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Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Jugendbuch-Schauerroman!

Darkest Powers: Schattenstunde
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Schattenstunde - Die Dunklen Mächte (1)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 02.05.2013)
Seiten: 416
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer ...

Schattenstunde - Die Dunklen Mächte (1)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 02.05.2013)
Seiten: 416
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: 978-3-426-50780-3
Preis: 8,99€ [D]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Die dunklen Mächte begehren auf - Band 1 der "Darkest Powers"-Serie Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen ersten Geist sah – und er mich. Nun kommen immer mehr Tote auf mich zu. Und da das alles andere als normal ist, wurde ich nach Lyle House geschickt – angeblich ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Aber da steckt mehr dahinter. Und die anderen Jugendlichen hier sind auch nicht einfach nur durchgeknallt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss versuchen, den dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Denn nur so kann ich die Toten, die immer näher kommen, zum Schweigen bringen …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Eines Vorweg: Da ich die Versionen der ersten Auflage von 2010 ergattert habe, bewerte ich das Cover der alten Ausgabe, da es das ist, unter dem ich selbst das Buch gelesen habe. Mir ist klar, dass es seit 2013 bereits ein anderes Cover gibt - zur allgemeinen Übersicht werde ich es am Ende der Rezension abbilden. Es fällt mir leichter, das alte Cover zu bewerten, da es mir weitaus besser gefällt als das Neue; und das, obwohl es ein Fotocover ist! Ich liebe, wie Schrift und Hintergrund in der Dunkelheit mit einem düsteren Blau in Szene gesetzt sind, wie Titel, Untertitel und Autorin den Großteil des Covers einnehmen, ohne störend oder Protzig zu wirken und wie geheimnisvoll das abgebildete Mädchen mit der Nacht verschmilzt. Abzüge gebe ich hier, weil die gezeigte Person - obgleich schön anzuschauen - in keiner Weise auf die Beschreibung der Hauptfigur Chloe Saunders passen will, ganz egal wie ich es drehe oder wende. Ich sehe in ihr einfach keine 15-jährige, etwas in sich gekehrte Schülerin, die in der Schule nie besonders aufgefallen ist. Nur ein hübsches Model über 20. Nichtsdestotrotz schafft es das Cover, die Gänsehautatmosphäre des Romans gut festzuhalten und gibt vor allem einen Vorgeschmack auf die darin vorkommende Örtlichkeit: Lyle House. Ich mag es!


Charaktere ♥♥♥♥

Chloe Saunders: Zuerst wurde ich nicht warm mit Chloe, was ein wohl immer wiederkehrendes Problem von mir mit Jugendbuch-Protagonistinnen ist. Sie kam mir vor allem unsympathisch und wie ein Fähnchen im Wind vor, die lieber den Mund hält und sich wie ein braves Mädchen verhält, anstatt sich für die Dinge einzusetzen, die sie wirklich glaubt. Doch glücklicherweise macht Chloe im Verlauf der Handlung eine solche Charakterentwicklung durch, dass ich meine anfängliche Meinung über sie gegen Ende hin einfach revidieren musste. Sie ist sehr intelligent und durchschaut die Situationen sehr schnell - und wenn sie einmal ratlos ist, stellt sie Überlegungen an, die sich mit denen des Lesers sehr stark überschneiden. Sie ist keine von diesen Protagonistinnen, die das Offensichtliche nicht sehen und erst mit der Nase in die Pfütze gedrückt werden müssen, um zu erkennen, was gerade vor sich geht. Das war sehr erfrischend! Auch, dass sie - aufgrund ihrer Leidenschaft für Film und Drehbuch - immer wieder intermediale Anspielungen macht und die Geschehnisse des Romans damit ein bisschen auf die Schippe nimmt, hat mir sehr gut gefallen. So denkt sie zum Beispiel häufiger: "Hm, also in einem guten Drehbuch wäre das jetzt so und so... aber nein, wir sind hier ja im echten Leben, das kann gar nicht sein!" Hat mir gut gefallen! Auch in Bezug auf Jungs entpuppt sich Chloe sehr schnell als angenehme Hauptfigur: Ihr vorrangiges Interesse bleibt immer, die Handlung so gut es geht voranzutreiben. Es gibt die ein oder andere Szene, in der sie errötet,weil sie einen Jungen Oberkörper frei sieht oder wenn er ihr ungewöhnlich nahe kommt, doch diese Szenen sind so rar und so natürlich beschrieben - sie ist immerhin 15 Jahre alt -, dass sie nicht stören. Es ist angenehm, dass Liebe in diesem Teil der Trilogie (ich weiß noch nicht, wie es mit den anderen Teilen aussieht) keine Rolle spielt, wie es in anderen Vertretern des Genres der Fall ist. Wenn Chloe lernt, ihre übernatürliche Gabe zu akzeptieren, wird sie ein zunehmend ernst zu nehmender Charakter. Ich bin gespannt, wo die Trilogie sie noch hinführt.

Derek Souza: Ich liebe Derek Souza! Und nein, er ist kein Märchenprinz! Es wird sogar an mehreren Stellen im Buch erwähnt, dass Derek Souza kein Typ ist, dem ein Mädchen im jugendlichen Alter auch nur einen zweiten Blick schenken würde. Er ist mitten in der Pubertät, riecht nach schweiß, hat ein pickliges Gesicht, ist riesengroß, ist schweigsam und grummelig und wenn er einmal den Mund aufmacht, halten ihn alle um ihn herum für ein großes Ar**lo*, weil er für andere Menschen, außer seinem Bruder Simon, kein Interesse hat. Außerdem ist er überdurchschnittlich stark und gleichermaßen intelligent, weshalb er sich von anderen Menschen generell lieber fernhält. Natürlich hat Chloe so ihre Probleme mit Derek, während sie in Lyle House darauf wartet, dass man sie wieder in das normale Leben eines Teenagers entlässt. Aber die Art und Weise wie sich die beiden im Laufe des Romans anfreunden, beide auf ihre Weise speziell und eigentlich ohne jegliche Sympathie füreinander... ist einfach niedlich. Und ja, ich sage 'anfreunden', weil sie sich wirklich einfach nur anfreunden. Das ganze war so erfrischend, dass ich mich ganz entspannt in die Handlung fallen lassen konnte, ohne vorher schon zu wissen, was passiert. Ein ganz toller Charakter, dem mehr Aufmerksamkeit zusteht, als ihm in seiner Welt so recht zu teil wird... Und dann ist da ja auch noch dieses dunkle Geheimnis, das ihn und seinen Aufenthalt in Lyle House umrankt. Seid gespannt!

