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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein abenteuerlicher Kampf ums Überleben

Der Glashund
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In sprichwörtlich letzter Sekunde gelingt es Henriette, sich vor der Deportation durch die braunen Schergen zu retten. Angezettelt als Racheakt, denn Rolf Reinhardt kann nicht vergessen, dass er einst ...

In sprichwörtlich letzter Sekunde gelingt es Henriette, sich vor der Deportation durch die braunen Schergen zu retten. Angezettelt als Racheakt, denn Rolf Reinhardt kann nicht vergessen, dass er einst als "Spielball" für einen übermütigen Backfischstreich herhalten musste. Fortan kann sich Henriette nur noch als Schatten in Berlin bewegen und als ständiger Begleiter sitzt ihr die Angst im Nacken, doch noch von den Nazis entdeckt zu werden. Ein ehemaliger Kommilitone kreuzt immer wieder ihren Weg und aus der anfänglichen Antipathie entwickelt sich erst Freundschaft, um dann beide Herzen immer höher schlagen zu lassen. Doch können Henriette und Ben wirklich ihren Widersachern entkommen ?


Iris Conrad lässt in ihrem Roman "Der Glashund" das Leben im Untergrund sehr lebendig werden und ermöglicht ihren Leser:innen ebenfalls das Abtauchen...wenn auch nur in die fiktive Geschichte. Diese ist jedoch so authentisch, schockierend und nachfühlbar erzählt, dass die Grenze zwischen dem Hier und Jetzt und den damaligen Ereignissen komplett verschwindet. Die Lesenden werden zu Henriette oder Ben, bangen und zittern um ihr nacktes Überleben und bekommen am eigenen Leib zu spüren, wie sich Denunziantentum, Hass und Hetze anfühlen. Lügen und ausgeklügelte Taktiken gehören fortan zur Tagesordnung, um am Leben zu bleiben. Die fiese Fratze des braunen Sumpfes zeigt in aller Deutlichkeit sein ganzes Spektrum und doch gibt es Menschen in Uniform, die ein Gewissen besitzen und helfen, obwohl um sie herum nichts als eine entmenschlichte und vergiftete Atmosphäre zu finden ist.

Die Charaktere sind von der Autorin sehr vielschichtig angelegt und ausgearbeitet worden und so gelingt es ihr, die Gefühls- & Gedankenwelt ihrer Figuren zugänglich zu machen. Während die ganze Welt regelrecht zu Asche zerfällt, hängt Rolf seinen falschen Idealen nach, sinnt nach Rache und besitzt auch noch die Frechheit, sich als "Gutmensch" darzustellen. Henriette und Ben scheinen zwar immer der unaufhaltsamen Katastrophe einen Schritt voraus zu sein, aber nicht nur bei den beiden Hauptfiguren liegen die Nerven blank, sondern auch bei der Leserschaft.

Das Buch ist ein abenteuerlicher Kampf ums Überleben, Schicksalsroman und zugleich Lektüre gegen das Vergessen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Fußball verbindet

Fußball – Alle spielen mit
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Die Vorfreude auf die Fußball-EM in Deutschland steigt und passend dazu gibt es ein Kinderbuch, das in leuchtenden Farben bebildert ist und dieses ganz besondere Feeling zaubert, das es so nur beim Fußball ...

Die Vorfreude auf die Fußball-EM in Deutschland steigt und passend dazu gibt es ein Kinderbuch, das in leuchtenden Farben bebildert ist und dieses ganz besondere Feeling zaubert, das es so nur beim Fußball gibt. Fußball verbindet und genau diese Botschaft wird alters- und kindgerecht in einfachen Sätzen vermittelt.

In einer diskriminierungssensiblen Sprache verfasst, werden Jungen und Mädchen in die vielfältigen Lebensrealitäten miteinbezogen - das faire Zusammenspiel beim Fußball steht hier stellvertretend für das faire und freundschaftliche Miteinander auch außerhalb des Spielfeldes.

