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Veröffentlicht am 18.09.2020

Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, das auf der Strecke bleibt

Warten auf den Wind
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Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert ...

Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert den Boden unter den Füßen. Das lässt sie zu einer kleine Rebellin werden - nicht gerade die beste Eigenschaft, um in Südafrika ein ruhiges Leben zu führen.

Wladek möchte seiner Heimat Polen zu mehr Unabhängigkeit verhelfen und schließt sich der Gewerkschaftsbewegung um Lech Walesa an - auch dieser Schritt bleibt für ihn nicht ohne Konsequenzen und er muss zu seinen Verwandten nach Südafrika fliehen.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten scheint sich Wladek in dem fremden Land einzuleben und dann steht er Katrien gegenüber...



"Warten auf den Wind" packt ein unglaublich heißes Eisen an - nämlich das Thema Apartheid, Rassenhass und Unterdrückung in Südafrika und ist mit dieser Thematik aktueller denn je. Trotz politischer Brisanz und gegenwärtigen Diskussionen in den Medien, was Hautfarbe und Abstammung betrifft, gelingt es Irma Joubert nicht wirklich, ihre Protagonisten dem Leser zugänglich zu machen.

Katrien ist wirklich ein rebellischer Charakter - sie eckt an, nutzt jede Gelegenheit, um die Ellenbogen auszufahren und aufzumucken. Was mir auf der einen Seite imponiert, stößt mich aber auf der anderen Seite auch von ihr ab und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihr. Katrien bleibt mir über den gesamten Verlauf des Buches fremd und unnahbar.

Wladek gefällt mir da um einiges besser - seine Figur ist für mich eher greifbar und seine Erlebnisse fühlen sich authentischer an. Er muss einen steingien Weg gehen, um bei sich selbst anzukommen.

Die Geschichte ist gut recherchiert, weist aber unglaublich viele Längen auf, die das Lesen mühsam gestalten und so den Lesefluss hemmen. Das ist den vielen Fußnoten geschuldet, die sich als doch sehr ausufernde Erklärung direkt auf der soeben gelesenen Seite befinden - ich hätte es besser gefunden, wenn eine ausführliche Erklärung der Fußnoten im Anhang erfolgt wäre.

Die Handlung ist sehr nah an der Realität, zeigt den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika mit all ihren Schrecken auf, gibt die Bemühungen der Gewerkschafter in Polen für mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sehr detailliert wieder und lässt die Zeit des Eisernen Vorhangs wieder lebendig werden. Aber dann driftet das ganze ab in eine Liebesgeschichte, deren Ende doch recht einfach zu erahnen ist.

Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, um den Leser an die Seiten zu fesseln, aber in meinen Augen wird diese Möglichkeit nicht genutzt, um die interessanten Aspekte und vorhandenen Kapazitäten in der Geschichte zu einem rundherum stimmigen Roman zusammenzuführen.

Schade :(

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen (Dalai Lama)

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn
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Ella Risbridger ist an einem Punkt angekommen, an dem sie lieber ihr Leben wegwerfen möchte, anstatt weiterzumachen. Und so paradox es klingt, nur das Huhn in ihrer Tasche hält sie davon ab, endgültig ...

Ella Risbridger ist an einem Punkt angekommen, an dem sie lieber ihr Leben wegwerfen möchte, anstatt weiterzumachen. Und so paradox es klingt, nur das Huhn in ihrer Tasche hält sie davon ab, endgültig Schluss zu machen, denn schließlich muss das Huhn ja zubereitet und gegessen werden. Und so wird aus dem rabenschwarzen Abend ein kleines Festessen mit Mitternachtshuhn, dessen Rezept sich hier im Buch befindet, denn Ella Risbridger hat plötzlich noch ganz viele Ideen mehr für Gerichte, die die Sonne wieder in ihrem Leben scheinen lassen und für die es sich lohnt, weiterzumachen.

Und aus genau diesen Ideen ist dieses Kochbuch entstanden, das sich selbst nicht so ernst und wichtig nimmt, bei dem es auch nicht tragisch ist, wenn es mit den Mengenangaben beim Wiegen und Abmessen nicht ganz so genau zu geht und bei dem eines immer im Vordergrund steht - es gibt unglaublich viele Momente im Leben, für die es sich zu leben lohnt.

