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Veröffentlicht am 25.03.2024

Ein phantasievolles und spannendes Abenteuer mit außergewöhnlichen Charakteren. Farbenfroh illustriert.

Die Bande der schwarzen Frotteesocke
1

Inhalt:

Wohin verschwinden eigentlich einzelne Socken?

Dank eines Lochs im Fußboden unter der Waschmaschine, bricht so manch eine von ihnen zu großen Abenteuern auf.

Das Erstaunliche: obwohl alle Socken ...

Inhalt:

Wohin verschwinden eigentlich einzelne Socken?

Dank eines Lochs im Fußboden unter der Waschmaschine, bricht so manch eine von ihnen zu großen Abenteuern auf.

Das Erstaunliche: obwohl alle Socken den gleichen Weg nach draußen wählen, landen sie alle an einem anderen und für sie sehr passenden Ort.

Die schwarze Frotteesocke rettet sich in letzter Sekunde vor dem Müll und geht an Bord eines Schiffes, mit dem sie die Welt umrunden möchte.

Unterwegs trifft sie eine weiße, ausgebleichte Socke, rettet eine Erdbeer-Einzelsocken aus dem Fundbüro, begegnet einer dichtenden Regenbogen-Ringelsocke. Die Bande zählt schon bald eine ganze Handvoll Mitglieder.

Doch eine zartgrüne Detektivsocke ist ihnen dicht auf den Fersen ...


Altersempfehlung:

ab 5 Jahre (zum Vorlesen)


Illustrationen:

Farbenprächtige und fröhliche Illustrationen ergänzen das spannende Abenteuer und erwecken die schwarze Frotteesocke und ihre Freunde zum Leben.

Besonders atmosphärisch sind die Szenen auf hoher See und ganz außergewöhnlich phantasievoll die auf der Insel der abgelegten Smartphones.

Zusätzlich wird gespielt mit Schriftarten und -farben, was der regenbogenbunten Ringelsocke (Dichter und Poet) zu verdanken ist.

Seine eigenen Socken sieht man anschließend mit ganz anderen Augen.


Mein Eindruck:

Dies ist der dritte Band der Sockenabenteuer, welcher unabhängig von den anderen gelesen werden kann.

Während in den ersten beiden Bänden mehrere in sich abgeschlossene Erzählungen enthalten sind, gibt es nun ein großes Abenteuer und ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie der Detektivsocke Pinkerton aus dem ersten Band.

Die kurzen Kapitel eignen sich sehr gut zum Vorlesen. Einen kleinen Vorgeschmack (mit einem gewissen Augenzwinkern) geben die Kapitelüberschriften:
"Zweites Kapitel, in dem die Schwarze Frotteesocke um ein Haar im Bauch eines Hais landet. Was außerdem passiert, sag ich nicht, weil ich euch gerne ein bisschen piesacke, hehe. Lest es selbst!"

Der lebendige und bildliche Schreibstil sowie die liebevolle Beschreibung der Charaktere sind einfach zauberhaft.

Die schwarze Frotteesocke, die mit rotem Garn gestopft nun aussieht, als trüge sie eine Augenklappe, ist mutig und aufgeschlossen.

Um ihre vor langer Zeit verschwundene Zwillingssocke aufzuspüren, ist ihr kein Weg zu weit. Verschiedene Weggefährten schließen sich an und die Bande wächst immer weiter.

Übrigens hat jede Socke eine ganz eigene Persönlichkeit, die oftmals der Optik entspricht. Das gegensätzliche Sockenpaar Grummeligen und Brummel ist wirklich schreiend komisch. Der eine möchte die Welt bereisen, der andere lieber das Haus renovieren. Der eine schaut durch das Teleskop, um die Sterne zu betrachten, und der andere blickt durch das Mikroskop, um das Leben der Bakterien zu ergründen. Ihre Dialoge sind einfach irrwitzig!

Jede Socke ist - auf ihre eigene Art - etwas ganz besonderes und man schließt die bunte Truppe schnell ins Herz.

Selbstverständlich wird es an der ein oder anderen Stelle auch mal spannend. Doch jede (brenzlige) Situation meistern die Socken mit Bravour und wachsen dabei über sich hinaus.

