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Veröffentlicht am 20.08.2020

Alkoholexzess, Voyeurismus und Selbstzweifel

Girl on the Train
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Paula Hawkins Roman "Girl on the Train" beschreibt welche Auswirkungen Alkoholexzess, gepaart mit Selbstzweifel, haben kann. Rachel verleitet es dazu, nachdem sie von ihrem Ehemann Tom zuerst betrogen ...

Paula Hawkins Roman "Girl on the Train" beschreibt welche Auswirkungen Alkoholexzess, gepaart mit Selbstzweifel, haben kann. Rachel verleitet es dazu, nachdem sie von ihrem Ehemann Tom zuerst betrogen und dann verlassen wurde und auch noch ihren Job verloren hatte, jeden Morgen dennoch die gewohnte Zugfahrt anzutreten, um ihrer Mitbewohnerin vorzuspielen, dass sie weiterhin zur Arbeit fährt. Während der Fahrt hält der Zug immer so, sodass sie ihr altes Haus sehen kann. Da sie aber nicht ihr erträumtes "perfektes" Leben führt, projiziert sie diese Wunschvorstellung auf das Paar im Haus Nr. 15, unweit von ihrem alten Haus. Rachel denkt sich für sie Namen, Jobs und Hobbies aus, spinnt Geschichten, und beobachtet sie obsessiv vom Zug aus. Plötzlich passiert etwas im Garten vom Haus Nr. 15, das auf Rachel ungewöhnlich wirkt und sie fühlt sich dazu berufen dem nachzugehen, als am Tag darauf die Frau verschwindet.


Der Roman wird aus der Perspektive von drei Frauen erzählt und jede von ihnen ist eine Antiheldin. Es ist unmöglich auch nur eine von ihnen wirklich zu mögen. Rachel: kämpft mit exzessivem Alkoholkonsum, der sie zu schrecklichen Spontanentscheidungen verleitet, mischt sich in das Verschwinden von Megan (die Frau von Haus Nr. 15) ein, obwohl es sie nicht betrifft. Megan: Fremdgeherin, die in der Vergangenheit einiges durchgemacht hat. Anna: neue Ehefrau von Tom, berechnend und wohl ohne jegliche Empathie. Alle drei sind moralisch sehr ambivalente Frauen und es fällt ihnen schwer ein Selbstwertgefühl zu entwickeln, das nicht von Männern abhängig ist. Obwohl ich wirklich mit keine von ihnen befreundet sein wollen würde, war es unglaublich spannend ihre Gedanken mitzuverfolgen (und gleichzeitig abstoßend). Insbesondere Rachel, weil sie durch den Alkohol eine unzuverlässige Erzählerin ist und selbst nicht weiß, was real ist oder nicht. Wichtig ist auch die Datumsangabe im Auge zu behalten, da Megan von der Vergangenheit erzählt, während die anderen beiden die Gegenwart aus unterschiedlichen Blickwinkel wiedergeben.


Auch wenn das Ende keine vollkommene Überraschung für mich war, konnte das Buch mich dennoch bis zur letzten Seite fesseln.

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