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Veröffentlicht am 15.09.2016

Er, der einzige Gerechte

Der Islam
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Das Bekenntnis zu Gott und damit zum Glauben, dass Gott Schöpfer aller Dinge ist und dass es nur diesen einen Gott gibt und Muhammad sein Gesandter ist, ist die erste Säule des Islams. Allerdings lässt ...

Das Bekenntnis zu Gott und damit zum Glauben, dass Gott Schöpfer aller Dinge ist und dass es nur diesen einen Gott gibt und Muhammad sein Gesandter ist, ist die erste Säule des Islams. Allerdings lässt sich Gott oder Allah (im arabischen Sprachgebrauch) auf unterschiedliche Weise benennen, ohne dass damit seine Einheit und Einzigkeit ausgeschlossen wird. 99 Namen kennt der Islam, und Goethe, der sich dem Islam stets verbunden fühlte, benannte 1815 den 100.:

Er der einzige Gerechte
Will für jedermann das Rechte.
Sey, von seien hundert Namen,
Dieser hochgelobet! Amen.

Mit einer Einführung über die allgemeine Vorstellung von Gott beginnt das Buch "Der Islam. Für Kinder und Erwachsene" von Lamya Kaddor und Rabeya Müller. Es war eine gute Entscheidung, meine Wissenslücken über den Islam durch die Lektüre dieses Buches zu füllen. Und wahrlich habe ich die Lektüre nicht bereut.

Dieses Buch ist eine Einführung in den Islam, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist in elf Kapitel gegliedert, in denen von den Autorinnen die Grundlagen der Religion klar und verständlich darlegt werden. Neben der bereits erwähnten Bezeichnung von Gott werden die fünf Säulen des Glaubens dargestellt. Danach folgt die Beschreibung der Moschee als Haus der Gemeinde. Sodann rücken der Koran als Wort Gottes und nach einer kurzen Erläuterung der Scharia (das islamische Recht) Muhammad als Gesandter Gottes in den Mittelpunkt. Außerdem enthält das Buch Ausführungen zum Beziehungen von Frauen und Männer sowie zur Tradition und Kunst. Zudem werden die Verhältnisses des Islams zu anderen Religionen und zur Politik beschrieben und Situation der Muslime in Deutschland und in der Welt dargestellt. Im Anhang wird unter anderem der Frage nachgegangen, ob man den Islam zeichnen darf und dies bejaht. Denn dieses Buch ist mit Kulturillustrationen von Alexandra Klobouk versehen, womit ein besseres Verständnis des Textes erreicht werden soll, schließlich richtet sich das Buch an Kinder und Erwachsene. Ich denke, dass dies auch gelingt, obwohl es für mich persönlich der Bilder nicht bedurft hätte. Die Ergänzung durch die Schreibschrift empfinde ich teilweise als gewöhnungsbedürftig.

Dass das Buch von zwei Frauen verfasst wurde, merkt man ihm an. Es ist ohne jede Aggression, neutral, offen und modern geschrieben, schließt kein Thema aus und setzt sich im Rahmen einer Einführung zwar knapp, jedoch gleichwohl mit "heiklen" Themen wie Dschihad, Fundamentalismus und Islamfeindlichkeit auseinander.

Als Frau hat mich natürlich die Rolle der Frau interessiert. Denn gibt es nicht vielfach die Meinung, dass die im Islam die Frau dem Manne untergeordnet sei? Jedoch siehe da, ich zitiere:

Frauen sind als Geschöpfe Gottes den Männern gleichgestellt: Ihr Menschen, habt Ehrfurcht vor eurem Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat. Daraus erschuf er auch das Partnerwesen, und aus diesen beiden ließ er viele Männer und Frauen entstehen. (4:1)

Im Buch finden sich weitere Beispiele. Nicht nur deshalb kann ich eine Lektüre uneingeschränkt empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich lebe von guter Suppe...

Landfrauenküche Suppen
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... und nicht von schöner Rede.

