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Veröffentlicht am 15.09.2016

"Zeit der Kornblumen" von Margarete Bertschik

Zeit der Kornblumen
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Inhalt:

September 1915. Auf den Schlachtfeldern Europas tobt der Erste Weltkrieg, als in einem kleinen norddeutschen Dorf das Mädchen Marie Sophia Hoffstede zur Welt kommt. In den ärmlichen Verhältnissen, ...

Inhalt:

September 1915. Auf den Schlachtfeldern Europas tobt der Erste Weltkrieg, als in einem kleinen norddeutschen Dorf das Mädchen Marie Sophia Hoffstede zur Welt kommt. In den ärmlichen Verhältnissen, in die sie hineingeboren wird, muss Marie als zweitälteste von zehn Geschwistern schon früh Verantwortung übernehmen, bevor sie sich nach einer viel zu kurzen Schulzeit als Magd bei einem Großbauern verdingt. Heimlich schreibt Marie Gedichte. Doch für ihre große Begabung ist in diesem harten Leben kein Platz, schon gar nicht, als sie selbst Mutter wird und als Bauerin auf einer kleinen Siedlerstelle eine achtköpfige Familie zu versorgen hat. Es sollen vier weitere Jahrzehnte vergehen, bis Marie, zum großen Befremden ihrer erwachsenen Kinder und der Dorfgemeinschaft, einen Entschluss fast...

Eindruck:

Margarete Bertschik nimmt uns mit auf entbehrungsreiche Reise durch das Leben der Marie. Armut, harte Arbeit, die Trennung, Jungen dürfen - Mädchen dürfen nicht, begleitet Marie durch die Kindheit, Jugend und auch noch als verheiratete Frau. Waren Mädchen doch dazu da, den Ehemann und den Haushalt zu versorgen und vor allem um Kinder zu gebären, damit das Land wächst, durften Jungen doch eine gute Schulbildung und Ausbildung anstreben. Von ihrer lyrischen Begabung begleitet, geht Marie den ihr vorgezeichneten Weg. Doch als ihre Kinder erwachsen sind und ihre eigenen Leben haben, nimmt Marie ihre Chance wahr und beginnt ein völlig neues Leben - sie findet sich selbst und auch ein zweites Mal die große Liebe.
92 lange Jahre kann sie auf ein entbehrungsreiches, hartes aber dennoch wohl zufriedenes Leben zurückblicken.

Sehr schön gemacht sind die Kapitelanfänge. Jeweils ein wunderschöner Dreizeiler und die Beschreibung einer Fotografie. Durch die Erklärung um was es sich auf den Fotografien handelt, bekommt man einen kleinen Einblick, was in dem Kapital auf einen zukommt.

Fazit:

Interessante, aufschlussreiche und ein wenig lehrreiche Geschichte, die dem Leser die Annehmlichkeiten der heutigen Zeit vor Augen führt, aber auch überdenken lässt, ob er sich nicht wieder ein wenig mehr auf die wesentlichen Dinge - nämlich die Familie besinnen sollte. Das stetige Streben nach mehr blockiert und unterdrückt das Gefühl für ein wirklich emotional funktionierendes Familienleben - denn letztendlich ist es auch heute nicht ganz einfach, eine Familie durch zu bringen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Verlorene Zukunft" von Petra Kornfeld

Verlorene Zukunft
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Inhalt:

Eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Gibt es Antworten auf all ihre Fragen? Oder treibt das Schicksal nur ein grausames Spiel mit ihr?

Lisa leidet unter dem schwierigen Verhältnis ...

Inhalt:

Eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Gibt es Antworten auf all ihre Fragen? Oder treibt das Schicksal nur ein grausames Spiel mit ihr?

Lisa leidet unter dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter. Und nach deren Selbstmord wird die junge Frau dann vollends aus der Bahn geworfen. Einzig in ihrem Mann findet sie noch einen verlässlichen Halt.

Doch die Ehe wird durch offene Fragen auf eine harte Probe gestellt. Weshalb fühlte sich Lisa immer als ungeliebtes Kind? Weshalb gab sich die Mutter immer unnahbar?

