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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Pfarrerstochter

Die Pfarrerstochter
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Als sich Irene, die Tochter des Pfarrers Adam Schweiger, von Koserow auf der Insel Usedom auf den Weg nach Wolgast macht, um in der Buchdruckerei Ratdoldt und Speyer hinsichtlich einer Stellung vorzusprechen, ...

Als sich Irene, die Tochter des Pfarrers Adam Schweiger, von Koserow auf der Insel Usedom auf den Weg nach Wolgast macht, um in der Buchdruckerei Ratdoldt und Speyer hinsichtlich einer Stellung vorzusprechen, glaubt sie noch daran, dass sich alles zum Positiven wenden wird, die Zeit der Veränderungen begonnen hat, sich endlich etwas bewegt in ihrem Leben. Sie muss jedoch erfahren, dass sie sich hierin grausam getäuscht hat, als sie sich als angeklagte Mörderin vor Gericht wiederfindet...

Irene ist 19 und wurde von ihrem Vater, der einst über eine ansehnliche Bibliothek verfügte, mit umfangreichen Wissen ausgestattet. Die Zeiten sind hart. Es ist das Jahr 1632, und nach langen Jahren voller Gewalt, Entbehrungen und Hunger, die der (später genannte Dreißigjährige) Krieg mit sich gebracht hat, schöpft die Usedomer Bevölkerung Hoffnung. Denn mit der Landung der Schwedischen Truppen des Königs Gustav II. Adolph im Juni 1630 ist nach dem Sieg über Wallensteins Truppen auf der Insel so etwas wie Frieden eingekehrt.

Etwa zeitgleich mit der jungen Frau befindet sich der Rechtsgelehrte Friedrich Consulator Junker zu Trostberg ebenfalls auf dem Weg nach Wolgast. Zurück in seine alte Heimat, die er vor Jahren mit dem festen Vorsatz verlassen hat, sie niemals wiederzusehen.

Irene und Friedrich treffen in einem Gasthaus erstmals aufeinander, und der gelehrte Junker sieht in der jungen Frau eine verständige Gesprächspartnerin, mit der es sich zu unterhalten lohnt. In Ermangelung seiner Studenten scheint Irene die beste Alternative zu sein, Konversation zu betreiben. Allerdings hält Friedrich zunächst eine Vorlesung und deklamiert im Monolog, wenn auch mit minimalen Pausen.

"Er unterbrach sich und sah Irene, deren Gesicht sich von der linken Schläfe bis zum rechten Mundwinkel in eine tadellose und ordentlich berechnete Sinuskurve verwandelt hatte, eine Sekunde lang aus zwei schwarzen Augen aufmerksam an..." (Seite 72)

Ihre nächste Begegnung steht dann unter keinem glücklichen Stern, Irene bedarf des Rechtsbeistandes bei ihrem Mordprozess...

Mit "Der Pfarrerstochter" legt Antonie Magen einen überwiegend sprachlich ausgefeilten Roman vor, in den die Umstände der Epoche gelungen in die Geschichte eingewoben werden. Sie bedient sich gekonnter Ausdrucksmittel, zeigt, welche Möglichkeiten mit unserer Muttersprache in der Literatur gegeben sind und bleibt dabei der zeitlichen Einordnung treu. Dabei verwendet sie neben kurzen und prägnanten Sätzen besondere Formulierungen

"Ihr Rufen konnte der Stille nichts anhaben und wurde sofort von einer dicken, dämpfenden Schicht aus Himmelblau und Sonnenwärme verschluckt, gleich nachdem sie die Lippen geöffnet hatte." (Seite 93)

"Er wusste immer weniger, woher er das Schwert nehmen sollte, mit dem er das Dickicht der Ereignisse und Gerüchte, die sich zunehmend undurchdringlicher um die Mühle rankten, zerschlagen konnte." (Seite 217)