Nicht immer gelingt es vollständig, Wort und Bild in Einklang zu bringen und Toleranz, Inklusion und Diversität konsequent im ganzen Kinderbuch aktiv vorzuleben und so Vorurteile oder Ausgrenzungen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ansonsten ist dieses Buch aber ein schöner Beitrag, um Vielfalt genauso zu Feiern wie Erfolge auf dem Fußballplatz - 3, 5 Sternchen

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Kurzweilige Episodengeschichten in Mundart

Franz und Theresa
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Franz und Theresa sind Nachbarskinder, leben im Alpenvorland und verstehen sich prima, nicht nur als Freunde, sondern auch sprachlich. Während Franz seinen bairischen Dialekt aus den Eff-Eff beherrscht, ...

Franz und Theresa sind Nachbarskinder, leben im Alpenvorland und verstehen sich prima, nicht nur als Freunde, sondern auch sprachlich. Während Franz seinen bairischen Dialekt aus den Eff-Eff beherrscht, lässt Theresa auf Hochdeutsch auch schon mal die ein oder andere pfiffige Idee einfließen. Eines steht fest: die beiden halten zsamm wie Pech und Schwefel und faustdick hinter den Ohren haben sie es obendrein...


Justina Bauer erzählt in "Ghupft wie gsprunga!" witzige, freche und einfallsreiche Episodengeschichten aus dem bayerischen Voralpenland und räumt mit einem Augenzwinkern mit Vorurteilen und kitschigen Postkartenidyllen auf. Theresa wächst in einer Regenbogenfamilie auf und nicht nur für sie, sondern auch für Franz und alle Dorfbewohner:innen ist es selbstverständlich, dass sich zwei liebevolle Mamas um das Madl kümmern.

Die kurzen Geschichten lassen sich gut und flüssig lesen, sind mitten aus dem Alltag gegriffen und durch die Mundart werden die Dialoge noch lebendiger. Zahlreiche Ausdrücke sind in Fettdruck hervorgehoben und werden in einem Glossar erläutert. Die Episoden sind abwechslungsreich und spiegeln das Dorfleben wieder - es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, einen sensationellen Fund und einer kleinen, von den Kindern angezettelte Revolution im Trachtenverein.

Anleitungen zum Schuhplattln oder zum Pflanzen von Vergissmeinnicht, Rezepten zum Ausprobieren und Ausflugstipps ergänzen dieses liebevoll in Szene gesetzte Büchlein. A echte Gaudi zum Vorlesen

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Frühlingsfrisch

Floramour: Tulpen
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Nach einem langen grauen und dunklen Winter lassen Tulpen florale Regenbögen in unsere Gärten entstehen, ihr Farbzauber wirkt magisch und der Frühling wird zur Bühne für Blütenträume. Das vorliegende Coffeetable-Book ...

Nach einem langen grauen und dunklen Winter lassen Tulpen florale Regenbögen in unsere Gärten entstehen, ihr Farbzauber wirkt magisch und der Frühling wird zur Bühne für Blütenträume. Das vorliegende Coffeetable-Book "Floramour:Tulpen" ist zweisprachig verfasst und erzählt sowohl in englischer als auch deutscher Sprache vom außergewöhnlichen Siegeszug einer unscheinbaren Blumenzwiebel, die sich von der kargen Steppe Zentralasiens ihren Weg in unsere Gärten gebahnt hat.

Das Buch ist eine wundervolle Einladung zur Tulpenparty und reicht von verspielt und bunt, über prickelnd und stimmungsvoll bis hin zu majestätisch und eleganten Blüten, die als opulente Sträuße oder in schlichten Einzeldekorationen wirkungsvoll zur Geltung kommen. Die Aufnahmen sind faszinierend, erstrahlen in einer unglaublichen Farbintensität und zeigen die vergängliche Schönheit der Tulpen.

Wogende Tulpenfelder, Makroaufnahmen, Spiel mit Licht und Schatten, detailreiche Einblicke und auch manchmal das Gefühl, direkt in den Blütenkelchen zu versinken - das Spektrum der Fotografien zeigt sich mal von der romantisch-verspielten Seite, mal von der dramatisch-wirkungsvollen Seiten und begleitet die aufregenden, abenteuerlichen und informativen Geschichten rund um die Tulpe.