Das Kochbuch bietet viele Rezepte die trösten, die sich hervorragend als Gerichte für ein Picknick eigenen, die Wärme und Geborgenheit verströmen und mit witzigen Bezeichnungen wie "Jackentaschenkartoffeln", '"Eheglück-Wurstpasta", oder "Gefangen-im-Buchladen-Lachs" für keine Schmunzler sorgen.

Insgesamt sind die Rezepte aber sehr der englischen Küche zugeordnet, denn Porridge, Scones und Co spielen eine große Rolle. Auch sind manche Zutaten nicht ganz so einfach zu besorgen, aber egal, die Gerichte schmecken unglaublich gut und irgendwie hat man das Gefühl, dass sich beim Genuss von "Aufmunternde Chili-Zitronen-Spaghetti", "Beschwipste Amaretto-Kürbis-Suppe" und warmem Challabrot ein kuschelig weiches Plaid um einen legt und so für den Wohlfühlfaktor sorgt.

Ein unglaublich authentisches Kochbuch, das seine sympathische Autorin geschickt ins Rampenlicht rückt, Gerichte für Menschen wie Du und Ich nachkochbar macht und somit die perfekte Lektüre für gemütliche Nachmittage auf dem Sofa ist und zum Kochlöffel schwingen am eigenen Herd verführt.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

o ist das Wesentliche einer Kerze nicht das Wachs, das seine Spuren hinterläßt, sondern das Licht.( Antoine de Saint-Exupéry)

Die Weihnachtskerze
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Kurz vor Weihnachten geschieht in England alle 25 Jahre etwas Wundervolles - ein Engel erscheint im Haus der Kerzenmacherfamilie Haddington, berührt eine Kerze und geht wieder. Der Kerzenmacher verschenkt ...

Kurz vor Weihnachten geschieht in England alle 25 Jahre etwas Wundervolles - ein Engel erscheint im Haus der Kerzenmacherfamilie Haddington, berührt eine Kerze und geht wieder. Der Kerzenmacher verschenkt die Kerze und dem Beschenkten widerfährt Gutes. Immer ist diese Entscheidung von der Frage geprägt, wem man denn nun die Kerze schenken soll. Der neue Gemeindepfarrer sieht dieser Tradition eher skeptisch ins Auge und hegt so seine Zweifel, bis er selbst an Weihnachten Zeuge eines Wunders wird...



"Die Weihnachtskerze" von Max Lucado ist ein unglaublich warmherziger Roman, der auf gerade einmal 123 Seiten unglaublich viel Halt und Zuversicht verströmt, Hoffnung und Glauben in sich trägt und die Kraft des Gebetes mit leisen Worten und einer zu Herzen gehenden Geschichte offenbart.

Man fühlt sich in die kleine Kerzenmacherei hineinversetzt, schlüpft in die Rollen der Figuren und wird ein Teil der Dorfgemeinschaft, die um Hilfe bittet. Liebevoll setzt der Autor sein kleines Dörfchen mitsamt seiner Bewohner in Szene und lässt vorweihnachtliche Stimmung aufkommen, wenn die Schneeflocken tanzen und der Engel erscheint.

Eine wunderschöne Geschichte, die sich hervorragend zum Vorlesen bei Kerzenschein eignet

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Wärmt Herz und Seele

Wild & Cosy
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Langsam beginnt sie wieder, die dunkle, kalte, graue und nasse Herbstzeit, die automaisch nach einem gemütlichen, warmen Zuhause verlangt, in dem es nach leckeren Köstlichkeiten duftet, die nicht nur den ...

Langsam beginnt sie wieder, die dunkle, kalte, graue und nasse Herbstzeit, die automaisch nach einem gemütlichen, warmen Zuhause verlangt, in dem es nach leckeren Köstlichkeiten duftet, die nicht nur den Magen füllen, sondern auch Herz und Seele erwärmen.

