Profilbild von hamamelis1405

hamamelis1405

Lesejury Star
offline

hamamelis1405 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit hamamelis1405 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2022

Sezierte Vorstadtidylle oder außen Hui innen Pfui

Wer hat Bambi getötet?
0

!!! Achtung, Triggerwarnung!!!

Alles wirkt so idyllisch in Gråbbå's Villenviertel.
Nathan lebt bei seinen wohlsituierten Eltern mit seinem Kindheitsfreund Güsten, dessen alleinerziehende Mutter als Opernsängerin ...

!!! Achtung, Triggerwarnung!!!

Alles wirkt so idyllisch in Gråbbå's Villenviertel.
Nathan lebt bei seinen wohlsituierten Eltern mit seinem Kindheitsfreund Güsten, dessen alleinerziehende Mutter als Opernsängerin in der Welt herumgondelt.
Und dann ist Sascha da, ein ungewöhnliches junges Mädchen, lebt in einer betreuten Wohneinrichtung für auffällige Jugendliche.
Sie ist sehr hübsch und durchtrainiert, eine Sportschwimmerin. Nathan & Sascha sind für kurze Zeit ein Paar und sind in einander verliebt. Doch Sascha trennt sich und Nathan kann das nicht auf sich sitzen lassen. Im "Geisterschiff" wird sie von ihm und seinen Freunden grausam gequält.

Monika Fagerholm erzählt in ihrem Roman "Wer hat Bambi getötet?" (übersetzt a.d. Schwedischen v. Antje Rávik Strubel) aus dem @residenzverlag
von einer kleinen eingeschworen Vorstadtgemeinschaft. Auf sezierende und eher ungewöhnliche Art offenbart die Autorin wie sehr die Ereignisse im "Geisterschiff" noch Jahre später das Leben der beteiligten Personen überschatten. Obwohl alle nach außen hin ihr Leben leben als wäre alles normal, ist es die nicht.
Mit dem Erzählstil der Autorin hatte ich durchweg meine Probleme. Einige Handlungen und Gedankengegänge der Protagonist*innen werden wiederholt, fast wie eine Art Mantra. Teils war ich mit der Grammatik und fehlenden Satzzeichen überfortdert. Daher würde ich Fagerholms Roman sehr experimentell bezeichnen. Das zentrale Thema "Gruppenvergewaltigung" ist nichts für zarte Gemüter, auch wenn sie nicht zu sehr ins Detail geht.
Insgesamt kann ich hier leider keine eindeutige Leseempfehlung aussprechen ✌️

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2022

Ein rätselhaftes Unterfangen

Die verlorenen Schwestern
0

Als Anfang 1980 in Belfast 38 IRA-Terroristen aus einem Hochsicherheitstrakt flüchten können kommt der MI5 auf Sergeant Sean Duffy zu. Der ist vor kurzem entlassen worden, er soll mir dem Dienstwagen jemanden ...

Als Anfang 1980 in Belfast 38 IRA-Terroristen aus einem Hochsicherheitstrakt flüchten können kommt der MI5 auf Sergeant Sean Duffy zu. Der ist vor kurzem entlassen worden, er soll mir dem Dienstwagen jemanden überfahren haben, behauptet ein Kollege von ihm.
Nun soll Duffy für den MI5 seinen früheren Schulfreund Dermot McCann aufspüren, Kopf einer IRA-Terrorzelle und einer der geflohenen Häftlinge.
Schon bald findet Duffy in der Ex-Schwiegermutter von Dermot eine Informantin. Doch die will erst ihre Informationen Preis geben, wenn Duffy den ungeklärten Todesfall ihrer Tochter von vor 4 Jahren als Mord bestätigt und ihr den Täter liefert.

"Die verlorenen Schwestern" von Adrian McKinty (übersetzt von Peter Torberg aus dem Englischen) aus dem @suhrkampverlag ist ein vielversprechend beginnender Roman um den IRA-Terrorismus in England und Irland. Leider driftet der Autor im Hauptteil stark von eben dieser für mich spannenden Thematik ab und erzählt von einem rätselhaften Tod einer jungen Frau, welche nur entfernt mit dem gesuchten Terroristen im Kontext steht. Jedoch nimmt die Geschichte zum Ende hin noch Mal Fahrt auf.
Trotzdem möchte ich die Lektüre nur unter Vorbehalt empfehlen. Wer sich einen spannenden Krimi über die Konflikte in Belfast erhofft, ist hier leider an der falschen Adresse.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2022

Ein Kind der Unruhe

Guter Junge
0

Michael 'Micky' Donnally wächst in den 1980er Jahren in Ardoyne - Belfast auf. Mit seinen Geschwistern Paddy, Mary & Maggie lebt er in eher ärmlichen Verhältnissen. Die geliebte Mutter arbeitet hart um ...

Michael 'Micky' Donnally wächst in den 1980er Jahren in Ardoyne - Belfast auf. Mit seinen Geschwistern Paddy, Mary & Maggie lebt er in eher ärmlichen Verhältnissen. Die geliebte Mutter arbeitet hart um die Familie von den Schülern zu befreien, der Vater ist Alkoholiker und versäumt immer wieder das Geld der Familie. Micky's Schulferien sind geprägt von Unruhen & Krawallen zwischen der IRA, den Protestanten und der britischen Polizei. Auch häusliche Gewalt durch die Mutter ist dem Jungen nicht fremd. Er ist ein vertrauter Einzelgänger. Die anderen Kinder spielen sehr ungern mit ihm und halten ihn für schwul. Wobei er selbst nicht genau weiß, ob er sich mehr zu Jungen oder Mädchen hingezogen fühlt. Gemeinsam mit seinem treuen Hund Killer lebt Micky in den Tag hinein und erlebt allerhand in seinem Stadtteil.

Paul McVeigh's Debüt-Roman "Guter Junge" aus dem @wagenbach_verlag erzählt aus der Sicht Micky's dessen Alltag während der Schulferien. Die Sprache ist eher kindlich/jugendlich, weshalb ich den Roman anfangs für ein Jugendbuch gehalten habe. Doch die eindrücklich geschilderten Konflikte in der Siedlung im Kontext mit der IRA sind doch recht erschütternd. Daher empfehle ich den Roman durchaus auch Erwachsenen Lesenden. Es ist eine spannende Lektüre über eine Kindheit in einer unruhigen Zeit, welche bis heute in Nordirland anhält.
Übersetzt aus dem Englischen von Nina Frey & Hans-Christian Oeser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2022

Wenn urplötzlich alles unsicher wird

Die zitternde Welt
0

Maria ist hochschwanger als sie Ende des 19. Jahrhunderts von Österreich nach Anatolien aufbricht, sie folgt ihrem geliebten Friedrich.
Dieser ist Ingenieur und an der Planung der Bagdad-Bahn beteiligt. ...

Maria ist hochschwanger als sie Ende des 19. Jahrhunderts von Österreich nach Anatolien aufbricht, sie folgt ihrem geliebten Friedrich.
Dieser ist Ingenieur und an der Planung der Bagdad-Bahn beteiligt. Sie führen ein bescheidenes aber auch wohlhabendes Leben in den Bergen Anatoliens. In ihrer wilden Ehe sie drei Kinder: Hans, Erich und Irmgard. Maria ist sehr glücklich in Anatolien auf dem Land. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus. Die geliebten Söhne sollen eingezogen werden und Kriegsdienst leisten. Kann Friedrich dies mit seinen Verbindungen verhindern?
In ihrem Roman "Die zitternde Welt" erzählt Autorin Tanja Paar von Maja und ihrer Familie. Maja ist eine eigensinnige und willensstarke Frau. Doch kann sie den ersten Weltkrieg nicht aufhalten. Der Roman erzählt anhand der Familie Maria's, wie der Krieg eine Familie auseinander reißt, Existenzängste mit sich bringt und die Ungewissheit um die Kinder, welche ihre eigenen Wege einschlagen. Auch die Folgen des ersten Weltkrieges für die Türkei werden angerissen.
Die Lektüre ist thematisch sehr spannend erzählt, doch leider verliert sich diese im letzten Drittel ein wenig. Aber vor allem Maria habe ich lieb gewonnen. Eine starke Frau in einer zitternden Welt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.07.2022

Olga, die mit dem Liebeschaos

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
0

Die 26- jährige Olga steckt mitten im Praktischen Jahr ihres Medizinstudiums. Sie kommt ihren Wünschen und Zielen immer näher. Auch privat läuft alles, wie sie es sich wünscht.
Bis ihr Freund Felix ihr ...

Die 26- jährige Olga steckt mitten im Praktischen Jahr ihres Medizinstudiums. Sie kommt ihren Wünschen und Zielen immer näher. Auch privat läuft alles, wie sie es sich wünscht.
Bis ihr Freund Felix ihr sagt, dass er eine Stelle als Arzt in München antreten wird.
Dort lebt Olga's Familie und die wissen noch nichts von Felix. Und Felix ahnt nichts von Olga's georgischen Wurzeln.
Und als ob das nicht schon kompliziert genug ist, platzt auch noch Jack in Olga's Leben. Und dieser möchte nur eines: Olga an seiner Seite.
Doch für wen wird sie sich entscheiden?
Für ihren Felix, den durchorganisierten Weißkittel oder für Jack, denn freuen Ghostwriter?

Der Roman "Laudatio auf eine kaukasische Kuh" von Angelika Jodl aus dem @eichbornverlag ist durchaus unterhaltsam zu lesen. Es ist eine Mischung aus einer Culture Clash Komödie und einer Liebesgeschichte.
Olga hat zu Anfang sehr konkrete Vorstellungen davon, wie ihr Leben aussehen soll. Als sie Jack kennen lernt, beginnt sie mit der Zeit, ebendiese zu hinterfragen. Auch ihre Familie und ihre kulturellen Wurzeln spielen eine wichtige Rolle.
Leider war mir der Ausgang der Geschichte schon ab der Hälfte der Lektüre zu vorhersehbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere