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Veröffentlicht am 10.04.2021

Die Stadt der Tränen

Die Stadt der Tränen
7

Seit Band 1 "Die brennenden Kammern" sind einige Jahre vergangen. Minou und Piet haben geheiratet, sind auf das Anwesen in Puivert geogen und haben 2 Kinder bekommen.
Als 1572 die Hochzeit von Margeruite ...

Seit Band 1 "Die brennenden Kammern" sind einige Jahre vergangen. Minou und Piet haben geheiratet, sind auf das Anwesen in Puivert geogen und haben 2 Kinder bekommen.
Als 1572 die Hochzeit von Margeruite de Valois und Henri de Bourbon ansteht, werden auch Minou und Piet eingeladen, an den Festlichkeiten in Paris teilzunehmen.
In Frankreich schwelt noch immder der Konflikt zwischen Katholiken und Hugenotten, schlussendlich entscheiden sich die beiden aber, trotzdem nach Paris zu reisen, auch um Aimeric zu sehen, der im Gefolge des Admiral de Coligny dient.
Doch schon bevor sie aufbrechen, überschlagen sich die Ereignisse. Zudem scheint Piet etwas zu bedrücken. Gerade als er mit Minou sprechen will, werden sie jedoch von ihrer Tochter Marta unterbrochen.
"Wenn Minou zurückblickte in den Monaten und endlosen Jahren, die folgen sollten, betrachtete sie dieses erste leise Missverständnis als den Wendepunkt, diesen einen Herzschlag der Zeit, von dem an - hätte nur Marta nicht gerufen - eine andere Geschichte erzählt worden wäre."
Band 2 dieser Reihe hat mich wieder von der ersten Seite an gefesselt. Piet und Minou sind starke Charaktere, die einem das Mitfühlen sehr leicht machen.
Leider war ich bisher noch nie in Paris, aber die Stadt muss damals schon sehr eindrucksvoll gewesen sein. Kurz nach der Hochzeit kommt es aber in der überfüllten Stadt zu blutigen Kämpfen zwischen Hugenotten udn Katholiken, was Minou und ihre Familie schmerzlich auseinanderreißt. Ich bewundere Minou für ihren Mut und ihre Stärke.
"Eine Welle der Traurigkeit überkam sie. Vergangene Entscheidungen zu bedauern war sinnlos. Sie konnte nicht zurück. Sie konnte nur versuchen, das Beste aus der Gegenwart zu machen und zu schätzen, was sie noch hatten."
Ein wahrlich rasanter 2. Teil. Ich bin schon sehr gespannt, was uns in Band 3 erwartet.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Wo findest du dein Glück?

Glück ist da, wo man es hinträgt
3



„Eine Beziehung zu einem Menschen baut man nicht in Tagen, Wochen oder Monaten auf, sondern in Momenten.“
Glück ist da, wo man es hinträgt – Kristina Günak – Lübbe

Katharina ist alleinerziehend ...



„Eine Beziehung zu einem Menschen baut man nicht in Tagen, Wochen oder Monaten auf, sondern in Momenten.“
Glück ist da, wo man es hinträgt – Kristina Günak – Lübbe

Katharina ist alleinerziehend und lebt mit ihrer Tochter in Berlin. In Kürze wird diese ihren leiblichen Vater besuchen und einige Monate bei ihm in den USA verbringen, um dort zu studieren.
Als Katharinas Bruder Simon sie mitten in der Nacht anruft und sie um Hilfe bittet, zögert sie keine Sekunde, packt ihre Sachen und macht sich auf den Weg. Für Simon würde sie alles tun, eben auch an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren, obwohl dieser mit keiner guten Erinnerung behaftet ist.

„Man muss die Dinge machen, vor denen man Angst hat, sonst entwickelt man sich nur an seiner Angst entlang, niemals darüber hinaus.“
Glück ist da, wo man es hinträgt – Kristina Günak – Lübbe

Nach und nach stellt sie sich ihrer Vergangenheit. Nicht zuletzt, weil Leonard von Bredow ihr ans Herz wächst, obwohl er all das verkörpert, was sie an ihrer Vergangenheit verabscheut.
So kommt es also, dass Katharina auf dem Familiensitz Promihochzeiten ausrichtet, sich um ihren Bruder kümmert – und das, obwohl sie eigentlich selbst genug Sorgen hat.

