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Veröffentlicht am 31.03.2017

Das Unnormal-Gen

Mein Leben, mal eben
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Optisch ist das Buch sehr ansprechend. Auf dem Cover sind farbige Origami-Vögel abgebildet (Anouk bastelt diese), rückseits ist es noch einmal eingeschlagen und erweckt somit den Eindruck eines Tagebuches, ...

Optisch ist das Buch sehr ansprechend. Auf dem Cover sind farbige Origami-Vögel abgebildet (Anouk bastelt diese), rückseits ist es noch einmal eingeschlagen und erweckt somit den Eindruck eines Tagebuches, in dessen Stil es geschrieben wurde.

Anouk Vogelsang, 13, glaubt, sie hätte das Unnormal-Gen.
Statt mit einer "normalen" Familie lebt sie mit ihren zwei Müttern zusammen.
Zur Familie gehört weiterhin ihr biologischer Vater, der sich durch wechselnde Frauenbekanntschaften und einem Rockerleben besonders hervor- bzw. vom normalen Vater abhebt.

Da Anouk bei Lesben aufwächst, wobei eine Mutter im Theater Kostüme schneidert und ihre Tochter in Reste ihrer Entwürfe kleidet, fällt ihre Leidenschaft für Heavy-Metal und Literatur gar nicht mehr so ins Gewicht, um der Außenseiter zu sein.

So beschließt sie, ab jetzt auch "normal" zu sein, d.h., kein Metal, dafür Popmusik, angesagte Computerspiele und Klamotten und auch sonst möglich wenig aus der Masse herausstechen.

Als neue Mitschüler in ihre Klasse kommen, glaubt sie durch diese etwas Normalität zu erreichen. Doch Anouk kommt einfach nicht gegen ihre Natur an und verhält sich weiterhin "unnormal".
Dies ist jedoch vollkommen ok, denn auch Lore ist gar nicht so normal, wie es zunächst den Anschein hat. Und so erkennt Anouk am Ende, daß sie in Ordnung ist wie sie eben ist.

Der Schreibstil war flüssig, witzig und z.t. mit Jugendsprache-Elementen aufgekockert. Anouk's Ich-Erzählungen liest man als Tagebucheinträge, was mir sehr gefallen hat. Dadurch bekam das Buch eine interessante Struktur und bessere Gliederung als nur durch Kapitel.

Das Buch hat mir gut gefallen, besonders das Aufwachsen mit zwei Müttern, fand ich sehr interessant beschrieben. Der Autorin gelang es gut darzustellen, wie normal und harmonisch das Familienleben in dieser Konstellation auch sein kann.

Hätte ich das Buch nicht gewonnen, hätte ich es unbedingt gekauft. Ein großer Spaß mit einigen ernsten Themen, nicht nur für Teens ;)

Veröffentlicht am 31.03.2017

Nero Wolfe gegen das FBI

Es klingelte an der Tür
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Der Name 'Nero Wolfe' verspricht bereits herrliche Krimi-Kost.
Das Cover der Neuübersetzung von Rex Stouts "Es klingelte an der Tür" stellt Wolfe und seinen Adjudanten Goodwin so dar, wie man ihn bereits ...


Der Name 'Nero Wolfe' verspricht bereits herrliche Krimi-Kost.
Das Cover der Neuübersetzung von Rex Stouts "Es klingelte an der Tür" stellt Wolfe und seinen Adjudanten Goodwin so dar, wie man ihn bereits aus der Literatur und der Serie kennt. Das Buch erscheint hochwertig durch einen Leineneinband und zurückhaltende Farbgestaltung.

Der verschrobene Privatdetektiv ist mir persönlich mit seiner Passion für Orchideen, Literatur und gutem Essen sehr nah und mit ebendieser Begeisterung las ich die ersten Seiten .... und war hin und weg!

Nach der Beendigung des Buches bin ich nun aber doch der Meinung, daß ich in der Wertung Abstriche machen muß.
Die Handlung erschien auf den ersten Blick recht logisch, jedoch tauchen im weiteren Verlauf derart viele Handlungsstränge, neue Personen (oftmals ohne detallierte Beschreibung der Beziehung zueinander) auf, daß man eine Menge Geduld benötigt.
Es liest sich nicht "so eben weg"- was an sich nicht negativ ist, nur eben ein wenig mehr (geistigen) Aufwand bedeutet.

Erzähler der Geschichte ist Wolfe´s Assistent und Faktotum Archie Goodwin.
Wolfe, bekennender Gourmet, Orchideenzüchter, bibliophil und am liebsten zuhause, benötigt keine eigenen Notizen, sondern ausschließlich die Goodwins, Erkenntnisse aus Gesprächen mit seinen zahlreichen Informanten und seine eigenen Gedanken, um seine Fälle zu lösen- die häufig bis dato als unlösbar gelten.
Dennoch ist es zumeist Goodwin, der aktiv wird und somit der Handlung eine gewisse Struktur gibt. Zugleich fühlt man sich an Holmes und Watson erinnert.

Mir gefielen die persönlichen Präferenzen der Ermittlers sehr. Daß er sich z.b. mit dem Hausangestellten Fritz über Rezepte austauscht läßt ihn weniger abgehoben als z.b. in seinen Gesprächen mit Kunden wirken. Auch, daß er täglich 2 Stunden in seinem Orchideengewächshaus verbringt, bevor er überhaupt zu sprechen ist, machen ihn in meinen Augen eher sympatisch als speziell.
Dennoch wirkt Mr. Goodwin viel sympatischer und betreitet fast die gesamte Handlung als Hauptakteur, was Mr. Wolfe den Platz einer Nebenfigur zuweist.

Die reiche Witwe Bruner, zugleich exzentrisch, bietet Nero Wolfe 100.000 Dollar für dessen Hilfe an. Sie fühlt sich vom FBI verfolgt, hat sie doch deren Machenschaften aufgedeckt und diese auch gleich 10.000-fach per Buch verschickt.
Wolfe sträubt sich zuerst gegen diesen Auftrag, nimmt ihn dann jedoch an, bietet sich damit doch die berauschende Aussicht, einen langen Zeitraum seinen Leidenschaften zu frönen, ohne arbeiten zu müssen.
Zudem erscheint auf dem Radar des Ermittlerteams ein ungelösten Mord eines Journalisten, der bzgl. des FBI´s recherchierte. Gibt es hier einen Zusammenhang oder ist das nur Zufall?
Mit etwas ungewöhnlichen Methoden schafft es das Team jedoch, auch diesen Fall zu einem positiven Abschluß zu bringen. und das alles mit einem Hochmaß an Spannung ganz ohne Gewalt und Blut.

Köstliche Dialoge, spannende Charaktere, allesamt etwas eigenwillig und skurril.
Die Mischung aus Krimi und Humor ist dem Autor erneut äußerst gut gelungen, die Neuübersetzung daher empfehlenswert.