So findet jede der Socken am Ende ihren Platz in der Welt.

"Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber das Leben einer Socke ist echt fantastisch!
(vgl. S. 166)

Für dieses liebevoll gestaltete Vorlesebuch vergeben wir 5 von 5 flauschige Frotteesocken sowie eine (Vor-)Leseempfehlung.

Weitere Abenteuer sind zu erwarten, da abschließend Band 4 angekündigt wird!


Fazit:

Ein spannendes und phantasievolles Abenteuer mit außergewöhnlichen und liebenswerten Protagonisten.

Wunderschöne, farbenfrohe Illustrationen mit viel Liebe zum Detail ergänzen die Geschichte.


...

Rezensiertes Buch: "Die Bande der schwarzen Frotteesocke - Die Socken sind zurück!" aus dem Jahr 2024

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2024

Spannend und phantasievoll mit liebenswerten Charakteren und farbenfrohen Illustrationen.

Neue Socken-Abenteuer (noch erstaunlicher)
1

Inhalt:

Auch wenn man winzig klein ist wie eine Socke, kann man die größten Abenteuer erleben!

Glaubt ihr nicht?
Dann lest selbst!

Dreizehn spektakuläre Abenteuer:

Als Astronautin fliegt die himbeerrote ...

Inhalt:

Auch wenn man winzig klein ist wie eine Socke, kann man die größten Abenteuer erleben!

Glaubt ihr nicht?
Dann lest selbst!

Dreizehn spektakuläre Abenteuer:

Als Astronautin fliegt die himbeerrote Socke ins All und landet auf einem Planeten, der bewohnt ist von dreiohrigen Außerirdischen.

Die gelbe Socke wird eine erfolgreiche Käsemacherin und eine rosa Socke mit Blümchenmuster heitert als Spielgefährtin einen unglücklichen Hund auf.

Und dann gibt es da noch die stinkfaulen, weißen Sportsocken, eine dunkelrote Socke, die zum Lebensretter wird, eine weiße Socke, die einem Gespenst beim Spuken unter die Arme greift, eine rote Socke, die dem Weihnachtsmann hilft und viele mehr ...


Altersempfehlung:

ab 5 Jahre (zum Vorlesen)


Illustrationen:

Farbenprächtige und fröhliche Illustrationen unterstreichen die kunterbunten Abenteuer.

Der Zeichenstil gefällt sehr, denn mit viel Liebe zum Detail werden die dreizehn Socken und ihre turbulenten Reisen und Erlebnisse gezeigt.

Bei den phantasievollen Geschichten fallen auch die Bilder entsprechend kreativ aus. Der Planet der dreiohrigen Außerirdischen beispielsweise oder die (unsichtbaren) Tierkreationen vom Igelwolf bis zum Vogelfisch sind beeindruckend.

Seine eigenen Socken sieht man anschließend mit ganz anderen Augen.


Mein Eindruck:

Dies ist der zweite Band der regenbogenbunten Sockenabenteuer. Vorkenntnisse benötigt man aber nicht, da alle Geschichten abgeschlossen sind.

Dieser Sammelband enthält dreizehn Abenteuer.

Schnell wird klar, dass der Ausdruck "faule Socke" auf diese Exemplare nicht zutrifft. Im Wäschekorb darauf zu warten, dass man endlich in der Maschine landet, ist einigen von ihnen viel zu langweilig. Dank eines Lochs im Fußboden unter der Waschmaschine, bricht so manch eine Socke zu großen Abenteuern auf.

Das Erstaunliche: obwohl alle Socken den gleichen Weg nach draußen wählen (das Loch unter der Waschmaschine) landen sie alle an einem anderen und für sie sehr passenden Ort.

Ganz gleich ob rechts und links - denn eine Socke weiß instinktiv, an welchen Fuß sie gehört - hat jede von ihnen Gefühle und ihre ganz eigene Persönlichkeit, die meistens zu ihrem Äußeren passt (zarte Strümpfe - sensibel).

Sie alle erleben außergewöhnliche Abenteuer, die bereits in den Kapitelüberschriften kurz angedeutet werden:
"Achtes Kapitel: Von der linken schwarzen Socke aus Alpakawolle, die zur Superheldin wirde und einem kleinen Jungen half" oder:
"Dreizehntes Kapitel: Von der rechten roten Frotteesocke, die zum Helfer des Weihnachtsmannes wurde".

