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Veröffentlicht am 25.08.2021

Ein Finanzratgeber, der hält, was er verspricht

Grüne Finanzen
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Das Buch handelt – wie der Titel schon sagt – von sogenannten grünen Finanzen, also von nachhaltiger Geldanlage. Es richtet sich gezielt an Neulinge oder Menschen mit wenig Erfahrung in Bezug auf Geldanlagen ...

Das Buch handelt – wie der Titel schon sagt – von sogenannten grünen Finanzen, also von nachhaltiger Geldanlage. Es richtet sich gezielt an Neulinge oder Menschen mit wenig Erfahrung in Bezug auf Geldanlagen und hierbei an diejenigen, die ihr Geld nachhaltig anlegen möchten.

Es startet mit einem einführenden Kapitel, in dem erklärt wird, warum Nachhaltigkeit oft als Frauenthema gesehen wird. Danach ist das Buch so aufgebaut, dass es sich an einer Wanderung orientiert.

Jennifer Brockerhoff erfüllt mit „Grüne Finanzen“ den Anspruch, den der Untertitel „Von Altersvorsorge bis Geldanlage – der Ratgeber für Einsteiger*innen“ erweckt. Sie wählt eine leicht verständliche Sprache, nutzt das Bild der Wanderung, um sich den einzelnen Stufen der Geldanlage anzunähern und die einzelnen Schritte in Bildern greifbar zu machen.

Sie erklärt, warum es nötig ist, über seine Finanzen genau Bescheid zu wissen und warum es auch wichtig ist, sich genau zu informieren und das für den jeweiligen Geldbeutel passende Geldanlagekonzept zu finden und sich auch hier nicht nur beraten zu lassen, sondern auch immer wieder Fragen zu stellen, wenn etwas nicht klar ist.

Sie gibt einen Überblick über die möglichen Anlagemöglichkeiten und nennt auch Gründe, warum z. B. Gold nicht unbedingt eine nachhaltige Anlage ist (woher kommt denn das Gold?) und worauf man bei den einzelnen Produkten achten sollte. Das Thema Versicherungen kommt zur Sprache und die Möglichkeiten der Altersvorsorge.

Das Buch liefert eine gute Grundlage, um sich darüber im Klaren zu werden, in welche Richtung man mit seiner Finanzplanung marschieren möchte. Die Entscheidung darüber, wie grün man sein Geld anlegen möchte, wird nach der Lektüre um einiges leichter fallen.

Die fünf Schritte der Finanzplanung bilden eine gute Grundlage, um sich Schritt für Schritt etwas aufzubauen, das dann in der Altersvorsorge endet. Erst wird Kassensturz gemacht und dann Stufe für Stufe durchgegangen, was wichtig und möglich ist. Dies ist im doppelten Sinne nachhaltig. Es wird erklärt, was genau grüne von konventionellen Geldanlagen unterscheidet.

Das Interview mit Prof. Dr. Niko Paech ist zusätzlich noch einmal ein Sahnehäubchen, denn er liefert auch gute Argumente dafür, das Geld für nachhaltige Zwecke anzulegen und hier tätig zu werden.

Besonders gut gefallen mir die Erklärungen von vermeintlich komplizierten Fachbegriffen und die lebensnahe Sprache. Die Autorin hat sich dem Thema so genähert, dass es Anfänger:innen in der Finanzanlage nicht abschreckt, sondern ermuntert, sich mit diesem Thema eingehender zu beschäftigen. Man merkt, dass viel Erfahrung dahinter steckt, denn Kompliziertes leicht verständlich zu erklären, ist eine Kunst für sich. Ich hätte mich damals während meiner Bankausbildung gefreut, wenn es eine solche Lektüre für die Ausbildung gegeben hätte.

Wer sich also mit dem Thema Geldanlage und im Speziellen grüner Geldanlage beschäftigen möchte, ist hiermit gut beraten und findet am Ende dann auch weiterführende Literaturtipps. Alles in allem ein rundes Paket!

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Verlust, Trauer, Zugehörigkeit, Liebe - Eine bewegende Familiengeschichte

Ein erhabenes Königreich
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Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall ...

Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall heißt es, dass sie sich bei ihrer Tochter wortlos ins Bett legt, einschläft und eine ganze Zeit einfach im Bett bleibt. Bleierne Erschöpfung, Müdigkeit und ein 69jähriges Leben, das auf den Schultern dieser Frau lastet und auch auf den Schultern Giftys, der 29jährigen Gifty und der 11jährigen Gifty.

Ihre Mutter war immer sehr religiös und so ist Gifty aufgewachsen, bis sie sich als Erwachsene den Neurowissenschaften verschreibt und der Forschung widmet. Sie hat sich eingerichtet in diesem Forscherinnenleben.

Und dann kommt ihre Mutter und ist ein zweites Mal in einer schweren Depression gefangen. Dies lässt bei Gifty die Familienvergangenheit, all den Schmerz und Kampf der Kindheit hochkommen und sie muss sich damit auseinandersetzen.

„Ein erhabenes Königreich“ ist mehr als eine simple Familiengeschichte. Das Buch ist tiefsinnig und spricht die Probleme einer Einwandererfamilie aus Afrika in Amerika an, es spricht den Zwiespalt zwischen einer ganz starken Religiosität und der Wissenschaft an und es geht das Thema Depression in diesem Kontext an. Drogenkonsum und der Wunsch, nach außen eine glückliche Familie zu sein, Sehnsucht nach den Wurzeln und eine neue Heimat im neue Land zu finden, es werden viele Facetten gezeigt.

Besonders dieser Kampf dieses kleinen Mädchens, das all dies durchmacht, ohne es groß nach außen zu tragen und nicht daran zu zerbrechen, ist gut beschrieben. Der Verlust erst des Vaters, dann des Bruders und dann der Stärke der Mutter zu kompensieren, ist brillant beschrieben und zwischen den Zeilen spürt man, wie schwer vieles war und über welch inneren Reichtum Gifty zu verfügen scheint.

Als Leser:in bekommt man einen Einblick in die sehr religiöse Welt, in der Gifty als Kind lebte und wie sich angepasst hat und wie sie mit der Wissenschaft einen Weg für sich gesucht hat, da herauszukommen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Tagebucheinträge aus dem Tagebuch, das Gifty als Kind geführt hat. Gespräche, Fragen an Gott und Geschehnisse aus ihrer Kindheit leiten die einzelnen Kapitel ein.

Yaa Gyasi erzählt eine mitreißende Familiengeschichte, die ganz intensiv mit den Themen Verlust, Zugehörigkeit und Liebe umgeht. Gleichzeitig ist das Buch wunderschön geschrieben, so dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte – eine klare Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Antworten auf Fragen, die man immer schon mal haben wollte

Was wäre, wenn ...
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Die brand eins lese ich gerne und auch die Kolumne von Christoph Koch ist ein Highlight, also war ich neugierig auf dieses Buch, das eine Zusammenstellung von 33 Entwürfen zu einer alternativen Welt liefert.

Christoph ...

Die brand eins lese ich gerne und auch die Kolumne von Christoph Koch ist ein Highlight, also war ich neugierig auf dieses Buch, das eine Zusammenstellung von 33 Entwürfen zu einer alternativen Welt liefert.

Christoph Koch widmet sich Fragestellungen wie „Was wäre, wenn es nur noch Elektroautos gäbe?“, „Was wäre, wenn Bayern sich von Deutschland abspaltete“, „Was wäre, wenn sich die Erde nicht mehr drehte?“ und noch viele weitere aktuelle Fragen wie z. B. „Was wäre, wenn sich die Erdtemperatur um zwei Grad Celsius erhöhte?“.

Antworten darauf findet Koch durch Recherche und Interviews mit Expert:innen zu den jeweiligen Themen.

