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Veröffentlicht am 06.09.2017

Familienchronik der Traurigkeit

Heimkehren
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Inhalt

Die Geschichte setzt mit Effia und Esi ein. Schwestern, deren Lebenwege von Anfang an getrennt verlaufen. Es ist Effias Stamm, die Fante, der Hand in Hand mit den Briten das Geschäft der Versklavung ...

Inhalt

Die Geschichte setzt mit Effia und Esi ein. Schwestern, deren Lebenwege von Anfang an getrennt verlaufen. Es ist Effias Stamm, die Fante, der Hand in Hand mit den Briten das Geschäft der Versklavung Tausender betreibt. Über Jahrhunderte profitieren Effias Nachkommen davon oder verzweifeln daran, so wie ihr Enkel James. Dessen Urenkel wiederum, der kluge Yaw, muss erkennen, dass man in diesem gnadenlosen Spiel als Schwarzer nur verlieren kann, weil am Ende stets die Weißen profitieren.

Eindruck

"Was habe ich dir über den Tod gesagt?, fragte die alte Dame streng. Ihre Stimme klang jetzt kräftiger als zu Beginn des Gesprächs. Marjorie zog an der Schnur. Die alte Dame behauptete, dass nur der Körper sterbe. Der Geist wandere." Seite 378

Gerade mit Blick auf die momentanen Strömungen, finde ich es wichtig, dass möglichst viele dieser Geister wandern, nicht nur um nach Hause zu finden, sondern um sich in Erinnerung rufen. Wir dürfen nicht vergessen und müssen stetig daran arbeiten, diese Zeiten nie wieder aufleben zu lassen. Die Arroganz, Ignoranz und Intoleranz gegenüber anderen Nationen, Religionen und Hautfarben muss weiter bekämpft werden, doch wenn ich mir ansehe, welches Gedankengut aktuell wieder aufkeimt, kann ich nur angstgeladen, wenig hoffnungsvoll und verständnislos den Kopf schütteln. Die Annahme einer sei besser, mehr Wert und hätte eine größeres Anrecht auf dieser Welt zu leben, muss raus aus den Köpfen. Doch ich befürchte es wird auch in den nächsten Jahrzehnten nicht gelingen, da die Einfältigkeit der Menschheit hartnäckig besteht.
Yaa Gyasi hat einen eindrucksvollen, bild- und sprachgewaltigen Roman zu Papier gebracht. Eine Familienchronik der Traurigkeit, jedoch nicht mit erhobenen Finger sondern mit feinfühliger Sprache - die natürlich so manches Mal einen scharfen Unterton hatte - und gewaltigen Bildern. Der Fokus liegt hier nicht auf Einzelschicksalen und reißerischen Szenen, sondern auf der Last einer ganzen Familie. Die Suche nach Heimat, Identität, Authentizität und Freiheit hat mir so manches Mal die Sprache verschlagen und mich zu Tränen gerührt. Besonders schockiert hat mich hier auch die Tatsache, dass die eigenen Landsleute an einem so wiederlichen Geschäft mitgewirkt haben. Das es weder eine britische noch armerkanischeGlanzleistung an Empathie und Menschlichkeit war, war mir ja bekannt. Aber aus den eigenenReihen verraten und verkauft worden zu sein - ekelhaft, verachtend, vernichtend.
Mit "Heimkehren" könnte ein weiteres Epos um die Sklaverei entstanden sein, das als Klassiker so manche große und kleine Bibliothek bereichert. Hoffentlich wird von dieser Autorin nochmehr kommen, was mich richtig begeistern würde.

Fazit

Tolles Buch um ein grausames Stück Zeitgeschichte, dass sich NIE mehr wiederholen darf. Es rüttelt einmal mehr auf und macht bewußt, in welcher gefährlichen politischenr Situation wir uns aktuell wieder befinden. Ein Mahnmal !