Eindruck:

Wer in "Verlorene Zukunft" die Geschichte von Lisa sucht, sucht leider ziemlich vergebens. Man erfährt sehr genau alles über ihren Ehemann. Von seinen Problemen in der Werbeagentur, sein verkorkstes Verhältnis zu einem aalglatten und Karriere orientierten Kollegen, seinem kreativen Tief und die eigentliche Lustlosigkeit auf seine Arbeit, sowie seine Probleme mit einer in ihrer Stimmung sehr wechselhaften Ehefrau. Seine neue Perspektive, die sich ihm bietet als von seinem Chef die Kündigung kommt, wird nach kurzer Zeit durch fehlende Inspiration durchlaufen, die er dann aber mit einem 4-Tages-Trip wieder in den Griff bekommt.
Man erfährt wie viel eigentlich in einem Leben gegessen wird. Sehr genau liest man von Hörnchen und Brötchen mit Marmelade oder Müsli zum Frühstück, Mittagessen in jeder Variation und natürlich nicht zu vergessen die diversen Abendessen - zu Hause oder im Restaurant. Selbstverständlich auch die kleinen Verabredungen mit Nachbarn auf einen Snack und Wein oder Bier.

Zwischen all dem ein paar kleine Abstecher zu dem eigentlichen Problem - Lisa!
Aber Antworten auf ihr Verhalten, Ängste, Träume und warum das Verhältnis zu ihrer Mutter so kalt war, gibt es bis zum Schluss nicht wirklich.
So bleibt der Leser ziemlich ratlos zurück, mit der Frage: "Was ist jetzt eigentlich geschehen?" Das was man erfährt, kann niemals der Auslöser für Lisa's Depression gewesen sein.

Fazit:

Ein eigentlich nicht schlecht geschriebener Roman, der aber meiner Meinung nach den Fokus auf das falsche Thema legt - nämlich den Ehemann und nicht Lisa.
Erinnert mich ein wenig an meine Schulaufsätze - "Gut geschrieben, aber leider am Thema vorbei."
Sehr schade!

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Die Affäre Schiwago - Ein Text geht um die Welt"

Die Affäre Schiwago
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Inhalt:

Es beginnt wie ein Spionageroman. Mitten im Kalten Krieg bringt ein italienischer Verlagsagent das Manuskript von "Doktor Schiwago" heimlich außer Landes. Die Sowjets hatten Pasternaks Buch auf ...

Inhalt:

Es beginnt wie ein Spionageroman. Mitten im Kalten Krieg bringt ein italienischer Verlagsagent das Manuskript von "Doktor Schiwago" heimlich außer Landes. Die Sowjets hatten Pasternaks Buch auf die Schwarze Liste gesetzt. Im Westen sollte es ein Welterfolg werden. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Die CIA veröffentlicht eine russische Ausgabe von "Doktor Schiwago" und schmuggelt sie nach Moskau, um das Sowjetregime zu schwächen. Die Propagandaschlacht hat begonnen.
Peter Finn und Petra Couveè haben das gefährliche Verwirrspiel um Ideologie, Macht und Kontrolle mit Bravour entschlüsselt. Sie erhielten erstmals Einsicht in die CIA-Akten, recherchierten in russischen Archiven und sprachen mit Überlebenden. Entstanden ist ein literarischer Thriller: temporeich, authentisch und präzise.


Eindruck:

Finn und Couveè haben hier ein ganz besonderes Schätzchen im Bereich des Sachbuches geschaffen. Fast schon in Romanform geschrieben, wurde hier Aufklärung betrieben, über die Entstehung und Veröffentlichung eines epochalen Werkes der Weltliteratur.

