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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2025

Der grinsende Mann

Das zweite Kind
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Das ist mein Überraschungsbuch.
Zwar war der Klappentext ansprechend, aber die Seitenzahl eher abschreckend. Aufgrund der positiven Rezensionen, habe ich doch dazu gegriffen und wurde nicht enttäuscht.

Es ...

Das ist mein Überraschungsbuch.
Zwar war der Klappentext ansprechend, aber die Seitenzahl eher abschreckend. Aufgrund der positiven Rezensionen, habe ich doch dazu gegriffen und wurde nicht enttäuscht.

Es fängt klein und recht unscheinbar an. Von Anfang an ist die Stimmung düster und melancholisch. Ein Junge soll entführt worden sein. Doch ist das wirklich passiert oder entspringt dies seiner Fantasie? Was folgt sind detaillierte und genaue Beschreibungen wodurch es nur langsam Fortschritte und Entwicklungen gibt. An der Stelle muss man durchhalten und dabeibleiben. Denn je länger ermittelt wird, umso größer wird der Fall. Wie sich die Ermittlungen ausweiten ist toll beschrieben. Je mehr man über den Täter, seine (möglichen) Taten, seine Motivation und seine potentiellen Opfer erfährt umso grauenvoller wird es. Und das Grauen steigt ganz langsam von Seite zu Seite bis es mich nicht mehr losließ. Das Buch war nicht im klassischen Sinne spannend, aber die Situation spitzt sich zu und entwickelt eine Sogwirkung.

Gegen Mitte des Buches scheint alles geklärt. Und man fragt sich ernsthaft was nun noch kommen soll. Als Leser hätte man sich wohl mit dieser Auflösung zufriedengegeben, aber nicht so die Ermittler. Der Spannungsbogen muss nun wieder neu aufgebaut werden. So widmen sich die ersten 100 Seiten eher der persönlichen Situation der Ermittler und deren Umgang mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen. Da es die ein oder andere Ungereimtheit gibt, folgt eine erneute Aufnahme der Ermittlung. Doch wo beginnen? Wo kann man ansetzten? Was wurde vielleicht übersehen? Es sind die wiederholten Überprüfungen und die kleinen unbedeutenden Details bei denen angesetzt werden kann und die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

Die Morde sind grausam und die Ansichten des Täters absolut unbegreiflich. Aber das ist es nicht, was in den Bann zieht. Sondern die Hartnäckigkeit der Ermittler, auch wenn sie teilweise keinerlei Unterstützung erfahren, hat mich überzeugt. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch ausgearbeitet. Der Druck auf die Ermittler ist fühlbar. Aber auch der unbedingte Wille der lückenlosen Aufklärung.

Veröffentlicht am 13.12.2024

trügerische Fassade einer Familie

Die Frau des Serienkillers
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Ich finde das Cover ist ein Hingucker. Einerseits ist es schlicht, andererseits mit farblichen Akzenten. Und der einprägsame Titel lässt direkt Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches zu. Mich hat es auf ...

Ich finde das Cover ist ein Hingucker. Einerseits ist es schlicht, andererseits mit farblichen Akzenten. Und der einprägsame Titel lässt direkt Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches zu. Mich hat es auf jeden Fall super neugierig gemacht und ich kann vorwegnehmen, dass ich nicht enttäuscht wurde.

Es geht um das Ehepaar Hardcastle. Sie scheinen eine ganz „normale“ glückliche Familie zu sein. Wie unbescholtene Bürger die sich in einem Dorf ein neues Leben aufgebaut haben. Bis von einer Minute auf die andere alles anders ist.

Eines Abends steht die Polizei vor der Tür und nimmt Tom zu einer Befragung mit. Man erfährt nur sehr, sehr wenig, was ihm konkret vorgeworfen wird. Wie weit die Ermittlungen sind und ob es Beweise gegen ihn gibt. Dies lässt viel Raum für Spekulation. Aber so sehr man wissen will, was Tom verbirgt, gilt dies fast noch mehr für Beth. Durch den Klappentext weiß man, dass sie etwas verheimlicht. Ohne diese Information, könnte man das Buch als langweilig empfinden. Aber die eigenen Gedanken kreisen um das Geheimnis von Beth. Diese absolute Ungewissheit ließ mich als Leser nicht los.

Das Buch ist nicht im klassischen Sinne spannend da es auf der psychischen Ebene spielt. Aber die Ungewissheit und die offenen Fragen nagen. Dies sogt für Anspannung und Nervenkitzel.

Im Laufe des Buches lernt man Beth immer besser kennen. Aber kann man ihr vertrauen? Auf ganz leisen Sohlen, werden Informationen eingestreut, die sie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Am Anfang scheint sie die umsorgende Ehefrau und Mutter zu sein. Später hat man aufgrund ihrer aktuellen ungewissen Situation Mitgefühl mit ihr. Doch ihr wahres Naturell wird sich erst noch zeigen. Nicht alle Entwicklungen sind komplett überraschend, aber in ihrem Ausmaß doch unerwartet.

