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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

unerwartetes Ende - ein typischer Harlan Coben

In ewiger Schuld
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Nun, ich bin Harlan Coben komplett verfallen. Er gehört nun in der Zwischenzeit zu meinen Lieblingsautoren, und hat mich nicht zum ersten Mal überrascht. Auch in diesem Buch. 

Maya hat es nicht leicht: ...

Nun, ich bin Harlan Coben komplett verfallen. Er gehört nun in der Zwischenzeit zu meinen Lieblingsautoren, und hat mich nicht zum ersten Mal überrascht. Auch in diesem Buch. 

Maya hat es nicht leicht: nach einem sehr sehr fragwürdigen Militäreinsatz aus dem aktiven Militärdienst entlassen, kämpft sie nachwievor mit den posttraumatischen Belastungsstörungen. Als ihr Mann Joe auch noch ermordet wurde, gerät ihr Leben komplett aus der Fassung zu geraten. 

Als sie auf Empfehlung einer Freundin eine sogenannte Nanny-Cam im Wohnzimmer aufstellt - getarnt als elektronischer Bilderrahmen - muss sie erkennen, dass scheinbar Joe doch nicht tot ist. Als sie versucht, bei Joes Familie um Hilfe zu bitten, stößt sie in ein Wespennest, denn Joes Familie trägt einige Geheimnisse mit sich, die die Familie eigentlich um keinen Preis an die Öffentlichkeit tragen will. Kann Maya die Scherben ihres Lebens wieder zusammen kehren und einen Neuanfang wagen?

Was ich an Harlan Coben so liebe sind seine Wendungen. Man hat einen Verdächtigen, und der offenbahrt eine ganz andere Geschichte. Auch hält Harlan Coben seine Spannung aufrecht und überrascht mich hier bei diesem Buch mit einem Ende, das ich garantiert so nicht erwartet hätte. Wirklich nicht. Wer Thriller liebt, kommt an Harlan Coben nun so gar nicht vorbei. 

Ich werde meinen Fangirl-Modus nun ausstellen, und mich auf die Suche nach weiteren Büchern geben, die ich von ihm noch nicht kenne. Suchtfaktor!!

Veröffentlicht am 14.08.2018

Amüsante aber sehr realitätsnahe Theaterstücke - wundervoll

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.

Fredenbek ...

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.

Fredenbek ist ein Eigenbrödler, der seine Routine schätzt. Er ist mehr mit seinem Job und dessen Umsetzung verheiratet, als mit seiner Frau, die auf ihre eigene Weise mit Fredenbek klarkommen muss. Auch zu seinen Kollegen hat er keinen großen Kontakt. Während in den Nachbarbüros etwas gefeiert wird, ist Fredenbek mit seinen Gedanken beschäftigt. Z. B. die richtige Radiergummiwahl. (Ich muss zugeben, das ist wirklich eine Wissenschaft für sich!). Fredenbek hat seine eigene Meinung, und sinniert über seine Probleme lange nach, und kommt zum Schluss zum Ergebnis: er hat das ja schon alles geahnt.

Fredenbek ist mir ja doch sympathisch. Sich strikt an die Vorschriften halten, und ein typischer schrulliger Verwaltungsbeamter. Er hat seine Marotten (Radiergummi!), und erinnert mich etwas an Monk, der ebenso seine Abläufe benötigt, und komplett aus der Bahn geworfen wird, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ja, solche Beamte gibt es leider, und wie Schörle Fredenbek vor sich hin erzählen lässt, wirkt nicht realitätsfremd, sondern kann ihm möglicherweise durchaus im Beamtenalltag begegnet sein. Vielleicht ist dieses Theaterstück auch ein kleiner Fingerzeig an den Amtsschimmel, den es in mancher Amtsstube noch aktiv geben wird.