Veröffentlicht am 05.09.2017

Schau' Dir genau an, mit wem Du Racheengel spielst

Wintermorde
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Inhalt

Verlegerin Alma, erdrückt von Beruf, Familie und dem Desinteresse ihres Mannes, sucht nach radikaler Veränderung. Sie will ihren Mann loswerden. Alma sucht nach Gleichgesinnten und findet sie in ...

Inhalt

Verlegerin Alma, erdrückt von Beruf, Familie und dem Desinteresse ihres Mannes, sucht nach radikaler Veränderung. Sie will ihren Mann loswerden. Alma sucht nach Gleichgesinnten und findet sie in einem Chatroom. Vier Frauen, ein gemeinsamer Nenner: Wut. Doch dann geschieht ein heimtückischer Mord, der wie ein Albtraum auf Almas Brust lastet, in dem ihr Winterherz mit neuer Herzklappe schlägt. Als sie begreift, dass sie die Hauptfigur in einem perfiden Rachespiel ist, ist es zu spät.

Eindruck

Wenn Frauen sich ausschließlich über ihre Männer und Ehe identifizieren, von denen sie dann betrogen werden und in denen sie frustriert sind, weil Langeweile und stereotypische Abläufe dasLeben bestimmen, bekommen sie dumme Fantasien. Wenn sich dann noch vier solcher Frauen, die sich nichteinmal kennen treffen und zusammenrotten, werden diese Fantasien noch dümmere Ideen, die in die Tat umgesetzt werden und außer Kontrolle geratene Frauen zu Racheengeln. Und wenn weiterhin eine dieser vier Frauen ein absolut berechnendes, asoziales und egozentrisches Individuum ist - ja dann werden alle anderen zum Werkzeug in einem ganz perfiden, miesen Rachefeldzug.
"Wintermorde" ist ein spannender Psychothriller über das Thema Seitensprünge und was es in Frauen hervorruft. Wie immer toll recherchiert und genial umgesetzt, durch einen sich langsam aber kontinuierlich aufbauenden Spannungsbogen und mit einer absolut nicht vorhersehbaren Wendung zum Showdown.
Allerdings fehlte mir in diesem Thriller der Bezug zu den Protagonisten. Mit keiner von Ihnen bin ich bis zum Schluss wirklich warm geworden. Diesem Buch hätte 30 bis 50 Seiten mehr gutgetran, um die Distanz zu den Damen zu überwinden. Trotzdem ein weiteres "Korten-Schätzchen" in meiner Sammlung, zu der hoffentlich noch einige dazukommen werden.


Fazit

Typisch Astrid Korten - sie spannt die Nerven ihrer Leser wie Drahtseile und kurz bevor diese reißen kommt die Lockerung in Form einer nie geahnten Auflösung. Erwartet das Uner-wartete und ihr bekommt Spannung pur, wer noch nicht dem Korten-Fan-Club beigetreten ist - einsteigen liebe Leute, die Fahrt lohnt sich.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Der Mensch ist des Menschen schlimmster Feind

Wolf Road - Die Angst ist immer einen Schritt voraus
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Inhalt

In einer verwüsteten Welt hat Elka beinahe alles, was man zum Überleben braucht, von einem Mann gelernt, den sie nur Trapper nennt. Ein einsamer Jäger, der sie bei sich aufgenommen
hat, als Elka ...

Inhalt

In einer verwüsteten Welt hat Elka beinahe alles, was man zum Überleben braucht, von einem Mann gelernt, den sie nur Trapper nennt. Ein einsamer Jäger, der sie bei sich aufgenommen
hat, als Elka noch ein Kind war. Jahrelang hat er vor ihr verbergen können, dass er ein Killer ist und wie sein tatsächlicher Name lautet: Kreagar Hallet. Und jetzt, da Elka erwachsen ist und die Wahrheit kennt, könnte sie sein nächstes Opfer sein. Sie flieht nach Norden, um ihre richtigen Eltern zu finden. Aber an ihre Fersen heften sich Hallet und die Gesetzeshüterin Lyon, die noch eine persönliche Rechnung offen hat. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd

Eindruck

Der Mensch ist des Menschen schlimmster Feind !

