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Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr unterhaltsam

Es geschah in Schöneberg
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Inhalt:

Berlin 1927. Der fünfte Fall mit Leo Wechsler führt uns nach Schöneberg. Während einer exklusiven Modenschau im „Romanischen Café“ werden zwei Modells verletzt. Wie sich später herausstellt, wurde ...

Inhalt:

Berlin 1927. Der fünfte Fall mit Leo Wechsler führt uns nach Schöneberg. Während einer exklusiven Modenschau im „Romanischen Café“ werden zwei Modells verletzt. Wie sich später herausstellt, wurde das Futter der Kleider mit Capsaicin präpariert, dem schwer die Haut reizenden Stoff ,gewonnen aus der Chillischote. Wer hatte die Gelegenheit zu diesem Attentat? Anfangs ist nur klar, dass damit wohl das aufstrebende Modehaus von Lotte Morgenstern und Carl Fink in seinem guten Ruf geschädigt werden sollte. Das wirkliche Motiv der Tat und die Täter geben Leo und seinen Männern erst mal jede Menge Rätsel auf. Doch dann ereignet sich ein Mord. Und der Tote war nicht nur bekennender Homosexueller sondern es gibt auch eine Verbindung zum Modehaus. Stück für Stück setzt der Kommissar das Puzzle zusammen.

Meine Meinung:

Leo Wechsler, seine Frau Clara und Schwägerin Ilse sind mir über die Jahre zu liebgewonnenen Helden einer hervorragenden historischen Krimiserie geworden, in der Susanne Goga mit viel Empathie für ihre Figuren Kriminalfälle erzählt. Die Geschichten sind mit einem großen Maß an Lokal- und Zeitkolorit ausgestattet. In diesem Teil erfährt man etwas über die Modebranche, den Umgang mit Homosexualität, die damals ja noch strafbar war, und ganz allgemein das Leben in Berlin kurz vor der NS-Zeit. Man spürt bereits den drohenden Umbruch in der Gesellschaft, der auch nach Leo und seiner Familie greift. Es macht wieder großen Spaß hier mit zu rätseln. Die Täter und ihre Motive werden glaubhaft geschildert. Mir gefällt besonders, dass nicht nur Leo und Clara sondern auch sämtliche Nebenfiguren Raum und charakterliche Tiefe bekommen. Der Roman kommt mit wenig Blut und Brutalität aus, schöpft sein Potential vor allem aus den seelischen Abgründen der Menschen, aus ihren Ängsten, Leidenschaften und Bedürfnissen.
Man muss die Vorgänger nicht gelesen haben, um hier seinen Spaß zu haben. Aber wer hier quereinsteigt bekommt sicherlich Lust darauf, die ganze Reihe zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Histo-Highlight

Herrin des Nordens
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Zum Inhalt:

Das Buch handelt von einer Zeit, in der Dänen noch das waren, was wir heute Wikinger nennen. Sie glaubten an Odin und Thor und Freya, waren Händler und Seeleute und bei Bedarf auch fürchterliche ...

Zum Inhalt:

Das Buch handelt von einer Zeit, in der Dänen noch das waren, was wir heute Wikinger nennen. Sie glaubten an Odin und Thor und Freya, waren Händler und Seeleute und bei Bedarf auch fürchterliche Krieger. Das Land und die Handelsstädte waren schwer umkämpft und es gab jede Menge größere und kleinere Allianzen, die immer wieder versuchten, die Gebiete zu erobern und die dort ansässigen Dänen entweder zu vernichten oder zu unterjochen.

Im Jahre 1044 ist Haithabu noch immer einer der wichtigsten Umschlagsplätze für Waren aller Art an der Nordseeküste. Sigmund führt sein erfolgreiches Handelsgeschäft seit vielen Jahren und mangels männlichem Erben plant er, seine Tochter Ingunn in die Geschäfte einzuführen. Sie ist klug und aufgeweckt und verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Torge. Den zieht es aber als Krieger mit dem Dänenkönig Sven nach England. Ingunn bleibt mit seinem Eheversprechen zurück. Während der Zukünftige in fernen Kriegen kämpft, trifft sie immer wieder auf dessen Bruder Jon, der seinerseits sein Herz an die kluge und eigenwillige Dänin verloren hat. Immer wieder wird Haithabu von den verfeindeten Norwegern angegriffen. König Sven, der mit jeder Menge Kriegspech gesegnet ist und gerne mal mit seinem Schiff Reißaus nimmt, wenn das Schlachtenglück sich abwendet, setzt schließlich Jon dafür ein, dass er die Küste und Haithabu vor den Feinden mit allen Mitteln schützen soll.

