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Veröffentlicht am 31.01.2019

Eine „schrecklich nette“ Familie.

Das Nest der Schlangen
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Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters ...

Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters zu schmökern bekommt.

Es geht wieder mal um junge Blondinen, die mit reifem, reichem Mann ins Bett gehen. Nun ist der Mann tot in seiner Villa aufgefunden worden: vergiftet und erschossen. Montalbano versucht zu begreifen, was da eigentlich los war.

Wenn man die früheren Folgen kennt, wird man hier bekannte Muster erkennen. So manches erscheint aber auch überzeichnet: Gefühlte dutzende Male war von Sexfotos der o.g. jungen Frauen die Rede. Das Verhalten von Kollegen, insb. von Pathologoanatom und Staatsanwalt, kam deutlich überzeichnet rüber. Gut, gab es auch schon früher. Seltsam begriffsstutzig zeigte sich Montalbano, er blickt doch sonst ganz gut durch, als es ins Eingemachte ging, dabei war es seit mindestens der Hälfte der Geschichte klar, was Sache war. Die geheimnisvollen Briefe verraten einfach zu viel.

Es ist ein schwieriges Thema, bei dem kaum ein Autor den Mut hat, sich dem zu nähern. Camilleri hat sich getraut. Gut, er ist ein Altmeister. Es hätte aber auch nicht unbedingt gemusst.

Die kulinarischen Ausflüge und Verköstigungen von Adelina daheim auf der Terrasse beim schönen Wetter tragen zur gewohnten schönen Atmosphäre bei und nehmen etwas die Schwere.

Die Sprache ist, wie man Camilleri kennt, schlicht und ergreifend. Diese ruhige Art gekonnt zu erzählen ist eben das, was hier Spaß macht. Man kann diesen Kurzroman in einem Zug durchlesen.

Die Geschichte ist, wie man aus dem Nachwort des Autors erfährt, im Jahr 2008 entstanden. Und wurde damals nicht veröffentlicht, um nicht mit einem anderen Roman zu kollidieren.

Fazit: Bestimmt nicht die stärkste Folge. Man kann relativ problemlos begreifen, wer hinter den Morden steckt. Und liest später die Zeugenaussagen, die diese Annahmen bestätigen. Aber ein nettes Wiedersehen mit Montalbano und den Seinen ist das auf jeden Fall. Ich kann hier gute drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Hoffe, dass die dritte Folge stärker ausfällt.

Bunburry - Folge 02: Oldtimer sterben jung
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Folge 2 der neuen Reihe der gemütlichen Krimis aus Cotswolds ist insg. eher zu flach geraten. Anfangs wirklich nett, atmosphärisch, mit überraschenden Figuren, aber die Auflösung konnte mich nicht begeistern, ...

Folge 2 der neuen Reihe der gemütlichen Krimis aus Cotswolds ist insg. eher zu flach geraten. Anfangs wirklich nett, atmosphärisch, mit überraschenden Figuren, aber die Auflösung konnte mich nicht begeistern, da etwas zu profan.
Klappentext: „Schon nach kurzer Zeit hat Alfie McAlister in Bunburry eine ganze Reihe netter Leute kennengelernt. Doch damit ist jetzt Schluss: Bei einer unfreiwilligen Spritztour muss der arme Alfie feststellen, dass es eine sehr schlechte Idee ist, es sich mit der örtlichen Polizei in Gestalt von Sergeant Wilson zu verderben. Besonders, da er sich kurz darauf an einem Tatort wiederfindet und der Sergeant überzeugt ist, dass nur Alfie der Mörder sein kann! Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit: Alfie muss den wahren Mörder selbst aufspüren - und dafür seine schlimmste Angst überwinden ...“
Gerade Sergeant Wilson ist mMn etwas zu forsch und somit wenig glaubwürdig geraten. Alfies Reaktion auf die haarsträubenden Unterstellungen ebenso. Das Ganze führt dazu, dass Alfies Motiv, den Mord aufzuklären, eher an den Haaren vorbei hergezogen scheint. Aber nicht Alfie kommt dahinter, wer den Mechaniker auf dem Gewissen hat, die örtliche Polizistin und die Nichte einer der beiden Damen, mit denen Alfie befreundet ist, muss es ihm am Ende aufbröseln.