"Zu dieser Einsicht brauchte es nicht erst die Antwort des Druckers, die dann in ihrer glasklaren Eindeutigkeit das alte Herz des Pfarrers traf wie ein scharfes Messer." (Seite 228)

und biblische Gleichnisse,

"Sie konnte das Verlies ebenso wenig verlassen wie Daniel seine Löwengrube oder Joseph den Brunnen, in den ihn seine Brüder hinabgeworfen hatten. Die Finsternis war ägyptisch". (Seite 113)

"Seine Augen funkelten vor Zorn. Es schlugen schwefelgelbe Feuerflammen wie Blitze aus ihnen heraus." (Seite 235).

die das Geschehen atmosphärisch verdichten.

Antonie Magen vermittelt uns auch Gefühle ihrer Protagonisten. Allerdings bleibt sie hier hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zwar wird die Unsicherheit von Irene spürbar, nachdem sie den getöteten Buchhändler an der Mühle, in der es spuken soll, entdeckt hat und sich im Kerker in völliger Dunkelheit wiederfindet, und die Situation ist nicht nur für sie beängstigend. Gleichfalls nimmt man die Bedrohung durch Folter als die eigene Hilflosigkeit war. Jedoch dadurch, dass Irene sich in Gefangenschaft befindet, rückt sie aus dem Mittelpunkt des Geschehens, und Friedrich wird einmal mehr Hauptperson. Er ist ein sogenannter Kopfmensch, und man entwickelt auf Grund seiner zur Schau gestellten geistigen Überlegenheit nicht sofort Sympathie für ihn. Denn er redet gern und viel, und ebenso an seinen Gedankengängen lässt er uns ausführlich teilhaben. Da hätte es das ein oder andere Mal etwas weniger sein können, um mehr Platz den Empfindungen, insbesondere auch zwischen Irene und Friedrich einzuräumen.

Die Charakterisierung des bösartigen Parts der Protagonisten ist durchweg gut. Von Anbeginn baut sich Abneigung auf, die sich bis zum - zugegeben - nicht überraschenden Ende hält. Hier liegt jedoch ein weiteres kleines Manko des Romans. Der Schlussteil ist nicht ausgewogen. Das letztendliche Geschehen entwickelt sich rasant und kommt zu gerafft daher. Der Verbleib einer Person wird beispielsweise lediglich in einem Satz abgehandelt. Da wären ein paar Seiten mehr für den Roman von Vorteil gewesen.

Alles in Allem verabschiede ich mich von Irene und Friedrich mit leichtem Wehmut, ihre emotionale Entwicklung zu beobachten, wäre mir eine Freude. Und dann würde ich auch gern dem reitenden Boten Georg Drach wiederbegegnen, einer der interessantesten Figuren des Romans. Er ist ein einfacher, weniger gebildeter Mann und wagt es, der Rhetorik und dem geschulten Wissen eines Junkers zu Trostberg Paroli zu bieten. Er ist ehrlich und geradlinig, kann ironisch und schlagfertig sein

"Ihr seid wohl auch einer von denen, unter denen permanent der Boden schwankt, weil sie sich einbilden, dass sich die Erde dreht. Nach allem, was man hört, ist dieser Irrglaube vor allem in Italien weit verbreitet. - Na, wohl bekomme es. Seht nur zu, dass Ihr dabei nicht eines Tages auf dem Kopf steht oder Euch im Erdinneren wiederfindet, wo Euch dann getrost der Teufel holen mag." (Seite 78)

und lässt ein charakterliches Potential erkennen, das es sich auszubauen lohnt...

Für das Debüt von Antonie Magen vergebe ich 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hexenliebe

Hexenliebe
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Marita Spang hat sich für ihren Debütroman kein neues Thema gewählt: die Hexenverfolgung. Allerdings schuf sie mit "Hexenliebe" ein Werk, dem es gelingt, den Leser in seinen Bann zu ziehen und im Gedächtnis ...