Die kurzen Kapitel eignen sich sehr gut zum (abendlichen) Vorlesen. Der lebendige und bildliche Schreibstil sowie die liebevolle Beschreibung der Charaktere sind einfach zauberhaft. Lesende werden einbezogen und fiebern mit, wie die Socken jede (brenzlige) Situation meistern und über sich hinaus wachsen.

Am Ende findet jede Socke ihren Platz in der Welt.

Zudem punkten die Geschichten mit warmherzigen und wertvollen Botschaft zu Themen wie beispielsweise Selbstlosigkeit, Anderssein, Mobbing, Einsamkeit, Angst vor Veränderungen im Leben uvm.

Zudem vermitteln die Abenteuer die ein oder andere tiefgründige Lebensweisheit.

Für dieses liebevoll gestaltete Vorlesebuch vergeben wir 5 von 5 wunderbar weiche Blümchensocken sowie eine Vorleseempfehlung!

Wir freuen uns zudem auf weitere Abenteuer. Band 3 ist bereits erschienen und ein vierter ist angekündigt.


Fazit:

Dreizehn phantastische und unterhaltsame Abenteuer von außergewöhnlichen wie liebenswerten Protagonisten.

Zahlreiche farbenfrohe Illustrationen mit viel Liebe zum Detail ergänzen die Erzählung.


...

Rezensiertes Buch: "Neue Socken-Abenteuer (noch erstaunlicher)" aus dem Jahr 2023

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2024

Der Klassiker in neuer Inszenierung: unterhaltsam, schräg und genial!

Faust
0

Inhalt:

Eine Wette zwischen Gott und Mephisto ... Was soll da schon schief gehen ?!?

Das treue Schäfchen, welches zum Spielball auserkoren wird, ist Heinrich Faust, ein vom Leben gefrusteter Student ...

Inhalt:

Eine Wette zwischen Gott und Mephisto ... Was soll da schon schief gehen ?!?

Das treue Schäfchen, welches zum Spielball auserkoren wird, ist Heinrich Faust, ein vom Leben gefrusteter Student und Taxifahrer in Berlin.

Wetteinsatz: zwei Kisten Ramazzotti!

Da greift man auch mal zu unlauteren Mitteln, wenn man seinen Wettgewinn gefährdet sieht.

Und so klopft Mephisto an Heinrichs Türe als Angestellter der elitären Coachingagentur "Happy Life" mit dem Versprechen einer kostenlosen rundum-sorglos-Betreuung, an deren Ende Heinrich wunschlos glücklich und sein Schwarm Margarethe hoffnungslos in ihn verliebt sein wird.

Es gibt dabei nur einen kleinen Haken:

Bei erfolgreicher Wunscherfüllung überträgt Heinrich automatisch nach seinem Tod der Coachingagentur "Happy Life" die exklusiven Nutzungsrechte an seiner unsterblichen Seele ...

Moderne Neuinszenierung des literarischen Klassikers.


Einbandgestaltung:

Der Einband ist dem schlichten Design der bekannten gelben Reclam-Hefte nachempfunden.

Mit viel Liebe zum Detail und täuschend echt imitiert wurden Flecken und Verfärbungen, Abschürfungen und angestoßene Ecken, die bei den dünnen Heftchen mit Seiten dünn wie Butterbrotpapier unvermeidlich sind.

Als Hardcover mit qualitativ hochwertigem Papier und in größerem Format als die "normalen" Reclam-Ausgaben wirkt das Buch aber deutlich wertiger.


Mein Eindruck:

Diese Graphic Novel ist eine ergänzte und überarbeitete Sammlung der in der Frankfurter Allgemeine Zeitung im Jahr 2009 erschienenen Comics.

Die Rahmenhandlung ist dem Original nachempfunden und in das Berlin der Gegenwart übertragen.

Es sind zwar keine Vorkenntnisse nötig, jedoch ist es anzuraten, zumindest eine inhaltliche Zusammenfassung des literarischen Klassikers zu lesen, um Anspielungen in Text und Bild, Zitate, Parallelen zum Original usw. zu erkennen. Es gibt aber auch Easter Eggs unabhängig vom Original, z. B. Mephisto als Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch mit "Hör auf mich ..."

