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Veröffentlicht am 28.05.2017

Gefährlich guter Krimi mit Suchtfaktor

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Mit "Gefährlicher Lavendel" liefert der Autor mittlerweile seinen dritten Roman aus der Provence-Krimi-Reihe um den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der in der Provence lebt, arbeitet und der ...

Mit "Gefährlicher Lavendel" liefert der Autor mittlerweile seinen dritten Roman aus der Provence-Krimi-Reihe um den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der in der Provence lebt, arbeitet und der lokalen Polizei bei der Lösung spannender Kriminalfälle unterstützt, ab.

Der Frühling zieht in der Provence ein und der Ort Le Lavendou bereitet sich auf den alljährlichen Blumenkorso vor. Die frühlingshafte Stimmung wird getrübt, als der angesehene Richter Lambert plötzlich unter mysteriösen Umständen verschwindet. Anfangs wird noch eine Entführung vermutet, doch als der Richter Tage später grausam gefoltert und verstümmelt wieder auftaucht, wird schnell klar, dass es sich hierbei um keinen normalen Mordfall handelt. Leon Ritter, der mit der Obduktion betraut ist, stößt schnell auf Ungereimtheiten und mischt sich in die Recherchen der Polizei ein, was nicht gerade auf Gegenliebe stößt. Doch was anfangs noch wie die Tat eines perfiden Einzeltäters aussieht, wird schnell zu einer Mordserie, als die nächste grausam zugerichtete Leiche auftaucht. Was verbindet die Opfer miteinander? Wer ist der Täter, der zu einer solchen Tat fähig ist? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, bei dem sich Leon Ritter in seinen Recherchen in der Vergangenheit nicht nur Freunde macht.

Ich bin ein großer Fan von Krimis mit Lokalkolorit und bin auch jedes Mal gespannt, wie es dem oder der Autor/in gelingt, eine gute Kriminalgeschichte mit dem kulturellen Flair der Region und der Eigenarten der dort lebenden Menschen zu verbinden. Daher war ich sehr gespannt auf dieses Werk. Ich selbst habe noch keinen Roman aus der Reihe gelesen, was ich aber nach dieser Lektüre bestimmt noch nachholen werde. Vorkenntnisse auf Basis der zwei anderen Romane waren nicht notwendig. Man muss also nicht zwangsläufig die beiden Vorgängerromane gelesen haben, um der Entwicklung bzw. die Geschichte der Figuren folgen zu können. Ich finde, dass dem Autor hier eine wirklich gute, sich rasent schnell entwickelnde Kriminalgeschichte gelungen ist, die den Leser gleich auf den ersten Seiten gefangen nimmt und ihn auch über viele Wendungen hinweg bis zum Ende halten kann. Man fiebert förmlich mit und überlegt, wer der Täter sein könnte und wird bis zum letzten Drittel auch im Unklaren gelassen. Ich fand die Geschichte nicht einen Augenblick langweilig bzw. auch nicht zu überladen mit Figuren und Handlungssträngen. Einen kleinen Punkt muss ich abziehen, da ich finde, dass die Nebenhandlung von Leon Ritter mit der Stalkerin Natalie nicht wirklich gut zur Haupthandlung gepasst hat. Der Erzählstil hingegen ist flüssig, eingängig und passt sehr gut zum positiven Gesamteindruck. Das wunderbar gestaltete Cover tut sein übriges, um den Leser auf die Region und den Fall einzustimmen. Mit Leon Ritter und seiner Lebensgefährtin Isabelle, die bei der Polizei tätig ist, und die sich mit ihrer pubertierenden Tochter herumschlägt, haben wir zudem wunderbare und sympathische Charaktere, mit denen man sich gut identifizieren kann. Sehr gut fand ich, dass der Autor für den Roman aktuelle politische Themen (Flüchtlingskrise etc.) aufgreift und diese mit der Geschichte verwebt.

Kurz: Hier ist ein aus meiner Sicht wirklich spannender Krimi gelungen, der nicht nur Lust auf eine Reise in die Provence macht, sondern wunderbar zu den anstehenden warmen (Lese-) Sommerabenden passt. Ich kann ihn auf jeden Fall weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 28.05.2017

Eine Ode an die Fahrschule - wo bitte geht's zur Autobahn?

Man lernt nie aus, Frau Freitag!
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In ihrem 5. Roman stellt sich Deutschlands wohl bekannteste bloggende Lehrerin einer neuen Herausforderung. Denn in ihrem Sabbath-Jahr will Frau Freitag unbedingt den Führerschein machen und das mit über ...

In ihrem 5. Roman stellt sich Deutschlands wohl bekannteste bloggende Lehrerin einer neuen Herausforderung. Denn in ihrem Sabbath-Jahr will Frau Freitag unbedingt den Führerschein machen und das mit über 50. Und obwohl ihr so mancher - auch die Fahrlehrer - attestieren, dass man in diesem Alter Autofahren nicht nur langsamer, sondern auch generell schwerer erlernt, will sich Frau Freitag dennoch nicht zum hoffnungslosen Fall abstempeln lassen. Sie kämpft sich durch den erste Hilfe-Kurs, den sie voller Enthusiasmus besteht, lernt die Höhen und Tiefen - und den pädagogischen Wert - verschiedener Fahrlehrertypen kennen, wechselt zwischenzeitlich sogar die Fahrschule, bis sie endlich den Führerschein in den Händen hält...

Ich selbst habe bislang noch kein Buch von "Frau Freitag" gelesen. Also war ich sehr neugierig. Das Cover ist witzig gestaltet und ist auf alle Fälle ein Hingucker. Das Buch selbst ist mit 188 Seiten relativ zügig und schnell gelesen. Das liegt zum einem am betont locker leichten und aus der Ich-Perspektive kommentierenden Schreibstil. Und zum anderen fliegt man als Leser geradezu über die Seiten dahin. Ich hatte persönlich nicht das Gefühl, dass die Geschichte Längen hätte, aber es hatte aus meiner Perspektive auch nicht unbedingt hervorstechende Highlights/Höhepunkte. Die ganze Geschichte dreht sich nur um den Erwerb des Führerscheins und wie Frau Freitag den ganzen Prozess persönlich durchlebt und was sie dabei empfindet, nämlich mit Angst und Unsicherheit. Trotzdem zeigt sich hier viel unterhaltsame Situationskomik und eine gute Beobachtungsgabe, vor allem in der Beschreibung diverser Fahrlehrercharaktere, die ihr im Fahrschulalltag begegnen. So mancher Leser wird nicht nur sich selbst und seine Fahranfänge hier wiedererkennen, sondern auch den einen oder anderen Fahrleher. Dennoch hatte ich manchmal das Gefühl, stark überzeichneten Stereotypen zu begegnen, wie z. B. den "Mensch Mädel"-Dieter, den es so sicherlich eher seltener gibt. Nichts desto trotz ist dies ein gut erzählter, kurzweiliger Roman, der einem zum Schmunzeln bringt und vor allem beweist, dass man auch als älterer Fahrschüler nicht den Mut verlieren sollte.