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Veröffentlicht am 28.01.2024

Starke Frauen mit Visionen und das Haus Kölln

Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten
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Die Geschichte um die Familie und die Firma Kölln in Elmshorn beginnt im Jahr 1886. Ferdi, der Firmenchef stirbt bei einem Unfall in der Kornmühle. Charlotte, seine Frau, hat keine Zeit für Trauer, es ...

Die Geschichte um die Familie und die Firma Kölln in Elmshorn beginnt im Jahr 1886. Ferdi, der Firmenchef stirbt bei einem Unfall in der Kornmühle. Charlotte, seine Frau, hat keine Zeit für Trauer, es muss sofort reagiert werden um die Mühle zu retten. Peter, der älteste Sohn, studiert in Pinneberg, er muss allerschnellstens sein Studium beenden und gleichzeitig das Werk leiten, da Charlotte es als Frau zur damaligen Zeit nicht darf. In Pinneberg hat er Bertha kennen und lieben gelernt, sie macht eine Ausbildung zur Konditorin. Nach Abschluss seines Studiums macht er ihr einen Heiratsantrag. Seine Wahl gefällt seiner Mutter gar nicht, weil Bertha nicht aus der gleichen sozialen Schicht kommt. Doch Peter setzt sich durch und die beiden heiraten.
Wir lernen noch mehr willensstarke jungen Frauen kennen, da ist Luisa, die Tochter des Apothekers, sie möchte gerne die Apotheke führen, aber Frauen ist in Deutschland zu dem Zeitpunkt ein Studium verwehrt. Marie, ist das Küken im Hause Kölln, sie ist an Technik und vor allem Maschinen interessiert.
Die Autorin bringt uns die Geschichte des Hauses Kölln nahe, sie erzählt sie uns ein einem sehr flüssigen, bildhaften Schreibstil. Wir erleben wie Bertha sich immer wieder gegen ihre Schwiegermutter durchsetzen muss, wie Luisa dafür kämpfen muss an der Universität in Pinneberg als Gasthörerin zugelassen zu werden. Herrlich ist es zu erleben, wie erfindungsreich die junge Marie sich ihrer Mutter widersetzt und heimlich z.B. das Pedalieren (Fahrradfahren) lernt. Diese Frauen erkämpfen sich ihren Weg, es kommt gut herüber, wie schwer es ist gegen die ganzen Konventionen anzukämpfen und dabei den Mut nicht zu verlieren.
Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen, wir erfahren viel aus der damaligen Zeit. Die Protagonisten sind gut gezeichnet, so dass sie bildhaft vor unseren Augen agieren. Gespannt erwarte ich den zweiten Teil der Familiengeschichte, er lässt erfreulicherweise nicht lange auf sich warten.

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Familiengeheimnis und Norwegen während des 2. Weltkrieges

Die Insel der weißen Lilien
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Linnea lebt in Oslo und hat gerade ihre Beziehung zu einem verheirateten Mann beendet. Sie will einfach nur weg, da bietet ihr ihre beste Freundin Iris an, in das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Tante ...

Linnea lebt in Oslo und hat gerade ihre Beziehung zu einem verheirateten Mann beendet. Sie will einfach nur weg, da bietet ihr ihre beste Freundin Iris an, in das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Tante Marie zu ziehen. Kurz entschlossen fährt sie dorthin, das Haus steht auf der kleinen Insel Hjartoy in Nordnorwegen und ist weit genug von Oslo entfernt. Sie lernt schnell die Nachbarn Edith und Karl Sletten und den alleinerziehenden Karsten kennen und lebt sich auf der Insel ein. Da es nicht viel Abwechslung gibt, erkundet Linnea das Haus und erfährt so einiges über das Leben der früheren Besitzerin Marie. Sie verfolgt und erforscht Maries Lebensgeschichte, diese führt in das Geschehen des zweiten Weltkrieges und der Besetzung Norwegens.
Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in der Gegenwart und dann in der Vergangenheit, überwiegend in der Zeit während des Krieges. Die Autorin bringt uns die Geschichte von Marie in einer bildhaften Sprache näher. Wir erfahren eine Menge über das schwierige Leben von Marie und dem Leben der Gefangenen in den Lagern der Nazis in Norwegen.
Jorid Mathiassen hat einen flüssigen Schreibstil, die Protagonisten und die Gegend in der die Geschichte spielt, kann man sich gut vorstellen. Allerdings fand ich zwischendurch bei einem Erzählstrang, dass er überflüssig war, weil er die Geschichte nicht erhellte bzw. voranbrachte. Manchmal ist weniger mehr. Das Buch habe ich gerne gelesen. Es ist gut geeignet für Leser die Norwegen mögen und an dessen Geschichte interessiert sind.