Marita Spang hat sich für ihren Debütroman kein neues Thema gewählt: die Hexenverfolgung. Allerdings schuf sie mit "Hexenliebe" ein Werk, dem es gelingt, den Leser in seinen Bann zu ziehen und im Gedächtnis zu bleiben.

Auf dem Cover ist eine junge Frau zu sehen. Sie hat ein hübsches, offenes Gesicht, doch liegt auch der leichte Schimmer eines Lächelns in ihren Augen. Sie trägt ein prächtiges Kleid im herrschenden Barockstil des ersten Drittel des 17. Jahrhunderts und edlen Schmuck. Also ist sie aus gutem Hause, eine Adlige:

Claudia von Leuchtenberg. Eine außergewöhnliche junge Frau. Intelligent, aufrichtig, mitfühlend, aber durchaus auch scharfzüngig und manchmal etwas unbeherrscht. Sie pflegt eine Freundschaft zur bürgerlichen Barbara Dietz, obwohl beide sowohl unterschiedlichen Standes als auch Charakters sind. Denn während sich Claudia in der Zeit ihres gemeinsamen Klosteraufhaltes auf Grund ihrer Klugheit die Wissenschaften erschließt, sieht Barbara ihre Bestimmung in einem gemütlichen Heim mit Mann und Kindern, weswegen sie hausfrauliche Tugenden beherrscht, für die Claudia keinerlei Geschick aufzubringen vermag. Diese Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, als 1612 in der Heimat der beiden Frauen, in der Eifelherrschaft Neuerburg, der Hexenwahn beginnt, der vor niemandem, nicht einmal vor Priestern, Halt zu machen scheint...

Die Autorin hat einen ausgefeilten und gekonnten Schreibstil, der so manches bildhaft vor Augen führt und deutlich die Gefühle der Menschen transportiert. Dadurch gelingt es, Sympathien oder Antipathien auf die entsprechend Personen zu verteilen und mit ihnen schnell vertraut zu werden.

Neben der selbstbewussten Claudia, die über einen messerscharfen Verstand verfügt...

"Alles wird besser beim zweiten Versuch. Vielleicht war Adams Rippe das Einzige, mit dem Gott so zufrieden war, dass er sie beider Schöpfung des Weibes ein zweites Mal nutzte. Den Rest erschuf er neu und vollkommener." (Seite 125)

... und damit in der Lage ist, einen religiösen Disput mit dem Burgkaplan Bernhard Josten zu führen, dem es selbst tatsächlich an einer Geistesgabe wie Klugheit mangelt, ihrer Freundin Barbara, die ein gutes Herz und Verhältnis zu ihrem Vater, dem Bürgermeister, hat, mit dem sie Dinge besprechen kann und durch den sie Rat und Unterstützung erfährt, stehen unterschiedliche Menschen im Mittelpunkt des Geschehens:

Sebastian de la Val, der auf Grund eines Arrangements seines Vater mit Barbara verlobt wird, jedoch beginnt, der ihm geistig ebenbürtigen Claudia Gefühle entgegen zu bringen. Ein Mann, der die Rechte studiert und im Laufe seiner Studien die Erkenntnis gewonnen hat, dass es überhaupt keine Hexen und Zauberer gibt. Der der Meinung ist, dass die Geschichten über Hexensabbat und Teufelsbuhlschaft zu gleichen Teilen auf den schmutzigen Phantasien des "Hexenhammers" und den unter der Folter erpressten Geständnissen beruhen.

