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Veröffentlicht am 14.12.2017

Ich komm dich holen, Schwester!

Ich komm dich holen, Schwester
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Verlag: Loewe ISBN: 978-3-7855-8497-2 Erscheinungsdatum: 11.Oktober 2017 Einbandart: Broschur Preis: 9,95€ Seitenzahl: 192 Übersetzer: Jessika Komina, Sandra Knuffinke Originaltitel: "Captured" Originalverlag: ...

Verlag: Loewe ISBN: 978-3-7855-8497-2 Erscheinungsdatum: 11.Oktober 2017 Einbandart: Broschur Preis: 9,95€ Seitenzahl: 192 Übersetzer: Jessika Komina, Sandra Knuffinke Originaltitel: "Captured" Originalverlag: Wattpad

Die amerikanische Autorin Kelly Anne Blount hat mit ihrem Buch “Ich komm dich holen, Schwester” auf der E-Book-Plattform Wattpad einen riesen Erfolg gelandet. Jetzt ist der mit ein paar Horrorelemente gespickte Psychothriller ins Deutsche übersetzt worden. Eine Geschichte über eine Entführung, einer Psychopatin und der Flucht vor eben jener. Spannungsgeladen. Heftig. Ein kurzweiliges 192-Seiten langes Lesevergnügen mit kleinen Schwächen. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.

Vor drei Monaten hat die junge Abriana ihn im Internet kennengelernt. Easton Pierce. Jetzt ist sie mit das erste Mal verabredet und will sich mit ihm in einem Restaurant treffen. Doch auf dem Weg dorthin findet er den Treffpunkt nicht und schreibt ihr, dass er von einer Seitenstraße aus in ihre Richtung laufen wird. Auch Abriana weicht auf diese Nebengasse aus, um ihm entgegenzukommen. Nichts ahnend, dass er sie in wenigen Augenblicken überwältigen und entführen und in eine kleine Hütte im Wald verschleppen wird.

“Warum tust du mir das an?” “Weil ich dich liebe.” Wieder stellten sich die Härchen in meinem Nacken auf. Ist der Typ komplett verrückt? “Glaub mir, ich liebe dich”, beteuerte er.” (Zitat S.9)

Abriana muss eine Augenbinde tragen und ist gefesselt. Und sie hat panische Angst. Was hat der Kerl mit ihr vor? Er geht nicht gerade zimperlich mit ihr um:
“Pass mal auf, Kleine. Ich bin jetzt derjenige, der sich um dich kümmert”, raunte er mir ins Ohr. “Und wenn ich dein Knie anfassen will, dann fasse ich dein Knie an. Klar?” Meine Hände zitterten, genauso wie mein Kinn. “Anscheinend ist dir immer noch nicht klar, wie das mit uns beiden laufen wird. […] Wenn du dich wehrst”, flüsterte er mir ins Ohr, “bringe ich dich um.” (Zitat S.28)

Eines steht fest: Abriana muss unbedingt versuchen zu fliehen. Hoffentlich hat ihre Kommilitonin bereits die Polizei benachrichtigt, damit sie nach ihr suchen. Was für Sorgen wird sich nur ihre Familie machen? Ihre Eltern und ihre kleine Schwester Alexa, die es schon schlimm fand, dass Abriana überhaupt aus- und in ein Studentenwohnheim eingezogen ist. Bald beginnt ein Kommissar in dem Fall zu ermitteln. Man ist auf der Suche nach Abrianas rosa Laptop, um mehr über die Internetbekanntschaft herauszufinden. Aber der Laptop ist verschwunden. Und auch ihre Familie hat keine Ahnung, wo dieser sein könnte. Besonders Alexa ist sehr aufgewühlt. Am Abend zieht sie sich zurück, um früh schlafen zu gehen.