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Mutter-Tochter- und Familiengeschichte während des Krieges

Weil du meine Tochter bist
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Es ist das Jahr 1935. Viv ist 17, schwanger, in einem strengen katholischen Elternhaus in Liverpool aufgewachsen und heiratet den Vater des Kindes. Das ist Joshua und er ist Jude. Direkt nach der standesamtlichen ...

Es ist das Jahr 1935. Viv ist 17, schwanger, in einem strengen katholischen Elternhaus in Liverpool aufgewachsen und heiratet den Vater des Kindes. Das ist Joshua und er ist Jude. Direkt nach der standesamtlichen Trauung bietet Vivs Mutter ihm Geld an, er soll auf der Stelle verschwinden und sich nie wieder in das Leben ihrer Tochter einmischen. Joshuas Traum ist als Musiker berühmt zu werden, er nimmt das Geld an und fährt in die USA um seinen Traum zu verwirklichen. Viv lebt weiter unter dem strengen Regiment ihrer Mutter, dem sie eigentlich durch die Heirat entkommen wollte. Sie tut alles dafür, dass ihre Tochter Maggie trotz allem eine glückliche Kindheit hat. Dann beginnt der zweite Weltkrieg und die Evakuierungen der Kinder aus den Städten aufs Land beginnt. Das komplette Umfeld von Viv drängt sie dazu auch Maggie aufs Land zu schicken. Schweren Herzens trennt sie sich von ihrer Tochter.
Julia Kelly erzählt uns die Geschichte von Viv und ihrer Tochter Maggie sehr anschaulich. Wir haben das schwere Leben von Viv bildhaft vor Augen. Sie ist die Tochter die immer aus dem engen Leben ihrer Familie ausbrechen wollte und doch gelingt es ihr nur schwer. Ihre Mutter ist sehr fordernd und bestimmend, da Viv keine Arbeit hat wohnt sie bei ihren Eltern. Erst nach Beginn des Krieges kann Viv eine Arbeitsstelle ergattern, da alle glauben sie sei Witwe.
Wir erfahren auch wie das Leben von Joshua weitergeht, zuerst in Amerika und dann, nach Beginn des Krieges, kehrt er in die Heimat zurück und geht zur Armee. Wir als Leser nehmen an der Entwicklung von Viv und Joshua teil, sie werden erwachsen und erkämpfen sich ihren sehr eigenen Weg. Der Autorin gelingt es uns die besonderen Lebensumstände vor und während des zweiten Weltkrieges nahe zu bringen. Sämtliche Charaktere sind gut ausgearbeitet und man kann sich die einzelnen Personen gut vorstellen.
Ich habe das Buch mit Interesse gelesen, der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Von der Operation Pied Piper hatte ich vorher noch nichts gelesen, so wurde durch dieses Buch bei mir eine Wissenslücke gefüllt.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein spannender Fall im winterlichen eiskalten Schweden

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Im Norden von Schweden, in Östersund, findet die neunjährige Frida auf ihrem Heimweg von der Schule im Wald einen Toten. Es handelt sich um Mats Anderberg, ein Politiker und Umweltaktivist. Die beiden ...

