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Veröffentlicht am 08.06.2022

Inspirierend!

Marokko
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Wenn ich auf der Suche nach besonderen Bildbänden im Bereich Kunst, Design und Architektur bin, schmökere ich als Erstes auf den Seiten des Prestel-Verlags. Zuletzt haben mich zwei japanische Leporello-Ausgaben ...

Wenn ich auf der Suche nach besonderen Bildbänden im Bereich Kunst, Design und Architektur bin, schmökere ich als Erstes auf den Seiten des Prestel-Verlags. Zuletzt haben mich zwei japanische Leporello-Ausgaben des Verlags begeistert. Diesmal waren mir der Titel „Marokko – Interior, Design, Inspiration“ und das in verschiedenen Blau- und Türkistönen gehaltene Titelbild ins Auge gefallen. Getreu dem Motto unseres Blogs „diewelterlesen“ beschloss ich also, dem faszinierenden nordafrikanischen Land einen Besuch abzustatten. Diesmal nicht nur literarisch, sondern auch in Bildern. Und so begann meine Entdeckungsreise, die mich von Tanger gegenüber der spanischen Küste über Marrakesch im Landesinneren bis ins Atlasgebirge führten. Der Fokus dieses wunderbaren Bildbandes liegt jedoch ganz besonders auf dem Schaffen einer neuen Generation von Designerinnen und Innenarchitektinnen. Bilder der Umgebung werden nur im Kontext interessanter Häuser, Gärten und deren Einrichtung gezeigt. Sicherlich handelt es sich nicht um Wohnträume, die ein jeder sich einfach mal so erfüllen kann und auch die vorgestellten Hotels sind vermutlich nicht für jedermanns Budget. Vielmehr lädt der Bildband zum Träumen ein, inspiriert und weckt den Wunsch, dieses spannende Land einmal selbst zu besuchen.
Ein traumhaftes Buch, das ich zum Für-Sich-Selbst-Kaufen oder Verschenken sehr empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Hübsche Sommerlektüre

Briefe an Moa
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Die sympathische Moa erbt von ihrer Großmutter eine zauberhafte Wohnung in bester Lage in Stockholm. Ihr Freund Ruben jedoch träumt davon in einer ultraschicken Neubauwohnung in einer hippen Gegend zu ...


Die sympathische Moa erbt von ihrer Großmutter eine zauberhafte Wohnung in bester Lage in Stockholm. Ihr Freund Ruben jedoch träumt davon in einer ultraschicken Neubauwohnung in einer hippen Gegend zu leben und drängt Moa dazu, die geerbte Wohnung zu verkaufen, um diesen Traum verwirklichen zu können. Eine Weile versucht Moa diesen Traum mitzugehen, doch immer mehr merkt sie, dass Rubens Zukunftsvorstellungen so gar nicht mit ihren übereinstimmen. Besonders die Briefe, die ihre Großmutter ihr hinterlassen hat, bestärken Moa zu überdenken, was sie wirklich möchte.
Eine wirklich hübsche Sommerlektüre, die durch die Briefe der Großmutter ein wenig mehr Tiefgang bekommt und nicht nur die übliche Geschichte ist, bei der die junge Protagonistin merkt, dass ihr momentaner Partner nicht zu ihr passt, ihr zum Glück der passende Mann aber ganz zufällig begegnet und so einem Happy End nichts im Ende steht.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Sehr lesenswert

Das Versprechen
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Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich ...

Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich sein sollen, den Familienroman um die Familie Swart sofort lesen zu wollen. Ich bin bei preisgekrönten Büchern aber oft etwas zögerlich, denn häufig zeichnen Kritiker gerade dien Bücher als besonders lesenswert aus, die ich irgendwie einfach nur anstrengend finde.

Das trifft überhaupt nicht auf Damon Galguts Roman zu. Sprachlich ist das Buch wirklich meisterlich, also völlig nachvollziehbar, dass es ausgezeichnet wurde. Und zum Glück ist es die Art von sprachlich wunderbar, dass man den Roman nicht aus der Hand legen kann.

Aber erst einmal kurz zum Inhalt. Der Roman beginnt Ende der 80er-Jahre in Südafrika, in dem noch Apartheid herrscht. Die jüngste Tochter Amor wird zufällig Zeugin eines Gesprächs zwischen ihren Eltern, in dem der Vater der Mutter kurz vor ihrem Tod verspricht, der treu dienenden Haushälterin Salome ein Häuschen auf dem großen Anwesen der Familie Swart zu vermachen. Dieses Versprechen werden weder er noch der Rest seiner Familie im Laufe der Jahrzehnte, die der Roman umspannt, einlösen, obwohl Amor immer wieder darauf pocht.

Die vier Kapitel des Romans sind jeweils einem Familienmitglied der Swarts gewidmet, wobei das nicht heißt, dass das Kapitel ausschließlich aus Sicht dieser Person erzählt wird. Der Grund dafür ist eigentlich recht einleuchtend und wird den meisten Lesern wahrscheinlich schneller als mir auffallen, die ich doch tatsächlich bis zu Kapitel 4 zur persönlichen Erleuchtung brauchte.

Interessant fand ich auch, dass das Versprechen nur das Motiv ist, dass die Geschichte zusammenhält und vielmehr der Leser anhand der Geschichte einer Familie über drei Jahrzehnte Südafrikas Umbruch erzählt bekommt. Dabei springt der allwissende Erzähler fast unmerklich von einem Protagonisten zum anderen, so dass wir dessen Gefühle und Denken direkt erleben.