Simon Bae: Simon Bae ist Halbkoreaner, äußerst charmant, ein großartiger Basketballer und schrecklich besitzergreifend und beschützend, wenn es um seinen Pflegebruder Derek geht. Die beiden sin gemeinsam bei seinem Vater aufgewachsen und teilen ein dunkles Geheimnis, das in diesem Teil des Buches leider noch nicht so wirklich aufgedeckt werden soll. Er ist zwar nicht der typische Frauenschwarm, in Anbetracht der Tatsache, dass es nur zwei Jungs in Lyle House gibt und sein Bruder diese Position nicht gerade erfüllt, jedoch ein irgendwie unfreiwilliger Anwärter auf diesen Platz. Ich liebe seine lässige Art und seine coolen Sprüche, ohne dass er dabei übertrieben machohaft wirkt. Auch bei ihm gilt das selbe, was ich schon bei Chloe für gut befunden hatte: Sein erstes Interesse gilt seinem Bruder, nicht irgendwelchen Mädchen. Obwohl er Chloe sehr gut leiden kann, was man anhand seiner Körpersprache gut ablesen kann, ist er ihr doch nicht verfallen und zieht sie auch nicht vor. Generell ist die Beziehung der beiden Brüder zur Protagonistin irgendwie zart, geradezu zerbrechlich, so wie sie nun einmal ist, wenn man sich gerade mal eine Woche lang kennt. Sehr schöne Charakterkonstellation!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Ich habe es bisher noch nicht erwähnt, aber ich bin ein großer Fan von Kelley Armstrong, obwohl ihre Bücher bereits seit mehreren Jahren nicht mehr oder nur noch in kleinen Mengen aufgelegt werden. Ich liebe ihre Otherworld-Reihe, die als Vorlage zur Serie 'Bitten' fungiert und fand schon damals, dass die Autorin einen außerordentlich tollen Schreibstil hat, der sich immer zwischen mystisch-düster, geheimnisvoll, humorvoll und sexy bewegt, ohne dabei übertrieben klischeehaft in die Sparte 'Romantasy' zu gehören. Ähnlich ist es auch bei Schattenstunde, mit dem Unterschied, dass sie sich hier das erste Mal auf das gefährliche Jugendbuch-Terrain begeben hat. 'Sexy' fällt hier also vollkommen raus, was übrig bleibt ist das, was oben schon genannt wurde: mystisch-düster, geheimnisvoll und auch zeitweise äußerst humorvoll. Es gab Momente, da habe ich gelacht, es gab Momente, da habe ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht und es gab Momente, die waren so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Alles in Allem hat sich Kelley Armstrongs Schreibstil für mich angefühlt, als würde ich 'nachhause kommen' - ein Gefühl das, wie jeder Buchliebhaber weiß, äußerst wertvoll ist, denn es bedeutet, dass man ein Buch jederzeit aufschlagen und in es hineintauchen kann, und sich dann, ganz egal was passiert, mit den Charakteren und dem Setting pudelwohl fühlt. Deswegen gibt es hier volle Punktzahl für mich!


Handlung ♥♥♥♥

So gut mir der Schreibstil von Schattenstunde auch gefallen hat, ein paar Kritikpunkte in Bezug auf die Handlung habe ich schon. Am meisten hat mich gestört, dass die ersten Hälfte des Buches leider so gut wie gar nichts passiert und man sich erst einmal so weit durchkämpfen muss, um mit den Charakteren und dem Setting überhaupt erst warm zu werden. Chloe denkt sehr viel, sie macht sich zum Teil Seiten lang Gedanken, was nun eigentlich mit ihr und mit Lyle House vorgeht, und wie sie das alles überhaupt erst verarbeiten soll. Weil sie sich in der ersten Zeit sehr stark vom Rest der Insassen absondert - was psychologisch gesehen auch relativ verständlich ist -, bekommen die anderen Charaktere erst sehr spät genug 'Screentime', um sie überhaupt als vollwertige Nebencharaktere und nicht nur als Randcharaktere wahrnehmen zu können. Zwar gibt es vereinzelt starke Szenen, die einen vor Spannung gar nicht mehr loslassen, aber die sind leider so weit gesät, dass sich die Handlung (zumindest am Anfang) anfühlt wie hoher Wellengang auf See: Spannung, Spannungsabfall, Tiefpunkt, Spannung, Spannungsabfall, Tiefpunkt. Hat man dann den 'Zenit' der Handlung überschritten und die zweite Hälfte erreicht, wird es schlagartig so spannend, dass ich, die ich eigentlich immer sehr schnell einschlafe, die ganze Nacht durchgelesen habe. Chloe lernt, sich langsam mit ihrer Fähigkeit, Geister zu sehen, abzufinden, und hat so einige unheimliche, unheimliche Begegnungen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und dann sind da ja auch noch die anderen Insassen von Lyle House, die allesamt so ihre ganz persönlichen Geheimnisse haben ... Wirklich, ein ganz tolles Buch, wenn man sich erst einmal durchgebissen hat.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Ich habe es ja schon erwähnt, ich vergöttere Kelley Armstrong und Schattenstunde hat mir wiedereinmal bewiesen, warum ich das tue. Sicher, es gibt die ein oder andere Sache, die besser hätte sein können, wie etwa das Cover oder die Spannungskurve in der ersten Hälfte des Buches, doch rückwirkend gesehen kann ich beim Gedanken an dieses Buch eigentlich nur liebevoll lächeln. Die Charaktere sind - für Teenager - wirklich schön gezeichnet, mit Klischees ist Mrs. Armstrong sehr vorsichtig umgegangen und hat es geschafft, zumindest mit Chloe, Derek und Simon eigenständige, individuelle Charaktere zu erschaffen, die ihre Vor- und Nachteile haben und sich nicht von den gängigen Prototypen der Jugendbuch-Massenproduktion abholen lassen. Schattenstunde ist gerade zum Ende hin sehr, sehr spannend und hat die ein oder andere Szene, die so unheimlich und gänsehautverdächtig ist, dass ich es für die angestrebte Zielgruppe fast 'too much' finde. Immerhin geht es hier um Geister... und was man für schaurige Geschichten mit Geistern erzählen kann... das wusste ich bisher nicht einmal. Man könnte sagen, ich befinde mich hier auf absolutem Neuland. Und ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil zu lesen. Unbedingt reinlesen!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik

Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Jugendbuch-Schauerroman!

Darkest Powers: Schattenstunde
0

Schattenstunde - Die Dunklen Mächte (1)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 02.05.2013)
Seiten: 416
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer ...

Schattenstunde - Die Dunklen Mächte (1)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 02.05.2013)
Seiten: 416
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: 978-3-426-50780-3
Preis: 8,99€ [D]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Die dunklen Mächte begehren auf - Band 1 der "Darkest Powers"-Serie Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen ersten Geist sah – und er mich. Nun kommen immer mehr Tote auf mich zu. Und da das alles andere als normal ist, wurde ich nach Lyle House geschickt – angeblich ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Aber da steckt mehr dahinter. Und die anderen Jugendlichen hier sind auch nicht einfach nur durchgeknallt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss versuchen, den dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Denn nur so kann ich die Toten, die immer näher kommen, zum Schweigen bringen …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Eines Vorweg: Da ich die Versionen der ersten Auflage von 2010 ergattert habe, bewerte ich das Cover der alten Ausgabe, da es das ist, unter dem ich selbst das Buch gelesen habe. Mir ist klar, dass es seit 2013 bereits ein anderes Cover gibt - zur allgemeinen Übersicht werde ich es am Ende der Rezension abbilden. Es fällt mir leichter, das alte Cover zu bewerten, da es mir weitaus besser gefällt als das Neue; und das, obwohl es ein Fotocover ist! Ich liebe, wie Schrift und Hintergrund in der Dunkelheit mit einem düsteren Blau in Szene gesetzt sind, wie Titel, Untertitel und Autorin den Großteil des Covers einnehmen, ohne störend oder Protzig zu wirken und wie geheimnisvoll das abgebildete Mädchen mit der Nacht verschmilzt. Abzüge gebe ich hier, weil die gezeigte Person - obgleich schön anzuschauen - in keiner Weise auf die Beschreibung der Hauptfigur Chloe Saunders passen will, ganz egal wie ich es drehe oder wende. Ich sehe in ihr einfach keine 15-jährige, etwas in sich gekehrte Schülerin, die in der Schule nie besonders aufgefallen ist. Nur ein hübsches Model über 20. Nichtsdestotrotz schafft es das Cover, die Gänsehautatmosphäre des Romans gut festzuhalten und gibt vor allem einen Vorgeschmack auf die darin vorkommende Örtlichkeit: Lyle House. Ich mag es!