Sonst ist das Drumherum ganz nett: Man fühlt sich Nach Bunburry in Cotswolds versetzt, trifft gern die zwei schrulligen Damen wieder, die Alfie oft zum Essen einladen und ihm die Tipps geben, da sie sich im Dorf gut auskennen, hört wieder vom legendären Karamell, die die beiden zubereiten, etc.

Uwe Teschner hat wieder toll gelesen. Gerade seine Darbietung verleiht diesen Krimis, ich kenne auch die Folge 1, die nötige Gemütlichkeit und verleitet dazu, bis zum Ende zu bleiben.

Hoffe, dass die dritte Folge stärker ausfällt. Für diese kann ich nur drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 22.11.2018

ETwas zu simpel gestrickt.

Cherringham - Folge 31
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Auf Cherringham 31 habe ich lange gewartet. Ich kenne sie alle. Leider ist diese Folge nicht die Stärkste.
Klappentext beschreibt den Fall ganz gut: „Pfad der Lügen ...
Drei Mädchen und ein großes Abenteuer: ...

Auf Cherringham 31 habe ich lange gewartet. Ich kenne sie alle. Leider ist diese Folge nicht die Stärkste.
Klappentext beschreibt den Fall ganz gut: „Pfad der Lügen ...
Drei Mädchen und ein großes Abenteuer: Die Wanderung zum Abschluss der Highschool hat Tradition in Cherringham. Auch Holly, Amy und Jasmine beschließen, fünf Tage lang durch die dichten Wälder der Cotswolds zu wandern und nachts unter dem Sternenhimmel zu zelten. Doch dann verschwindet eines der Mädchen mitten in der Nacht und wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einem schrecklichen Unfall aus. Doch Jack und Sarah sind davon nicht überzeugt. Schon bald finden sie heraus, dass Lügen furchtbare Folgen haben können ... und immer Spuren hinterlassen.“
Schon der Anfang ist etwas zu lang geraten. Da musste ich mich fragen, warum man die Kapazitäten für solche Dinge verplempert werden: Wie die Mädchen wandern und so langsam in die Nähe von Cherringham kommen, wie sie mit einander klarkommen oder auch nicht. Von oben sehen sie den See. Als die Schönste von ihnen am nächsten Morgen tot im See aufgefunden wird, ist der Spaß vorbei. Der Vater des Mädchens beauftragt Jack und Sarah, in dieser Sache nachzuforschen, denn er kann nicht glauben, dass dies ein Unfall gewesen sein soll.
Der Fall ist mir etwas zu einfach gestrickt. So ziemlich der erste Tipp erweist sich dann auch als richtig. Auch was die Motive angeht, ist die Sache klar. In der Mitte, als es um die Schilderung der Nacht ging, nach der das tote Mädchen gefunden wurde, erschien mir die Beschreibung etwas unlogisch, nicht so ganz passend zu dem, was am Anfang gesagt wurde.
Sonst war es ein nettes Weidersehen mit Jack und Sarah. Für Gemütlichkeit sorgte diesmal ein Abendessen der beiden auf der Grey Goose, das war es dann aber auch. Recht karg hier ausgestattet.
3 Stunden und 37 Minuten der ungekürzten Ausgabe gingen zwar schnell vorbei. Beim heimischen Werkeln konnte ich die Folge gut hören, aber vom Hocker gehauen hat sich mich wohl kaum. Wenn man mit dieser Folge die Serie anfängt, da denkt man, wo bin ich denn hier gelandet?