Viele der Fragen stellt man sich ja so im Laufe der Zeit einmal, ohne das Thema im Nachhinein noch intensiv zu verfolgen und so ist es wirklich gut, dass der Autor dies für uns tut. Gerade die Antworten auf ganz aktuelle und unter den Nägel brennenden Themen fand ich besonders interessant. So ist die Frage, „Was wäre, wenn in Deutschland einen Monat lang der Strom ausfiele?“ durch die aktuellen Flutkatastrophen direkt vor der Haustür (ich wohne z. B. in Hagen) nicht mehr nur Fiktion wie in „Blackout“ von Marc Elsberg, sondern real.

„Was wäre, wenn auf deutschen Autobahnen ein generelles Tempolimit von 120 km/h gälte?“ ist auch ein aktuelle Frage und die Antwort ist so logisch, dass ich mich frage, warum wir es nicht haben wie die meisten anderen Staaten.

Antworten auf Fragen wie „Was wäre, wenn Nord- und Südkorea wieder ein Land wären?“ finde ich überaus spannend, denn dieses Land ist schon so lange getrennt und wie wäre es überhaupt möglich, hier eine Zusammenführung durchzuführen, um beide Länder anzugleichen. Ebenso die Frage „Was wäre, wenn ganz Afrika nur noch eine Währung hätte?“ ist eine zu diskutierende Frage. was bringt es für die einzelnen Länder und was ist zu beachten, können die Erfahrungen anderer Währungsunionen übertragen werden?

Eine Frage, die immer mal wieder auftaucht, da der Freistaat Bayern eine Sonderrolle genießt ist natürlich „Was wäre, wenn Bayern sich von Deutschland abspaltete?“. Oft gestellt, aber dann nie weiterverfolgt, hier gibt es einen Ausblick auf dieses Szenario.

Alles in allem ein interessantes und gut geschriebenes Buch zu Fragen, die man sich mal zwischendurch stellt, aber oft nicht weiter verfolgt, hier wird es gemacht und gerade die Szenarien in puncto Klimawandel sollte man sich durchlesen.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Mondlicht und seine Folgen

Das Mädchen, das den Mond trank
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Jahr für Jahr wird ein Neugeborenes ausgewählt und in den Wald gebracht, um dort von der Hexe geholt zu werden. Durch dieses Opfer wird die böse Hexe gnädig gestimmt und das Protektorat ist bis zum nächsten ...

Jahr für Jahr wird ein Neugeborenes ausgewählt und in den Wald gebracht, um dort von der Hexe geholt zu werden. Durch dieses Opfer wird die böse Hexe gnädig gestimmt und das Protektorat ist bis zum nächsten Jahr sicher vor ihr.

Das ist die Erzählung, die die Bewohner und Bewohnerinnen seit vielen Generationen kennen und sie veranlasst, das Opfer und die Trauer hinzunehmen.

Jahr für Jahr rettet die Hexe Xan die schutzlos im Wald liegen gelassenen Kinder, um sie vor wilden Tieren zu beschützen und sucht Familien für diese Kinder. Jahr für Jahr wundert sie sich über dieses herzlose Verhalten und kann nicht verstehen, warum die Menschen dies tun.

Dann ist es wieder so weit und ein kleines Mädchen mit einem Muttermal in Form eines Halbmonds wird im Wald ausgesetzt. Die Hexe nimmt es mit und aus Versehen gibt sie ihm Mondlicht zu trinken und dieses Versehen hat Folgen…

„Das Mädchen, das den Mond trank“ ist ein liebevoll erzähltes Märchen voller Poesie und Fantasie, nicht nur für Kinder, sondern für alle, die solch fantastische Geschichten mögen.

Das Buch beginnt mit einer erwachsenen Person, die einem Kind über die Hexe erzählt und dies wird immer wieder zwischen den einzelnen Kapiteln eingeblendet und liefert so noch einmal Hintergrundwissen und die Verbindung zu einem Handlungsstrang.

Dazwischen wird die Geschichte aus den Blickwinkeln der einzelnen Hauptfiguren erzählt, ohne all zu sehr zu verwirren. Es ist gut möglich zu folgen und die Hauptgeschichte im Blick zu behalten. Die wichtigen Personen werden gut und ausführlich beschrieben und es hat jede Person ganz besondere Merkmale. Gleichzeitig gelingt es Kelly Barnhill Spannung aufzubauen, die einen am Ende gar nicht mehr aufhören lässt zu lesen.