Charaktere ♥♥♥♥

Chloe Saunders: Zuerst wurde ich nicht warm mit Chloe, was ein wohl immer wiederkehrendes Problem von mir mit Jugendbuch-Protagonistinnen ist. Sie kam mir vor allem unsympathisch und wie ein Fähnchen im Wind vor, die lieber den Mund hält und sich wie ein braves Mädchen verhält, anstatt sich für die Dinge einzusetzen, die sie wirklich glaubt. Doch glücklicherweise macht Chloe im Verlauf der Handlung eine solche Charakterentwicklung durch, dass ich meine anfängliche Meinung über sie gegen Ende hin einfach revidieren musste. Sie ist sehr intelligent und durchschaut die Situationen sehr schnell - und wenn sie einmal ratlos ist, stellt sie Überlegungen an, die sich mit denen des Lesers sehr stark überschneiden. Sie ist keine von diesen Protagonistinnen, die das Offensichtliche nicht sehen und erst mit der Nase in die Pfütze gedrückt werden müssen, um zu erkennen, was gerade vor sich geht. Das war sehr erfrischend! Auch, dass sie - aufgrund ihrer Leidenschaft für Film und Drehbuch - immer wieder intermediale Anspielungen macht und die Geschehnisse des Romans damit ein bisschen auf die Schippe nimmt, hat mir sehr gut gefallen. So denkt sie zum Beispiel häufiger: "Hm, also in einem guten Drehbuch wäre das jetzt so und so... aber nein, wir sind hier ja im echten Leben, das kann gar nicht sein!" Hat mir gut gefallen! Auch in Bezug auf Jungs entpuppt sich Chloe sehr schnell als angenehme Hauptfigur: Ihr vorrangiges Interesse bleibt immer, die Handlung so gut es geht voranzutreiben. Es gibt die ein oder andere Szene, in der sie errötet,weil sie einen Jungen Oberkörper frei sieht oder wenn er ihr ungewöhnlich nahe kommt, doch diese Szenen sind so rar und so natürlich beschrieben - sie ist immerhin 15 Jahre alt -, dass sie nicht stören. Es ist angenehm, dass Liebe in diesem Teil der Trilogie (ich weiß noch nicht, wie es mit den anderen Teilen aussieht) keine Rolle spielt, wie es in anderen Vertretern des Genres der Fall ist. Wenn Chloe lernt, ihre übernatürliche Gabe zu akzeptieren, wird sie ein zunehmend ernst zu nehmender Charakter. Ich bin gespannt, wo die Trilogie sie noch hinführt.

Derek Souza: Ich liebe Derek Souza! Und nein, er ist kein Märchenprinz! Es wird sogar an mehreren Stellen im Buch erwähnt, dass Derek Souza kein Typ ist, dem ein Mädchen im jugendlichen Alter auch nur einen zweiten Blick schenken würde. Er ist mitten in der Pubertät, riecht nach schweiß, hat ein pickliges Gesicht, ist riesengroß, ist schweigsam und grummelig und wenn er einmal den Mund aufmacht, halten ihn alle um ihn herum für ein großes Ar**lo*, weil er für andere Menschen, außer seinem Bruder Simon, kein Interesse hat. Außerdem ist er überdurchschnittlich stark und gleichermaßen intelligent, weshalb er sich von anderen Menschen generell lieber fernhält. Natürlich hat Chloe so ihre Probleme mit Derek, während sie in Lyle House darauf wartet, dass man sie wieder in das normale Leben eines Teenagers entlässt. Aber die Art und Weise wie sich die beiden im Laufe des Romans anfreunden, beide auf ihre Weise speziell und eigentlich ohne jegliche Sympathie füreinander... ist einfach niedlich. Und ja, ich sage 'anfreunden', weil sie sich wirklich einfach nur anfreunden. Das ganze war so erfrischend, dass ich mich ganz entspannt in die Handlung fallen lassen konnte, ohne vorher schon zu wissen, was passiert. Ein ganz toller Charakter, dem mehr Aufmerksamkeit zusteht, als ihm in seiner Welt so recht zu teil wird... Und dann ist da ja auch noch dieses dunkle Geheimnis, das ihn und seinen Aufenthalt in Lyle House umrankt. Seid gespannt!

Simon Bae: Simon Bae ist Halbkoreaner, äußerst charmant, ein großartiger Basketballer und schrecklich besitzergreifend und beschützend, wenn es um seinen Pflegebruder Derek geht. Die beiden sin gemeinsam bei seinem Vater aufgewachsen und teilen ein dunkles Geheimnis, das in diesem Teil des Buches leider noch nicht so wirklich aufgedeckt werden soll. Er ist zwar nicht der typische Frauenschwarm, in Anbetracht der Tatsache, dass es nur zwei Jungs in Lyle House gibt und sein Bruder diese Position nicht gerade erfüllt, jedoch ein irgendwie unfreiwilliger Anwärter auf diesen Platz. Ich liebe seine lässige Art und seine coolen Sprüche, ohne dass er dabei übertrieben machohaft wirkt. Auch bei ihm gilt das selbe, was ich schon bei Chloe für gut befunden hatte: Sein erstes Interesse gilt seinem Bruder, nicht irgendwelchen Mädchen. Obwohl er Chloe sehr gut leiden kann, was man anhand seiner Körpersprache gut ablesen kann, ist er ihr doch nicht verfallen und zieht sie auch nicht vor. Generell ist die Beziehung der beiden Brüder zur Protagonistin irgendwie zart, geradezu zerbrechlich, so wie sie nun einmal ist, wenn man sich gerade mal eine Woche lang kennt. Sehr schöne Charakterkonstellation!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Ich habe es bisher noch nicht erwähnt, aber ich bin ein großer Fan von Kelley Armstrong, obwohl ihre Bücher bereits seit mehreren Jahren nicht mehr oder nur noch in kleinen Mengen aufgelegt werden. Ich liebe ihre Otherworld-Reihe, die als Vorlage zur Serie 'Bitten' fungiert und fand schon damals, dass die Autorin einen außerordentlich tollen Schreibstil hat, der sich immer zwischen mystisch-düster, geheimnisvoll, humorvoll und sexy bewegt, ohne dabei übertrieben klischeehaft in die Sparte 'Romantasy' zu gehören. Ähnlich ist es auch bei Schattenstunde, mit dem Unterschied, dass sie sich hier das erste Mal auf das gefährliche Jugendbuch-Terrain begeben hat. 'Sexy' fällt hier also vollkommen raus, was übrig bleibt ist das, was oben schon genannt wurde: mystisch-düster, geheimnisvoll und auch zeitweise äußerst humorvoll. Es gab Momente, da habe ich gelacht, es gab Momente, da habe ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht und es gab Momente, die waren so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Alles in Allem hat sich Kelley Armstrongs Schreibstil für mich angefühlt, als würde ich 'nachhause kommen' - ein Gefühl das, wie jeder Buchliebhaber weiß, äußerst wertvoll ist, denn es bedeutet, dass man ein Buch jederzeit aufschlagen und in es hineintauchen kann, und sich dann, ganz egal was passiert, mit den Charakteren und dem Setting pudelwohl fühlt. Deswegen gibt es hier volle Punktzahl für mich!