Meine Meinung:

Es ist eine aufregende und blutige Zeit, in der Sigmund und Ingunn mal mit mehr, mal mit weniger Glück ihr Handelsgeschäft führen und für ihre Lieben sorgen. Sie müssen dabei so manchen Schicksalsschlag verwinden. Die Autorin, Martha Sophie Marcus, schaffte es schnell, die verschiedenen Persönlichkeiten dieses Buches in mein Herz zu schreiben. Ingunn ist eine starke und liebenswerte Heldin, die im Lauf der Geschichte nicht nur zu sich Selbst sondern auch zum Mann ihres Lebens findet und die nebenbei ihrem Vater hilft, das der Seehandel in Haithabu nie ganz abbricht. Die zweite Hauptperson ist Jon, ein mutiger und unglaublich integerer junger Mann, der anders als sein ungestümer Bruder Torge, nicht nur Kampf und Ehre im Sinn hat und der modern genug ist, dass er auch eine starke Frau an seiner Seite akzeptieren kann.

Dieser Roman vereint im besten Sinne alles zwischen zwei Buchdeckeln, was ein guter Historienschmöker haben muss. Neben hervorragend recherchierter Geschichte, die durch leibhaftige Vertreter wie König Sven unterhaltsam nahegebracht wird, ist es eine herzerwärmende Liebesgeschichte und auch ein abenteuerlicher Wikingerroman voller Kämpfe und Seeschlachten. Herz und Schmerz, Rache und Vergebung, spielen ebenso eine Rolle wie der Glaube. Denn es ist auch eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der u.a. vom Christentum eingeläutet wird, welches schnell und einschneidend die Lebensweise der Menschen ändern wird. Auch Ingunn und die Ihren bringt es in Gewissenskonflikte, die eindringlich und glaubwürdig geschildert werden.

Man darf sich auf keinen Fall davon schrecken lassen, dass das Buch mit über 700 Seiten etwas umfangreicher ist. Denn keine Seite war für mich zu viel. Von Ingunn und Jon habe ich mich am Schluss nur schwer trennen können. Ich werde sie ebenso vermissen wie all die anderen Personen in diesem Buch, die mit so viel Herzblut geschildert wurden. Die wundervolle Una und Eskil, der am Schluss genau das richtige sagt. Die scharfzüngige Helga, die dahinter nur ihr Herz aus Gold versteckt. Sigmund, Meyla, Svantje und all die anderen.

Das Buch ist eines meiner Histo-Highlights und nimmt es mühelos mit Rebecca und Sabine auf. ;)

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht mein Fall

Zwei für immer
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„Zwei für immer“ von Andy Jones war mir wegen seines ansprechenden Klappentextes ins Auge gestochen und da ich Heikko Deutschmann als Sprecher bereits von ein, zwei Krimis kannte, habe ich mich auf das ...

„Zwei für immer“ von Andy Jones war mir wegen seines ansprechenden Klappentextes ins Auge gestochen und da ich Heikko Deutschmann als Sprecher bereits von ein, zwei Krimis kannte, habe ich mich auf das Hörbuch gefreut. Erwartet hatte ich die Geschichte eines Liebespärchens, welches sich erst zusammenraufen muss, dies aber auch will, da es ziemlich schnell zu einer Schwangerschaft kommt. Also einen Beziehungsroman, der nach einigem hin und her vielleicht auch zu einem schönen Happy End führt und der neben Humor auch gerne etwas Tiefgang haben darf.
Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht von Fisher, einem durchaus sympathischen Dreißigjährigen, der zwar anfangs von der bevorstehenden Vaterschaft etwas überrascht wird, sich aber dann mit Elan und positiver Grundeinstellung in die aufkeimende Beziehung zu Ivy stürzt. Er stellt sie seiner Familie vor, er ist an der fortschreitenden Schwangerschaft sehr interessiert und er ist überhaupt einer dieser Männer, die man in Komödien gerne als den Helden sieht; Typ netter Schwiegersohn. Ivy, die ein paar Jährchen älter ist, ist da wegen schlechter Erfahrungen schon etwas zurückhaltender und anfangs wirkt sie durch ihre sperrige kühle Art eher unsympathisch. Aber Fisher’s Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass ihr Schale langsam aufbricht.
Also eigentlich eine Handlung genau nach meinem Geschmack. Jetzt kommt das große Aber. Der Autor glaubte wohl, dass so eine simple Liebespaar-Geschichte zu wenig wäre und man Tiefgang nur durch Dramatik und Tragik bekommen könnte. Also hat er so einiges eingebaut, was den Leser durch eine Achterbahn der Gefühle jagt. Dass Ivy Narben im Gesicht hat und Fisher einen sterbenskranken Freund, das könnte man ja noch verkraften. Dass Ivy Zwillinge erwartet und es zu Problemen kommt, das Freund El seinen eigenen Tod plant, da wird es schon ziemlich anstrengend. Und ohne zu viel zu verraten, die Ereignisse bei und nach der Geburt der Kinder waren mir einfach zu viel Drama-Baby. Dazu kam, dass der Erzählton über zwei Drittel des Buches ja sehr humoristisch-flapsig war und ich mit dem Sprecher hier gar nicht warm geworden bin und dann auch den Wechsel zu einer Fast-Tragödie emotional einfach nicht nachvollziehen konnte.
Mein Fazit: Ich habe vielleicht zu viel erwartet aber der Autor konnte mich mit seiner Geschichte einfach nicht überzeugen. Mir gefiel weder der Rhythmus noch die Überfrachtung mit Themen. Ich denke allerdings, dass es mir als Buch vielleicht noch etwas besser gefallen hätte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

literarischer Krimi

STRAFE
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Der Schriftstelle Max Schmeling erhält unerwartet einen Brief, in dem sein Schulkamerad Tibor Schnittkowski ihn um einen Besuch bittet. Eigentlich konnten die beiden sich nicht besonders leiden und so ...