Das ließ schon Molière in seiner Komödie "Die gelehrten Frauen" sagen und hat damit durchaus Recht.

Denn gute Suppen sind nicht nur leicht und bekömmlich, sondern entgegen ...

... und nicht von schöner Rede.

Das ließ schon Molière in seiner Komödie "Die gelehrten Frauen" sagen und hat damit durchaus Recht.

Denn gute Suppen sind nicht nur leicht und bekömmlich, sondern entgegen manch verbreiteter Ansichten auch nahrhaft und sättigend. Sie sind zudem praktisch zuzubereiten, da meist nur ein Topf benötigt wird. Ich koche sie gern und deshalb war es keine Frage, dass ich mir dieses Buch zugelegt habe.

Das Format und die Einteilung des Buches lassen keine großen Wünsche offen. Nachdem man etwas zur Geschichte der Suppenkultur erfahren hat und mit Tipps und Tricks ausgestattet wurde, werden zunächst die klaren Brühen und verschiedenen Suppeneinlagen vorgestellt. Ihnen folgen umfangreich die gebundenen und ein paar kalte und süße Suppen. Eintöpfe - die besonders sättigende Form der Suppen - sind sowohl mit Fleisch und Fisch als auch fleischlos vertreten.

Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut und enthalten neben den notwendigen Zutaten und Arbeitsschritten viele Tipps und Erläuterungen. Sehr ansprechende Bilder runden das Ganze ab. Ich persönlich hätte mir allerdings nicht drei verschiedene "Pichelsteiner" (klassisch, mit Fisch, mit Gemüse), sondern gern Rezepte für eine "Hochzeitssuppe" oder für "Bohnen, Birnen und Speck" gewünscht. Und durch die Kartonierung ist es etwas mühsam, das Buch im vorderen und hinteren Teil offen zu halten.

Trotz dieser kleinen "Mängel" ist dieses Buch jedem Suppen- und Eintopfliebhaber nicht nur für die dunkleren Jahreszeiten zu empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Teufelswerk

Teufelswerk
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Man hat schon sein Tun, so als Dorfherr zweier Dörfer, deren eine Burg - Merode mit Namen - ebenso geteilt ist und auf der einen Seite von Konrad und auf der anderen vom zehnjährigen Knaben Rikalt und ...

Man hat schon sein Tun, so als Dorfherr zweier Dörfer, deren eine Burg - Merode mit Namen - ebenso geteilt ist und auf der einen Seite von Konrad und auf der anderen vom zehnjährigen Knaben Rikalt und dessen Burgvogt und Vormund Paulus "regiert" wird.

"Hühner, die der Nachbar angeblich gestohlen hatte, fremde Säue, die mutwillig Gemüsegärten ruiniert haben sollten, ein dubioses Testament, das auf geheimnisvolle Weise aufgetaucht war und diesen und jenen enterbte, was die Betroffenen wiederum in rasenden Zorn versetzte..."

Wenn dann noch erst ein Mord und später ein zweiter hinzukommt, ist es wohl zu verstehen, dass Mathäus - eben jener Dorfherr - keine Zeit und Muße für etwas Anderes als die Aufklärung der Verbrechen findet, schon gar nicht für ein "Hobby" wie die Schnitzerei. Und so legt er des Öfteren den Lindenklotz, der sich in eine Skulptur der Heiligen Jungfrau Maria mit dem kleinen Jesus verwandeln soll, wieder beiseite, um erneut auf den Spuren des oder der Täter zu sein.

Dabei erhält er Unterstützung von seiner "Geliebten" Jutta und seinem Freund Hein. Und Störungen erfährt er vom grimmigen Paulus und Dorfbewohnern, die schnell einen angeblichen Mörder entlarvt glauben und gar das Geschehen als Werk des Teufels sehen wollen.