Handlung ♥♥♥♥

So gut mir der Schreibstil von Schattenstunde auch gefallen hat, ein paar Kritikpunkte in Bezug auf die Handlung habe ich schon. Am meisten hat mich gestört, dass die ersten Hälfte des Buches leider so gut wie gar nichts passiert und man sich erst einmal so weit durchkämpfen muss, um mit den Charakteren und dem Setting überhaupt erst warm zu werden. Chloe denkt sehr viel, sie macht sich zum Teil Seiten lang Gedanken, was nun eigentlich mit ihr und mit Lyle House vorgeht, und wie sie das alles überhaupt erst verarbeiten soll. Weil sie sich in der ersten Zeit sehr stark vom Rest der Insassen absondert - was psychologisch gesehen auch relativ verständlich ist -, bekommen die anderen Charaktere erst sehr spät genug 'Screentime', um sie überhaupt als vollwertige Nebencharaktere und nicht nur als Randcharaktere wahrnehmen zu können. Zwar gibt es vereinzelt starke Szenen, die einen vor Spannung gar nicht mehr loslassen, aber die sind leider so weit gesät, dass sich die Handlung (zumindest am Anfang) anfühlt wie hoher Wellengang auf See: Spannung, Spannungsabfall, Tiefpunkt, Spannung, Spannungsabfall, Tiefpunkt. Hat man dann den 'Zenit' der Handlung überschritten und die zweite Hälfte erreicht, wird es schlagartig so spannend, dass ich, die ich eigentlich immer sehr schnell einschlafe, die ganze Nacht durchgelesen habe. Chloe lernt, sich langsam mit ihrer Fähigkeit, Geister zu sehen, abzufinden, und hat so einige unheimliche, unheimliche Begegnungen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und dann sind da ja auch noch die anderen Insassen von Lyle House, die allesamt so ihre ganz persönlichen Geheimnisse haben ... Wirklich, ein ganz tolles Buch, wenn man sich erst einmal durchgebissen hat.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Ich habe es ja schon erwähnt, ich vergöttere Kelley Armstrong und Schattenstunde hat mir wiedereinmal bewiesen, warum ich das tue. Sicher, es gibt die ein oder andere Sache, die besser hätte sein können, wie etwa das Cover oder die Spannungskurve in der ersten Hälfte des Buches, doch rückwirkend gesehen kann ich beim Gedanken an dieses Buch eigentlich nur liebevoll lächeln. Die Charaktere sind - für Teenager - wirklich schön gezeichnet, mit Klischees ist Mrs. Armstrong sehr vorsichtig umgegangen und hat es geschafft, zumindest mit Chloe, Derek und Simon eigenständige, individuelle Charaktere zu erschaffen, die ihre Vor- und Nachteile haben und sich nicht von den gängigen Prototypen der Jugendbuch-Massenproduktion abholen lassen. Schattenstunde ist gerade zum Ende hin sehr, sehr spannend und hat die ein oder andere Szene, die so unheimlich und gänsehautverdächtig ist, dass ich es für die angestrebte Zielgruppe fast 'too much' finde. Immerhin geht es hier um Geister... und was man für schaurige Geschichten mit Geistern erzählen kann... das wusste ich bisher nicht einmal. Man könnte sagen, ich befinde mich hier auf absolutem Neuland. Und ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil zu lesen. Unbedingt reinlesen!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik

Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach nur flach...

Die Vertriebenen: Flucht aus Camp Eden -
0

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: ...

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: 8,99€ [D] / 9,30€ [A]

Rating: ♥♥


Inhalt

"Die Menschheit hat nur noch eine Chance... Owen Parker lebt in einer Welt, die durch die Klimaerwärmung nahezu unbewohnbar geworden ist: Um den tödlichen Strahlen der Sonne zu entfliehen, haben die Menschen ihre Städte unter riesige Kuppeln verlegt. Bei einem Tauchunfall im Feriencamp entdeckt Owen außergewöhnliche Fähigkeiten an sich. Fähigkeiten, die der Menschheit das Überleben ermöglichen könnten. Gemeinsam mit seiner attraktiven Tauchlehrerin Lilly sucht er einen Weg, die Gabe zu begreifen und zu kontrollieren. Doch damit schrecken die beiden dunkle Kräfte auf, die diese Suche um jeden Preis verhindern wollen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Auch hier bestätigt sich mal wieder, was ich in meinen restlichen Rezensionen immer wieder betone: Ich bin kein Freund von Foto-Covers. Denn so schön die darauf abgebildeten Gestalten auch sein mögen, sie wirken oftmals viel zu steif in Szene gesetzt und aus Perfektionsgründen bis zur Entfremdung nachbearbeitet. Mit ihrem leeren Zombieblick stellen sich die hübschen Fotomodels, die oftmals gar nicht wissen, wofür sie eigentlich fotografiert werden, zwischen mich und meine Vorstellungskraft. Obwohl die Farben bei Die Vertriebenen hübsch gewählt wurden, gefällt mir die Gesamtgestaltung des Covers eher weniger - ironischerweise passen die abgebildeten Figuren trotzdem sehr gut zu den im Buch beschriebenen Charakteren Lily und Owen: er ein wenig jünger und schmächtiger, nicht der typische sexy Muskelprotz von nebenan, sie mit ihrem undurchdringlich schwarzem Haar und dem Revoluzzerblick - passt! Nichtsdestotrotz gefällt mir die Aufmachung etwa so gut, wie das Buch im Allgemeinen: mittelmäßig.


Charaktere ♥♥

Owen Parker: Beim Lesen habe ich mich immer wieder dabei erwischt, dass meine Meinung über Owen stets zwischen Gleichgültigkeit und Abneigung schwankte. Obwohl ich es eigentlich gut finden müsste, dass er sich von den gängigen Prototypen eines Jugendbuch-Helden unterscheidet, indem er eben nicht dem Schönheits-, Sportlichkeits- und Beliebtheitsideal derselben unterwirft, trotzdem wirkte Owen - vielleicht gerade deshalb - auf mich schwächlich, weinerlich, missgünstig, passiv und zu einem großen Teil auch nervig. 'Bloß nicht auffallen' ist seine Devise im Feriencamp, während er seinen Mitschülern hinterher schlurft wie ein totaler Langweiler. Sobald er bemerkt, dass in ihm Kräfte schlummern, die andere nicht haben, wird er überheblich und fantasiert, seine neu gewonnene Fähigkeit gegen Leech einzusetzen, einen Jungen, den er nicht leiden kann, weil er andere, eingeschlossen ihm selbst, schikaniert. Allein das zeugt nicht gerade von großer Charakterstärke, denn abseits seiner übernatürlichen Kraft bringt er es einfach nicht auf die Reihe, sich gegen seinen Rivalen zu behaupten und ihn mit 'fairen Mitteln' zu stellen. Im Umgang mit ihm "unterlegeneren" Mitschülern benimmt er sich arrogant und abfällig, als gäbe er sich nur mit ihnen ab, weil er keine andere Wahl hat. Hinzu kommt seine übertriebene Besessenheit von Lily, seiner nur wenig älteren Schwimmtrainerin, der er vom ersten Moment an verfallen ist und ihr hinterher dackelt wie ein debiler Köter, in der Hoffnung sie könne irgendwann auf ihn aufmerksam werden. Und obwohl er sich in ihrer Nähe wie ein Volltrottel aufführt, ihr immer nur zustimmt und sie dann plötzlich stehen lässt, als es ernst wird, hat er damit wohl sogar Erfolg. In meinen Augen ist Owen kein Held, er ist nicht einmal ein angenehmer Zeitgenosse. Er mag gut möglich sein, dass mir sein Charakterbild missfällt, weil er von einem männlichen Autor abseits weiblicher Idealvorstellungen geschaffen wurde, aber Owen gibt mir als Leserin einfach nicht den geringsten Grund, warum ich ihn mögen oder mich auch nur für ihn interessieren sollte.