Der Schriftstelle Max Schmeling erhält unerwartet einen Brief, in dem sein Schulkamerad Tibor Schnittkowski ihn um einen Besuch bittet. Eigentlich konnten die beiden sich nicht besonders leiden und so ist er überrascht und unschlüssig, was er davon halten soll. Bei dem darauffolgenden Besuch erfährt er, dass Tibor schwer krank ist und möchte dass Max ihm einen Gefallen tut. Dafür gibt er ihm ein Manuskript mit seinen Memoiren. Das soll Max lesen und dann dementsprechend handeln.

Als Leser weiß man nicht recht, was es für eine Art Roman ist, den Paula Polanski und Hakan Nesser einem hier vorsetzen. Ist es ein Krimi oder doch noch mehr. Nesser ist ja einer, der gerne mal ins Literarische Fach wechselt und deshalb wundert es nicht, dass das Buch einige ungeahnte Kniffe hat und zweimal eine Wendung nimmt, die man so nicht erwartet hatte. Die Frage, wieviel an dieser Story ist von Hakan Nesser, wieviel von Paula Polanski (so es denn keine fiktive Autorin ist, wovon ich einfach mal ausgehe) , beschäftigte mich nur am Rande, denn das Buch fesselte auf seine eigene Art und Weise.

Hat man anfangs noch viel Raum für Spekulationen, so wird es von Kapitel zu Kapitel immer klarer, wohin die Reise geht. Auch wenn es sich nicht um einen gängigen Kriminalroman handelt, so ist doch der Crime-Faktor und vor allem die Spannung hoch. Der Erzählstil ist kühl aber geht unter die Haut und die Volte, die die Geschichte am Schluss nimmt, macht einfach Spaß und ist einem Kriminalroman durchaus würdig. Sicherlich ein Buch, auf welches man sich einlassen muss und welches man nicht in eine vorgefertigte Schublade stecken sollte, denn dazu ist es einfach zu ungewöhnlich und abwechslungsreich.

Mir hat der Neue Nesser ein paar sehr unterhaltsame Stunden beschert. Vielen Dank dafür.

Veröffentlicht am 15.09.2016

empfehlenswert

Der Hut des Präsidenten
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Eine besondere Geschichte:
Antoine Laurain erzählt in seinem neuesten Buch „Der Hut des Präsidenten“ eine ganz besondere Geschichte. Eine, in der ein unscheinbarer Hut ungeahnte Kräfte in seinen Besitzern ...

Eine besondere Geschichte:
Antoine Laurain erzählt in seinem neuesten Buch „Der Hut des Präsidenten“ eine ganz besondere Geschichte. Eine, in der ein unscheinbarer Hut ungeahnte Kräfte in seinen Besitzern freisetzt.
Der eigentiche Eigentümer ist niemand geringerer als der amtierende Präsident Frankreichs, Francois Mitterand. Der lässt seine Kopfbedeckung aus Versehen in einer Brasserie liegen und Daniel Mercier findet den Hut und obwohl er weiß, wem er gehört, gibt er ihn nicht sofort zurück. Schnell merkt er nämlich, dass der Hut scheinbar positive Kräfte in ihm freisetzt, die es ihm ermöglichen, bei seinem Chef Eindruck zu machen und seine Fähigkeiten in ein besseres Licht zu stellen. Er bekommt einen neuen Job und fühlt sofort, dass der Hut wichtig ist. Aber dann vergisst er seinerseits den Hut im Zug und der findet schnell eine neue Besitzerin.
Auch der ergeht es ähnlich wie Daniel. Und mit jedem neuen Besitzer weckt der Hut die besten Eigenschaften im Menschen und verändert ihr Leben zum Positiven. Aber nicht jeder ehemalige Besitzer ist gewillt, den Hut so ohne weiteres ziehen zu lassen.
Wie mir das Buch gefallen hat:
Es war mein erstes Buch dieses Autors. Es hat einen, meiner Meinung nach, typisch französischen Erzählstil. Auf relativ wenigen Seiten schafft er es, einige Menschen sehr genau und intensiv zu beschreiben. Ihre Schwächen und ihre Wünsche und die Veränderung, die der magische Hut mit ihnen macht. Dabei vermeidet er allzu phantastische oder unglaubwürdige Elemente, stellt die Wirkung des Hutes als eine Möglichkeit dar, die vielleicht aber auch nur der Phantasie der Menschen entspringen könnte und die geheimnisvoll aber durchaus nachvollziehbar erscheint. Es gibt ein paar überraschende Wendungen und die Geschichte nimmt einen durchaus spannenden und unerwarteten Verlauf. Das Ende ist charmant und sehr menschlich und hält für Realisten und Romantiker die richtige Mischung bereit.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es guten Gewissens weiterempfehlen.