Im Norden von Schweden, in Östersund, findet die neunjährige Frida auf ihrem Heimweg von der Schule im Wald einen Toten. Es handelt sich um Mats Anderberg, ein Politiker und Umweltaktivist. Die beiden Kriminalbeamten Pär und Maya werden zur Aufklärung des Falles von Stockholm in das eiskalte Östersund geschickt. Die örtlichen Kollegen empfangen sie nicht mit offenen Armen, aber nach einiger Zeit klappt die Zusammenarbeit gut. Mühsam gestalten sich die Ermittlungen, der charismatische Mats war kein einfacher Charakter, er hatte nicht nur als Politiker und Umweltaktivist Feinde. Dann wird ein zweiter Toter gefunden. Haben die beiden Todesfälle etwas miteinander zu tun?
Pär und Maya sind ein gutes Team, sie ergänzen sich hervorragend und verstehen sich gut. Er ist ein älterer erfahrener Ermittler, sie eine junge Frau, die gerne auf ihr Bauchgefühl hört und schon mal Alleingänge macht. Ebenfalls lernen wir Mayas Freundinnen kennen. Sanna, eine von ihnen, wird in ihrem beruflichen Umfeld Opfer eines sexuellen Übergriffes und gibt Maya Denkanstöße bei dem aktuellen Fall.
Der Autorin gelingt es die Spannung in dem ganzen Fall zu halten. Man ist immer mitten im Geschehen und merkt die Frustration, wenn es zwischendurch bei den Ermittlungen kaum weitergeht. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und man hat sie vor Augen. Schweden im eiskalten Winter, der Leser friert mit den Protagonisten.
Ich habe diesen Krimi gerne gelesen, er ist flüssig und spannend geschrieben. Auf den nächsten Fall und die Weiterentwicklung von Pär und Maya bin ich gespannt. Dann finden die Ermittlungen hoffentlich in einer wärmeren Jahreszeit statt.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Die große Liebe und die Liebe zu Büchern

Die Bibliothek im Nebel
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St. Petersburg 1917: Artur Kalinina kommt nach Hause und findet das Haus leer vor, die Geheimpolizei des Zaren haben seine Familie ausgelöscht. Ein Freund sorgt dafür, dass er auf einem Schiff die Reise ...

St. Petersburg 1917: Artur Kalinina kommt nach Hause und findet das Haus leer vor, die Geheimpolizei des Zaren haben seine Familie ausgelöscht. Ein Freund sorgt dafür, dass er auf einem Schiff die Reise nach Deutschland antritt. Sein Ziel ist das Graphische Viertel in Leipzig, dort hat die Familie Eisenhuth einen Verlag und Mara, die Adoptivtochter der Kalininas, lebt dort. Die beiden Familien sind gut bekannt und haben viel gemeinsame Zeit an der Côte d’Azur verbracht.
Côte d’Azur 1928: Liette stöbert auf dem Dachboden des Hotels, das ihren Eltern und ihrem Onkel gehört, in alten Koffern und Kisten herum. Sie findet ein besonderes Buch und eine Kette mit einem Mondstein als Anhänger. In der Nähe des Hotels steht eine unbewohnte Villa, diese Villa mit einer großen Bibliothek fasziniert das Mädchen. 1957 beginnt Liette nach der Besitzerin des Buches zu suchen.
Kai Meyer erzählt uns in einer sehr bildhaften Sprache die Geschichte von Mara, Artur, den Familien Kalinina und Eisenhuth. Die zentrale Figur ist Mara, eine faszinierende Frau, die ihr Umfeld beherrscht und immer undurchsichtig bleibt. Der Roman ist geprägt von der Liebe zu Büchern, man kann ihn nicht in eine bestimmte Sparte einordnen, dass muss auch nicht sein. Wir finden historisches darin, ebenso eine Liebesgeschichte und Mystery-Elemente.
Für mich war es ein pures Vergnügen dieses Buch zu lesen. Der Autor hat mich mit seiner ausgefeilten Sprache gefesselt. Die Protagonisten und die Orte des Geschehens entstanden mühelos vor meinen Augen.

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