"Einladung zum Klassentreffen", ach was hab ich schmunzeln müssen. Ja, auch ich saß in einem Zug, in dem ein Gespräch stattfand, wo ich fast dazu geneigt war nachzufragen, ob man mich bitte auf dem laufenden halten könne. Ich bin doch erstaunt, wie manche ihr Leben so öffentlich ausbreiten können. Aber davon abgesehen:

Marina (Sie) ist die große Jugendliebe von Carsten (er), doch nach der Schule bricht der Kontakt ab. Carsten möchte Marina zum Klassentreffen einladen. Während Marina auf dem Heimweg von der Arbeit ist, telefonieren beide miteinander, und kommen ins Gespräch, was den anderen so in den letzten Jahren bewegt hat. Die Geschichte von Marina und ihrem Ex-Mann scheint die anderen Zugmitreisenenden doch sehr zu interessieren, so dass diese mit aussteigen, als Marina den Zug verlässt.

Nun, wie es so ist, nach vielen Jahren ist man erstaunt, wo die anderen Schulkameraden so landen, und was diese erlebt haben. Und auch hier gilt: Schörles Theaterstück ist aus dem Leben gegriffen, und kommt ohne überzogenen Schnickschnack aus. Die Charaktere sind menschlich geblieben, und man kauft ihnen ihre Rolle ab.

Zwei Theaterstücke, bei denen ich gerne mal sehen würde, wie diese in der Praxis umgesetzt werden.

Veröffentlicht am 05.08.2018

eine unglückliche Verkettung von Handlungen mit grausamen Ende

In deinem Namen
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Detective Nap Dumas verliert bei einem tragischen Zugunglück seinen Zwillingsbruder Leo und dessen Freundin Diana. Auch Naps eigene Freundin Maura verschwindet, ohne ein Wort an ihn zu verlieren. Nap hat ...

Detective Nap Dumas verliert bei einem tragischen Zugunglück seinen Zwillingsbruder Leo und dessen Freundin Diana. Auch Naps eigene Freundin Maura verschwindet, ohne ein Wort an ihn zu verlieren. Nap hat diesen Umstand nie richtig verwinden können. Als 15 Jahre später bei einem Mordfall Mauras Fingerabdrücke gefunden werden, platzen die kaum verheilten Wunden wieder auf. Und Naps ungutes Gefühl, dass es bei dem Zugunglück nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, bestätigt sich. Bei seinen Recherchen stößt er auf einen geheimen Club, dem sein Zwillingsbruder Leo geleitet hat. Nach und nach werden die sechs Mitglieder des Clubs tot aufgefunden. Das kann kein Zufall mehr sein, und Nap legt nach und nach die Puzzleteile zusammen, welches ein grausames Gesamtbild ergibt.



Harlan Coben: ich nenne ihn manchmal den Mann meiner schlaflosen Nächte. Jedes seiner Bücher verschlinge ich. Es kam auch schonmal vor, dass eins seiner Bücher genau von der Zugfahrt von Berlin nach Stuttgart gelangt hat, und ich gerade mal mit Müh und Not die Zugbegleiterin zur Ticketkontrolle mitbekommen habe. Das Buch war gerade rechtzeitig zum Ausstieg in Stuttgart fertig. Wenn nicht, hätte ich wohl das erste Mal im Leben den Ausstieg verpasst. Und da ich Harlan Cobens spannenden Schreibstil vergöttere, habe ich mich sehr gefreut, dass mir der Goldmann Verlag Harlan Cobens neuen Thriller "In deinem Namen" zur Verfügung gestellt hat. Und ich wurde wieder nicht enttäuscht.

Nap Dumas ist mir recht sympathisch. Denn er ist ein Polizist, der für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsteht. Wenn seine Freundin Ellie wieder im Frauenhaus von schlimmen Schicksalen berichtet, rächt er sich an den Übeltätern. Auch bei seiner täglichen Polizeiarbeit setzt er sich für das Gute ein. Doch hadert auch er mit dem Schicksal. Mit seinem toten Zwillingsbruder steht er immer wieder in Zwiesprache, und sucht in Gedanken Rat bei ihm. Auch die Lösung des Falles nagt stark an ihm, da er von engsten Vertrauten enttäuscht wird.

Harlan Coben hat hier wieder einen tollen Fall geschaffen. Eine ehemalige Militärbasis, die angeblich zum Landwirtschaftsministerium gehört. Eine Jugendbeziehung, die auf ein trauriges Ende trifft, und deren Folgen unerwartet eskalieren und in einer menschlichen Tragödie enden. Ein Freundeskreis, der so stark in das tragische Geheimnis verwickelt ist und dennoch dicht hält. Und eine Falllösung, die ich so nicht erwartet hätte. Als die Ein typischer Coben, der einen fesselt und nicht mehr los lässt. Charaktere, die einem sympatisch sind, und eine Handlung, die logisch strukturiert ist. Sicherlich hätte man an der ein oder anderen Stelle noch etwas nacharbeiten können, doch das fällt bei der Story nicht ins Gewicht.

Auch das Cover ist wieder passend gewählt: düster und geheimnisvoll passt es zu dem Geheimnis, das Nap Dumas lösen kann.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Eine gefühlvolle Reise in die Vergangenheit und Erinnerungen

Hain
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Inhalt:

Die Protagonistin und ihr Mann haben viel vor: sie wollen mehrere Reisen unternehmen, vor allem nach Italien. Doch die Protagonistin verliert ihren Mann an eine schwere Krankheit. Und so begibt ...

Inhalt:

Die Protagonistin und ihr Mann haben viel vor: sie wollen mehrere Reisen unternehmen, vor allem nach Italien. Doch die Protagonistin verliert ihren Mann an eine schwere Krankheit. Und so begibt sich die Protagonistin alleine nach Italien, zum einen nach Olevano Romano nordöstlich von Rom, aber auch ganz im Süden durchstreift sie die Valli di Comacchio, um den Tod ihres Mannes zu verarbeiten. Während diesen Reisen erwachen die Erinnerungen an eine weitere Reise, die sie mit ihrer Familie in ihrer Jugend begangen hat, die bereits einige Jahrzehnte zurück liegen.

Doch wie geht man mit dem Tod um? Mit dem Tod des Vaters, zu dem sie doch keine Nähe mehr aufbauen konnte, und mit dem traurigen Tod ihres Mannes? Manche Menschen fokussieren sich auf den Schmerz, andere suchen Ablenkung. Und letzteres wählt die Protagonistin: sie lenkt sich ab mit den Details ihrer Umgebung. Während andere grob die Umgebung wahrnehmen, um sich zurecht zu finden, nimmt die Protagonistin jedes Detail sehr genau auf. So wird der Friedhof in Olevano mit den Abläufen inspiziert. Es fallen die täglichen bis wöchentlichen Routinen der Bewohner auf: Wie wird der Friedhof wann von wem besucht, gepflegt und gewartet? Welche Flora und Fauna findet sich auf dem Weg zum Friedhof wieder? Welche Tiere haben sich der Umgebung der Ortschaften angepasst? Welche Gerüche und Eindrücke finden sich auf den Wegen zu verschiedenen Zielen wieder? Welches Wetter herrscht, und wie beeinflusst dies die örtliche Stimmung?



Meine Meinung:

Nun, ich war am Anfang dem Buch sehr kritisch gegenüber eingestellt. Doch das wandelte sich bereits nach ein paar Seiten. Ich bin nach wie vor fasziniert von der sprachlichen Präsenz, die die Autorin Esther Kinsky an den Tag legt. Es ist schlichtweg unbegreiflich für mich, wie man ein Buch so mit Leben füllen kann: durch Esther Kinskys Schreibstil und Wortgewandtheit entstehen die Landschaften in meiner Fantasie zu Leben. Die Gerüche von Essen, das in den Ortschaften gekocht wird, der Aufbau des Friedhofs, die Menschen, die ihr die Umgebung näher bringen: alles fügt sich ineinander zusammen, und weckt die Sehnsucht in mir, diese Ortschaften selber zu besuchen.

Auch wenn dieses Buch keine explizite Handlung hat oder aktive Dialoge, man folgt gebannt der Protagonistin durch Italien, erlebt schlechte wie gute Tage mit ihr; folgt den Erinnerungen des Urlaubs in der Kindheit und den Gedanken der Protagonistin.