Kristina Günak greift in diesem Roman viele verschiedene Themen auf, was mich am Anfang ehrlich gesagt verwirrte.
Schlussendlich macht aber alles Sinn.

„Denn nur dort, wo wir uns wahrhaftig zeigen, können wir wirklich angenommen werden.“

Ein wundervoller Roman mit der perfekten Balance aus Realität, Fiktion, Liebe, Traurigkeit, Problemen & Lösungen.
Das wird mit Sicherheit nicht mein letztes Buch von Kristina Günak gewesen sein.

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Veröffentlicht am 15.10.2017

Venedigs Robin Hood

Das blaue Medaillon
2

Alessa ist 20 Jahre alt. Ihre Eltern starben früh und so wurde sie von ihrem Großvater und ihrer Tante aufgezogen. Ihr Großvater lehrte sie, wie man stiehlt und ihre Tante brachte ihr vieles über Theater ...

Alessa ist 20 Jahre alt. Ihre Eltern starben früh und so wurde sie von ihrem Großvater und ihrer Tante aufgezogen. Ihr Großvater lehrte sie, wie man stiehlt und ihre Tante brachte ihr vieles über Theater und Schauspiel bei.

Pietro Ferretti ist Alessas Großvater. Einige Informationen aus Alessas früher Kindheit, behält er für sich, um sie zu schützen. Zenobia ist Alessas Tante. Zu Beginn des Buches ist sie schwer krank und stirbt bald darauf.

Kurz bevor Zenobia stirbt, fordert sie Pietro auf, Alessa zu informieren, warum ihre Eltern damals starben – bzw. umgebracht wurden. Herbei spielt das blaue Medaillon eine große Rolle. Daraufhin wird eine Kette an Ereignissen in Gang gesetzt, was dazu führt, dass Pietro von einem venezianischen Auftragsmörder umgebracht wird. Alessa muss fliehen.

Um vor Mezanotte zu flüchten, schließt sie sich der Schauspielerfamilie Sartori an, die auf dem Weg nach Deutschland sind, um am Hof eines Herzogs aufzutreten. Dort lebt ihr einziger verbliebener Verwandter.

Dieser historische Roman wird mir auf jeden Fall lange in Erinnerung bleiben.
Ich liebe die Charaktere – allen voran Alessa, Flori und Arthur. Einfach weil sie mutig, aufrichtig und leidenschaftlich sind.
Gleichzeitig fand ich es wieder mal ungemein spannend, in eine andere Zeit einzutauchen. Vor allem für Venedig habe ich da eine Schwäche, aber auch die Kapitel am Hof fand ich toll.

Zudem hatten wir hier ja eine Robin-Hood-ähnliche Szenerie mit Alessa als Meisterdiebin. Das fand ich auch sehr spannend und daher war das Lesen sehr kurzweilig.

Natürlich lese ich viele Bücher – die meisten davon gute bis sehr gute. Trotzdem muss ich sagen, dass mir schon lange keines mehr so kurzweilig erschien, mich so gefesselt hat und mich in freudiger Erwartung gestimmt hat, wenn ich wusste, dass ich bald weiterlesen darf.

Eine Aussage von Alessa hat mich dabei beeinduckt und nachdenklich gestimmt: „Ich glaube nicht, dass jemals ein Herrscher für längere Zeit mächtig blieb, der nicht bereit war, seine Macht auch durch Erpressung und Mord zu verteidigen.“
Darin liegt (leider) so viel Wahrheit und ist damit irgendwie auch Essenz unserer menschlichen Geschichte.
Morde geschehen bei weitem in unserer Gesellschaft (zumindest in Europa) nicht mehr so viele wie damals, doch geht das ganze nun viel perfider zugange.

Auch den Verlauf der Story, die unerwarteten Wendungen und den Abschluss fand ich super und sehr passend. Vor allem, dass das Cover ja wie die Faust aufs Auge passt ?

Von Martha Sophie Marcus werde ich sehr gerne wieder etwas lesen. Eine rundum gelungene Leserunde.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Was ist Schuld?

Zeit der Schuldigen
1



„Unschuldig ist er nur nach dem Gesetz.“
Markus Thiele – Zeit der Schuldigen – Lübbe

Vor 40 Jahren wird ein 17-jähriges Mädchen vergewaltigt und brutal ermordet. Der mutmaßliche Täter ...