Fazit: ein toller Blick in menschliche Abgründe Die Wandlung von Beth ist so fein und sanft, so toll und überzeugend vorbereitet, dass sie einen mit voller Wucht trifft. Im bin auf Teil 2 gespannt und ob er mich genauso überzeugen und überraschen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.09.2024

zwischen die Fronten geraten

Tode, die wir sterben
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Das Buch beginnt damit, dass die Lebenssituation von Jon und Svea beleuchtet wird. Hier spielt der Fall noch keine Rolle. Den Protagonisten wird Raum gegeben und wir können sie und ihren Hintergrund besser ...

Das Buch beginnt damit, dass die Lebenssituation von Jon und Svea beleuchtet wird. Hier spielt der Fall noch keine Rolle. Den Protagonisten wird Raum gegeben und wir können sie und ihren Hintergrund besser kennenlernen. Die beiden Ermittler sind keine reinen Sympathieträger. Sie sind mit Ecken und Kanten und realen Charakterzügen ausgestattet. Stecken in einer schwierigen Lebensphase und haben ihre eigene Motivation den Fall zu lösen. Da sie von ihrem Wesen sehr unterschiedlich sind und ad hoc zusammengewürfelt wurden, ruckelt es gerade zu Beginn ordentlich. Umso interessanter ist es zu lesen, wie sie als Team zusammenwachsen.

Der Fall entwickelt sich Stück für Stück. Am Anfang scheint klar, dass es zu einer Schießerei zwischen Bandenmitgliedern im Drogenmilieu gekommen ist. Doch je tiefer Jon und Svea graben, umso klarer wird, dass es so einfach nicht ist. Das Netz und die Verstrickungen werden immer größer. Die Handlungsstränge und Ermittlungsansätze immer mehr. Und trotzdem wirkt das Buch nicht überfrachtet. Es ist logisch aufgebaut, nachvollziehbar erzählt und geht nicht zu schnell. Ich wurde als Leser zu jeder Zeit abgeholt und fühlte mich auf dem aktuellen Kenntnisstand.

Bei der Schießerei kam der 13-jährige Rashid ums Leben. Er war nicht das Ziel, sondern „zur falschen Zeit am falschen Ort“. Dies wird von den Autoren nicht so stehen gelassen. Er bekommt ein Gesicht. Eine Geschichte. Wir erfahren wie sein Leben geprägt und warum er vor Ort war. Sein Hintergrund wirkt überaus authentisch, real und tragisch. Und ist umso ergreifender, da sich sein Leben im Problembezirk Hermodsdal abspielt. So transportiert das Buch nicht nur Spannung, sondern auch Emotionen.

Abseits des eigentlichen Falles werden verschiedene Themen angesprochen. Manch einer mag es überfrachtet finden, für mich war es bereichernd. Themen wir alleinerziehende Eltern, Alltagsrassismus oder Polizeigewalt werden nicht diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, sondern nur durch eine Situation beschrieben. So bekam das Buch mehr Tiefgang.

Der Schreibstiel ist ruhig, getragen und eindringlich. In wechselnden Perspektiven werden die Ermittlungen vorangetrieben. Parallel stattfindende Ereignisse erhöhen das Tempo. Private Entwicklungen finden Erwähnung, drängen sich aber nicht in den Vordergrund.

Fazit: angenehme Kapitellänge, kernige Ermittler, spannender, vielfältiger und komplexer Fall vor realistischem Setting im Brennpunktviertel von Malmö. Einfach eine gelungene Ermittlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 07.08.2024

Tödliche Intelligenz?

Der 1. Patient
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Auch mit dem vierten Justiz Krimi bleiben sich Schwiecker und Tsokos ihrer Linie treu. Vorkenntnisse sind nicht nötig, so dass er problemlos unabhängig gelesenen werden kann. Die Schreibweise ist ruhig ...

Auch mit dem vierten Justiz Krimi bleiben sich Schwiecker und Tsokos ihrer Linie treu. Vorkenntnisse sind nicht nötig, so dass er problemlos unabhängig gelesenen werden kann. Die Schreibweise ist ruhig und sachlich. Meiner Meinung nach nicht unbedingt spannend, was ich zuweilen vermisst habe. Aber absolut passend zum Thema. Ist doch ein Gerichtsverfahren nicht durch Emotionen, sondern Fakten geprägt.

Denn vor Gericht steht eine Ärztin, da bei einem Routineeingriff der Patient gestorben ist und geklärt werden muss, ob ein Behandlungsfehler vorliegt. Brisant wird das Ganze durch den Einsatz von KI während der Operation. Wer ist für den Tod verantwortlich? Wer hat hier einen Fehler begangen? Die KI oder der Mensch?