Der Schreibstil ist angenehm, ich habe das Buch "in einem Ritt" durchgelesen. Gefallen hat mir die genaue Beschreibung des Dorfgeschehens, gefehlt hat mir eine solche jedoch für den Protagonisten Mathäus. Nach rechnerischen Überlegungen schätze ich ihn auf Anfang Dreißig, da er wie sein Freund Hein im Prolog "blutjunger" Soldat war und die Haupthandlung elf Jahre später spielt. Dass die Eisen der Zugbrücke auch nach mehrfacher Ermahnung nicht eingefettet wurden, fand ich etwas strapazierend. Dagegen habe ich als Pferdefreundin Julius sofort ins Herz geschlossen, der nämlich "beißt, wenn man ihn grob behandelt".

Der Einband hebt sich von der sonstigen Machart historischer Werke wohltuend ab. Schließlich spielen der Wald und ein junges Mädchen im weißen Kleid eine Rolle. Allerdings erinnert mich der Schnitt des Gewandes eher an die Römerzeit, doch ich will (auch hinsichtlich der "Schminke") nicht kleinlich sein. Die Ausgabe ist eine Neuauflage des ersten Teiles der Merode-Trilogie. Zu wünschen wäre dies auch für die beiden anderen Bücher.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mehr als die Geschichte eines weißen Pferdes

Das Schicksal der weißen Pferde
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Fallen euch bei weißen Pferden auch immer die Lipizzaner ein? Die älteste Kulturpferderasse der Welt. Mir geht es so, zumindest seit meiner ersten "Begegnung" mit den Lippizanern im Jahre 2009. Da war ...

Fallen euch bei weißen Pferden auch immer die Lipizzaner ein? Die älteste Kulturpferderasse der Welt. Mir geht es so, zumindest seit meiner ersten "Begegnung" mit den Lippizanern im Jahre 2009. Da war die Spanische Hofreitschule Wien zu Gast in Berlin, und ich bekam für die Vorführung eine Karte geschenkt. Natürlich hatte ich vorher schon von den weißen Pferden gehört, jedoch sie "life" zu sehen war ein Erlebnis.

Deshalb war es auch keine Frage, dass ich auch dieses Buch lesen wollte. Geschrieben hat es Frank Westerman. Ein Niederländer, der als Kind seine erste Berührung mit Lipizzanern hatte und sich als Erwachsener auf deren Spuren in der Geschichte begibt. Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und das ist das besondere an diesem Buch. Es liest sich wie ein Roman und nicht - so war meine ursprüngliche Erwartung - wie eine wissenschaftliche Abhandlung der Geschichte eines berühmtes Pferdes. Denn nicht nur darum geht es. Der Autor schildert Ereignisse in der Ich-Form, lässt uns direkt an seiner Recherche teilhaben und fügt geschichtliche Hintergründe ein. Das Buch gliedert sich im Hauptteil auf in die Zeit der Napoleonischen Kriege bis zum Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg und dem Krieg auf den Balkan in den Neunziger Jahren. Dabei werden den drei großen Abschnitten jeweils Karten vorangestellt, aus denen der Leser ersehen kann, welche Fluchtwege und vor allem wie viele die Lipizzaner zu absolvieren hatten.

Ursprünglich befand sich die Zuchtstätte der Pferde in Lipica (heutiges Slowenien), und die edlen Tiere waren der Habsburger Monarchie vorbehalten. Auf Grund ihrer Eigenschaften: elegant, athletisch und mutig, körperlich und mental stark, lebhaft, aber gutmütig, kontaktfreudig und mit einer schnellen Auffassungsgabe versehen, waren und sind sie für die Hohe Schule der Dressur hervorragend geeignet (Davon konnte ich mich bei der Aufführung der Spanischen Hofreitschule Wien selbst überzeugen.).

Möglich wurde das durch die jahrhundertelange Zucht, wobei die Lipizzanerrasse aus genau sechs Hengstfamilien (Blutlinien mit den Vatersnamen Conversano, Favory, Pluto, Neapolitano, Siglavy und Maestoso) besteht. Deshalb spielt im Buch auch die Vererbung (Mendelschen Gesetze, könnt ihr euch erinnern?) eine Rolle. Dabei beschränkt sich der Autor nicht nur auf die "Verbesserung" der Pferde, sondern lässt auch seine Wertung hinsichtlich der "Selektion" des Menschen einfließen. Das macht Westerman sehr gekonnt.