Lily: Lily war im Vergleich zu Owen ein echter Lichtblick! Sie ist wortgewandt, charmant, selbstsicher und immer positiv, obgleich nicht immer optimistisch. Sie hat die Gefahr, die sich hinter Camp Eden verbirgt, schon sehr früh bemerkt und versucht, ihr Freunde davon zu überzeugen, die sie wiederum für eine nervige Verschwörungstheoretikerin halten. Auf ihre freche und zugleich sehr freundliche Art und Weise beeindruckt sie Owen - und auch andere Jungs in ihrem Umfeld -, scheint selbst aber nur am Rande Interesse für solcherlei Sachen wie Liebe zu haben, denn das Geheimnis um Camp Eden nimmt den Hauptteil ihrer Denkleistung ein. Sie ist eine starke Persönlichkeit, neigt allerdings zu einer sympathischen Portion Naivität, die nicht nur die Charaktere um sie herum, sondern auch den Leser von Zeit zu Zeit schmunzeln lässt. Wie ein kleines Mädchen, dass gerade ihre Liebe zu Boybands entdeckt hat, steckt sie auf fanatische Weise mit dem Kopf in den Wolken, sodass man sie, ihre Ideen und ihre übertriebenen Gefühlswallungen nicht immer ganz ernst nehmen kann. Bis zum Ende des Buches konnte ich allerdings nicht verstehen, dass jemand wie sie Interesse an jemandem wie Owen haben sollte: Das mag jetzt auf den ersten Moment oberflächlich klingen, aber im Vergleich zu ihr ist Owen flach, unsympathisch und schwächlich, weshalb die beiden in meinen Augen nicht im Geringsten zueinander passen. Vielleicht liegt das an der Erzählperspektive: Ein Mann schreibt aus der Perspektive eines pubertierenden Jungen, der kaum Charakter hat, aber trotzdem das schöne, starke und zeitweise uninteressierte Mädchen abbekommt. Soll das seiner Zielgruppe Mut machen?


Schreibstil ♥♥♥

Kevin Emersons Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, stilistisch einwandfrei und seine Sprache einfach, wie es sich für das Jugendbuchgenre eben gehört. Da das Buch aus Owens Sicht geschrieben worden ist, haben mich die Einblicke in sein pubertierendes Jungenhirn meistens eher weniger interessiert, die vor allem die ersten drei Viertel des Buches dominieren. Erst, als Owen und Lily langsam das Geheimnis um das Camp Eden lüften, wurde es richtig spannend und der Autor versteht es ganz gut, Spannung aufzubauen und den Leser trotz nerviger Hauptfigur am Ball zu halten. Ein ganz besonders gewichtiger Kritikpunkt an Emersons Stil ist für mich, dass er sich nie allzu lange mit der selben Szene aufhält und somit immer irgendwie gehetzt wirkt, was besonders den dramatischen und wirklich interessanten Szenen einen großen Abbruch tut. So werden auf einen brutalen Fund im Forschungszentrum mit dramatischen, potentiell tränenreichen Folgen lediglich zwei läppische Seiten im Buch verwendet, ohne viel auszuschmücken, ohne das ganze emotionale Potential aus der Szene zu holen. Mir scheint einfach, dass der Autor sich vor der Konfrontation mit solch sensiblen Themen eher scheut, sie der Spannung wegen aber verwenden möchte. Also macht er es sich lieber besonders leicht und beschneidet die Blume ihrer Blüten, bis nur noch der grüne, lebensfähige Stumpf übrig bleibt. Schade.


Handlung ♥♥

Wie weiter oben schon genannt fand ich das letzte Viertel der Handlung besonders spannend. Davor basierte die Handlung auf der üblichen Einführung wichtiger - dafür aber gleichermaßen uninteressanter - Charaktere, ihrer Beziehung untereinander und der ewigen Wiederholung und Weiterentwicklung von Theorien zum Thema 'Warum Camp Eden böse ist'. Sicherlich, hin und wieder passieren vereinzelt auch Dinge, die den Leser stirnrunzelnd zurück lassen, doch darauf wird, wie schon gesagt, nicht besonders viel Zeit verwendet. Handlung und Setting von die Vertriebenen haben ein großes Potential für ein episches Abenteuer, werden gegen Ende hin sogar überraschend brutal für ein Jugendbuch, bleiben jedoch nicht intensiv genug, um vollends zu begeistern. Es gibt vereinzelte Episoden aus der Vergangenheit, die den Rahmen der Haupthandlung aufsprengen und sich wie Fremdkörper inmitten einer Szene platzieren, um die Spannung möglichst in die länge zu ziehen, ohne viel Zeit an unnötige Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen werden die eher störenden Episoden zur Erklärung der Umstände genutzt, bis es auch dem langsamsten Leser wie Schuppen von den Augen fällt. Wenig elegant, dafür aber umso effizienter gelöst. Kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn eine entscheidende Szene, in der es soeben um den Tod eines wichtigen Charakters geht, plötzlich von seitenlangen, langatmigen Erklärungen zerschossen wird, nur eines blöden Cliffhangers wegen, dann finde ich das als Leser eher anstrengend und muss gestehen, dass ich das Buch vor Wut einen Moment aus der Hand legen musste, um mich anschließend durch den langweiligen Part bis zum spannenden Kern hindurchzufressen. Mein Ding war es nicht.


Gesamtwertung ♥♥

To put it in a nutshell: Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden hat mich im Vergleich zu anderen Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, sehr enttäuscht. Trotz der zum Teil sehr spannenden Szenen und einer Hintergrundgeschichte mit großem Potential, fühlte sich der erste Teil der Atlantis-Reihe so zäh, oberflächlich und schwach an wie sein Hauptcharakter Owen. Der war mit seiner stets weinerlichen Einstellung, seinem geringen Selbstbewusstsein und seinem schwachen Charakter in Bezug auf andere Personen eher lästig und wenn er mich nicht gerade nicht die Bohne interessiert hat, dann hat er meine Nerven bis zum Zerreißen strapaziert. Lily, obgleich ihrer frechen, freundlichen, aber naiven Art, konnte das Leseerlebnis für mich nur wenig verbessern, da ich mich immer fragen musste, was um alles in der Welt sie an Owen findet. Auch die restlichen Charaktere waren so schwach, dass sie hier kaum erwähnenswert sind. Trotzdem hat mich das Setting und das Potential der Hintergrundgeschichte so überzeugt, dass ich dem zweiten Band gerne eine Chance geben will, die Schwächen des ersten wieder auszugleichen. Vielleicht habe ich Glück und Owen macht endlich eine Entwicklung durch, die mir gefällt.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach nur flach...

Die Vertriebenen: Flucht aus Camp Eden -
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Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: ...

