leichenfund eines über Jahre missbrauchten und misshandelten jungen Mädchens mit der Suche einer Fernsehmoderatorin nach einer neuen Story. Die Geschichte beschreibt auch das Leben eines in der Gesellschaft ins Aus geratenen mit anscheinend fragwürdigen Kontakten mit einem sehr jungen Mädchen ebenso verstörend wie die immer undurchschaubarer werdenden Vorgänge innerhalb einer Großfamilie der besten Gesellschaft.

Neuhaus nimmt den Leser mit hinein in die Ermittlungsarbeit, bringt die Ermittler persönlich in Bedrängnis und legt falsche und richtige Fähren – und löst letztendlich in einem fulminanten Finale auf, welch perfide Pädophilen-Maschinerie bis in die höchsten Kreise hier jahrelang ihr Unwesen trieb. Die Autorin schont den Leser nicht, sie stellt klar und überaus plastisch dar, wie stark die Körper und Seelen der Opfer hier geschädigt werden. Sie zeigt auf, wie diejenigen, die dagegen vorzugehen versuchen, von dem mafiösen Geflecht bis auf härteste und brutalste bekämpft werden. Wahrlich kein Buch für ein zartbesaitetes Publikum – aber ein durchweg spannender und fesselnder Krimi, der der Autorin spürbar am Herzen liegt. Ein „Böser Wolf“ ist hier nicht nur ein Märchen, sondern bittere Realität.


Die Reihe wird teils vermarket mit dem Untertitel „Taunuskrimi“ aufgrund der Lokation, hat jedoch wenig mit jenen der seit einigen Jahren grassierenden Regionalkrimis zu tun, bei denen es primär um die Kombination von Lokalkolorit bis Folklore mit der Krimihandlung geht. Ja, die Handlung spielt im Taunus – die Region ist aber kein eigenständiger Handlungsträger, sondern schlicht der gewählte Standort. Die Handlung steht im Vordergrund. Das nur als Anmerkung, die „Regionalkrimi-Manie“ reicht mir als Kaufargument nun wirklich nicht, die solide Arbeit von Nele Neuhaus hingegen schon. Definitiv

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein "Muss" für Fans, aber etwas zu viele Personen und Verwicklungen

Schneewittchen muss sterben (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 4)
0

Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Band der Reihe von Nele Neuhaus um Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Mitarbeiterin Pia Kirchhoff. Generell kann man die Bücher auch einzeln ...

Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Band der Reihe von Nele Neuhaus um Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Mitarbeiterin Pia Kirchhoff. Generell kann man die Bücher auch einzeln lesen.
Tobias Sartorius wird nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen und kehrt in sein Dorf Altenhain zurück. Er wurde kurz nach dem Abitur in einem Indizienprozess wegen Mordes an zwei Ex-Freundinnen aus dem Dorf verurteilt, die Leichen wurden nie gefunden, er kann sich an nichts erinnern. Das Dorf hat während seiner Haft seine Eltern quasi mit in Sippenhaft genommen, in dem kleinen Ort kennt jeder den anderen und weiß über die meisten Geheimnisse.

Zunächst aber stellt die Autorin zu Beginn des Krimis in für sie typischer Art einige Handlungsstränge in den Raum, die so noch nicht wirklich viel Sinn ergeben und die scheinbar unabhängig voneinander stehen.
Dabei soll es aber nicht bleiben: Glaubhaft baut die Autorin die Atmosphäre einer Dorfgemeinschaft auf, deren Stärke und Schwäche der unbedingte Zusammenhalt ist, in dem fein unterschieden wird zwischen denen, die dazugehören und anderen. Eine eifersüchtige Jugendliche erstellte Flugblätter mit dem Text „Schneewittchen muss sterben“ und die Kommissare bekommen Konkurrenz durch eine rebellische Teenagerin.
Grandios, wie Neuhaus hier immer noch eins draufsetzt: hielt ich einiges für vorhersehbar, was dann auch so eintrat, toppte die Autorin dieses mit immer noch einer weiteren Verkettung.
Als etwas problematisch empfand ich die doch sehr große Anzahl von Personen in diesem Buch