Der gesamte Schreibstil des Autors ist intelligent und ausdrucksstark, berührend und auch humorvoll, die Übersetzung empfinde ich als gelungen. Manchmal hätte ich mir doch eins, zwei Fotos gewünscht, denn bis auf das Umschlagbild und die Karten ist das Buch absolut frei davon.

Als Pferdefreundin hat mich zwar besonders das Schicksal der Lipizzaner bewegt, aber das "Drumherum" war für mich wissenserweiternd.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Pestmagd

Die Pestmagd
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Wir sind in Köln im Jahre 1540.

Johanna ist nicht mehr jung, aber noch keine 40 und hat ihre Erfahrungen im Leben gemacht. Sie ist hübsch und selbstbewusst, in sich gefestigt, stolz - manchmal ein wenig ...

Wir sind in Köln im Jahre 1540.

Johanna ist nicht mehr jung, aber noch keine 40 und hat ihre Erfahrungen im Leben gemacht. Sie ist hübsch und selbstbewusst, in sich gefestigt, stolz - manchmal ein wenig zuviel - und unabhängig. Sie ist Witwe und Dank ihres verstorbenen Mannes Severin, den sie zwar nicht leidenschaftlich geliebt, doch sehr gemocht und mit ihm eine harmonische Ehe geführt hat, gehört ihr das Haus, in dem sie erfolgreich einen gut geführten Weinhandel betreibt. Allerdings ist das für eine alleinstehende Frau im Mittelalter ein schwieriges Unterfangen, ruft dies doch nicht nur Wohlwollen, sondern auch Neid bei den Mitmenschen hervor.

Einer dieser Neider ist Johannas Schwager Hennes, der einerseits die Witwe, anderseits das Haus für seinen Handel begehrt. Hennes ist ein leicht manipulierbarer Geist und so lässt er sich nach der mehrmaligen Ablehnung Johannas, seine Frau zu werden, dazu verführen, sie das Mordes an ihrem Mann zu bezichtigen.

In Folge dessen landet die junge Frau im Kerker und sieht sich der Folter und gar ihrem Tod ausgesetzt. Sie wird erniedrigt und ihrer Würde beraubt.

Da ist es tatsächlich ein Glücksfall, dass ihr vor der Verleumdung Vincent wiederbegegnet ist. Der Mann, der als Leibarzt des Erzbischofes in die Stadt kommt und mit dem Johanna eine gemeinsame Vergangenheit und Gefühle verbinden. Angesichts des drohenden Ausbruchs der Pest in Köln gelingt es ihm, das scheinbar aussichtlose Schicksal von Johanna zu ändern...

Ihre Figuren hat die Autorin genau ausgearbeitet, deren Handeln und Denken nachvollziehbar beschrieben. Hier stehen mit Johanna und Vincent Menschen im Mittelpunkt, denen das Leben bereits einiges abverlangt hat und die trotz aller Umstände weiter ihren Weg gehen. Dabei sind sie nicht nur mit guten Eigenschaften ausgestattet, sondern sie haben ihre Fehler und Macken wie jeder von uns.

Eine bildhafte Sprache bereichert den Roman ungemein.

"Die markante Nase ließ ihn wie einen Edelmann erscheinen. Allerdings sang in seinen Augen eine gefährliche Wut, die sie eisgrün wie einen Wildbach nach der Schneeschmelze machten."

Besonders die deutlichen Schilderungen der Krankheit hinsichtlich Aussehen und Verlauf berühren. Die Hilflosigkeit von Menschen, die Gefangenschaft, Folter und Tod ausgesetzt werden und sich gegen die Macht und Vorurteile der Obrigkeit nicht zu wehren vermögen, ist beklemmend dargestellt.

Die Autorin arbeitet historisch detailliert und ergänzt ihren Roman mit umfangreichen Ausführungen im Nachwort.