Sabina Godec hat wie immer prima gelesen. Gern höre ich auch weitere Hörbücher, die sie gelesen/dargestellt hat.
Etwas zu simpel gestrickt. Zu düster ist die Stimmung für eine Novemberfolge.

Veröffentlicht am 22.11.2018

interlich, atmosphärisch, der Fall wirkt aber wie Vorwand für Weihnachtsgetüddel.

Der Tod macht keine Schneeballschlacht
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Auf diese Wintergeschichte aus dem Hirschgrund war ich gespannt. Insg. ist sie recht atmosphärisch geworden, aber…
Klappentext den Fall ganz gut: „Winterzauber auf dem Campingplatz! Der Hirschgrund ist ...

Auf diese Wintergeschichte aus dem Hirschgrund war ich gespannt. Insg. ist sie recht atmosphärisch geworden, aber…
Klappentext den Fall ganz gut: „Winterzauber auf dem Campingplatz! Der Hirschgrund ist tief verschneit, der See zugefroren, die Sonne scheint. Kein Wunder also, dass es Sofias Dauercamper nicht zuhause auf dem Sofa hält. Mit Glühwein, Lebkuchen und Spekulatius im Gepäck reisen sie kurzerhand zum Wintercamping an. Die Stimmung ist ausgelassen - bis Sofia beim Schlittschuhfahren über einen Mann stolpert: Tiefgefroren und mausetot! War es ein eiskalter Mord? Die Polizei geht davon aus, denn offenbar hatte fast jeder auf dem Platz ein Motiv. Sofia aber ist fest entschlossen, den Beamten von der Kripo zu beweisen, dass sie und ihre Camper unschuldig sind. Da mag der Kommissar noch so fesch sein!“
Man kann diesen Fall prima hören, keine Frage. Wenn man etwas Leichtes, Weihnachtliches zum Nebenbei-Hören sucht, da ist man hier richtig, wobei die Handlung zwischen Weihnachten und Neujahr spielt. Es werden alle Arten von Plätzchen gegessen, Glühwein getrunken, da laufen die Vorbereitungen auf die kommende Silvesterfeier, da alle Camper da sind und sich auf das gemeinsame Fest freuen usw. Wenn da nicht ein übel zugerichteter Toter wäre, der in der Nähe des Campingplatzes eines Morgens aufgefunden wurde.
Im Laufe der Ermittlungen wird Sofie nach und nach klar, dass alle Camper den Toten gut kannten. Und es gab schon einige, die den Mann zu gern tot gesehen hätten. Aber wer hat es getan?
Und die Antwort auf diese Frage fand ich etwas naja. Erfreulich von der moralischen Seite her. Aber doch wenig befriedigend, wenn das hier ein Krimi sein soll.
Gut, man kann sagen, es ist ein gemütlicher Krimi. Hier wird die Gemeinschaft gefeiert, was auch sehr schön und wichtig ist. Aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass da nicht wirklich etwas Gutes eingefallen war, die neue Folge mit winterlicher Atmosphäre musste aber trotzdem raus.
5 Stunden 14 Minuten ungekürzter Ausgabe sind schon recht viel für das, was man da eigentlich zu erzählen hatte.
Sonst war es ein nettes Wiedersehen mit alle den Campern, mit Sofia und ihren Freunden. Paar Auflacher und Schmunzler im ersten Drittel gab es auch.
Yara Blümel hat wie immer sehr gut gelesen. Gern höre ich weitere Folgen der Reihe mit ihrer Beteiligung.

Fazit: Nett, bestimmt nicht übel, paar Auflacher waren dabei. Der Fall an sich wirkt gewollt, eher als Vorwand für all den X-mas Getüddel.
Winterlich, atmosphärisch, der Fall wirkt aber wie Vorwand für Weihnachtsgetüddel.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Eher ein Roman, der über die Geschichte und Probleme der Gegenwart in der Region berichtet.

