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Veröffentlicht am 08.02.2017

Fiktion oder Realität?

Das Paket
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"Das Paket" - Mein erster Fitzek Thriller, der sehr gut die Probleme von Vergewaltigungsopfern beleuchtet. Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gerissen und macht Lust auf mehr.

Zum Inhalt:
Seit ...

"Das Paket" - Mein erster Fitzek Thriller, der sehr gut die Probleme von Vergewaltigungsopfern beleuchtet. Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gerissen und macht Lust auf mehr.

Zum Inhalt:
Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem ominösen Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den 'Friseur' nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet. Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, fürchtet, der 'Friseur' könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen. Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt. Mit der Annahme des Pakets beginnt eine kette an Ereignissen, die Emma immer mehr an ihrem geistigen Zustand zweifeln lässt.
Erzählt wird die Geschichte im Rahmen eines Gesprächs mit ihrem Freund und Anwalt Konrad.

Meine Meinung zum Buch:
"Das Paket" war mein erster Fitzek Thriller und ich bin begeistert. Noch nie habe ich so viele Plot Twists in einem Buch gelesen und nahezu jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Bei jedem neuen Charakter der eingeführt wurde hatte ich den Verdacht, dass er der Täter sein könnte und auf der nächsten Seite war ich mir schon nicht mehr sicher.
Die Geschichte ist packend und man hat Mitleid mit der Protagonistin, stellt sie aber auch häufiger in Frage, weil ihre Wahrnehmung einfach absurd und unrealistisch scheint.

Zu den positiven Dingen:
Ich habe nicht 24/7 gelesen, aber 24/7 daran gedacht. Ich mache beim Lesen generell immer wieder Pausen um mir über das Geschehene Gedanken zu machen. Hier konnte ich wirklich nicht aufhöen darüber nachzudenken, was jetzt Real ist oder ob es doch fiktion ist. Wenn ein Buch so fesselt ist es einfach top.

Negatives:
Eigentlich fast nichts. Lediglich, dass die Rückseite selbst bei vorsichtigem lesen ein wenig gelitten hat, was sicherlich daran liegt, wie es gebunden ist.

Das Buch war etwas anspruchsvoller zu lesen, wer sich darauf einlässt kommt man gut rein. Sicherlich ist auch die Geschichte nichts für den locker flockigen mal-eben-Leser.
Erwartet man aber nichts anderes ist dies absolut kein Problem.

Bewertung:
Wie man sicherlich in der gesamten Rezension herauslesen konnte bin ich durch und durch begeistert. Somit bekommt dieser Thriller von mir auch verdiente 5/5 Sterne

Veröffentlicht am 21.01.2017

Das Ende hat es herausgerissen

Sommer unter schwarzen Flügeln
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"Sommer unter schwarzen Flügeln" - ein sehr aktuelles Buch, das einige Probleme in Deutschland (vor allem in den neuen Bundesländern) aufzeigt, mit dem ich allerdings auch meine Probleme hatte.

Zum Inhalt:
Calvin ...

"Sommer unter schwarzen Flügeln" - ein sehr aktuelles Buch, das einige Probleme in Deutschland (vor allem in den neuen Bundesländern) aufzeigt, mit dem ich allerdings auch meine Probleme hatte.

Zum Inhalt:
Calvin lebt mit seinen 2 kleinen Brüdern, seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten in einem Mehrfamilienhaus, nicht weit entfernt von einem Asylbewerberheim. Sein leiblicher Vater ist LKW-Fahrer und somit hat er sehr wenig Kontakt zu ihm, muss aber gleichzeitig die Vaterrolle für seine Brüder übernehmen, da weder seine Mutter noch ihr Lebensgefährte diese unter Kontrolle haben. Er hat viele Probleme, keinen Schulabschluss, schwänzt die Berufsschule und sein Praktikum ist ihm auch ziemlich egal. Das einzige wofür er mit Herzblut steht ist die rechte Jugendgang in der er ein Mitglied ist.
Eines Tages, als er seine Brüder von der Nachhilfe abholen soll lernt er Nuri kennen, ein syrisches Mädchen aus dem Asylbewerberheim. Sie beginnt, ihre Geschichte zu erzählen womit sie Calvin sofort fesselt.
Sie treffen sich immer häufiger ehr oder weniger zufällig und Calvin bekommt sie und ihre Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Er beginnt seine Einstellung zu überdenken. Das gefällt seiner Gang gar nicht und sie fassen einen Plan.


Meine Meinung zum Buch:
Ich weiß nicht so wirklich was ich von dem Buch halten soll. Beginnen würde ich also zunächst einmal mit den Dingen die mir ein wenig sauer aufgestoßen sind:
Sind wir mal ganz ehrlich, die Geschichte von dem Nazi der eigentlich gar nicht so wirklich böse ist, sondern der Erzählung von einem Flüchtlingsmädchen noch zuhört und seine Einstellung überdenkt, ist doch sehr romantisiert und idealisiert.
Entgegengewirkt hat Peer Martin diesem Effekt damit, dass er sich sehr lange Zeit genommen hat um diesen Wechsel/diese Entwicklung des Charakter Calvin darzustellen. Dies bringt allerdings mit sich, dass der Klappentext die Hälfte bis sogar 2/3 des Buches vorwegnimmt. Der Klappentext ist zwar so gut es geht Spoilerfrei geschrieben und auch die Umstände des Ausstiegs werden nicht vorweg genommen. Dennoch habe ich mich sehr lange gefragt, wann er denn nun aus der Gang austritt.
Auch war mir der Charakter nicht besonders sympatisch, da er selbst nach seinem Austritt noch Formulierungen benutzt, die mehr zu seinem früheren Gedankengut gepasst hätten, was den Charakter aber auch realistisch wirken lässt.

Zu den positiven Dingen:
Besonders Sorgen hat mir die Romantisierung und Idealisierung gemacht und so war ich doch sehr glücklich darüber, dass Peer Martin sich für den Wandel knapp 2/3 des Buches zeit genommen hat.
Besonders das letzte Drittel ist extrem spannungsvoll und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Diesen Effekt hatte ich auch in den ersten beiden Dritteln, allerdings hauptsächlich bei den Erzählungen von Nuri. Man kann sehr gut nachempfinden wie sich ein syrisches Mädchen in dieser Zeit fühlen muss.
Besonders das Ende hat mich sehr berührt. Auch wenn es fast ein wenig vorhersehbar war,war ich doch sehr geschockt und habe sogar ein paar Tränchen vergossen.
Besonders hervorheben möchte ich ich auch das jedes Kapitel mit zwei Zitaten beginnt und mit Vorschlägen zur Internetrecherche endet. Wodurch man sich automatisch noch mehr mit der Thematik beschäftigt.

Das Buch ist leicht zu lesen und es ist Peer Martin gelungen durch den Schreibstil klar zu machen, wann aus Nuris und wann aus Calvins Sicht erzählt wird.
Es handelt sich um einen personalen Erzähler, der in der Er/Sie-Form berichtet.

Bewertung:
Alles in allem war ich sehr lange hin und her gerissen wie viele Sterne ich dem Buch geben soll. Bin aber besonders durch das Ende davon überzeugt, dass es 4/5 Sterne verdient. Ich würde es nicht als perfekt beschreiben, aber doch sehr Nahe dran.