"Das ist Doktor Schiwago. Möge der Text um die Welt gehen"

Das waren die Worte die Boris Pasternaks, als er dem italienischen Verlagsagenten D'Angelo sein Manuskript übergab um es außer Landes zu schmuggeln. Eindrucksvoll, wahnsinnig gut recherchiert, interessant und einfühlsam geschrieben, nehmen die Autoren den interessierten Leser mit auf den Kampf- und Leidensweg des russischen Schriftstellers, dessen Buch ungewollt zum Spielball auf dem politischen Parkett wird und der eigentlich nur mit ganz viel Glück den "Säuberungsaktionen" Stalins entkommen konnte.
Dennoch ist es kein "mit erhobenem Zeigefinger das Regime anprangern", sondern eine, nach gesammelten Fakten, Erzählungen und Aufzeichnungen niedergeschriebene Aufklärung über die Zensur und Behandlung von Menschen zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Über die Umstände mit denen sich Schriftsteller, Musiker, Maler - gemeinhin Künstler - konfrontiert sahen, wenn ihre Kreativität auch nur ansatzweise Regime kritisch war und vor allem auch über den unvorstellbaren Druck, der auf Familie und Freunde ausgeübt wurde.

Fazit:

Ein sehr gutes Sachbuch für Freunde "Doktor Schiwagos". Da es in Romanform geschrieben ist, ist es zwar klar verständlich und nachvollziehbar, jedoch empfiehlt es sich, den Roman vorab zu lesen damit es etwas leichter fällt die Zusammenhänge zu verstehen. Es hat mich dazu angeregt, mir "Doktor Schiwago" jetzt endlich anzuschaffen, weil ich finde, dass dieses Stück klassischer Weltliteratur in keiner Bücherwand fehlen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Im Schatten der Lombardis" von Berit Paton-Reid

Im Schatten der Lombardis
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Inhalt:

Christian Lombardi, ältester Sohn einer Genfer Bankiersdynastie, erhält einen schockierenden Insider-Tipp: Die Forderung einer Investmentbank über 1 Milliarde Dollar droht. Unter enormem Zeitdruck ...

Inhalt:

Christian Lombardi, ältester Sohn einer Genfer Bankiersdynastie, erhält einen schockierenden Insider-Tipp: Die Forderung einer Investmentbank über 1 Milliarde Dollar droht. Unter enormem Zeitdruck versuchen die Lombardis, das skandalöse Geschäft aufzuklären und die Bank vor dem Ruin zu retten. Die Ereignisse überschlagen sich. Der Geschäfsführer wird tot im Büro gefunden, Christians Bruder verschwindet spurlos. Immer neue Intrigen und Machtkämpfe bringen seit Jahrzehnte gehütete Familiengeheimnisse ans Licht und führen von Berlin über Hongkong nach Dubai und New York.

Eindruck:

Berit Paton-Reid nimmt den Leser mit auf eine internationale Reise in die Welt der Reichen und Mächtigen und gibt Einblicke hinter die Kulissen der Bankwelt und einflussreicher Familien.

Eine Geschichte um Macht, Gier und Hass, gesponnen um ein Jahrzehnte altes Familiengeheimnis. Raffiniert und intelligent aufgezogen wie ein Dominospiel, fällt ein Stein nach dem anderen.
Der Leser wird hineingezogen in einen Sog der Skrupellosigkeit, in dem es einzig und allein darum geht, die eigene Machtposition auszubauen, den eigenen Reichtum zu vergrößern und die Schwächen des Anderen zum eigenen Vorteil zu nutzen.

"Sammle alle Informationen die du bekommen kannst, packe sie in eine Schublade und wenn du sie brauchst, hole sie heraus um deinen Konkurrenten zu vernichten - zumindest aber zu schwächen."

Eine Intrige zieht die Nächste nach sich - geschäftlich wie privat. Ebenso wird gezeigt, DASS und WIE die Strukturen in Familien funktionieren, in denen Geschäft und Privat gekoppelt sind. Und so hält Paton-Reid einige Überraschungen für den Leser bereit und kann die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite halten.