Brennende Cevennen
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„Brennende Cevennen“ von Anne Chaplet war für mich das erste Werk aus der Feder der Autorin, das ich kennengelernt habe. Steht zu befürchten, es wird wohl das letzte bleiben. Ich lese gern Regio-Krimis ...

„Brennende Cevennen“ von Anne Chaplet war für mich das erste Werk aus der Feder der Autorin, das ich kennengelernt habe. Steht zu befürchten, es wird wohl das letzte bleiben. Ich lese gern Regio-Krimis aus Frankreich, habe schon Dutzende durch. Aber dieses Werk kam mir nicht wie ein Krimi vor.
Es ist eher ein Unterhaltungsroman, der über die Probleme und Geschichte der Region berichtet.

Klappentext beschreibt den Fall sonst ganz gut, bloß die Worte im letzten Satz „…mitreißend erzählt – eine starke Fortsetzung der Reihe!“ kann ich nicht ohne Weiteres unterschreiben.
Mitreißend war es für mich mitnichten. Die Figuren, ob Tori oder ihre Freunde, oder auch Gegenspieler, blieben mir auf der gesamten Länge fern. Sie wurden par tout nicht zu Menschen, mit denen man lacht und leidet. Sie blieben eher schematische Figuren, wahrgenommen durch dicke Schleier, die zwischen mir und dem Ganzen hängenblieb.
Auch die Handlung konnte nicht gerade mitreißen. In einem spannenden Krimi strebt die Handlung gegen das erklärte Ziel, den Mord aufzuklären, die Schuldigen zu finden und diese zur Verantwortung zu ziehen. Hier war es ganz anders. Die Handlung plätscherte vor sich her. Ich hatte eher den Eindruck, dass das Ziel war, über die Geschichte der Cevennen zu erzählen, z.B. dass die Leute dort früher von der Gewinnung der Rohseide lebten, dass sie im zweiten Weltkrieg die jüdischen Kinder versteckten und sich heute nicht gut von der Regierung vertreten fühlen usw. und einen weiteren Abschnitt aus Toris Leben zu schildern.
Einiges, insb. an Anfang wurde zu oft wiederholt, sodass ich gleich den Eindruck hatte, dass ich hier an Substanz und spannenden Inhalten etliches vermissen würde. Das hat sich leider auch im weiteren weitestgehend Verlauf bewahrheitet.
Aber atmosphärisch war es. Man sieht gleich, die Autorin kennt sich in der Region gut aus, kann einiges darüber berichten, über die Vergangenheit genauso wie über die Probleme der Gegenwart, die z.T. erklären, warum die Flächen in Nationalparks brennen. Das kennt man aber auch von anderen Regionen Frankreichs. In Spanien ist so eine Vorgehensweise der eifrigen Investoren in der Tourismusbranche auch längst gang und gäbe. In dem Sinne auch eher wenig spektakulär und erkenntnisarm.
Was auffiel: Die Hündin July nimmt recht viel Raum ein. Einerseits nett, sie spielt auch eine Rolle in der Geschichte. So wie Tori mit ihr umgeht, das bekommt man fast auf jeder Seite mit, ist schon vorbildlich. Aber! Die Gefahren des hündischen Koitus, die man am Ende vermittelt bekommt, mussten mMn nicht unbedingt hinein. Das Prinzip sex sells hat auch seine Grenzen.

Fazit: Eine atmosphärische, recht gut geschriebene Geschichte, die ich einen Krimi gar nicht nennen mag. Durchaus möglich, dass man hier so etwas wie Fernweh und Urlaubsfeeling aufkommen verspürt. Cevennen sind sehr gut und mit viel Sachkenntnis beschrieben worden. Mir fehlte aber Spannung und eine krimi-typische zielgerichtete Handlung. Diese plätscherte hier vielmehr gemütlich vor sich her. Wer so etwas mag, kann paar entspannte Stunden mit diesem Buch verbringen. Ich kann hier max. drei Sterne vergeben.