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: 8,99€ [D] / 9,30€ [A]

Rating: ♥♥


Inhalt

"Die Menschheit hat nur noch eine Chance... Owen Parker lebt in einer Welt, die durch die Klimaerwärmung nahezu unbewohnbar geworden ist: Um den tödlichen Strahlen der Sonne zu entfliehen, haben die Menschen ihre Städte unter riesige Kuppeln verlegt. Bei einem Tauchunfall im Feriencamp entdeckt Owen außergewöhnliche Fähigkeiten an sich. Fähigkeiten, die der Menschheit das Überleben ermöglichen könnten. Gemeinsam mit seiner attraktiven Tauchlehrerin Lilly sucht er einen Weg, die Gabe zu begreifen und zu kontrollieren. Doch damit schrecken die beiden dunkle Kräfte auf, die diese Suche um jeden Preis verhindern wollen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Auch hier bestätigt sich mal wieder, was ich in meinen restlichen Rezensionen immer wieder betone: Ich bin kein Freund von Foto-Covers. Denn so schön die darauf abgebildeten Gestalten auch sein mögen, sie wirken oftmals viel zu steif in Szene gesetzt und aus Perfektionsgründen bis zur Entfremdung nachbearbeitet. Mit ihrem leeren Zombieblick stellen sich die hübschen Fotomodels, die oftmals gar nicht wissen, wofür sie eigentlich fotografiert werden, zwischen mich und meine Vorstellungskraft. Obwohl die Farben bei Die Vertriebenen hübsch gewählt wurden, gefällt mir die Gesamtgestaltung des Covers eher weniger - ironischerweise passen die abgebildeten Figuren trotzdem sehr gut zu den im Buch beschriebenen Charakteren Lily und Owen: er ein wenig jünger und schmächtiger, nicht der typische sexy Muskelprotz von nebenan, sie mit ihrem undurchdringlich schwarzem Haar und dem Revoluzzerblick - passt! Nichtsdestotrotz gefällt mir die Aufmachung etwa so gut, wie das Buch im Allgemeinen: mittelmäßig.


Charaktere ♥♥

Owen Parker: Beim Lesen habe ich mich immer wieder dabei erwischt, dass meine Meinung über Owen stets zwischen Gleichgültigkeit und Abneigung schwankte. Obwohl ich es eigentlich gut finden müsste, dass er sich von den gängigen Prototypen eines Jugendbuch-Helden unterscheidet, indem er eben nicht dem Schönheits-, Sportlichkeits- und Beliebtheitsideal derselben unterwirft, trotzdem wirkte Owen - vielleicht gerade deshalb - auf mich schwächlich, weinerlich, missgünstig, passiv und zu einem großen Teil auch nervig. 'Bloß nicht auffallen' ist seine Devise im Feriencamp, während er seinen Mitschülern hinterher schlurft wie ein totaler Langweiler. Sobald er bemerkt, dass in ihm Kräfte schlummern, die andere nicht haben, wird er überheblich und fantasiert, seine neu gewonnene Fähigkeit gegen Leech einzusetzen, einen Jungen, den er nicht leiden kann, weil er andere, eingeschlossen ihm selbst, schikaniert. Allein das zeugt nicht gerade von großer Charakterstärke, denn abseits seiner übernatürlichen Kraft bringt er es einfach nicht auf die Reihe, sich gegen seinen Rivalen zu behaupten und ihn mit 'fairen Mitteln' zu stellen. Im Umgang mit ihm "unterlegeneren" Mitschülern benimmt er sich arrogant und abfällig, als gäbe er sich nur mit ihnen ab, weil er keine andere Wahl hat. Hinzu kommt seine übertriebene Besessenheit von Lily, seiner nur wenig älteren Schwimmtrainerin, der er vom ersten Moment an verfallen ist und ihr hinterher dackelt wie ein debiler Köter, in der Hoffnung sie könne irgendwann auf ihn aufmerksam werden. Und obwohl er sich in ihrer Nähe wie ein Volltrottel aufführt, ihr immer nur zustimmt und sie dann plötzlich stehen lässt, als es ernst wird, hat er damit wohl sogar Erfolg. In meinen Augen ist Owen kein Held, er ist nicht einmal ein angenehmer Zeitgenosse. Er mag gut möglich sein, dass mir sein Charakterbild missfällt, weil er von einem männlichen Autor abseits weiblicher Idealvorstellungen geschaffen wurde, aber Owen gibt mir als Leserin einfach nicht den geringsten Grund, warum ich ihn mögen oder mich auch nur für ihn interessieren sollte.

Lily: Lily war im Vergleich zu Owen ein echter Lichtblick! Sie ist wortgewandt, charmant, selbstsicher und immer positiv, obgleich nicht immer optimistisch. Sie hat die Gefahr, die sich hinter Camp Eden verbirgt, schon sehr früh bemerkt und versucht, ihr Freunde davon zu überzeugen, die sie wiederum für eine nervige Verschwörungstheoretikerin halten. Auf ihre freche und zugleich sehr freundliche Art und Weise beeindruckt sie Owen - und auch andere Jungs in ihrem Umfeld -, scheint selbst aber nur am Rande Interesse für solcherlei Sachen wie Liebe zu haben, denn das Geheimnis um Camp Eden nimmt den Hauptteil ihrer Denkleistung ein. Sie ist eine starke Persönlichkeit, neigt allerdings zu einer sympathischen Portion Naivität, die nicht nur die Charaktere um sie herum, sondern auch den Leser von Zeit zu Zeit schmunzeln lässt. Wie ein kleines Mädchen, dass gerade ihre Liebe zu Boybands entdeckt hat, steckt sie auf fanatische Weise mit dem Kopf in den Wolken, sodass man sie, ihre Ideen und ihre übertriebenen Gefühlswallungen nicht immer ganz ernst nehmen kann. Bis zum Ende des Buches konnte ich allerdings nicht verstehen, dass jemand wie sie Interesse an jemandem wie Owen haben sollte: Das mag jetzt auf den ersten Moment oberflächlich klingen, aber im Vergleich zu ihr ist Owen flach, unsympathisch und schwächlich, weshalb die beiden in meinen Augen nicht im Geringsten zueinander passen. Vielleicht liegt das an der Erzählperspektive: Ein Mann schreibt aus der Perspektive eines pubertierenden Jungen, der kaum Charakter hat, aber trotzdem das schöne, starke und zeitweise uninteressierte Mädchen abbekommt. Soll das seiner Zielgruppe Mut machen?


Schreibstil ♥♥♥

Kevin Emersons Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, stilistisch einwandfrei und seine Sprache einfach, wie es sich für das Jugendbuchgenre eben gehört. Da das Buch aus Owens Sicht geschrieben worden ist, haben mich die Einblicke in sein pubertierendes Jungenhirn meistens eher weniger interessiert, die vor allem die ersten drei Viertel des Buches dominieren. Erst, als Owen und Lily langsam das Geheimnis um das Camp Eden lüften, wurde es richtig spannend und der Autor versteht es ganz gut, Spannung aufzubauen und den Leser trotz nerviger Hauptfigur am Ball zu halten. Ein ganz besonders gewichtiger Kritikpunkt an Emersons Stil ist für mich, dass er sich nie allzu lange mit der selben Szene aufhält und somit immer irgendwie gehetzt wirkt, was besonders den dramatischen und wirklich interessanten Szenen einen großen Abbruch tut. So werden auf einen brutalen Fund im Forschungszentrum mit dramatischen, potentiell tränenreichen Folgen lediglich zwei läppische Seiten im Buch verwendet, ohne viel auszuschmücken, ohne das ganze emotionale Potential aus der Szene zu holen. Mir scheint einfach, dass der Autor sich vor der Konfrontation mit solch sensiblen Themen eher scheut, sie der Spannung wegen aber verwenden möchte. Also macht er es sich lieber besonders leicht und beschneidet die Blume ihrer Blüten, bis nur noch der grüne, lebensfähige Stumpf übrig bleibt. Schade.