Magdalena Pirken, die ehemalige Amme von Barbara, die als heilkundige Kräuterfrau den Menschen in ihrem Umfeld so manchen Mal Gutes getan hat, gleichwohl aber nun - verursacht von deren Aberglauben und Missgunst - zur Hexe stigmatisiert wird. Insbesondere bei ihrer ungerechten und demütigenden Behandlung habe ich empfindsam reagiert. So lässt einen die Autorin unter anderem an der entwürdigenden Leibesvisitation durch den lüsternen Hexenkommissar Pergener teilhaben. Nicht nur in diesem Fall sind die Hilf- und Machtlosigkeit der Menschen, sich gegen falsche Vorwürfe zur Wehr zu setzen, spürbar, weil offensichtlich ist, dass hier weniger die Fragen des Glaubens, sondern mehr Fanatismus, Machtausübung, Missgunst und Gier neben der Unwissenheit und ja auch Dummheit des einfachen Volkes eine Rolle spielen. Das verursacht Gefühle wie Aufregung, Empörung, sogar Wut.

Natürlich - so soll es in einer Geschichte sein, wachsen einem die Guten ans Herz. Dabei vergisst Marita Spang jedoch nicht, diese mit Fehlern zu versehen, die sie erst menschlich machen.

Zu den perfiden Gestalten, die die Autorin ersonnen hat, gehören neben dem bereits erwähnten Hexenkommissar Pergener weitere "Typen" wie Caspar Scholer, dessen hinterhältige und brutale Machenschaften viel Leid und Unglück verursachen.

Auch einige weibliche Personen haben es auf die Liste der "Bösen" geschafft, wobei insbesondere die schlaue, intrigante und tatsächlich als Hexe zu bezeichnenden Kusine Claudias, Adela, die größtes Unbehagen nicht nur bei Menschen ihrer Umgebung hervorruft, erwähnt sei.

In ihrem nicht nur vom Aberglauben geprägten Hexenwahn verlieren die Menschen jegliches Unrechtsbewusstsein und lassen es an Mitgefühl mangeln.

Und doch gibt es sie, die selbstlose Liebe der "Hexe". Dafür legt Marita Spang mit diesem Buch ein eindrucksvolles Beispiel vor.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch für jedes Tier

Buchtiere
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Dass es Leseratten und Leseeulen gibt, wusstet ihr sicher schon. Aber kennt ihr "Buchtiere"? Nein? Dann will ich sie euch hier mal vorstellen. Denn Waldemar Mandzel hat es geschafft, einige Buchtiere aufzuspüren. ...

Dass es Leseratten und Leseeulen gibt, wusstet ihr sicher schon. Aber kennt ihr "Buchtiere"? Nein? Dann will ich sie euch hier mal vorstellen. Denn Waldemar Mandzel hat es geschafft, einige Buchtiere aufzuspüren. Was ihnen allen gemeinsam ist, dass sie sich ebenfalls gern mit Büchern beschäftigen. Ihr werdet staunen...

Da haben wir zum Beispiel den Falter Frederik, der ganz angetan von Romanen ist, die ihn zu einem glücklichen Wesen machen. Neben Blütennektar, versteht sich.

Jaguar Jan-Waldemar folgt immer seinem Jagdinstinkt. Und so ein Buch scheint durchaus verlockend zu sein, aber eher zum Lesen als zum Fressen.

Maulwurf Maximilian ist trotz seiner schwachen Augen ein wahrer Schnellleser. Ist ein Buch ausgelesen, wandert es flugs zu den anderen ans Tageslicht. Es hat schon seine Vorteile, wenn das "Haus" unterirdisch liegt...

Klar gibt es auch noch welche, die die Bücher nur zum Fressen gern haben. Alligator Al-Ali, Gänsegeier Guiseppe oder Haushuhn Hilde, das nie lesen gelernt hat, gehören zu diesen eher rabiateren Buchtieren. Doch um sie kennenzulernen, müsst ihr selbst zum "Buchtier" werden und euch das Büchlein besorgen.

Wenn ihr es dann in den Händen haltet, lernt ihr sie alle kennen. Waldemar Mandzel hat für jeden Buchstaben des Alphabets ein Buchtier gefunden, ein paar gereimte Zeilen ersonnen und das passendes Bild gezeichnet (oder vielleicht hat er zuerst gemalt und dann gereimt). Jedenfalls sind die Reime nicht nur humorvoll und verführen zum Schmunzeln, sie bergen auch oft einen tieferen Sinn.