Ein wirklich bunt zusammengestellter Frühlingsstrauß, der niemals verwelkt.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

„Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von neuem beginnen.“ (Buddha)

Zeit zu verzeihen
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Es ist die berühmte Liebe auf den ersten Blick, als sich Clara und Viktor gegenüberstehen. Das, was beide füreinander empfinden, ist so groß, dass es nicht nur die sprichwörtlichen Grenzen, sondern auch ...

Es ist die berühmte Liebe auf den ersten Blick, als sich Clara und Viktor gegenüberstehen. Das, was beide füreinander empfinden, ist so groß, dass es nicht nur die sprichwörtlichen Grenzen, sondern auch die tatsächlichen überwinden soll. Denn Clara lebt im Osten Deutschlands und Viktor im Westen. Beide ahnen nicht, dass sie sich als Kinder schon einmal begegnet sind. Damals auf der Flucht mit ihren Müttern aus Ostpreußen, als der Krieg getobt und die Menschlichkeit gefehlt hat. Ihre Liebe wächst immer mehr und für beide steht fest, dass sie sich ein Leben ohne den jeweils anderen nicht mehr vorstellen können. Das Rad des Schicksals beginnt sich erneut zu drehen.....


Der neue Tatsachenroman von Hera Lind geht tief unter die Haut und hinterlässt deutliche Spuren beim Lesen. Aus vier unterschiedlichen Lebensgeschichten gelingt es ihr in "Zeit zu verzeihen" einen mitreißenden Roman zu verfassen, der die Leser:innen zu Zeitzeug:innen werden lässt.

Es sind Schilderungen, bei denen die Todesangst durch die Adern kriecht, die Tränen ungehindert fließen und die Verzweiflung sich schon fast in Hoffnungslosigkeit verwandel. Und doch schafft es die Autorin immer wieder, kleine Hoffnungslichter und ganz viel Mutterliebe einzuweben, die so viel Mut geben. Dabei steht Rosa stellvertretend für alle Mütter, die während und nach dem Krieg wie Löwinnen dafür gekämpft haben, dass es ihren Kindern gut geht und sie trotz allem das Gefühl haben, geliebt zu werden.

Die perspektivisch erzählten Erinnerungen von Viktor, Rosa und Clara sind von der Schreibenden mit Empathie, Respekt und Achtung verfasst und zeigen sehr deutlich, wie viel Macht, Überlebenswille und Kraft in einem jedem von uns steckt, um aus der Opferrolle herauszutreten, das Leben in die Hand zu nehmen und aus den schmerzenden Erinnerungen und Narben ein neues Leben aufzubauen.

Die Rückblicke sind ungeschönt, grausam, manchmal voller Gewalt und nichts für zarte Gemüter, denn die schreckliche Fratze des Krieges kommt hier ebenso zum Vorschein wie das unmenschliche Gebaren der Stasi. Kanonendonner, eisige Kälte, Hunger, der ständige Kampf ums Überleben, Misshandlungen, psychologische Folter, schlechte hygienische Bedingungen, Dauerbefragungen.....aus den Schilderungen der Betroffenen wird deutlich, dass ein Menschenleben nichts zählt, die Menschenwürde immer wieder mit Füßen getreten wird.
Manchmal finden die Figuren etwas Halt und Hoffnung im Glauben, wobei der christliche Aspekt nur ganz dezent angedeutet wird und nicht weiter ins Gewicht fällt.

Hera Lind wird mit "Zeit zu verzeihen " zur Schicksalsweberin, verknüpft vier einzelne Lebensfäden zu einem Schicksalsbericht, der zwar unterschiedliche Charaktere betrifft, deren Geschichten aber alle miteinander verwoben sind. So schmerzhaft die Vergangenheit gewesen ist, umso versöhnlicher ist die Gegenwart, wenn es gelingt, auch Fehltritte von Herzensmenschen zu verzeihen.

Eine wundervolle Botschaft in einem Roman, der zu Herzen geht und noch lange nachklingen wird.

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