Vielmehr als das, was Kinsky beschreibt, benötigt dieses wundervolle Buch gar nicht. Das Buch ist so wundervoll auf das nötigste reduziert, und doch wirkt es für mich so gefüllt an Beschreibungen an das Umfeld der Protagonistin, ohne langweilig oder langatmig zu wirken. Kinsky beschreibt nur, was für die Erzählung notwendig ist. Auch das Cover mit dem Adressanhänger bzw. der Wäsche auf der Wäscheleine find ich klasse. Es hat etwas vom Detail des Alltags, der einem im normalen Leben gar nicht mehr auffällt. So schult Kinsky den Leser, wieder mehr sich auf die schönen Details im Alltag zu konzentrieren.

Lieber Suhrkamp Verlag, hier habt ihr ein richtig wundervolles Buch einer wahnsinnig begabten Autorin veröffentlicht. Es ist eines meiner Highlights dieses Jahr und wird sicherlich nicht das letzte Mal gelesen sein.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Humorvolles Buch über geniale Bösewichte der Weltliteratur

Das Buch der Schurken
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Manchmal frage ich mich ernsthaft, warum es nicht mehr Bücher wie „das Buch der Schurken“ von Martin Thomas Pesl gibt. Der Autor hat – mit seinen festgelegten Kriterien – die für ihn 100 genialsten Bösewichte ...

Manchmal frage ich mich ernsthaft, warum es nicht mehr Bücher wie „das Buch der Schurken“ von Martin Thomas Pesl gibt. Der Autor hat – mit seinen festgelegten Kriterien – die für ihn 100 genialsten Bösewichte der Weltliteratur ausgesucht. Im Vorwort erklärt Pesl, warum er z. B. echte Schwierigkeiten hatte, weibliche Schurken zu finden. Auch weist er darauf hin, dass diese Liste weder vollständig ist, sondern eine subjektive Auswahl. Und so fand ich Schurken, die ich bereits kannte (Fantomas z. B., oder die 40 Räuber), und Schurken, von denen ich noch nie etwas gehört habe (Santer aus Karl Mays Winnetou war mir z. B. gar nicht geläufig). Was mir auch gefallen hat, war die Schurken in 12 Kategorien aufzuteilen. So gibt es die gierigen Schurken oder die Rachsüchtigen; es gibt die Psychopathen oder die Erziehungsberechtigten (wundervoll!!).

Die Schurken selber werden in zwei Seiten beschrieben. Zum einen gibt es unter dem Namen des Schurken eine Quelle, wer der Autor ist und in welcher Literatur der Schurke zu finden ist. Auch ein Zitat findet unter dem Bild seinen Platz. Auf der rechten Seite gibt es dann eine Abhandlung des Autors über den Schurken. Zum Schluss findet man eine kleine Zusammenfassung des Bösewichtes, die ich immer wieder recht amüsant finde. So findet man z. B. bei dem Grafen Dracula Öffnungszeiten von 22-4 Uhr (ernsthaft: auf die Idee muss man erstmal kommen, ich fands wirklich super), beim Gallert-Ozean muss noch die Badetauglichkeit getestet werden, und bei Fräulein Knüppelkuh empfiehlt der Autor das gleiche Fluchtszenario wie bei einem Rhinozeros.

Auch bei der Aufmachung des Buches wurde volle Arbeit geleistet. Bis auf das rote btb Emblem ist das Cover in schwarz weiß gehalten, das Cover zeigt Einen Zylinder, eine Augenmaske und einen geschwungenen Schnauzer. Selbst die Illustrationen von Kristof Kepler sind wundervoll gelungen. So bekommt jeder Schurke eine Illustration zu seiner Geschichte.

Ich wünschte, es gäbe mehr davon. Ein gelungenes Gesamtpaket. Und irgendwie muss man die ausgewählten Schurken fast ja liebhaben, so wie Pesl diese beschreibt.

PS: Wer nun endlich mein Lieblingsschurke ist, kann ich gar nicht mal sagen: Hoch oben steht Graf Dracula und Grendel, aber auch Fantomas, Frankensteins Monster, die Herzkönigin. Und ich werde mich mit einigen Schurken wieder mehr befassen. So waren mir die 40 Räuber von Ali Baba nicht mehr ganz geläufig, und Moby Dick wäre auch wieder mal interessant. Also, schmökern lohnt sich.