Fazit:
Keine ganz einfache Kost durch die vielen Personen und die Fachsprache aus dem Bankwesen, aber ein komplex und toll durchdachtes Komplott. Wer bereit ist sich in diese Materie hineinzufinden und nichts zum "einfach weg lesen" sucht, ist mit diesem Buch richtig beraten. Familiendramen, geschäftliche Höhenflüge und Talfahrten sowie Einblicke in die Abgründe des menschlichen Charakters - alles ist hier vertreten. Durch den tollen Schreibstil kam bei mir zu keiner Zeit Langeweile auf.
Von mir eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe das noch einiges von Berit Paton-Reid kommen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Dein treuer Freund Ludwig" von Christiane Böhm

"Dein treuer Freund Ludwig“ oder Warum auch ein König keinen Elefanten bekam!
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Inhalt:

Wer kennt nicht Ludwig II., König der Bayern, den außergewöhnlichen, kunstsinnigen Erbauer der Schlösser Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee und Förderer Richard Wagners?
Christiane Böhm ...

Inhalt:

Wer kennt nicht Ludwig II., König der Bayern, den außergewöhnlichen, kunstsinnigen Erbauer der Schlösser Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee und Förderer Richard Wagners?
Christiane Böhm ("Wie lebten Prinzen und Prinzessinnen in Wirklichkeit? oder Erbsen ohne Ende!") nähert sich dem berühmten "Märchenkönig" aus einer gänzlich neuen Perspektive: sie lässt Ludwig selbst zu Wort kommen! Auf Fragen wie "Wofür gab Ludwig als Kind sein Taschengeld aus" und "Wie viel verdiente er als König?", oder "Was war Ludwigs allergrößter Wunsch?", "Was waren seine Hobbys?" oder "Wovor hatte Ludwig Angst?" bekommt der Leser ganz private Antworten, die mit vielen alltäglichen Details überraschen.
Die Autorin schildert heitere, traurige und skurrile Momente seines Lebens und zeichnet anhand von original Fotos, Abbildungen und teilweise unbekannten Archivmaterialien ein lebendiges Bild des Menschen Ludwig. - Ein Buch für Jung und Alt!

Eindruck:

"Ein Buch für Jung und Alt" - Ja, aber nicht für die empfohlene Altersklasse ab 4 Jahren sondern eher ab 12 bis 14 Jahren. Denn aufgrund der Sprache und der Komplexität dieses Buches zu anspruchsvoll und schwer verständlich und somit uninteressant für "Zwerge".

Ansonsten eine wunderschön erstellte Biographie über Ludwig II. Mit Liebe zum Detail gestaltet, ausgestattet mit Fotos, Zeichnungen und Aufzeichnungen. Zauberhafte, wortgewaltige und traurige Auszüge aus Ludwigs Briefen an seine Kinderfrau, der er seine Lieben und Leiden anvertraut.
Eine Führung durch das Leben dieses Schöngeistes mit allen Facetten seines Charakter - der mit Sicherheit kein Einfacher gewesen ist, der seine Träume und Vorstellungen durchgesetzt und gelebt hat, jedoch ohne die weitläufig verbreitete Meinung, dieses auf Staatskosten getan zu haben. Das tragische und bis heute unaufgeklärte Ende Ludwigs II. wird sensibel behandelt.

Sehr schön gemacht auch die eingeflochtenen Hinweise und Vorschläge zu Besichtigungen, Fahrradtouren oder Wanderungen. Ein passendes Buch zum mitnehmen, wenn ein Urlaub in und um Bayern geplant ist. Vieles ist bestimmt den ein oder anderen Ausflug wert.

Fazit:

Eine tolle Biographie über einen faszinierenden Menschen, der Zeit seines Lebens mit sich selbst und seinen Dämonen zu kämpfen hatte und ungeachtet dessen seine Träume, Interessen und Vorstellungen gelebt hat. Hin- und her gerissen zwischen der Bürde des König sein und den vielen Vorzügen die diese Stellung mit sich bringt. Vor allem nie seine sexuellen Neigungen offen ausleben zu können, wird ihm besondere Qualen bereitet haben, wobei ich denke, das er aufgrund seine Kindheit zu keiner wirklichen festen Bindung fähig gewesen wäre.

Für Ludwig II. Interessierte oder alle die es werden wollen eine absolute Leseempfehlung. Würde Ludwig noch leben, hätte er mich Sicherheit seinen Spaß an diesem Büchlein.