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Veröffentlicht am 26.02.2023

Experimentell

Rosa in Grau
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Abstrakte Wortgemälde als Ausdruck von Leiden und Entmenschlichung

Ein Versuch die Leerstelle zu füllen, die in den psychiatrischen Anstalten nach Ende des zweiten Weltkrieges bis zu Beginn der Siebziger ...

Abstrakte Wortgemälde als Ausdruck von Leiden und Entmenschlichung

Ein Versuch die Leerstelle zu füllen, die in den psychiatrischen Anstalten nach Ende des zweiten Weltkrieges bis zu Beginn der Siebziger Jahre entstanden sind.

Die Menschen waren weggeschlossen, verwahrt, Versuchskaninchen für neue Therapien.

Ich tauche tief in das Innere einer Erkrankten. Innen und außen verschwimmen, ich verliere die Orientierung, schlingere durch die Tage, verschmelze mit den Worten und schäle mich wieder mühsam heraus - bin ständig auf der Suche nach Halt in der Realität. Doch es gibt nur selten ein Aufblitzen von Klarheit, das nicht ausreicht, um eine Geschichte entstehen zu lassen - gerade mal blasse Konturen von Handlung und Menschen, von denen ich nie sicher bin, sind sie real oder Psychose.

Wunderschöne Wortgebilde, malerische Farbgebungen und schmerzhafte Verlorenheit verbinden sich zu einem abstrakten Gemälde, nehmen mich gefangen. Doch es ist mir zu wenig, um mich im Buch zu halten und so lege ich es immer wieder zur Seite.

Am Ende gibt es eine Erläuterung, die hilft das Gelesene einzuordnen. Mir war es zu wenig, um aus der Kunst eine Geschichte werden zu lassen, die Fühlen und Verstehen verbindet. Aber dies war vermutlich gar nicht gewollt.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Religion versus Sehnsucht

Die jüngste Tochter
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Eine sehr persönliche Erzählung, bei der mir die innere Zerrissenheit ungemein zugesetzt hat.

Beheimatet im islamischen Glauben, dem Familiensinn und der Verantwortung für die Familienehre bleibt kein ...

Eine sehr persönliche Erzählung, bei der mir die innere Zerrissenheit ungemein zugesetzt hat.

Beheimatet im islamischen Glauben, dem Familiensinn und der Verantwortung für die Familienehre bleibt kein Platz, um das Ich zu entfalten und schon gar nicht eine lesbische Liebe zu leben.

Die starken Worten und der starre Rahmen erdrücken alles Sehnen und nur das Schreiben ist eine Befreiung, die förmlich über die Lesenden hereinbricht.

Und so habe ich das Büchlein in einem Rutsch durchgelesen und bleibe erschüttert zurück.

Ein Buch, auf dessen stakkatoartige Erzählweise frau sich einlassen muss. Manchmal blieb es mir, die keinen Bezug und kein Wissen zum Islam hat, etwas fremd. Und doch war es ergreifend.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Mit Herz und Verstand auf den Spuren der Bloomberries

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Mit Wehmut habe ich gerade 29, Fitzroy Square, London verlassen und muss erst langsam wieder im Hier und Jetzt Fuß fassen. Hinter mit liegen schwierige und glückliche Zeiten der Schwestern Virginia und ...

Mit Wehmut habe ich gerade 29, Fitzroy Square, London verlassen und muss erst langsam wieder im Hier und Jetzt Fuß fassen. Hinter mit liegen schwierige und glückliche Zeiten der Schwestern Virginia und Vanessa Stephens (später Virginia Woolf und Vanessa Bell) und je mehr Einblick ich in ihr Leben, ihre Familie und ihren Freundeskreis erhielt desto mehr fühlte ich mich zugehörig.

Erst hatte ich den Eindruck, die vielen Perspektiven würden mich zu weit von den Schwestern wegführen, im Nachhinein waren Sie aber notwendig, um zu zeigen wie vielen Einflüssen sie in ihrer Entwicklung ausgesetzt waren, und ließen mich ein Teil dieses bunten Leben in Bloomsbury werden und gaben einen Einblick in das gesellschaftliche Standesdünkel bis hinein ins Schlafzimmer.