Handlung ♥♥

Wie weiter oben schon genannt fand ich das letzte Viertel der Handlung besonders spannend. Davor basierte die Handlung auf der üblichen Einführung wichtiger - dafür aber gleichermaßen uninteressanter - Charaktere, ihrer Beziehung untereinander und der ewigen Wiederholung und Weiterentwicklung von Theorien zum Thema 'Warum Camp Eden böse ist'. Sicherlich, hin und wieder passieren vereinzelt auch Dinge, die den Leser stirnrunzelnd zurück lassen, doch darauf wird, wie schon gesagt, nicht besonders viel Zeit verwendet. Handlung und Setting von die Vertriebenen haben ein großes Potential für ein episches Abenteuer, werden gegen Ende hin sogar überraschend brutal für ein Jugendbuch, bleiben jedoch nicht intensiv genug, um vollends zu begeistern. Es gibt vereinzelte Episoden aus der Vergangenheit, die den Rahmen der Haupthandlung aufsprengen und sich wie Fremdkörper inmitten einer Szene platzieren, um die Spannung möglichst in die länge zu ziehen, ohne viel Zeit an unnötige Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen werden die eher störenden Episoden zur Erklärung der Umstände genutzt, bis es auch dem langsamsten Leser wie Schuppen von den Augen fällt. Wenig elegant, dafür aber umso effizienter gelöst. Kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn eine entscheidende Szene, in der es soeben um den Tod eines wichtigen Charakters geht, plötzlich von seitenlangen, langatmigen Erklärungen zerschossen wird, nur eines blöden Cliffhangers wegen, dann finde ich das als Leser eher anstrengend und muss gestehen, dass ich das Buch vor Wut einen Moment aus der Hand legen musste, um mich anschließend durch den langweiligen Part bis zum spannenden Kern hindurchzufressen. Mein Ding war es nicht.


Gesamtwertung ♥♥

To put it in a nutshell: Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden hat mich im Vergleich zu anderen Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, sehr enttäuscht. Trotz der zum Teil sehr spannenden Szenen und einer Hintergrundgeschichte mit großem Potential, fühlte sich der erste Teil der Atlantis-Reihe so zäh, oberflächlich und schwach an wie sein Hauptcharakter Owen. Der war mit seiner stets weinerlichen Einstellung, seinem geringen Selbstbewusstsein und seinem schwachen Charakter in Bezug auf andere Personen eher lästig und wenn er mich nicht gerade nicht die Bohne interessiert hat, dann hat er meine Nerven bis zum Zerreißen strapaziert. Lily, obgleich ihrer frechen, freundlichen, aber naiven Art, konnte das Leseerlebnis für mich nur wenig verbessern, da ich mich immer fragen musste, was um alles in der Welt sie an Owen findet. Auch die restlichen Charaktere waren so schwach, dass sie hier kaum erwähnenswert sind. Trotzdem hat mich das Setting und das Potential der Hintergrundgeschichte so überzeugt, dass ich dem zweiten Band gerne eine Chance geben will, die Schwächen des ersten wieder auszugleichen. Vielleicht habe ich Glück und Owen macht endlich eine Entwicklung durch, die mir gefällt.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Etwas vorhersehbar

Royal Passion
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Royal Passion (1)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 448
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-641-18200-7
Preis: 3,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ...

Royal Passion (1)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 448
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-641-18200-7
Preis: 3,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Auf ihrer Abschlussfeier an der Oxford University trifft Clara Bishop auf einen attraktiven Fremden. Ohne Vorwarnung zieht er sie an sich, küsst sie leidenschaftlich und verschwindet. Clara hat keine Ahnung, wer der Unbekannte ist – bis ein Bild von ihnen beiden in der Zeitung auftaucht: Ihr heißer Flirt ist Prinz Alexander von Cambridge, Thronfolger von England, königlicher Bad Boy … Dieser Mann ist gefährlich, in ihm lauern Abgründe, die Clara ins Verderben stürzen können. Ist Clara dieser magischen Anziehungskraft gewachsen?" - Quelle: Verlagsgruppe Random House


Cover ♥♥♥♥

Royal Passion hat ein schönes, schlichtes Cover ganz nach meinem Geschmack. Während der letzten Wochen bin ich mehrmals darüber gestolpert, wurde von seiner schlichten Schönheit wie magisch angezogen, bis ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe: Ich musste meine Neugierde stillen und wissen, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Sicher, man hätte gestaltungstechnisch sicherlich mehr herausholen können, aber alles in allem ist es doch die Wirkung, die zählt und die wurde bei mir sicher nicht verfehlt!


Charaktere ♥♥♥

Clara Bishop: Zugegeben, anders als bei anderen Büchern des Genres sind Claras Gefühle für Alexander durchaus nachvollziehbar. Ihre Beziehung zu ihm wurde zwar (unglaubwürdig) stürmisch eingefädelt, doch ihr Verlauf war meiner Meinung nach langsam und zumindest dergestalt glaubwürdig, dass ich mich gut in die beiden hineinversetzen konnte. Gleichzeitig ist Clara für mich eine der langweiligsten Protagonistinnen seit langem und bisher konnte ich noch nicht ausloten, ob es daran liegt, dass ich in dem Genre mit Protagonistinnen bereits gut bedient bin, oder daran, dass der Text sie einfach nicht gut darstellt. Wie ein Fähnchen im Wind gehorcht sie Alexander aufs Wort, lässt sich bedenkenlos naiv von ihm um den Finger wickeln, um dann festzustellen "Oh, er ist der Kronprinz. Der ist jetzt aber nicht so angenehm." Obwohl er sie vor den Konsequenzen gewarnt hat. Die paar Mal, in denen sie versucht, aus dieser unterwürfig-passiven Rolle auszubrechen, scheitert sie in meinen Augen kläglich, was sie in keinem besseren Licht darstellen lässt. Sie hat keine interessanten Hobbies außer zu shoppen, was sie, da sie aus einer wohlhabenden Familie kommt, mit ihrer Freundin auch gern mal mehrmals die Woche tut. Obwohl sie genug Geld auf ihrem Treuhandfond liegen hat, will sie nichts lieber, als für eine Menschenrechtsorganisation im Büro zu Arbeiten - ein Vorhaben, das ihr durchaus zuzuschreiben ist, dafür allerdings zu wenig thematisiert wird, um es wirklich als spannend zu empfinden. Stattdessen sitzt sie in einem Massenbüro in einer Bürobox und tippt irgendwelche Daten in den Computer - dann hätte man ihr auch gleich einen anderen Job zuschreiben können. Für eine Internetfirma vielleicht. Darüber und über die Tatsache, dass auch ihr "großes Geheimnis" bei mir keinerlei Gefühle auslöste und sich für mich in ihrem Verhalten eher unglaubwürdig präsentierte, war ich mehr als enttäuscht. Sie füllt sich flach und langweilig an, die paar Eckpunkte, die ihrem Charakter gegeben wurden, wurden nicht gut genug ausgearbeitet, um sie zu einer autonomen Figur zu formen und die Tatsache, dass sie sich wie ein Fähnchen im Wind bewegt und dabei keinerlei wirkliche Entwicklung durchmacht, haben das Leseerlebnis für mich stark eingeschränkt. Aus der Masse weiblicher Ich-Erzählerinnen im Kosmos der Eros-Romanzen sticht sie damit wohl kaum hervor. Schade.