Flix übernimmt aber nicht einfach die ursprüngliche Handlung, sondern wandelt die Vorlage ab und drückt seinen eigenen Stempel auf.

Die Zeichnungen harmonieren hervorragend mit dem Text und brechen in ihrer Anordnung mit Erwartungen und klassischen Strukturen. Sie punkten zudem auf mehreren Ebenen mit Details, die erst beim wiederholten Betrachten auffallen.

Die Charaktere sind detailliert gestaltet und gezeichnet. Flix typisch und unverkennbar mit großen Quadratnasen und tiefergelegten Ohren.

Mephisto ist hinterlistig, was sich auch in seiner Mimik hervorragend widerspiegelt. Gott (mit über seinem Kopf schwebenden, allsehenden Auge, welches jede Reaktion der "normalen" Augen übernimmt und wunderbar genervt rollen kann) steht ein wenig verloren, naiv und peinlich berührt da.

Doch Wette ist Wette! Ausgerechnet Heinrich Faust, frustrierter Langzeitstudent mit einem Berg an Sorgen, gerät als Versuchskaninchen zwischen die Fronten.

Die Geschichte punktet mit einer skurrilen Mischung aus Klamauk und Slapstick und Absurdität (Faust hat den Rassepudel "Charlotte von Stein", seines Nachbarn Walter auf dem Gewissen).

Sie ist aber auch divers und multikulturell: Walter sitzt nach einem Skiunfall im Rollstuhl (das von Mephisto geäußerte N-Wort wäre m. M. nicht nötig gewesen) und Gretchen (eigentlich Margarete, weil ihr Vater Schreinemakers-Fan ist, auch wenn die Mutter sie immer Özlem ruft) ist Muslima mit einer strenggläubigen Familie.

Auch wenn die "Terrorfürsten" im Keller des göttlichen Gemeinschaftsbüros aller Religionen nur ein Sidekick sind ... die Kerlchen sind echt der Wahnsinn. Sie verschicken tagtäglich Spam-E-Mails, warten auf ihren großen Auftrag und - es ist wie es ist - kochen auch nicht auf allen Platten. Hier hätte ich mir noch viel mehr Szenen mit den verpeilten Wichten gewünscht.

Die Erfüllung des Wunsches gestaltet sich herrlich turbulent und schräg.

Die im Original eigentlich doch sehr ernste und tragische Geschichte tritt ein wenig in den Hintergrund und im Gegensatz zur Vorlage gibt es bei Flix für Faust und sein Gretchen ein Happy End ... Gott sei Dank!


Fazit:

Da man es treffender kaum zusammenfassen kann, zitiere ich aus dem Vorwort von Andreas Platthaus (welches selbst ein Goethe-Zitat abwandelt):

"Dieser Comic kennt alle Zutaten zum Rezept, das die gezeichnete Welt im Innersten zusammenhält."

(vgl. S. 13)


...

Rezensiertes Buch: "Faust - Der Tragödie erster Teil" von Flix im Carlsen Verlag aus dem Jahr 2010

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2024

Ein Klassiker in neuem Gewand: tragisch und komisch zugleich, eindrucksvoll in Bildern und Worten!

Don Quijote
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Inhalt:

Die endlose Weite Mecklenburg-Vorpommerns bietet Platz für Windparks. Nach und nach verkaufen Bauern ihr Land, um dies zu ermöglichen.

In Tobosow im Kreis Müritz jedoch erklärt Alonso Quijano ...

Inhalt:

Die endlose Weite Mecklenburg-Vorpommerns bietet Platz für Windparks. Nach und nach verkaufen Bauern ihr Land, um dies zu ermöglichen.

In Tobosow im Kreis Müritz jedoch erklärt Alonso Quijano den Windmühlen unserer Zeit den Krieg und setzt sich ein gegen die "Verspargelung" seiner geliebten Heimat.

Schnell wird klar, dass dies nicht der einzige Gegner für den schrulligen Alten ist: Er ist an Alzheimer erkrankt und nach und nach entgleitet ihm die Realität immer mehr.

