Das Leben ist eine Skizze
Festtagsgäste… über das Leben zweier Frauen, die liebevoll porträtiert zu ihrer Stärke finden und durch eine besondere Freundschaft gemeinsam ihre dunkelsten Momente überwinden.
Titel: „Festtagsgäste“
Autor: Anke ...
… über das Leben zweier Frauen, die liebevoll porträtiert zu ihrer Stärke finden und durch eine besondere Freundschaft gemeinsam ihre dunkelsten Momente überwinden.
Titel: „Festtagsgäste“
Autor: Anke Schläger
Verlag: Books on Demand Verlag, 1. August 2017; 346 Seiten
Klapptext
Fröhliche Weihnachten? Von wegen! Kurz vor dem Fest bricht Lisannes vermeintlich heile Welt entzwei. Sie erfährt, dass ihr Mann eine zweite Familie hat. Und die wird bald auf dem Biohof einziehen, der das Zuhause von Lisanne und ihren Kindern ist. Als der Hofladen in Flammen steht und Lisanne Hals über Kopf die Flucht ergreift, nimmt ihre Stammkundin Marlene spontan die Verfolgung auf. So beginnt eine Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Frauen, die schon bald ihre größte Bewährungsprobe erlebt …
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte über Umwege, die mit harten Brocken gepflastert sind – und doch zum Ziel führen.
Cover
Das Cover des Romans „Festtagsgäste“ versetzt mit seinen winterlichen Mistelzweigen und dem abgebildeten Engel sofort in Weihnachtsstimmung. Schlichtes Blau bildet den Hintergrund, was die Aufmerksamkeit vermehrt auf den Titel lenkt. Zwar passt die Gestaltung zur weihnachtlich vorherrschenden Zeit im Roman, doch mehr Bezug zur Haupthandlung lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen.
Einschätzung
Sie pflegen seit Jahren miteinander Umgang, doch eine richtige Freundschaft bildet sich erst, als ihre Probleme sie zu überwältigen drohen: Die beiden Hauptprotagonistinnen Lisanne und Marlene haben beide ein Päckchen zu tragen. Während die gebürtige Niederländerin vor dem Betrug ihres Mannes und dem Unglück flieht, hadert die oft zerstreute Marlene mit einer belastenden Vergangenheit.
Umso überraschender, dass Marlene es wagt, die Sicherheit ihres Alltags zu verlassen, um die verzweifelte Lisanne zu verfolgen! Ein Weg voller ernster Themen, wie Vertrauens- und Eheprobleme sowie Kinderlosigkeit, führt zu einer zart aufkeimenden Freundschaft, die nur allzu bald einer Zerreißprobe unterzogen wird…
Ein mitreißender Roman darüber, wie das Leben so spielen kann. Und dass auch in der dunkelsten Zeit eine Freundschaft erblühen kann, die Halt gibt, um weiterzumachen. Nicht nur ein Roman für ältere Leser, sondern auch für das Jungvolk (zu dem ich mich zähle), wenn man gewillt ist, sich mit ernsteren Themen zu befassen.
Angesiedelt in der Weihnachtszeit, startet Anke Schlägers Debütroman mit einer schockierenden Enthüllung, die Lisanne den Boden unter den Füßen entreißt. Fortgeführt mit einer amüsanten Verfolgungsjagd rund um die beiden Frauen, lernt der Leser auch diese besser kennen. Die gut eingestreuten Erzählungen über Marlene und Lisanne verleihen den beiden eine charakterliche Tiefe, wie ich sie selten so authentisch erlebt habe. Beide Frauen haben ihre Ecken und Kanten; dennoch wirken sie gerade durch diese sehr sympathisch, sodass man als Leser gar nicht anders kann, als ihre gemeinsame Geschichte weiter zu verfolgen.
Gerade durch die hervorragend entwickelten Charaktere lassen sich die Handlungen und Reaktionen gut nachvollziehen. Angemerkt sei hierbei, dass man sich manchmal als Leser etwas gedulden- und das Geschehen weiter verfolgen muss, bevor der Grund für eine gewisse Verhaltensweise aufgelöst wird.
Die Gesamthandlung erscheint schlüssig und plausibel, bis zum Ende lässt sich ein roter Faden erkennen. Auffällig sind hierbei die kleinen Details, welche im Roman auftauchen und gegen Ende erneut aufgegriffen werden. Sei es die „Kuchen-Metapher“ oder Lisannes Wandbild - Anke Schläger verwendet schöne Sinnbilder, um ihre Absichten auszudrücken und legt den Charakteren eine eigene Sprache in den Mund, die immer wieder auftaucht. Diese Detailgenauigkeit verleiht dem Roman seinen ganz eigenen Charme und macht das Lesen zu einem Vergnügen. Und wer genauer darüber nachdenkt, wird gegen Ende feststellen, dass der gewählte Titel passt „wie die Faust aufs Auge“
So hat Anke Schläger einen unterhaltsamen Roman geschaffen, der nicht nur mit liebevollen Details aufwarten kann, sondern ebenso mit sympathischen Charakteren. Allerdings kommt auch der Ernst des Lebens nicht zu kurz und wer gerne über eine Lektüre nachdenkt, kann mit Griff ins Bücherregal getrost die „Festtagsgäste“ hervornehmen.
Ein weihnachtliches Lesevergnügen über charakterliche Stärke, den Halt einer Freundschaft und einen Funken Hoffnung, wenn man keinen Ausweg mehr sieht.