Alexander von Cambridge: Wenn ich an Alexander denke, fällt mir nur eins ein: heiß! Und wie! Dunkle Haare, blaue Augen, eine gefährliche, tierische Art mit seiner Umgebung umzugehen, launisch, cholerisch, redegewandt und dabei auf seine ganz eigene, dezente Weise ein gutmütiger Kerl. Mit Geheimnissen. Und man muss der Autorin ganz klar lassen, dass sie es versteht, diese Geheimnisse so dezent zu verpacken, dass man als Leser(in) die ganze Zeit das Gefühl hat, man bekäme hungrig nur ein paar Brotkrümel gestreut. Sicher, wenn ich Clara wäre, wäre ich Alexander auch verfallen. An dieser Stelle muss ich beläufig erwähnen, dass ich 50 Shades of Grey nicht gelesen habe, der Vergleich zu Mr. Grey online allerdings beinahe einstimmig erfolgt. Auch Alexander hat einen äußerst ausgeprägten Kontrollzwang - man könnte es auch Trieb nennen - und hat dabei keine Hemmungen auch in die BDSM-Szene abzudriften. War mir neu. War interessant. Und hätte Alexander dabei bloß den Mund gehalten, wäre es sicherlich auch anregend gewesen. Denn neben 'sanfter Gewalt', wie sie nur beim Sex entstehen kann, hat er auch eine rege Vorliebe für Dirty Talk, der dabei weder gut noch besonders originell ist (was allerdings auch an der Übersetzung liegen könnte). Wiederholungen über Wiederholungen, Worte, die für mich alles andere als ansprechend, sondern eher abschreckend sind und das zu jedem möglichen Zeitpunkt. Am Anfang war es irritierend und neu, aufregend und irgendwie spannend. Gegen Ende hin ging mir sein Gerede beim und vor dem Sex so auf die Nerven, dass ich seine direkte Rede oft einfach übersprungen habe. Denn abgesehen davon sind seine Ideen, Claras Lust auf die Spitze zu treiben, abwechslungsreich und gut zu lesen. Wenn auch etwas zu schnell, zu oft und dadurch zu unglaubwürdig, um wahr zu sein. Alles in Allem trifft Alexander jedoch genau meinen Geschmack, wenn es darum geht, einen Mann zu verkörpern, den ich beim Lesen als sexy empfinden soll (bis auf das Problem mit dem vielen Reden vielleicht. Hihi!). Ich bin regelmäßig dahin geschmolzen und war am Ende sogar so weit in ihn verknallt, dass mir das Ende des ersten Bandes Herzschmerz bereitete. Hach...


Schreibstil ♥♥♥♥

Geneva Lee schreibt wirklich gut. Sehen wir von dem - für mich üblichen - Kritikpunkt einmal ab, dass die Sexszenen, die in diesem Buch wirklich WIRKLICH häufig vorkommen, stets mit den immer gleichen Begriffen und Worten beschrieben werden, die Frau immer schon nach zwei Minuten kommt und dabei regelmäßig multiple Orgasmen erlebt, wie es für das Genre eben üblich ist, kann ich eigentlich über nichts klagen. Lee schafft es, eine fiktive Welt des neueren Adels zu schaffen, in die ich mich vollkommen hineinversetzen konnte, deren Charaktere - bis auf Clara vielleicht - liebenswürdig (auf die ein oder andere Weise) und einzigartig hervortreten und in der ich mich einfach von vorne bis hinten wohlgefühlt habe. Die Dialoge sind scharfsinnig, wortgewandt und zum Teil erheiternd komisch, die Art, wie die Charaktere in ihrem Sozialgefüge funktionieren gibt dem Leser das Gefühl, sich in einem familiären Netz zu bewegen, so lange, bis man seine "Pappenheimer" eben kennt. Sie hat mich mitgerissen, fasziniert, in mir Emotionen ausgelöst und mich mit ihrem unwiderstehlichen Hauptcharakter so gefangen, dass ich bis zum Schluss dabei geblieben bin, nur um zu erfahren, wie sich seine Geschichte entwickelt (nicht etwa Claras...). Ein schöner, leichter Schreibstil mit hübschen Formulierungen und dem ein oder anderen Stilmittel, das mich stark an meinen eigenen Schreibstil erinnert hat. Schön! Für das nächste Mal würde ich mir mehr Abwechslung bei den Formulierungen sexueller Handlungen und ... ein bisschen weniger Sex im Allgemeinen wünschen. In diesem Fall zählt sicherlich: nur selten ist besonders.


Handlung ♥♥♥

Eine Bewertung der Handlung fällt mir schwer ... ich fühle mich zugegebenermaßen eher hin- und hergerissen. Einerseits habe ich mich zwar gut unterhalten gefühlt, besonders im Hinblick auf den Zwiespalt, in dem Alexander sich befindet, andererseits musste ich bis zum Schluss feststellen, dass an der Handlung nichts wirklich neu oder in gewisser Weise originell ist. Die beiden finden zusammen, es gibt einen Grund ihre Beziehung anzuzweifeln, es kommt zum Streit, sie finden erneut zusammen - und das Spiel geht so weiter. Das Schlimme ist, dass der Leser und die Hauptfiguren allesamt wissen und ahnen, was auf sie zukommt, sie sich aber trotzdem immer weiter hineinbegeben, um vielleicht doch irgendwie noch ihr Glück herauszufordern. Irgendwie ironisch. Diese Vorhersehbarkeit sei der Handlung jedoch verziehen. Wir befinden uns hier in einem Genre, dessen Möglichkeiten zur Neuerschaffung doch eher mau sind. So gesehen entspricht die Handlung eigentlich genau dem, was man von ihr erwartet. Liebe, Sex, Herzschmerz ... und eine Menge Probleme, die gelöst werden wollen. Aber müssen wirklich drei Bände sein? Drei? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die jetzige Handlung noch so weit strecken lässt, ohne redundant oder langweilig zu werden. Aber vielleicht kann mich der zweite Band ja etwas Besseren belehren.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Rückwirkend gesehen würde ich sagen, dass es sich bei Royal Passion um ein gutes, jedoch eher durchschnittliches Buch des Genres handelt. Die Autorin hat es geschafft, mich mit ihrem tollen Schreibstil, ihren schönen Ideen und ihrem heißen männlichen Protagonisten zu überzeugen, während mich die weibliche Hauptfigur eher gelangweilt hat und mich Alexanders Versuche, sexy Dirty Talk zu betreiben, eher abgeschreckt als angesprochen haben. Die Handlung ist zwar nichts besonderes, aber sie birgt ein stetes Maß an Spannung, sprachlicher Gewandtheit und zum Teil auch Wortwitz, sodass man sich sehr leicht sehr gut unterhalten lassen kann. Aber Achtung: hier wartet Sex, viel Sex. Und der ist mit Vorsicht zu genießen, wenn man einen leichten Hang zur Prüderie hat ;) . Alles in allem hat mir das Buch gut, aber nicht sehr gut gefallen und ich schaue dem zweiten Band sowohl mit Spannung, als auch mit der Angst entgegen, das er mich vielleicht enttäuschen könnte. Abwarten!


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
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- Eure Bücherfüchsin