Als erstes vorweg geschickt, es handelt sich um keinen reinen Thriller mit mega Spannungsfaktor, sondern ist eine Mischung aus Thriller, Dystopie und Drama um ein gesellschaftliches Tabuthema, dass bei weitem nicht für die Nerven von Jedermann geeignet ist. Wer einen
nervösen und sensiblen Magen hat, sollte die Finger von "Wolf Road" lassen und sich nicht komplett an den Klappentext hängen.

Die Idee und Umsetzung der Geschichte hat mich fasziniert. Bis zum Schluss ist nicht klar, wo die Reise eigentlich hingeht. Gar nicht aufgeklärt wird, um was für eine "Apokalypse" es sich handelt und wann sie sich eigentlich ereignet hat. Es könnte jederzeit zwischen Ende 1800 und jetzt stattgefunden haben oder sich in der Zukunft ereignen, klar ist nur, dass es sich um einen Bombenangriff gehandelt hat, beim dem chemische Kampfstoffe eingesetzt wurden, die Teile der Natur vergiftet haben. Ebenso ist lange Zeit nicht klar, in welchem Land man sich befindet. Dieses Verwirr- und Ratespiel hat mich persönlich richtig abgeholt, weil ich nicht nur das gesamte Buch über immer wieder am nachdenken war, sondern das Ganze nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Das Tabuthema, welches die Autorin aufgegriffen hat, macht deutlich wie die kindliche und jugendliche Psyche verdängt, wie Selbstschutz funktioniert um in Stadien der Abhängikeit von Erwachsenen keinen sichtbaren Schaden zu nehmen. Die Dynamik die sich im Laufe des
Erwachsen werdens zwischen der Protagonistin und ihrem Ziehvater entwickelt ist höchst interessant. Allerdings muss man sich auf die Erzählweise aus der Egoperspektive einlassen können um den Bezug zu finden. Wenn man sich in die Protagonistin hinein finden konnte,
hat man eine intensive, sehr interessante psychologische Studie bekommen. Die handelnden Personen allgemein konnten mich für sich einnehmen.

Fazit

Ein weiteres faszinierendes Buch aus dem Arctis Verlag, was mich begeistert und schockiert, angezogen und abgeschreckt hat. Ich kann es an alle weiterempfehlen, die sich nicht scheuen, sich mit Tabuthemen auseinander zu setzen. Mich hat es zum nachdenken angeregt und wird mich lange Zeit nicht loslassen und mit Sicherheit nicht nur einmal gelesen im Schrank versauern und schon gar nicht wieder das Haus verlassen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Faszinierendes Israel

Köstliches Israel
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Inhalt

54 klassische Rezepte aus Israel geben Einblick in die jüdische Küche und holen ein Stück orientalische Kultur auf heimische Teller. Alle diese Rezepte sind typisch für bestimmte jüdische Feiertage. ...

Inhalt

54 klassische Rezepte aus Israel geben Einblick in die jüdische Küche und holen ein Stück orientalische Kultur auf heimische Teller. Alle diese Rezepte sind typisch für bestimmte jüdische Feiertage. Sie wurden in der Praxis erprobt und dank Schritt-für-Schritt-Fotos ist das Nachkochen überhaupt kein Problem. Atmosphärische Bilder und Einblicke in Fest- und Feiertage runden die kulinarische Reise ab.

