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Veröffentlicht am 19.10.2024

Schönheit zwischen Verfall und Schrott

Atlas der Lost Places
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Aufgeplatzte Tapeten hängen in Fetzen von den Wänden, geben einen Blick auf nacktes, bröckeliges Gestein frei.Das einst so kunstvoll geschmiedete Treppengeländer wirkt mit seinen verstaubten Schnörkeln ...

Aufgeplatzte Tapeten hängen in Fetzen von den Wänden, geben einen Blick auf nacktes, bröckeliges Gestein frei.Das einst so kunstvoll geschmiedete Treppengeländer wirkt mit seinen verstaubten Schnörkeln und Ranken wie ein mahnend erhobener Zeigefinger und die Sonne zaubert mit in der Luft tanzenden Staubpartikeln ein mystisch anmutendes Spiel auf dem ausgetretenen Parkettboden. Treppenhäuser, die entfernt an die Filmkulisse von Harry Potter erinnern und trotzdem ins Nichts führen, Fußballstadien, in denen schon längst kein Fanjubel mehr zu hören ist.

Schlafende Schönheiten zwischen Rost und Moos, hinter einst imposanten Fassaden und Maschinen, die noch heute von einer Leidenschaft für Technik und Fortschritt erzählen, werden in diesem Buch wieder zum Leben erweckt. Die Aufmachung ist schlicht, jedoch sehr wirkungsvoll, denn die Seiten atmen Geschichte, werfen das Kopfkino an und die lebendigen Texte, in Verbindung mit den eindrucksvollen Aufnahmen, machen das Buch zu einem sehr sinnlichen und abenteuerlichen Leseerlebnis.

Der "Atlas der Lost Places" ist eine Kombination aus ästhetischer Anziehungskraft, Abenteuerlust und dem Drang, den Geschichten zu lauschen, die die verlassenen Orte und Bauwerke erzählen, um sie anschließend selbst aufzusuchen. Wer sich auf die Abenteuer im Buch einlässt, wird nicht nur beeindruckende Bilder betrachten, sondern auch einen Blick in die Vergangenheit werfen, die manchmal noch gar nicht so lange her ist.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

„Reisen und Ortswechsel verleihen dem Geist neue Kraft.“ – Seneca

KUNTH Der kleine Reise-Therapeut
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Draussen ist es kalt, grau und nass, der Arbeitseifer liegt im Dornröschenschlaf und die Seele ruft geradezu nach einer Auszeit. Die Stimmung ist irgendwie auf dem Nullpunkt und es braucht einen echten ...

Draussen ist es kalt, grau und nass, der Arbeitseifer liegt im Dornröschenschlaf und die Seele ruft geradezu nach einer Auszeit. Die Stimmung ist irgendwie auf dem Nullpunkt und es braucht einen echten Kick, um die Batterien wieder aufzuladen und durchzustarten. Im Kunth Verlag gibt es ganz ohne E-Rezept und Krankenschein eine Art Notfall-Therapie, die schon beim Durchblättern der Seiten wahre Wunder bewirkt und wie ein Energy-Shot belebt, anregt und richtig gute Laune zaubert.

"Der kleine Reise-Therapeut" ist ein Reiseführer der so ganz anders ist als, das, was man so kennt und genau darin liegt sein Reiz. Es geht nämlich nicht um irgendwelche Reisetipps, um diesen oder jenen Ort zu besuchen, sondern es finden sich echte Traumziele darin, die für jede, aber wirklich jede Stimmung geeignet sind, um spritziges Vergnügen, echte Power oder auch die absolute Stille zur Reise ins Glück werden zu lassen.

Fernweh als gesicherte Diagnose - keine schlechte Idee und wer diesen literarischen Notfallkoffer immer dabei hat, findet sofort den passenden Therapieansatz, um trüben Gedanken, Durchhängern und Stress einfach den Rücken zu kehren. Gegliedert in unterschiedliche Bereiche, kann hier bedürfnisorientiert rund um den Globus verreist werden. Dabei finden sich gerade vor der Haustür erstaunliche Seelenpflaster, die sich auch hervorragend für die kleine Auszeit vom Alltag eignen.

Wem der Kopf nach etwas mehr Struktur steht , gerne mit dem Feuer spielt oder einen Adrenalinkick braucht, wird ebenso fündig wie diejenigen, die Stille suchen, etwas mehr Farbe und Licht in ihren Alltag bringen oder lieber das Entdecker:innen-Gen ausleben wollen.

Verwunschene Zauberwälder, romantisch leuchtende Papierlaternen am Nachthimmel, in der Sonne glitzernde Schneekristalle, heiße Quellen, gespenstische Ruinen und süße Naschereien locken auf wundervollen Fotos. Die Macher:innen dieses Buches sind war keine Ärzt:innen oder Apotheker:innen, legen jedoch bewusst den Fokus auf die garantiert eintretenden "Nebenwirkungen": Mitfiebern, genießen, Energie spüren, entschleunigen, staunen, demütig sein, lernen, beten und das Leben mit neuen Augen sehen.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Liebe macht blind

Tod am Staffelsee
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Für Anna soll der Traum aller Träume in Erfüllung gehen , denn in wenigen Tagen wird sie an der Seite ihres Herzensmenschen eine romantische Winterhochzeit feiern. Der geplante Empfang verläuft aber anders, ...