Bis auf Amor sind die anderen Familienmitglieder auch nicht gerade sympathisch. Privilegierte Weiße, manche davon etwas bigott, andere weniger. Alle müssen aber ihre alten Einstellungen und Vorurteile nach dem Umbruch der Gesellschaft in dieser neuen Welt irgendwie überdenken.
Gerade da ich Südafrika noch nie gesehen habe und nur aus Berichten und Nachrichten kenne, hat mir das Buch noch eine zusätzliche persönlichere Annäherung an Südafrika ermöglicht.

Ob das Versprechen irgendwann doch noch eingelöst wird und warum jedem Familienmitglied außer Amor ein Kapitel gewidmet ist, werde ich nicht verraten. Ich verspreche aber, dass die Lektüre des Buchs dich begeistern wird.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Wenn dein Mann der Mörder ist

Wenn unsere Welt zerspringt
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In einem idyllischen französischen Bergdorf wird eine fünfköpfige Familie auf brutale Weise ermordet. Das ganze Dorf ist fassungslos. Die Tat ist unbegreiflich. Ganz besonders für Anna, die Frau des Mörders. ...

In einem idyllischen französischen Bergdorf wird eine fünfköpfige Familie auf brutale Weise ermordet. Das ganze Dorf ist fassungslos. Die Tat ist unbegreiflich. Ganz besonders für Anna, die Frau des Mörders.
Die Erzählperspektive ist, was diesen Roman so interessant macht. Konsequent erzählt die Autorin Samira Sedira in „Wenn unsere Welt zerspringt“ die Geschichte aus Annas Sicht, sei es bei der Gerichtsverhandlung, der sie beiwohnt, sei es in Rückblenden auf ihr bisheriges gemeinsames Leben. War die Tat in irgendeiner Weise absehbar? Was hat ihren Mann dazu getrieben? Indem wir Annas Blickwinkel auf das Geschehen einnehmen, ist es auch für uns schwierig, im Täter eindeutig das Monster zu sehen, das hinter einer solchen Tat doch stecken muss.
Auf gerade einmal 176 erzählt Samira Sedira, die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte, so eindringlich von den Abgründen, die wir selbst in den Menschen, die uns nahe stehen, womöglich nicht erkennen, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Eine absolut empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

In der grauen Zone

Graue Bienen
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Ich gebe zu, dass ich zu Städten wie Donetsk und Luhansk in der Vergangenheit keinerlei Vorstellung im Kopf hatte. Heute assoziiere ich mit diesen Namen leider triste, traurige Bilder vom Krieg. Dennoch ...

Ich gebe zu, dass ich zu Städten wie Donetsk und Luhansk in der Vergangenheit keinerlei Vorstellung im Kopf hatte. Heute assoziiere ich mit diesen Namen leider triste, traurige Bilder vom Krieg. Dennoch würde ich jetzt nicht behaupten, dass ich großes Wissen zu dieser Gegend habe, auch wenn dieses Informationsdefizit gerade leicht zu beseitigen ist. Doch wie ich finde, kann auch Literatur in diesem Zusammenhang einen großen Beitrag leisten.
Eine große Entdeckung war für mich der Roman „Graue Bienen“ von Andrej Kurkow, der bereits 2019 erschienen ist, mir gerade aber wie das Buch der Stunde erscheint. Kurkow führt uns nicht ganz in den Donbass, sondern in die graue Zone, dem Gebiet zwischen dem Territorium der prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee. Das Dorf Malaja Starogradowka, in dem der Protagonist Sergej Sergejitsch lebt, ist inzwischen verlassen. Außer ihm lebt nur noch sein „Feindfreund“ Paschka dort. Alle anderen Bewohner haben ihren Heimatort längst verlassen. Zu groß war die Angst, zwischen den Fronten das Leben zu verlieren.
„Bei den übrigen Malostarogradowkern war gleich zu Beginn der Kriegshandlungen der Wunsch aufgekommen wegzuziehen. Und das hatten sie getan. Weil sie mehr Angst um ihr Leben bekommen hatten als um ihre Besitztümer und von zwei Ängsten die stärkere wählten.“
Und so verharren nun Sergej und Pawlak in friedlicher Koexistenz, denn sie haben doch nur noch sich außer vereinzelte Besucher, die Sergei aus dem ukrainischen Lager bekommt, Paschka aus dem der Separatisten.
Dennoch versuchen die beiden sich so gut es geht aus dem politischen Geschehen herauszuhalten. Bei Sergej sind es insbesondere seine Bienen, die ihm Möglichkeit zur inneren Emigration bieten.
Und diese sind für ihn auch der Anlass, sich auf einen Roadtrip Richtung Ukraine und Krim zu begeben, denn die Bienen sollen frei und unbeschwert vom Donnern irgendwelcher Kanonen ausschwirren und Honig sammeln können. Auf der Reise wird Sergej vielerlei Menschen begegnen, Ukrainern, Russen, Krim-Tartaren, von denen manche freundlich sind, andere weniger.
Eine leise, ernste Geschichte, die Andrej Kurkow aber mit so viel Leichtigkeit erzählt und in der er die Figuren, insbesondere Sergej Sergejewitsch mit so viel Herzenswärme zeichnet. Eine kleine Geschichte, die dennoch sehr zum Verständnis der Situation beitragen kann. Eine wunderbare Geschichte, die ich jedem sehr ans Herz legen möchte.

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