“Vorsichtig zog ich einen Leinenbeutel aus meinem Versteck. Ich leckte mir über die Lippen und holte Abrianas Laptop und ein Prepaid-Handy hervor. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte ich mich, dass ich auch wirklich abgeschlossen hatte. Beruhigt schaltete ich das billige Klapphandy ein und wartete. […] Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als seine sexy Stimme erklang. “Easton hier.” (Zitat S.32)

Denn die Entführung hat niemand anderes initiiert als Abrianas Schwester.…

Das Cover von “Ich komm dich holen, Schwester” ist richtig gut gelungen! Auch wenn der Titel natürlich (ebenso wie der Klappentext) deutlich Aufschluss auf den Täter gibt, so ist es in diesem Thriller gerade einmal nicht so, dass man erraten muss, wer der Täter ist (dies wird schon zu Beginn relativ schnell verraten), sondern es ist eher ein atemloses Mitfiebern, ob Abriana sich wohl vor ihrer Schwester retten kann und ob und wann sie das doppelte Spiel dieser durchschauen wird. Der Einstieg in das Buch gelingt mühelos. Schon die ersten Sätze werfen den Leser buchstäblich ins das Geschehen:

“Blut rann mir über die Stirn und ich sah alles nur noch
verschwommen. Ich schluckte, wischte mir rasch das Blut aus den Augen und an meinem zerfetzten Kleid ab. Bemüht, meine Atmung zu beruhigen, konzentrierte ich mich auf die dunkle Gasse vor mir. Ich wusste, er war irgendwo da draußen… aber wo?” (Zitat S.7)

Ich kann nachvollziehen, warum “Ich komm dich holen, Schwester” auf Wattpad ein großer Erfolg war. Die Geschichte liest sich absolut flüssig, ist einfach und in einem schnellen Erzähltempo geschrieben. Alexas (psychopatische) Gedanken mit zu verfolgen, die in kursiver Schrift abgedruckt werden, liest sich heftig, fast schon etwas gruselig. Aber auch etwas klischeehaft zum Teil, als sie sich beispielsweise an den Ex ihrer Schwester heranmacht, aber eine Abfuhr erteilt bekommt: “Danke, Alexa. Du bist für mich immer wie eine kleine Schwester gewesen.” Ich entzog mich seinem Griff, vielleicht ein bisschen zu abrupt, aber das war mir jetzt egal. Kleine Schwester! Geht’s noch? Du wirst mich schon noch lieben lernen, Matías, und wenn nicht, bringe ich dich eben auch um!” (Zitat S.67)

Das Motiv, das die jüngere Schwester antreibt, wird auch relativ schnell deutlich, wenn immer mal wieder Sätze eingeschoben werden, wie “Na, Brie, wer ist jetzt die Beliebtere von uns?” (Zitat S.40)

oder “Na, Abriana, wer von uns beiden ist jetzt wohl die Hübschere?” (Zitat S.48)

Wenn man jedoch länger über den Thriller nachdenkt, tun sich ganz klar ein paar inhaltliche Logikfehler und Verständnisprobleme auf.

««««««ACHTUNG SPOILER:»»»»»» Warum wird erwähnt, dass Easton Abriana liebt? Was hatte das für einen Sinn? Wie hat der Kommissar die Hütte überhaupt gefunden? Wie kann Blut in eine Bodenluke tropfen, über der eigentlich ein Teppich liegt? Wenn drei Gegenstände im See versenkt werden (Handy, Pistole, blutige Kleidung), warum werden dann hinterher nur zwei wieder zu Tage gefördert und woanders versteckt? ««««««ENDE SPOILER»»»»»»

Das Ende fand ich einerseits raffiniert, andererseits aber auch gleichzeitig irgendwie enttäuschend und zu offen.

Fazit: Eine wirklich packende Geschichte, die gut unterhält, aber bei der man nicht zu sehr unter die Oberfläche schauen darf.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Pontenzial leider nicht ausgeschöpft

Beware That Girl
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“Beware that girl” von der kanadischen Autorin Teresa Toten ist bereits das zweite Buch, das von ihr ins Deutsche übersetzt wurde. Ein Thriller über Freundschaft, dunkle Geheimnisse und Manipulation. Ein ...

“Beware that girl” von der kanadischen Autorin Teresa Toten ist bereits das zweite Buch, das von ihr ins Deutsche übersetzt wurde. Ein Thriller über Freundschaft, dunkle Geheimnisse und Manipulation. Ein inhaltlich vielversprechend klingendes Werk, das den Leser leider doch sehr auf die Geduldsprobe stellt. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.