Beispielsweise, wenn sich der Orang-Utan seine Gedanken darüber macht, was das Überleben des Urwalds betrifft und damit auch das seinige.

Die Zeichnungen lassen die Feder eines erfahrenen Illustrators und Karikaturisten erkennen, sind insgesamt fröhlich und geistreich, realitätsnah und wohltuend entfernt von bunten Bildchen. Sie sprechen Kinder und Erwachsene gleichermaßen an und passen bestens zum Inhalt der zum Nachdenken durchaus anregenden Reime.

Ein Buch, das nicht nur Lesenden Spaß macht, sondern das auch Leseanfängern unterhaltsam das ABC vermittelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit Julius dem Troll im Mittelalter

Julius der Troll im Mittelalter
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"Wer im Mittelalter lebte, war nicht zu beneiden. Die meisten Menschen lebten nicht sehr lange, und wurden oft nicht älter als 40 Jahre alt."

Das weiß Julius der Troll zu berichten. Denn er hat sich für ...

"Wer im Mittelalter lebte, war nicht zu beneiden. Die meisten Menschen lebten nicht sehr lange, und wurden oft nicht älter als 40 Jahre alt."

Das weiß Julius der Troll zu berichten. Denn er hat sich für die kleineren Leser auf eine Reise ins Mittelalter begeben und seine Erfahrungen in einem kleinen Büchlein festgehalten. Besser gesagt: er hat Martin Nyenstad schreiben und zeichnen lassen.

Als Ergebnis der Zusammenarbeit können nicht nur der Adel, Ritter, darunter einige berühmte wie König Artus, und ihre Waffen und Kampfspiele kennengelernt werden. Nein, der junge Leser erhält außerdem Einblicke in das Leben auf einer Burg, die Kleidung und das Essen der damaligen Zeit, begegnet Burgfräulein und Bauern.

Julius der Troll hat den Rittereid aufschreiben lassen, dessen Aussage:"Ich gelobe, die Schwachen zu verteidigen... niemals zu lügen..." wohl immer Gültigkeit besitzt. Dann finden sich im Büchlein die Anleitungen zum Bauen eines Schwertes, Nähen von Kleidung und leckere Rezepte und Kinderspiele. Nach erfolgreichem Abschluss (der Ausbildung) des Lesen gibt's von Julius dem Troll eine Urkunde, mit der Jungen zum Ritter und Mädchen zum Burgfräulein gekürt werden.

Julius ist ein fröhlicher Troll, die Bilder sind es auch. Es ist zu sehen, dass sie mit Liebe gezeichnet wurden. Die Texte sind kindgerecht und einfach aufbereitet, offenherzig, manchmal ein wenig burschikos (wenn zum Beispiel die Rede von den Manieren ist, "nicht bei Tisch zu pupsen oder zu rülpsen). Das ein oder andere Mal hätte am Ausdruck gefeilt werden können, um Wortwiederholungen zu meiden. Aber da Martin Nyenstad gebürtiger Däne ist und die Verständigung mit Julius dem Troll bestimmt nicht so einfach war, sei hier ein Äuglein zugedrückt, auch was einige Rechtschreibfehler betrifft.

Denn es hält einen nicht davon ab, beim Lesen des Büchleins Spaß zu haben, weswegen ich es gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Füreinander da sein - Pferdeabenteuer für Groß und Klein

Zwischen Steppe und Sternenhimmel
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Als Pferdefreundin bin ich ab und an auch für Pferdebücher zu haben, die sich ein wenig von den klassischen Mädchen-Pferde-Träumen abheben. So ein Buch ist: "Zwischen Steppe und Sternenhimmel" von Josefine ...