Für Anna soll der Traum aller Träume in Erfüllung gehen , denn in wenigen Tagen wird sie an der Seite ihres Herzensmenschen eine romantische Winterhochzeit feiern. Der geplante Empfang verläuft aber anders, als sich Anna das vorgestellt hat und Anna beginnt zu hinterfragen, was Christian eigentlich mit ihr vorhat. Als der Trauzeuge tot im Pool liegt muss Anna erkennen, dass ihre heile Welt plötzlich einen Riss bekommen hat. Was ist wirklich dran an dem Sprichwort, dass Liebe blind macht ?

Das winterliche Cover von "Tod am Staffelsee" mit dem malerischen Alpenpanorama macht richtig Lust auf den Regio-Krimi im "Blauen Land" und die Vorfreude auf eine fesselnde Geschichte ist groß. Doch leider verfliegt die anfängliche Leseneugier schnell, denn die Autorin Inga Persson scheint sich nicht wirklich entscheiden zu können, in welches Genre sie ihre Leser:innen entführen möchte. Die Mischung aus Regio-Krimi, winterlicher Romanze und kunsthistorischer Exkursion wirkt unausgewogen. lässt die Handlung oft abschweifen und zieht sie unnötig in die Länge.

Die Charaktere bleiben blass und können nicht wirklich überzeugen. Christian, der Hotelier, entpuppt sich als eitler Blender, der mit seiner gekünstelten Art Frauen um den Finger wickeln möchte. Sein Charme ist eher aufgesetzt, und statt eines romantischen Helden wirkt er wie ein eitler Pfau, der wenig Sympathie weckt. Anna, seine Verlobte, erscheint als eine naive Figur, die trotz ihrer beruflichen Kompetenz im Privatleben erstaunlich rückständig und leichtgläubig wirkt. Es ist kaum nachvollziehbar, wie eine selbstbewusste Frau in einem solch manipulativ geführten Beziehungsgeflecht gefangen sein kann.

Während die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren laufen, kommt es zu einem tödlichen Vorfall, der die glänzende Fassade des Hoteliers zum Bröckeln bringt. Der Trauzeuge wird tot im Pool gefunden, was für Christian nicht nur ein enormes Imageproblem darstellt, sondern auch die Ermittlungen des Kommissars anheizt, der sich nicht nur für den Fall interessiert, sondern auch für die Braut. Eigentlich genügend Stoff für einen abwechslungsreichen Plot, doch die Spannung bleibt aus und die Handlung entwickelt sich eher routiniert als packend. Selbst der Schluss kann nicht wirklich überzeugen und es bleiben ein paar lose Enden einfach so in der Luft hängen, ohne die Gedanken dahinter wirklich weiter zu spinnen.

Die Ausflüge ins Murnauer Moos und die Umgebung sind zwar ansprechend beschrieben und wecken die Sehnsucht nach einem Winterurlaub in Oberbayern, doch insgesamt bleibt der Krimi weit hinter den Erwartungen zurück. "Tod am Staffelsee" ist schnell gelesen, aber ebenso schnell wieder vergessen. Neutrale 3 Sternchen.


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Veröffentlicht am 16.10.2024

Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt (Novalis)

Der Zauber des Berges
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Willem hat in Margaret die große Liebe seines Lebens gefunden. Ihre Seelen und Herzen schlagen im Gleichklang und an ihrer Seite fühlt er sich vollkommen. Als Margaret an Tuberkulose erkrankt, führt sie ...

Willem hat in Margaret die große Liebe seines Lebens gefunden. Ihre Seelen und Herzen schlagen im Gleichklang und an ihrer Seite fühlt er sich vollkommen. Als Margaret an Tuberkulose erkrankt, führt sie der Weg nach Davos. Der kleine verschlafene Ort in den Schweizer Bergen soll Heilung bringen - nicht nur körperlich, auch seelisch. Das Schicksal geht jedoch einen anderen Weg und zwingt Willem dazu Margaret aus diesem Leben gehen zu lassen. Was ihm bleibt, ist das Gefühl, aus seinen Träumen und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Davos wird, neben seiner Liebe zu Margaret, sein Lebensinhalt....


"Stärker noch als der Tod ist die Liebe"...mit diesem Zitat könnte dieser wundervolle Roman untertitelt sein, denn Daniela Holsboer schreibt in einer unglaublich lyrischen Weise von einer einzigartigen Liebe, die alles überdauert. Die stärker ist als alles, was sich ihr in den Weg stellen kann und daraus wird ein wundervoller Traum geboren.

Es ist die wahre Geschichte der Schatzalp, die Thomas Mann in seinem "Zauberberg" verewigt hat. Die Autorin lässt Willem zu ihren Leser:innen sprechen und zeigt ihnen, was für ein Geschenk dieser Mann ist. Er berührt die Seele, bringt eine Saite im Herzen zum klingen und tut nicht nur seinem Herzensmenschen Margaret gut.

