Wie notwendig ist ein Job für ein erfülltes Leben?
Geht soMarisa ist Mitte Dreißig und arbeitet seit einigen Jahren als Creative Direktor in einer Werbeagentur in Madrid. "Meine Arbeit besteht darin, freundliche zu sein und heiße Luft zu verkaufen." Sie leidet ...
Marisa ist Mitte Dreißig und arbeitet seit einigen Jahren als Creative Direktor in einer Werbeagentur in Madrid. "Meine Arbeit besteht darin, freundliche zu sein und heiße Luft zu verkaufen." Sie leidet an ihrem Job , schleppt sich dennoch jeden Tag dorthin und versucht die Stunden zu überstehen. Ohne ein Beruhigungsmittel kommt sie nicht aus. Marisa wohnt allein in einer Wohnung, sie hat kaum Freunde. Als sie ihre alte Freundin Elena, mit der sie zusammen studiert hat, wieder trifft, ist sie hoch erfreut und beneidet sie, da sie keinem Beruf nachgehen muss. Dagegen muss sie sich für ein Teambuilding-Wochenende wappnen, für welches sie sicherheitshalber ein paar Drogen mitnimmt.
Der Roman ist super flott geschrieben und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Marisas scharfe Beobachtungen in ihrem Büro sind wundervoll beschrieben und haben mich häufig schmunzeln lassen. Sie schreibt es so abgeklärt, manchmal unaufgeregt, immer auf den Punkt gebracht. "Berufstätig und Mutter zu sein, ist immer ein zweischneidiges Schwert. Ein Kind ist immer eine große Freude, aber die Mutter fängt schnell an zu rosten und hält das ganze System auf."
Unter dem ganzen Sarkasmus steckt eine -zum Teil - einsame Frau, die zutiefst unglücklich ist und überhaupt keine Idee hat, wie sie aus dieser Mühle herauskommen soll. Das fand ich schon sehr traurig und ahnte, dass das Ende eine Wendung herbeiführen würde. Dieses war eine völlige Überraschung und ich hadere immer noch damit. Eine echte "Lösung" scheint es mir nicht zu sein.
Sämtliche Charaktere sind gut beschrieben. Manche Handlungen von Marisa konnte ich nicht nachvollziehen, doch machte es trotzdem Freude, der Autorin darin zu folgen. Sie kritisiert unser Gesellschaftssystem, hält den Männern herrlich einen Spiegel vor und weist auf die nach wie vor bestehende Ungleichbehandlung von Frauen hin. Viele Situationen in der Firma - (die Beruhigung eines verärgerten Kunden, das unbedingte Finden eines Redners für das Teambuilding, jeweiliges Wichtigmachen von Kleinigkeiten) - haben mir sehr gut gefallen. Viele Fragen tun sich auf.
Wie wichtig ist der Beruf? Vergessen Angestellte über die Betriebszugehörigkeit, dass sie eigentlich ausgebeutet werden? Sollten Verdienst und Geld nicht eine andere Rolle spielen?
Absolut lesenswert und für jeden Lesekreis sehr zu empfehlen. Es kann zu vielen Diskussionen anregen!