Es ist irgendwann klar, wer gut und wer böse ist, allerdings wird nicht alles offensichtlich, so dass es wirklich bis zum Ende hin aufregend bleibt und es wirklich nicht nur für Kinder spannend ist. Wer verbündet sich mit wem und wie ist die Geschichte von der bösen Hexe, der die Kinder geopfert werden, entstanden? Wer profitiert davon und warum? All dies wird beleuchtet und gleichzeitig beschreibt Kelly Barnhill wunderschöne Einzelheiten wie die Farben der Magie.

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Die Liebe im Alter und die kleinen Geschichten in der großen Geschichte

Die langen Abende
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,Elizabeth Strout lässt die Geschichte gleich beginnen und nimmt einen sofort mit in die Köpfe und das Leben ihrer Figuren. Und es sind keine einfachen, glatten Figuren. Jack und Olive haben Ecken und ...

,Elizabeth Strout lässt die Geschichte gleich beginnen und nimmt einen sofort mit in die Köpfe und das Leben ihrer Figuren. Und es sind keine einfachen, glatten Figuren. Jack und Olive haben Ecken und Kanten, sie sind auf der Beliebtheitsskala nicht gerade oben angesiedelt und haben doch einen gewissen Charme, vielleicht weil sie so herrlich normal sind. Olive zeichnet sich durch schlechte Laune aus und eine barsche Herzlichkeit und Jack weiß sie so zu nehmen, wie sie ist.

Ihre Liebesgeschichte ist nicht kitschig, sondern einfach aus dem Leben gegriffen. Zwei ältere Menschen, einsam und traurig über die nicht besonders innige Beziehung zu ihren Kindern, beide verwitwet, aber auch noch mitten im Leben und noch jung genug, um noch einmal neu zu beginnen. Es ergibt sich mit einer Selbstverständlichkeit, dass die beiden sich verlieben und trotzdem ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen, sondern mit in diese neue Beziehung nehmen.

Es wird erzählt, wie die zwei sich ändern, wie sich ihre Liebe ändert und auch wie sich die Beziehung zu den Kindern ändert bzw. wie besonders Olive hier ihre Vergangenheit reflektiert. Gleichzeitig wird ein Portrait der Küstenstadt und ihrer Bewohner gezeichnet. Die Schwierigkeiten und Risse im Leben der Menschen, die in Cosby leben und in irgendeiner Weise auch mal das Leben von Olive berührt haben.

Das Ganze geschieht ganz unaufdringlich und nebenbei. Die Erzählweise Elizabeth Strouts wird nicht umsonst gelobt. Sie schafft es, viele kleine Geschichten innerhalb einer großen Geschichte zu erzählen und die Charaktere „echt“ darzustellen. Es ist kein Roman mit einer „Knallergeschichte“, sondern ein schöner ruhiger Roman, der aus dem Leben erzählt und auf wunderbare Art und Weise über die Liebe im Alter berichtet. Die Geschichte ist gespickt mit kleinen Spitzen, Ironie und diesen Szenen, bei denen man einfach mal laut loslachen muss.

Natürlich ist der Charakter der Olive Kitteridge der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte und das ist auch gut so. Sie ist auf die eine Art so unwirsch und geradezu unfreundlich und gleichzeitig herzlich, einfühlsam und findet auf ihre direkte Art dann oft doch die richtigen Worte, auch wenn sie nicht alles richtig macht. Sie ist echt.

ch mag Bücher wie dieses, in denen auch die Nebenhandlung gut erzählt wird und in denen auch den Nebendarstellern ihr Moment und ihre Bühne gegeben wird und das macht „Die langen Abende“. Als Leserin werde ich mit in die Welt der Olive Kitteridge genommen, aber nicht nur dorthin, sondern auch in den Ort und in das Gefühl, dort zu leben und die Bewohner mit ihren Freuden und Sorgen im Alltag zu begleiten. Das ist der Autorin gelungen und ich empfehle es gerne an diejenigen, die auch die leisen Romane mögen.

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