Der Roman malt ein realistisches Bild dieser Zeit und der patriarchalen Strukturen, gegen die die Schwestern aufbegehrten. Damit wurde mir eine emotionale Achterbahn beschert. Mit welcher Selbstverständlichkeit Männer Frauen für Ihre Bedürfnisbefriedigung benutzten, hat mich so wütend gemacht, dass ich manches Mal nicht weiterlesen konnte. Dagegen haben die Szenen, in denen sich die bessere Gesellschaft echauffierte, sowie die Ironie der Konversationen mich oftmals breit grinsen lassen.

Begeistert haben mich besonders die inneren Einblicke während Virginias psychotischer Phase, ihre Briefe und die psychologischen Einblicke in das geschwisterliche Beziehungsspiel. Diese diffizile Wahrnehmungen fließen mühelos durch sprachliche Bilder und Textzeilen, banden mich ein und haben eine ganz eigene Spannungskurve.

Mein Fazit: Eine wunderbare Romanbiographie, die sich an die historischen Fakten hält, und es schafft Dramatik und Emotionen zu transportieren, ohne unglaubwürdig zu werden. Wirklich großes Kino!

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Der Tod gehört zum Leben

Marianengraben
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Eine wunderschöne Geschichte, die bei mir viel zu lange auf dem SuB lag.

Tod und Trauer scheinen soweit vom glücklichem Leben entfernt, wie soll man dahin zurückfinden? Paula sinkt nach dem Tod ihres ...

Eine wunderschöne Geschichte, die bei mir viel zu lange auf dem SuB lag.

Tod und Trauer scheinen soweit vom glücklichem Leben entfernt, wie soll man dahin zurückfinden? Paula sinkt nach dem Tod ihres Bruders immer tiefer in die Dunkelheit und scheint sich aufgegeben zu haben. Doch die skurrile Begegnung mit dem achtzigjährigen Helmut reißt sie aus ihrer Lethargie.

Eine feinfühlige Erzählung, die nicht schwermütig macht, und mich einige Male laut lachen ließ. Ich hätte niemals erwartet, dass das Thema so leicht und spannend erzählt werden kann. Ich habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen.

Für mich ein Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Hoffnung nicht erfüllt

Die Leuchtturmwärter
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Der Funke ist bei dem Buch nicht übergesprungen. Das knifflige Rätsel funktionierte als Treiber sehr gut, sonst hätte ich das Buch abgebrochen.

Doch bei all der Suspense mochte ich die Erzählweise nicht ...

Der Funke ist bei dem Buch nicht übergesprungen. Das knifflige Rätsel funktionierte als Treiber sehr gut, sonst hätte ich das Buch abgebrochen.

Doch bei all der Suspense mochte ich die Erzählweise nicht - teils eine Art Tagebucheinträge, teils Interviews mit einem lange nicht erscheinenden Fragesteller, erzählt auf zwei Zeitebenen und aus der Sicht von sechs Protagonisten. Für mich kam die Geschichte viel zu langsam ins Rollen.

Als würde man sich durch endlose Monologe mäandern und mühsam die Steinchen zusammentragen und sich von Andeutungen ernähren. Vielleicht hätte es mir mehr gelegen, wenn die Protagonisten mir sympathischer gewesen wären, aber die drei Leuchturmwärter und ihre Frauen blieben mir zu fremd, teils sogar befremdlich.

Anerkennen muss ich aber, dass das Rätsel für den Leser gelöst wird, dass die Atmosphäre on point und die Sprache sehr gut auf die unterschiedlichen Protagonisten abgestimmt war.

Für mich, die gerne mit der Geschichte verschmilzt und tief in die Protagonisten eintaucht, um emotional beteiligt zu sein, war es ein Flop. Leser mit anderen Lesebedürfnissen können aber durchaus auf ihre Kosten kommen.

Fazit: Ein tolles Rätsel - der Weg zur Lösung war jedoch zäh.

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