New York. Die 18-jährige Kate vertraut niemandem. Es darf sie auch niemand anfassen. Und sie kennt nur ein Ziel: Die Universität von Yale. Das hat sie ihrer Mutter auf dem Sterbebett versprochen. Doch ein Leben in Armut, von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, ist nicht immer einfach. Momentan lebt sie in einer ziemlichen Absteige. Aber sie hat ein Stipendium an einer renommierten Privatschule ergattert. Schreibt traumhafte Noten und arbeitet nebenbei für die Verwaltung der Schule und in einem Lebensmittelladen. Aber Kate will noch mehr: “Ich weiß, was die Welt zu bieten hat, und ich will auch ein Stück vom Kuchen.” (Zitat S.20).

Da sie lügen schon im Alter von 10 Jahren gelernt hat, beschließt sie Teresa Toten Beware that girlsich an die reiche Olivia heranzuhängen. Sie wird zu ihrer besten Freundin und schafft es von ihr eingeladen zu werden. In ihr Penthouse, das diese mit einer Haushälterin bewohnt und einem Vater, der aufgrund seiner beruflichen Reisen durch seine Abwesenheit glänzt. Olivia hat eine Vergangenheit, die niemand kennt. Sie war in einer Klinik, wiederholt jetzt das Schuljahr. Aber keiner weiß warum. Ständig schluckt sie irgendwelche Pillen:
“Olivia wollte lächeln, war sich aber nicht sicher, ob es ihr gelang. Wenn sie müde war, wurde sie nachlässig. Manchmal dachte sie, sie hätte ihre vorzeigbare Miene aufgesetzt, und dann ergatterte sie einen kurzen Blick auf sich und sah zu ihrer Verwunderung ein schönes blondes Mädchen, das aussah wie innerlich tot.” (Zitat S.104)

Doch dann taucht auf einmal der attraktive Mark an der Privatschule auf. Er ist der neue Direktor für Förderung und Öffentlichkeitsarbeit und ruft eine Fundraising-Initiative ins Leben, an der sich auch Kate und Olivia als Organisatoren beteiligen. Aber Kate hatTeresa Toten Beware that girl sofort ein ungutes Gefühl.

“Normalerweise durchschaute ich Situationen und Menschen schnell und klar, aber aus diesem Typen wurde ich nicht schlau. Was wollte er?” (Zitat S.139)
Was hat Mark vor? Und warum sind so viele Mädchen auf einmal ganz verrückt nach ihm? Einschließlich Olivia…

“Beware that girl” wartet mit einem interessanten Cover auf, das die Blicke schnell auf sich zieht. Der Verlag wirbt mit einer Mischung aus “Gossip Girl” und “Gone Girl”. Im beginnenden Prolog wird gleich klar: es wird etwas Dramatisches passieren, das zur Folge hat, das eines der Mädchen im Krankenhaus liegen und das andere an deren Seite harren wird, ehe die Polizei im Krankenzimmer auftaucht.

Der Thriller wird in sich abwechselnden Kapiteln erzählt, mal ist Kate in der Ich-Perspektive an der Reihe, mal Olivia in der etwas distanziert wirkenden personalen Erzählperspektive. Die Dialoge wirken zu Beginn etwas hölzern, das legt sich aber zum Glück recht bald. In kursiver Schrift werden immer wieder Rückblenden von Erlebnissen aus Kates Kindheit einblendet. Es liest sich interessant immer mehr über die Vergangenheit beider Mädchen zu erfahren (denn auch Kate hat einige Geheimnisse). Dennoch muss ich gestehen, dass mich die Geschichte nicht wirklich packen konnte und ich sogar mehrmals überlegte, das Buch nicht zu Ende zu lesen, da es einfach sehr zäh und langwierig geschrieben ist. “Atemlos und spannend bis zum überraschenden Ende” schreibt der Fischer Verlag in seinem Klappentext. Diese Aussage kann ich so leider nicht unterschreiben. Da ich aber irgendwie doch wissen wollte, wie es ausgeht, habe ich weitergelesen. Das Ende wird dann schon etwas dramatischer. Trotz allem tröstet es nicht über den zähen Hauptteil hinweg.

Fazit: Ein enttäuschender Thriller, der sein Potential nicht wirklich ausschöpfen kann.