„Unschuldig ist er nur nach dem Gesetz.“
Markus Thiele – Zeit der Schuldigen – Lübbe

Vor 40 Jahren wird ein 17-jähriges Mädchen vergewaltigt und brutal ermordet. Der mutmaßliche Täter wird freigesprochen. Für den Staat ist die Sache damit erledigt, jedoch für Klaus, den Kripobeamten, Hans, den Vater des Mädchens und später Anne Paulsen, die Kriminalhauptkommissarin, nicht.

„Verdammt, worauf hat sie sich hier bloß eingelassen? […] Sie entführt einen zweiundsiebzigjährigen Greis, um ihm ein Geständnis abzupressen.“
Markus Thiele – Zeit der Schuldigen – Lübbe

Die einzige Möglichkeit, wie er doch noch als Täter verurteilt werden könnte.

Ein Roman zwischen Realität und Fiktion.
Markus Thiele hat in diesem True-Crime-Roman den Fall „Frederike von Möhlmann“ verarbeitet, jedoch um fiktionale Charaktere ergänzt.
Die Perspektive wechselt von verschiedenen Beteiligten in unterschiedlichen Jahren.
Als Leserin verliert man dabei zu keiner Zeit den Überblick und es ist von Anfang bis Ende spannend.
Auch was den rechtlichen Hintergrund betrifft, ist alles genial ausgearbeitet. Als Leser
in versteht man die Gesetzeslage auch ohne Vorwissen sehr gut, weil alles anschaulich erklärt ist, ohne dass es belehrend rüberkommt.

Am Schluss bleibt ein Gefühl … eine Frage … Verstehen und gleichzeitig Unverständnis.

„Was ist Schuld? Sie ist nichts weiter als vorwerfbare Verantwortung, sie ist „persönliches Dafürkönnen“ für begangenes Unrecht.“
Markus Thiele – Zeit der Schuldigen – Lübbe

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  • Spannung
Veröffentlicht am 10.07.2023

Ein wundervoller Debutroman

Der schönste Irrtum meines Lebens
1

Selten habe ich mir so viele Stellen in einem Buch markiert, wie in diesem. Lauren Forsythe hat also ein Händchen für erinnerungswürdige Formulierungen.

„Ich wollte von jeher nur, was meine Großeltern ...

Selten habe ich mir so viele Stellen in einem Buch markiert, wie in diesem. Lauren Forsythe hat also ein Händchen für erinnerungswürdige Formulierungen.

„Ich wollte von jeher nur, was meine Großeltern hatten, jene beständige Liebe, mit der sie einander diskret zulächelten, als verständigten sie sich in ihrer eigenen Sprache.“
Der schönste Irrtum meines Lebens – Bastei Lübbe – Lauren Forsythe

Aly steckt fest … in einem Job, für den sie zu gut ist, in mittelmäßigen Beziehungen und in ihrem Gefühl, sich um ihre Mum kümmern zu müssen. So lange, bis ihrer Kollegin Tola auffällt, dass aus jedem Verflossenen von Aly „etwas geworden ist“.

„Ich hatte Jason geraten, sich das Leben vorzustellen, das er führen wollte, und nur solche Entscheidungen zu fällen, die ihn auf diesem Weg einen Schritt voranbrachten.“
Der schönste Irrtum meines Lebens – Bastei Lübbe – Lauren Forsythe

Und somit ist Tolas Geschäftsidee geboren: Frauen anzubieten, ihre Männer „auf Spur“ zu bringen – ihnen den nötigen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Damit gibt sie unbewusst den Anstoß, zu allem weiteren, was passiert. Denn eine Kundin, die sie beauftragt ist mit Dylan zusammen: Alys Jugendliebe, den sie seit etwa 10 Jahren nicht gesehen hat.

Neben einer dramatischen Liebesgeschichte greift Lauren Forsythe auch das Thema Freundschaft auf, das im krassen Kontrast zur virtuellen Welt unserer heutigen Gesellschaft steht.

„Jemanden zu haben, der von Anfang an da gewesen war, der sehen konnte, was man bewältigt hatte, und wusste, woher man kam, und der einem sagte, wie stolz er sei, weil man sich entwickelt hatte – das hatte etwas.“

Es geht also nicht nur um Liebe. Sondern auch um Freundschaft. Um Frauenpower. Um Familie.

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