Als Pferdefreundin bin ich ab und an auch für Pferdebücher zu haben, die sich ein wenig von den klassischen Mädchen-Pferde-Träumen abheben. So ein Buch ist: "Zwischen Steppe und Sternenhimmel" von Josefine Gottwald.

Schon bevor man es aufgeschlagen hat, kann man schlicht sagen: Es ist einfach schön! Nicht nur, weil es hochwertig aussieht und gut in der Hand liegt. Das farbige Cover spricht einen sofort an und macht Laune aufs Lesen. Dazu ist der kleine Button/Knopf auf dem Buchrücken ein besonderes Highlight.

Auch ist das Büchlein ausgezeichnet illustriert. Hier sind der Zeichnerin Sandra Mahn wirklich naturgetreue Bilder gelungen, die hervorragend zum Inhalt der Geschichten passen. Dabei finde ich die Entscheidung, die Bilder in schwarz-weiß zu verwenden, angemessen. Denn dadurch bleibt das Augenmerk auf den Geschichten, die von den Bildern ergänzt werden.

Und so kann der Leser in "Freiwild" mit Jack und Jenny auf die Spuren der australischen Wildpferde begeben. Das "Wüstenrennen" macht deutlich, was alles möglich ist, wenn Vertrauen zwischen Pferd und Reiter besteht. "Eisland" entführt uns nach Island, das Land, das mit Geysiren und Geistern zu faszinieren vermag, und mit den robusten Islandpferden. Auch eine Indianergeschichte fehlt nicht, wir begleiten Kleiner Hirsch in die Weiten der Prärie bei seiner ersten "Büffeljagd". In "Kesselflicker" begegnen wir Fiona, die zum fahrenden Volk gehört, dessen Wesen, Lebensart und Gebräuche bei einigen immer noch Vorurteile entstehen lassen. Eine schöne, naturverbundene Geschichte erleben wir auf der "Fohlenalm", die wie der Titel ahnen lässt, in den Bergen spielt. Dramatisch wird es auf der "Fjordstraße", und Olav, das Norwegerpony, zeigt, was in ihm steckt. Zu guter Letzt folgen wir Pilar in ihre spanische Heimat und können uns mit der Tradition der "Stierkämpfer" und einem feurigen Hengst auseinandersetzen.

Die Geschichte zeigen Abenteuer von unterschiedlichen Kindern und Pferden. Wenn man sich zu Beginn vielleicht noch fragt, in welcher Zeit man sich befindet und wie alt die "Helden" sind, spielt es im Verlauf der Geschichten keine Rolle mehr, weil man sich einfangen lässt von der Lebendigkeit...

Josefine Gottwald gelingt es mühelos, den Leser mit diesen kleinen Geschichten zu begeistern. Sie verwendet eine klare, einfache und doch gefühlvolle Sprache, die für den jungen Leser geeignet ist, gleichwohl aber auch den älteren in den Bann zu ziehen vermag. Zudem trägt jede Figur einen in ihrer Heimat gebräuchlichen Namen, so dass sofort erkennbar ist, auf welchem Fleckchen Erde wir verweilen.

Überdies beschränkt sich die Autorin nicht nur auf das Wiedergeben von zum Teil abenteuerlichen und aufregenden Erlebnissen, sie regt ebenso zum Nachdenken an. Wenn sie beispielsweise das Töten von Tieren und die mögliche frühe Heirat eines Mädchens im fahrenden Volk thematisiert. Hierbei überfordert sie gerade den jungen Leser jedoch nicht und lässt ihn nicht traurig und hoffnungslos zurück. Stattdessen haben ihre Geschichten alle einen positiven Nachhall. Unter dem Motto "Wichtig ist doch, jemanden zu haben, der für einen da ist." (Seite 60)

Am Ende bleibt mir nur noch hervorzuheben, dass zusätzlich ein Lesezeichen und ein Poster das Buch ergänzen und dieses so ausgestattete Gesamtpaket zu einem tollen Geschenk für jede(n) Pferdefreund(in) machen.