"Wild & Cosy" setzt genau dort an und lockt den Leser mit einer wirklich gelungene Mischung aus Bildband und Kochbuch. Zum einen streift man durch die rauen Landschaften Schottlands, nimmt die ursprüngliche Natur mit all ihren zauberhaften Facetten in sich auf um sich dann dem gemütlichen Teil zu widmen, wenn man Nachhause kommt. Die Fotos bieten einen breites Spektrum an authentischen Einblicken in die Seele Schottlands, zeigen die unendliche Weite des Landes und vermitteln die ersten optischen Eindrücke auf die leckeren Gerichte, die zum Nachkochen verführen.

Dabei geht es nicht darum, dass hier großartige Sterneküche geboten wird, nein, es sind die einfachen und bodenständigen Rezepte, die das Gefühl von Geborgenheit und Liebe vermitteln und deren aromatischen Düfte regelrecht durch die Seiten wabern.

Wer kann schon Nein sagen, wenn eine heiße Zweibelsuppe mit knuspriger Käsekruste dampfend vor einem steht, Wildfrikadellen auf Süßkartoffelpüree mir Orangenjus verlockend duften oder Buchteln mit Marzipansauce kleine Süßschnäbel in den siebten Schlemmerhimmel entführt.

Die Rezepte der schottischen Küche sind leicht verständlich erklärt, die Zutatenliste zeigt genau auf, was und wieviel man braucht und schon kann es auch schon losgehen mit der Wohlfühlküche . Und genau das ist es, was mich an dieser Kombi so fasziniert - einfach machen und den Herbst in seiner ganzen kulinarischen Vielfalt genießen, ohne viel Chichi und Schickschnack. Bodenständige, ehrliche Küche die schmeckt und Herz und Seele wärmt.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Bodenständig, authentisch, ehrlich

Im Leben gibt es keine Proben
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Carmen-Maja Antoni ist eine wundervolle deutsche Schauspielerin, die sich mit ihrer unverfälschten Art direkt in die Herzen der Zuschauer spielt. Mein Herz die hat Frau, die zwar wenig an Körpergröße, ...

Carmen-Maja Antoni ist eine wundervolle deutsche Schauspielerin, die sich mit ihrer unverfälschten Art direkt in die Herzen der Zuschauer spielt. Mein Herz die hat Frau, die zwar wenig an Körpergröße, dafür um so mehr an Charakter und Stärke zu bieten hat, vor langer Zeit im Sturm erobert.

Geboren 1945, aufgewachsen im Nachkriegsdeutschland und der DDR, lernt sie früh auf eigenen Beinen zu stehen und sich durchzusetzten. Doch genau diese Bodenständigkeit, die Geradlinigkeit und der unbedingte Wille, etwa zu tun, haben ihr Türen und Tore geöffnet und sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute ist.

Ihr Werdegang am Theater und beim Film liest sich selbst wie ein unglaublich ausdrucksstarker Film, denn Antoni weiß sich immer wieder zu behaupten und irgendwie verkörpert sie für mich die Rolle der Mutter Courage auch im echten Leben. Sie lässt sich, trotz DDR-Regime, nicht die Butter vom Brot nehmen, ist unangepasst und will nicht in die vorgefertigten Denkschubladen des Staates gepresst werden.

Antoni ist nicht das Sinnbild für Schönheit - das sagt sie selbst, doch was sind schon gutes Aussehen und zur Schau gestellter Liebreiz, wenn es Innen nicht stimmt. Und genau da light ihre Stärke, denn sie hat etwas, das viele Menschen nicht aufweisen können - Ehrlichkeit, Humor, Charisma und innere Stärke, die ihr scheinbar unerschöpfliche Energie verleiht.

Die von ihr geschilderten Stationen auf ihrem beruflichen und privaten Lebensweg sind amüsant, eindrucksvoll und sehr intim. Besonders beeindruckt hat mich der letzte Liebesbrief an ihren verstorbene Ehemann, in dem sie all ihre Liebe zu ihm einfließen lässt und sich für die gemeinsam erlebte Zeit bedankt - da sind bei mir die Tränchen geflossen.

Auch die Schilderungen ihrer Zeit in Teheran gehen sehr zu Herzen und man versteht, warum die Schauspielerin so authentisch und ehrlich rüberkommt. Diese Einblicke geben ein unverfälschtes Bild von ihr wieder und zeigen, wie klug sie wirklich ist.

Der Blick in das Leben der Schauspielerin ist für mich ein echtes Buchschätzchen!

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