Alleine sein achtjähriger Enkel Robin (selbst voller Phantasie und ein Ritter: Batman - the Dark Knight) nimmt den alten Mann so wie er ist und spielt das Spiel mit ...

Neuinszenierung eines literarischen Klassikers.


Einbandgestaltung:

Der Einband ist dem schlichten Design der günstigen gelben Reclam-Hefte nachempfunden.

Als Hardcover und in größerem Format als die "normalen" Reclam-Ausgaben wirkt das Buch hochwertiger.

Mit viel Liebe zum Detail und täuschend echt wurden Flecken und Verfärbungen, Abschürfungen und angestoßene Ecken, die bei den dünnen Reclam-Heften unvermeidlich sind, imitiert.


Mein Eindruck:

Dem Vorwort entsprechend nutze ich den Begriff Neuinszenierung (anstelle von Adaption), um die Art, einem literarischen Klassiker einen neuen, zeitgemäßen Anstrich zu verleihen, zu beschreiben.

Zum Verständnis der Geschichte ist es nicht notwendig, das Original gelesen zu haben. Ein Blick auf eine Zusammenfassung jedoch schadet nicht. Lesende dürfen sich freuen auf zahlreiche Anspielungen und Hinweise (in Text, Bild, Zitaten, Namenswahl usw.)

Seine Mitbewohnerin Dulcinea, das schönste Wesen unter der Sonne, gleicht (auch wenn es sich hier um eine Katze handelt) wie in der Originalvorlage einem Phantom.

Die Verwirrung des alten Mannes entpuppt sich allmählich als Demenz. Die Tochter sieht als einzigen Ausweg den Umzug in eine Seniorenresidenz (namens Cervantes). Doch die störrische und uneinsichtige Art Alonso Quijanos macht auch vor Blutsverwandtschaft nicht halt.

Sein erster Schock: Ausgerechnet sein Enkel ist großer Fan der von Alonso Quijano verteufelten Comics.

Der Junge im Batman-Schlafanzug ist ein Außenseiter und ein kluges Köpfchen, geradezu philosophisch:

"Traurigsein ist wie Schokolade. Es ist nicht gut, damit zu lange alleine zu sein."

Robin, (vgl. S. 45)

Die Dynamik zwischen Enkel und Großvater ist außergewöhnlich. Robin spielt das Ganze ohne zu zögern mit und - selbst voller Phantasie und kindlicher Neugier - möchte er auch ein tapferer Ritter sein.

Auf Rosinante (ein klappriges Herrenrad) und einem Esel (Kinderfahrrad mit Stützrädern) "reitet" das ungewöhnliche Duo ins Abenteuer.

In seinem Phantasiekonstrukt verschmilzt der 8-jährige Enkel immer mehr mit seinem besten Freund Sancho Panza. Parallelen sind vorhanden: klein, rundlich und ein wenig ängstlich. Insgesamt das Gegenteil des hochgewachsenen, schlanken 82-Jährigen.

Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt, ist ein Idealist und gerät mit seinem Altersstarrsinn in Verbindung mit der fortschreitenden Demenz in Konflikt mit der Realität.

Wahn und Wirklichkeit verschwimmen immer mehr. Die bildgewaltigen "Traum"-Sequenzen sind beeindruckend, denn auch im Bild wechselt Realität und Fiktion permanent.

Dons Tochter bringt es auf den Punkt:

"1) Ist das ein alter Mann und 2) ein achtjähriger Junge in einem Batman- Schlafanzug. 3) Sind die beiden a) auf einem klapprigen Holland-Herrenrad und b) auf einem Kinderrad mit Stützrädern unterwegs."

(vgl. S. 69)

Das Ganze ist zugleich tragisch und komisch.

Ein Scheitern mit großer Knall scheint vorprogrammiert und doch überrascht das Ende.

5 von 5 Drahtesel und eine klare Leseempfehlung für Jung und Alt!


Fazit:

Eine moderne und bildgewaltige Neuinszenierung des Klassikers: temporeich und fesselnd, humorvoll und unterhaltsam, bewegend und vielschichtig.