Eindruck

"Köstliches Israel" - ein schön gemachtes Kochbuch, nicht nur mit Rezepten für jeden Anlass sondern auch mit tollen Erklärungen zu Traditionen und Festen, unterlegt mit Bibelsprüchen. Seitlich eines jeden Rezeptes sind Symbole angebracht, die auf den ersten Blick verdeutlichen, für wieviele Personen gekocht wird, welche Zubereitungszeit ich einplanen muss und um welchen Schwierigkeitsgrad es sich handelt. Einzelne Arbeitsschritte und das fertige Endprodukt sind klar und appetitlich dargestellt.
Jedoch muss ich sagen, das einige Angaben zu Zutaten doch irre führend und unklar sind, sowie das eine oder andere Rezept so wie es geschrieben steht nicht stimmt. Im Prinzip sind es einfach nach zu kochende leckere Rezepte, aber man benötigt schon eine gute Portion Erfahrung und Gefühl auf das man sich verlassen muss.

Fazit

Ein schönes, interessantes und etwas anders gestaltetes Kochbuch, nicht ohne Schwächen - dennoch zu empfehlen, wenn man ein Mindestmaß an Improvisationstalent in der Küche besitzt.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Ein Söldner mit Gewissensbissen!

Spectrum
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Inhalt

August Burke ist anders. Irgendwie seltsam, geradezu wunderlich. Doch Burke ist auch ein Genie: Er erkennt Zusammenhänge, die allen anderen verborgen bleiben. Als es in einer Bank zu einer Geiselnahme ...

Inhalt

August Burke ist anders. Irgendwie seltsam, geradezu wunderlich. Doch Burke ist auch ein Genie: Er erkennt Zusammenhänge, die allen anderen verborgen bleiben. Als es in einer Bank zu einer Geiselnahme kommt, wendet das FBI sich an ihn. Denn die Täter verhalten sich extrem ungewöhnlich und verschwinden schließlich sogar unbemerkt aus dem umstellten
Gebäude.

Eindruck

Ein Cop dessen Vita für den Polizeidienst mehr als fraglich und für das FBI ein No Go ist - Nic. Ein ebenso genialer wie schrulliger "Asperger", der in kniffligen, grenzwertigen Situation vom FBI zu Rate gezogen wird - Burke. Ein alter Hase unter den FBI Agents, der beide unter seine väterlichen Fittiche nimmt und somit ein leistungsstarkes Dreigestirn bildet - Carter. Als Gegner einen Söldner und Massenmörder mit Gewissenbissen und Selbstzweifeln kurz vor dem Ende seiner "Karriere" - Krüger. Fertig ist das Rezept für einen gelungenen Auftakt zu einer neuen Reihe.

Es ist nicht die Offenbarung des noch nie da Gewesen, aber durch die geniale, feine und sehr interessante - ja schon kuriose - Ausarbeitung der Charaktere ist "Spectrum" für ich wirklich spannend und fesselnd gewesen.
Durch die vielen handelnden Personen und Handlungen an zwei Orten ist es anfangs etwas
verwirrend und man muss schon genau aufpassen um die Hintergründe zusammen zu bringen, was aber durch den Schreibstil sehr gut machbar ist.

Nicht ganz glücklich bin ich mit der Zusammenführung der beiden Handlungsstränge durch die Protagonistin Isabel sowie mit dem Ende, wie es durch Burke herbeigeführt wurde. Beides halte ich für absolut unglaubwürdig und von daher nicht wirklich passend. Über Burke kann ich dabei noch hinwegsehen, Isabel hingegen erachte ich als gänzlich überflüssig und fehl am Platz, zumal sie bis zum Showdown eine eher nebensächliche Rolle und man sich fragt, ob noch mehr über sie kommt, ihr dann aber am Schluss eine recht große Lobby eingeräumt wird, was ich ein störend fand.

Fazit

Ein wirklich guter Auftakt zu einer neuen Reihe, die ich gerne weiter verfolgen werde und der mir die Shepperd-Reihe nocheinmal mehr schmackhafter gemacht hat. Zwar mit kleinen Schwächen, dennoch absolut gut gemacht. Von daher ersteinmal 4 Sterne, und sehen wie es mit Carter, Nic und Burke weitergeht..

Aufgrund einger doch recht genau beschriebenen Szenen, dürfte "Spectrum" nichts für ganz schwache Nerven sein.

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