In diese Story eingebettet findet eine sachliche und unparteiische Auseinandersetzung zu dem Einsatz von KI statt. Dies passiert nachvollziehbar, ohne dabei wertend zu sein und den Einsatz zu beurteilen. Welche Risiken, aber auch welche Vorteile bietet der Einsatz? Können wir der KI vertrauen? Oder müssen wir sie überprüfen?

Das dazu stattfindende Gerichtsverfahren erregt mediales Aufsehen. Es gibt unterschiedliche Interessensgruppen, die alle am Ausgang des Gerichtsverfahrens interessiert sind. Doch nicht nur am eigentlichen Ausgang, auch am Verfahren selber und der Berichterstattung. Wie hier die Klinik, die Herstellerfirma Augmentum der KI, die Investoren in Augmentum und nicht zuletzt die Journalisten Einfluss nehmen können ist zuweilen erschreckend real und sollte man sich im Alltag immer wieder vor Augen halten.

Fazit: die beiden Autoren haben hier einen interessanten, aktuellen und kontroversen Fall erschaffen. Der nichts an seiner Authentizität einbüßt und mit Fachwissen besticht.

Veröffentlicht am 25.04.2024

Der gefährliche Fremde

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll, denn es gibt so viele Aspekte die ich schreiben könnte, weil ich das Buch einfach toll fand!

Das mag auch daran liegen, dass ich gerne wandern gehe ...

Ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll, denn es gibt so viele Aspekte die ich schreiben könnte, weil ich das Buch einfach toll fand!

Das mag auch daran liegen, dass ich gerne wandern gehe und die ein oder andere Trekkingtour gemacht habe. Deswegen sollte man zumindest Interesse daran (oder an Rad-, Kanutouren, …) mitbringen um die beschriebenen Situationen nachvollziehen zu können.

Die Schreibweise ist sehr ruhig und reduziert, denn eigentlich passiert nicht viel. Es dreht sich um klassische Fragen welche Route man gehen will, die Essenszubereitung oder den besten Schlafplatz. Ist das spannend zu lesen? Nur sehr begrenzt. Aber wir wissen aus den ersten Seiten, dass Anna von der Wanderung gerettet werden muss. Also warum? Was passiert in den wenigen Tagen, dass sich die Situation so zuspitzt? Das fand ich super interessant zu lesen. Dieser Ausblick auf den Ausgang hängt die ganze Zeit über der Wanderung und sorgt für eine unheilvolle Stimmung. So richtige Freude an der Natur und dem draußen unterwegs sein, blitzt nur selten durch. Umso mehr treten die Probleme zu tage. Und obwohl ich auf das Unglück hin gefiebert und gewartet habe, war ich doch überrascht, als es geschah. Einfach toll gemacht!

Die Wanderung erleben wir aus der Sicht von Anna. Trotzdem sollten wir kritisch hinterfragen, ob wir ihrer Wahrnehmung trauen können. Ist ihre Sicht der Dinge wirklich objektiv? Oder gibt es nicht auch andere Auslegungen? Diese Fragen sorgen zusätzlich für Unbehagen.

Die drei Freunde Anna, Hendrik und Milena machen schon seit vielen Jahren gemeinsame Wanderungen. Doch dieses Jahr ist Jakob mit dabei. Interessant ist zu beobachten, wie eine Person das Gefüge der Freunde durcheinanderbringen kann. Wie sehr sich die Gruppendynamik ändern kann. Oder wie Rücksichtnahme, weil man sich nicht kennt, zu Kompromissen führt die man eigentlich nicht eingehen will. Aber dem lieben Frieden wegen nun doch schließt. Denn Jacob bringt Unruhe. Was ist sein Hintergrund? Erzählt er die Wahrheit oder hat er etwas zu verbergen?

Die Stimmung ist überwiegend düster und unheilvoll. Es ist also in vielen Facetten eher ein Psychothriller. Und obwohl das eher nicht meins ist, bin ich von diesem überzeugt worden.

Eines sei noch erwähnt. Das Ende ist eher offengehalten. Auch das sonst nicht meins. Möchte man doch lieber eine eindeutige Erklärung haben. Hier habe ich mich jedoch ein bisschen in der Ermittlerrolle wiedergefunden. Augenzeugenberichten kann man eben nur bedingt trauen, da sie auch immer objektiv eingefärbt sind. Es liegt also an uns zu schauen, welche Erklärung wirklich wahrscheinlich, realistisch oder gar nachweisbar ist.

Fazit: keine Erwartungen gehabt, aber dafür mein persönliches Lesehighlight des bisherigen Jahres gefunden