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Rezensiertes Buch: "Don Quijote" von Flix im Carlsen Verlag aus dem Jahr 2012

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2024

Phantasievoll und herrlich lustig! Ein Büchlein für Lesemuffel mit haarsträubenden Argumenten gegen das Lesen.

Lesen NERVT! – Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)
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Inhalt:

Weberknechtdame Karoline Kneberwecht lebt zwischen verstaubten und mit Spinnweben bedeckten Büchern in einer Bibliothek und will einfach nur ihre Ruhe und ein gemütliches Heim.

Daher lässt sie ...

Inhalt:

Weberknechtdame Karoline Kneberwecht lebt zwischen verstaubten und mit Spinnweben bedeckten Büchern in einer Bibliothek und will einfach nur ihre Ruhe und ein gemütliches Heim.

Daher lässt sie nichts unversucht, neugierige, kleinen Lesende dazu zu bringen, die Bücher ganz fix wieder aus der Hand zu legen.

"Halt! Stop! Auf gar keinen Fall weiterlesen!
Schlag das Buch sofort wieder zu! Stell es zurück ins Regal!

Lesen ist DOOF!
Geschichten sind LAAAAAANGWEILIG! Buchstaben NERVEN!
Alles viel zu KOMPLIZIERT!
NIEMAND der cool ist liest!"

...

Oder stimmt das etwa nicht? Alles nur Vorurteile?

Je mehr Gründe Karoline nennt, desto haarsträubender werden ihre Beispiele und Argumente.

Vielleicht ist Lesen ja doch ganz unterhaltsam ...?


Altersempfehlung:

ab 7 Jahre

(ein wenig Übung und Erfahrung vorausgesetzt, da u.a. verschiedene Schriftarten und -größen, sich steigernder Schwierigkeitsgrad)


Illustrationen:

Vielfältig, farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet gibt es in den Illustrationen einiges zu entdecken.

Herrlich unterhaltsam werden die Bilder genutzt, um die Ausführungen von Karoline Kneberwecht mit Witz und Charme zu unterstreichen.


Mein Eindruck:

Der Buchtitel und das Cover haben mich direkt angesprochen und im Geist auch sogleich als Antwort ein dickes "Auf gar keinen Fall" hervorgerufen

Die Kombination von provokativen Aussagen, die (völlig hanebüchen) Gründe gegen das Lesen formulieren, und die überspitzt gezeichnete Mimik von Karoline funktioniert hervorragend.

Lesende werden direkt angesprochen und je verrückter die Argumentation, desto mehr möchte man "Jetzt erst Recht!" ausrufen und zum Buch greifen.

Spielerisch lockern zudem Leserätsel (Lückentext, vertauschte Buchstaben, Bilder im Text usw.), die in die verschiedenen Kurzgeschichten einfließen und zur Argumentation gehören, das Gelesene auf.

Karoline behauptet, es wäre unmöglich, diese Rätsel zu lösen. Da ist der Ehrgeiz geweckt, ihr das Gegenteil zu beweisen

Der Schwierigkeitsgrad wächst mit den einzelnen, in sich abgeschlossenen Geschichten in der Geschichte. Die Texte werden nicht nur länger und anspruchsvoller, sondern auch die Rätsel etwas schwieriger. Dennoch ist jede Aufgabe mit ein wenig Übung zu bewältigen.

Das Spiel mit Schriftart und -größe sowie verschiedenen Farben usw. erleichtert das Lesen aber nicht unbedingt. Das Konzept verdient 5 von 5 Bücherstapel. Die Umsetzung ist aber nicht perfekt ausgereift.

Humorvoll und mit viel Charme veranschaulicht dieses Büchlein am Ende, dass Lesen eben NICHT nervt. Eine spannende und lehrreiche Lektüre für Lesemuffel!

Mit "Bloß keine Bücher!" erscheint im Sommer ein weiterer "Lesen NERVT!"-Band.


Fazit:

Herrlich schräge und absolut haarsträubende Gründe, weshalb Lesen langweilig und uncool ist.

Auf diese unterhaltsame Weise wird erst Recht die Leselust geweckt. Leseerfahrung wird aber vorausgesetzt.


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Rezensiertes Buch: "Lesen NERVT! - Bücher? Nein, danke!" aus dem Jahr 2024

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere