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Veröffentlicht am 07.03.2023

Ein Highlight und neues Lieblingsbuch!

Morgen, morgen und wieder morgen
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Dieses Buch war für mich Liebe auf den ersten Blick – und auch nachdem ich es nun endlich lesen konnte, kann ich sagen: Es ist eins der besten und schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Und ich werde ...

Dieses Buch war für mich Liebe auf den ersten Blick – und auch nachdem ich es nun endlich lesen konnte, kann ich sagen: Es ist eins der besten und schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Und ich werde es sicher noch öfter lesen, denn es ist eines dieser Bücher, die bei jedem Mal neue Details und Feinheiten preisgeben. Für mich war das Buch ein absolutes Highlight.

Doch zurück zum Anfang: Es ist Mitte der 90er-Jahre. Mathe-Student Sam trifft an einer überfüllten U-Bahn-Station seine Kindheitsfreundin Sadie wieder. Sadie half ihm einst mit elf Jahren durch eine schwere und schmerzhafte Zeit, als er nach einem Autounfall monatelang mit zertrümmertem Fuß im Krankenhaus bleiben musste. Beide verband die Leidenschaft für Videospiele und eine grundlegende Innigkeit. Sie wurden beste Freunde – bis Sadie einen Fehler macht und Sam aus ihrem Leben verschwindet. Als sie sich nach Jahren Wiedertreffen, studiert Sadie Informatik, um Spieledesignerin zu werden. Sam spürt sofort wieder die einstige Verbundenheit mit Sadie. Und so wird dieses zufällige Wiedersehen zum Startschuss einer Reihe erfolgreicher Computerspiele, die sie zusammen entwickeln, und einer Freundschaft, die durch die Höhen und Tiefen eines Lebens geht.

»Versprich mir, dass uns das nie wieder passiert«, sagte Sadie. »Dass wir uns nie wieder für sechs Jahre aus den Augen verlieren, unter keinen Umständen, egal, was für einen Mist wir uns gegenseitig antun. Versprich mir, dass du mir immer verzeihen wirst, und ich werde dir immer verzeihen.« Es war natürlich die Art von Gelübde, wie junge Menschen sie ablegen, wenn sie noch nicht wissen, was das Leben für sie bereithält.

Die ganze Geschichte ist super raffiniert und vielschichtig erzählt, was sich aber erst nach und nach erschließt. Immer wieder teasert Gabrielle Zevin Geschehnisse an, manchmal nur nebenbei, und erzählt sie dann erst viel später zu Ende. Einige LeserInnen scheint das zu irritieren, ich mochte das super gerne. Die ganze Geschichte wird dadurch noch viel komplexer und dichter. Denn ja, das Leben ist ja auch keine lineare Linie. Es geht auch darum, wie wir ein Leben lang als Menschen wachsen und wie auch Freundschaften dadurch immer wieder neu justiert werden müssen. Und natürlich läuft dabei nicht immer als nach Plan. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber grundsätzlich ist es auch die Geschichte zweier Freunde, die irgendwie verliebt sind, aber vielleicht trotzdem niemals Liebende sein werden. Aber dann ist eben auch noch so viel mehr.

"Es ist mehr als romantisch. Es ist besser als eine romantische Beziehung. Es ist Freundschaft."

Gabrielle Zevin versteht es zudem meisterinnenhaft Alltäglichkeiten von marginalisierten Personen völlig organisch in die Geschichte einzuweben, ohne dass sie zum Mittelpunkt der Geschichte werden (müssen). Ich liebe es, wenn AutorInnen „showing not telling“ verstehen und Zevin kann das wirklich richtig gut. Das Buch bekommt dadurch eine unerwartete Tiefe, die aber niemals schwer oder künstlich konstruiert wirkt.

„Wie viel in deinem Leben ist rein zufällig passiert? Wie viel hast du dem großen, vielflächigen Würfel im Himmel zu verdanken? Aber trifft das nicht auf jedes Leben zu? Wer kann am Ende wirklich behaupten, sich irgendetwas davon ausgesucht zu haben?“

„Morgen, morgen und wieder morgen“ ist wirklich ein berührendes, sehr emotionales Buch, das aber trotzdem ein warmes Gefühl hinterlässt. Für mich ist es eines der besten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Ich empfehle es uneingeschränkt, auch denen, die keine Ahnung von Computerspielen haben. Alles, was ihr darüber wissen müsst, erfahrt ihr in der Geschichte. Unbedingt lesen!

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