Willem ist ein Visionär, der Extravaganz, Eleganz und Charme auf wundersame Weise miteinander verbinden kann. Seine Liebe zu Maggie verleiht ihm die sprichwörtlichen Flügel und da setzt Daniela Holsboer an, um ihrer Leserschaft all die wundervollen Botschaften zu vermitteln, die Willem in sich trägt. Holsboer ist eine Wortmalerin, die mit ihren Worten Bilder zeichnet, die das Buch unvergesslich machen.

Es entsteht eine magische Atmosphäre, die den Zauber dieser Geschichte mit sinnlichen Bildern und nostalgischer Stimmung lebendig werden lässt. Zwischen gedanklichen Wolkenschaukeln und Sternentanz wird die Welt von Willem zum Traum und verwandelt sich durch seine ungebrochene Energie in eine Welt, in der das Kurhaus eine Seele hat. Diese Seele hat einen Namen - Maggie. Willem formt in seiner Vorstellung das neue Davos und die Leser:innen können im lichtdurchfluteten Sanatorium dem märchenhaften Spiel der Sonne durch die Buntglasfenster in einem der Ohrensessel Platz nehmen oder mit mit den Händen die filigrane schmiedeeiserne Kunst der Treppengeländer nachspüren und ein Teil der Geschichte werden.

Der Roman ist eine Liebeserklärung an die Liebe selbst, eine Hommage an einen Mann, der aus Träumen Wirklichkeit werden lässt und gleichzeitig die wahre Geschichte der Familie Holsboer, ohne die es den "Zauberberg" niemals gegeben hätte.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Leider enttäuschend

Hildur – Der Schatten des Nordlichts
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Weihnachten ist das Fest der Liebe - während die Polarlichter am Himmel tanzen, geschehen mysteriöse Dinge. Eine drapierte Leiche ruft Hildur und Jakob auf den Plan und die Ermittlungen scheinen zunächst ...

Weihnachten ist das Fest der Liebe - während die Polarlichter am Himmel tanzen, geschehen mysteriöse Dinge. Eine drapierte Leiche ruft Hildur und Jakob auf den Plan und die Ermittlungen scheinen zunächst Routine zu sein. Doch es geschehen weitere Morde und hier scheint sich jemand einen makaberen Scherz zu erlauben...

Der dritte Band der Reihe um die Ermittlerin Hildur enttäuscht auf mehreren Ebenen und ist leider der schwächste Teil der Serie, denn die Autorin verliert sich in einem unübersichtlichen Netz aus zu vielen Handlungssträngen, das die Leserschaft mehr ermüdet als fesselt.

Die Grundidee – ein Mörder, der sich von einer bekannten isländischen Weihnachtserzählung inspirieren lässt – klingt vielversprechend, wird jedoch schnell von abrupten Handlungswechseln und emotionalen Rückblenden an den Rand gedrängt. Diese Einblicke in die Vergangenheit von Hildur und Jakob scheinen zwar relevant, tragen jedoch wenig zur eigentlichen Geschichte bei. Stattdessen bleibt die Frage, wie diese Entwicklungen und auftretenden Figuren den Verlauf der Handlung beeinflussen, oft unbeantwortet, da sich die Charaktere und Erzählstränge oft nicht wirklich weiterentwickeln.

Jakob, der unter den manipulativen Spielchen seiner Ex-Frau Lena leidet, bleibt eine frustrierende Figur. Sein ständiger Kampf gegen Windmühlen wird schnell ermüdend, und Lenas unberechenbares Verhalten wird zur eindimensionalen Klischeefigur. Die Darstellung ihrer Beziehung zu ihrem Kind und die Art und Weise, wie sie ihre Rache an Jakob über die Bedürfnisse und das Wohlergehen des Kindes stellt, sind zwar realistisch, aber auch schwer verdaulich. Die Trennung von Elternteilen bringt Herausforderungen mit sich, doch in dieser Geschichte wird das Thema durch die ständige Eskalation von Jakobs Wutausbrüchen und Lenas Manipulation nicht nur unrealistisch, sondern auch anstrengend. Jakobs Unfähigkeit, seine Emotionen zu kontrollieren, ist eine weitere Schwäche des Buches und der Figur selbst. Auch wenn Lena ihn provoziert, ist körperliche Gewalt keine Lösung und trägt nicht zur Sympathie für seine Figur bei.

Normalerweise schätze ich mehrere Handlungsstränge, die Spannung und Neugier erzeugen, doch hier führen die vielen Ereignisse, Schauplätze und Charaktere eher zu Verwirrung und Langeweile. Die Weihnachtsgeschichte um die dreizehn Gesellen als Nebenhandlung wirkt abgedroschen und trägt nicht wirklich zum Verlauf des Krimis bei.

Insgesamt bleibt "Im Schatten des Nordlichts" deutlich hinter den Erwartungen zurück und bietet eine eher durchwachsene Handlung. Daher vergebe ich neutrale drei Sterne


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